Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Erstes Vierteljahr.Die Verwirrung in der Schreibung unsrer Straßennamen straße? Hohe Straße oder Hochstraße? Neue Gasse oder Neugasse? Lauge Die Verwirrung in der Schreibung unsrer Straßennamen straße? Hohe Straße oder Hochstraße? Neue Gasse oder Neugasse? Lauge <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0330" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/221976"/> <fw type="header" place="top"> Die Verwirrung in der Schreibung unsrer Straßennamen</fw><lb/> <p xml:id="ID_1069" prev="#ID_1068" next="#ID_1070"> straße? Hohe Straße oder Hochstraße? Neue Gasse oder Neugasse? Lauge<lb/> Straße oder Laugstraße? u. ä." Durch sie wollte ich hauptsächlich feststellen,<lb/> ob neben den häufigen Neugassen und Hochstraßen auch Lcmgstraßeu und Vreit-<lb/> straßen vorkommen. Eine Breite Straße giebt es nach den Antworten in vier-<lb/> unddreißig Städten, in vier Städten eine Breite Gasse, in einer (Aurich) einen<lb/> Breiten Weg; dagegen giebt es eine Breitgasse nur in Danzig, und von Köln<lb/> heißt es: „Der Kölner sagt gewöhnlich Breitstraße." Es ist sehr eigentüm¬<lb/> lich, daß sich Breite Straße, das jetzt fast überall in einem Worte geschrieben<lb/> wird, doch nicht zur Breitstraße entwickelt hat. Eine Schmale Straße wird<lb/> aus Marienwerder und aus Stuttgart gemeldet, eine Schmale Gasse aus<lb/> Czeruowitz, ein Schmaler Weg aus Neunkirchen; aber keine Schmalgasse etwa.<lb/> Eine Hohe Straße geben neunzehn Vereine an, eine Hohe Gasse nur Czerno-<lb/> witz, eine Hohe Warte Wernigerode und Wien, Wien auch einen Hohen Markt<lb/> und einen Hohen Steig, Straßburg einen Hohen Steg, Meiningen eine Hohe<lb/> Leite. Eine Hochstraße dagegen haben fünfzehn Städte, eine Hochnllee eine<lb/> (Hamburg, neben einer Hohen Straße); von Köln heißt es: „Hochstraße; platt¬<lb/> kölnisch heißt es aber Huhstroß; daraus ist das hochdeutsche Hohe Straße ent¬<lb/> standen, das niemand spricht." Einen Tiefen Graben hat Wien. Eine Neue<lb/> Gasse giebt es in neun Städten, eine Neugasse dagegen in elf; eine Neue<lb/> Straße in zehn, eine Neustraße in elf; einen Neuen Weg hat Magdeburg.<lb/> Von Hamburg heißt es: „Neustraße findet sich dreimal: es giebt eine alt¬<lb/> städter und eine neustädter Neustraße, sowie eine Neustraße in dem ehemaligen<lb/> Vororte Hohenfelde; außerdem giebt es eine Neue Straße in der frühern Vor¬<lb/> stadt Se. Georg." Vier Vereine haben auch einen Neumarkt verzeichnet, eiuen<lb/> Neuen Markt dagegen nur Straßburg im Elsaß. Eine Altgasse giebt es in<lb/> Bockenheim und in Wien; eine Alte Gasse in Frankfurt, eine Alte Straße in<lb/> Wilhelmshaven. Eine Lauge Straße verzeichnen sechsundzwanzig Vereine (Frank¬<lb/> furt a. M.: „Im Volksmunde aber »Langstraß«"), eine Lange Gasse Vudweis,<lb/> Eger, Gablonz, Leitmeritz und Wien; Wien auch ein „Langes Kirchfeld," Aurich<lb/> einen „Langen Kamp," Lübeck eine „Lange Reihe." Eine Lcmgstraße aber<lb/> haben nur Straßburg im Elsaß und Trier, eine Langgasse nur Bonn, Danzig,<lb/> Köln und Linz, Danzig auch einen Langgarten. Eine Kurze Straße kommt<lb/> elfmal, eine Kurze Gasse einmal (in Czeruowitz). eine Kurzgasse kommt nicht<lb/> vor. Eine Obere Gasse giebt es auch nicht, eine Oberstraße in Boppard,<lb/> Düsseldorf, Elberfeld, eine Obergasse in Zittau; eine Niederstraße in Marien¬<lb/> werder und in Wesel, eine Niedergasse in Darmstadt-Bessungeu. Ferner werden<lb/> noch angegeben: Hinterstraße (München, Trier), Hintergasse (Boppard), Hinter¬<lb/> reihe (Plön); Mittelstraße (Celle, Düsseldorf, Elberfeld, Mettmann. Zittau),<lb/> Untere Marktstraße (Boppard, doch spreche man: Untermnrktstraße), Steile Gasse<lb/> (Czeruowitz), Stille Gasse (Czernowitz), Dunkle Straße (Münden). Rauhe Gasse<lb/> (Celle), Naukamp (Elberfeld), Krnmmgasse (Wien). Euggasse (Prüm), Klein-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0330]
