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Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Erstes Vierteljahr.

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liehen, namentlich aber die für die thätlichen Beleidigungen (Mißhandlung, Ver¬
gewaltigung, Ehebruch usw.) bedeutend verschärft werden. Darauf hinzuwirken,
wäre Sache derer, denen die Selbsthilfe des Zweikampfs genommen wird.

Verschwindet der Zweikampf, und wird zugleich die Ehre des Einzelnen
vollkommner von Staats wegen geschützt, als es jetzt der Fall ist, so sind auch
die Befürchtungen hinfällig, die man meist gegen die Beseitigung jener Selbst¬
hilfe in Ehrenhändeln ins Feld führt, vor allem die, daß die Ehrliebe und
Ehrenhaftigkeit der Kreise, die jetzt das Standesvorrecht des Duells haben,
darunter leiden müßten. Denn ganz abgesehen davon, daß eine Ehre, die nur
durch Verbrechen unverletzt gehalten werden oder wiederhergestellt werden kann,
ebenso gut unterdrückt werden muß wie eine Religion, die von ihren Be-
kennern etwa Menschenopfer fordert -- ich bin fest überzeugt, daß, wenn dann
viele, die jetzt durch einen Pistolenschuß ihre Ehre aufrecht erhalten können,
als Schufte gebrandmarkt würden, und andre, die nicht zur Pistole greifen
können oder wollen, wenn sie von einem Lassen beleidigt werden, Ehrenmänner
blieben, wenn also die Ehre nicht dem Zufall eines Zweikampfs ausgeliefert
wäre, die Ehrliebe und die Ehrenhaftigkeit noch viel größer und gesicherter
sein würde. Denn das ist doch wohl keine Frage, daß die obersten Volks¬
schichten, die ihre Ehre durch deu Zweikampf schützen, manchen ehrlosen Menschen
unter sich haben und unter sich dulden müssen, nur weil er, als er sich einmal
selbst einer Ehrlosigkeit schuldig gemacht hatte, den, der ihn deshalb einen
Schurken genannt hatte, niedergeschossen hat, weil er seine Schande also in
dem Blute eines Ehrenmannes abgewaschen hat, woraus hervorgeht, daß auch
der Zweikampf die Bestimmung, die Ehre zu schützen, nnr ganz unvollkommen
erfüllt.


Bruno Hase


Die Verwirrung in der Schreibung unsrer Straßen¬
namen I. Ernst wnlfing von

uf meine im Deutschen Sprachvereine veranstaltete Umfrage wegen
der Schreibung von Straßennamen habe ich von 79 Zweig¬
vereinen Antworten erhalten, außerdem eine von or. Th. Storch
ans Meiningen, eine von l)r. Ed. Jacobs ans Wernigerode, eine
von einem Freunde ans Viersen und eine aus Berlin 8V/. Allen,
die sich der Mühe unterzogen haben, mir zu antworten, sage ich hier verbind-


liehen, namentlich aber die für die thätlichen Beleidigungen (Mißhandlung, Ver¬
gewaltigung, Ehebruch usw.) bedeutend verschärft werden. Darauf hinzuwirken,
wäre Sache derer, denen die Selbsthilfe des Zweikampfs genommen wird.

Verschwindet der Zweikampf, und wird zugleich die Ehre des Einzelnen
vollkommner von Staats wegen geschützt, als es jetzt der Fall ist, so sind auch
die Befürchtungen hinfällig, die man meist gegen die Beseitigung jener Selbst¬
hilfe in Ehrenhändeln ins Feld führt, vor allem die, daß die Ehrliebe und
Ehrenhaftigkeit der Kreise, die jetzt das Standesvorrecht des Duells haben,
darunter leiden müßten. Denn ganz abgesehen davon, daß eine Ehre, die nur
durch Verbrechen unverletzt gehalten werden oder wiederhergestellt werden kann,
ebenso gut unterdrückt werden muß wie eine Religion, die von ihren Be-
kennern etwa Menschenopfer fordert — ich bin fest überzeugt, daß, wenn dann
viele, die jetzt durch einen Pistolenschuß ihre Ehre aufrecht erhalten können,
als Schufte gebrandmarkt würden, und andre, die nicht zur Pistole greifen
können oder wollen, wenn sie von einem Lassen beleidigt werden, Ehrenmänner
blieben, wenn also die Ehre nicht dem Zufall eines Zweikampfs ausgeliefert
wäre, die Ehrliebe und die Ehrenhaftigkeit noch viel größer und gesicherter
sein würde. Denn das ist doch wohl keine Frage, daß die obersten Volks¬
schichten, die ihre Ehre durch deu Zweikampf schützen, manchen ehrlosen Menschen
unter sich haben und unter sich dulden müssen, nur weil er, als er sich einmal
selbst einer Ehrlosigkeit schuldig gemacht hatte, den, der ihn deshalb einen
Schurken genannt hatte, niedergeschossen hat, weil er seine Schande also in
dem Blute eines Ehrenmannes abgewaschen hat, woraus hervorgeht, daß auch
der Zweikampf die Bestimmung, die Ehre zu schützen, nnr ganz unvollkommen
erfüllt.


Bruno Hase


Die Verwirrung in der Schreibung unsrer Straßen¬
namen I. Ernst wnlfing von

uf meine im Deutschen Sprachvereine veranstaltete Umfrage wegen
der Schreibung von Straßennamen habe ich von 79 Zweig¬
vereinen Antworten erhalten, außerdem eine von or. Th. Storch
ans Meiningen, eine von l)r. Ed. Jacobs ans Wernigerode, eine
von einem Freunde ans Viersen und eine aus Berlin 8V/. Allen,
die sich der Mühe unterzogen haben, mir zu antworten, sage ich hier verbind-


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[0323] liehen, namentlich aber die für die thätlichen Beleidigungen (Mißhandlung, Ver¬ gewaltigung, Ehebruch usw.) bedeutend verschärft werden. Darauf hinzuwirken, wäre Sache derer, denen die Selbsthilfe des Zweikampfs genommen wird. Verschwindet der Zweikampf, und wird zugleich die Ehre des Einzelnen vollkommner von Staats wegen geschützt, als es jetzt der Fall ist, so sind auch die Befürchtungen hinfällig, die man meist gegen die Beseitigung jener Selbst¬ hilfe in Ehrenhändeln ins Feld führt, vor allem die, daß die Ehrliebe und Ehrenhaftigkeit der Kreise, die jetzt das Standesvorrecht des Duells haben, darunter leiden müßten. Denn ganz abgesehen davon, daß eine Ehre, die nur durch Verbrechen unverletzt gehalten werden oder wiederhergestellt werden kann, ebenso gut unterdrückt werden muß wie eine Religion, die von ihren Be- kennern etwa Menschenopfer fordert — ich bin fest überzeugt, daß, wenn dann viele, die jetzt durch einen Pistolenschuß ihre Ehre aufrecht erhalten können, als Schufte gebrandmarkt würden, und andre, die nicht zur Pistole greifen können oder wollen, wenn sie von einem Lassen beleidigt werden, Ehrenmänner blieben, wenn also die Ehre nicht dem Zufall eines Zweikampfs ausgeliefert wäre, die Ehrliebe und die Ehrenhaftigkeit noch viel größer und gesicherter sein würde. Denn das ist doch wohl keine Frage, daß die obersten Volks¬ schichten, die ihre Ehre durch deu Zweikampf schützen, manchen ehrlosen Menschen unter sich haben und unter sich dulden müssen, nur weil er, als er sich einmal selbst einer Ehrlosigkeit schuldig gemacht hatte, den, der ihn deshalb einen Schurken genannt hatte, niedergeschossen hat, weil er seine Schande also in dem Blute eines Ehrenmannes abgewaschen hat, woraus hervorgeht, daß auch der Zweikampf die Bestimmung, die Ehre zu schützen, nnr ganz unvollkommen erfüllt. Bruno Hase Die Verwirrung in der Schreibung unsrer Straßen¬ namen I. Ernst wnlfing von uf meine im Deutschen Sprachvereine veranstaltete Umfrage wegen der Schreibung von Straßennamen habe ich von 79 Zweig¬ vereinen Antworten erhalten, außerdem eine von or. Th. Storch ans Meiningen, eine von l)r. Ed. Jacobs ans Wernigerode, eine von einem Freunde ans Viersen und eine aus Berlin 8V/. Allen, die sich der Mühe unterzogen haben, mir zu antworten, sage ich hier verbind-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_221645/323>, abgerufen am 01.09.2024.