Die Verwirrung in der Schreibung unsrer Straßennamen
straße? Hohe Straße oder Hochstraße? Neue Gasse oder Neugasse? Lauge
Straße oder Laugstraße? u. ä." Durch sie wollte ich hauptsächlich feststellen,
ob neben den häufigen Neugassen und Hochstraßen auch Lcmgstraßeu und Vreit-
straßen vorkommen. Eine Breite Straße giebt es nach den Antworten in vier-
unddreißig Städten, in vier Städten eine Breite Gasse, in einer (Aurich) einen
Breiten Weg; dagegen giebt es eine Breitgasse nur in Danzig, und von Köln
heißt es: „Der Kölner sagt gewöhnlich Breitstraße." Es ist sehr eigentüm¬
lich, daß sich Breite Straße, das jetzt fast überall in einem Worte geschrieben
wird, doch nicht zur Breitstraße entwickelt hat. Eine Schmale Straße wird
aus Marienwerder und aus Stuttgart gemeldet, eine Schmale Gasse aus
Czeruowitz, ein Schmaler Weg aus Neunkirchen; aber keine Schmalgasse etwa.
Eine Hohe Straße geben neunzehn Vereine an, eine Hohe Gasse nur Czerno-
witz, eine Hohe Warte Wernigerode und Wien, Wien auch einen Hohen Markt
und einen Hohen Steig, Straßburg einen Hohen Steg, Meiningen eine Hohe
Leite. Eine Hochstraße dagegen haben fünfzehn Städte, eine Hochnllee eine
(Hamburg, neben einer Hohen Straße); von Köln heißt es: „Hochstraße; platt¬
kölnisch heißt es aber Huhstroß; daraus ist das hochdeutsche Hohe Straße ent¬
standen, das niemand spricht." Einen Tiefen Graben hat Wien. Eine Neue
Gasse giebt es in neun Städten, eine Neugasse dagegen in elf; eine Neue
Straße in zehn, eine Neustraße in elf; einen Neuen Weg hat Magdeburg.
Von Hamburg heißt es: „Neustraße findet sich dreimal: es giebt eine alt¬
städter und eine neustädter Neustraße, sowie eine Neustraße in dem ehemaligen
Vororte Hohenfelde; außerdem giebt es eine Neue Straße in der frühern Vor¬
stadt Se. Georg." Vier Vereine haben auch einen Neumarkt verzeichnet, eiuen
Neuen Markt dagegen nur Straßburg im Elsaß. Eine Altgasse giebt es in
Bockenheim und in Wien; eine Alte Gasse in Frankfurt, eine Alte Straße in
Wilhelmshaven. Eine Lauge Straße verzeichnen sechsundzwanzig Vereine (Frank¬
furt a. M.: „Im Volksmunde aber »Langstraß«"), eine Lange Gasse Vudweis,
Eger, Gablonz, Leitmeritz und Wien; Wien auch ein „Langes Kirchfeld," Aurich
einen „Langen Kamp," Lübeck eine „Lange Reihe." Eine Lcmgstraße aber
haben nur Straßburg im Elsaß und Trier, eine Langgasse nur Bonn, Danzig,
Köln und Linz, Danzig auch einen Langgarten. Eine Kurze Straße kommt
elfmal, eine Kurze Gasse einmal (in Czeruowitz). eine Kurzgasse kommt nicht
vor. Eine Obere Gasse giebt es auch nicht, eine Oberstraße in Boppard,
Düsseldorf, Elberfeld, eine Obergasse in Zittau; eine Niederstraße in Marien¬
werder und in Wesel, eine Niedergasse in Darmstadt-Bessungeu. Ferner werden
noch angegeben: Hinterstraße (München, Trier), Hintergasse (Boppard), Hinter¬
reihe (Plön); Mittelstraße (Celle, Düsseldorf, Elberfeld, Mettmann. Zittau),
Untere Marktstraße (Boppard, doch spreche man: Untermnrktstraße), Steile Gasse
(Czeruowitz), Stille Gasse (Czernowitz), Dunkle Straße (Münden). Rauhe Gasse
(Celle), Naukamp (Elberfeld), Krnmmgasse (Wien). Euggasse (Prüm), Klein-
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |