Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Deutschlands Beziehungen zu Transvaal

in deu zahlreichen Minenbetrieben, wie der Süddeutsche A. Wagner. Mit
deutschem Gelde ist auch das bedeutende metallurgische Institut gegründet
worden. Ebenso haben deutsche Kapitalisten die für Südafrika geradezu un¬
entbehrliche Gold- und Silberscheideanstalt ins Leben gerufen, die ihren Sitz
in Frankfurt ni. M. hat.

In elektrischen Bahnen sind ungefähr 6 Millionen Mark deutscheu Kapitals
angelegt. Diese Anlagen übernahm Siemers und Hälfte, die Südafrika mit
ihren Anlagen ziemlich beherrschen. So hat der schon erwähnte E. Lippert
in Verbindung mit dieser Firma die größte elektrische Kraftanlage der Welt
geschaffen, die über 4000 Pferdekräfte verfügt. Auch um die Kultur des
Landes erwirbt sich diese Firma große Verdienste durch eine sachgemäße Aus¬
nutzung der Wasserkräfte. In dieser Beziehung bietet sich ihr aber noch ein
weites Arbeitsfeld dar, da die südafrikanischen Flüsse infolge des starken Ab¬
falls der Hochebne zur Küste zahlreiche Wasserfülle bilden.

Bald wird auch die öde, wüstenähnliche Umgebung Johannesburgs durch
deutschen Fleiß und deutsche Intelligenz ein andres Aussehen erhalten. Unter
der Leitung deutscher Forstleute hat die Regierung -- und auch Privatleute
wie Lippert beteiligen sich dabei -- Aufforstungen unternommen, die nicht mir
in Bezug auf landschaftliche Schönheit schon große Veränderungen hervorgerufen
haben, sondern sich auch später als gute Kapitalanlage in dem holzarmen Lande
erweisen werden; denn bis jetzt müssen die Grubenhölzer, die in den Bergwerken
gebraucht werden, aus Schweden und Norwegen eingeführt werden.

Auch eine Tuchfabrik wurde in Volksrust, nahe an der Grenze des Oranje-
freistaats und Natals, errichtet, wozu vierundzwauzig deutsche Arbeiter an¬
geworben wurden. Im Anschluß hieran werden auch noch andre Unterneh¬
mungen geplant. Im Oktober 1895 hat die Dresdner Bank, unterstützt von
andern deutscheu Bankhäusern, eine Aktiengesellschaft in Johannesburg ins Leben
gerufen, deren Kapital 1 Million Pfund Sterling beträgt. Mit dieser Bank
soll eine Zentralstelle für deutsche Industrie verbunden werden. Es hat sich
also in Transvaal ein weites Gebiet für den deutschen Unternehmungsgeist
erschlossen. Wie sehr der Verkehr von Deutschland nach Transvaal in letzter
Zeit gewachsen ist, kann mau schon aus dem Umstände erkennen, daß die
Deutsch-ostafrikanische Gesellschaft mit diesem Jahre drei neue Schiffe einstellt.

Was die Zahl der Deutschen anlangt, so ist sie durchaus nicht so unbe¬
deutend, wie sie die englischen Blätter machen möchten. Vor allen Dingen
unterscheiden sich aber die Deutschen vorteilhaft dadurch von den goldsuchenden
englischen Zugvögeln, daß sie in überwiegender Zahl im Lande seßhaft ge¬
worden sind, sei es als Arbeiter, Handwerker, Ackerbauer oder Kaufleute. Was
den Deutschen an Kopfzahl abgeht, ersetzen sie reichlich durch ihr Ansehen.
Welches Vertrauen sie genießen, kann schon der Umstand beweisen, daß sie eine
Reihe wichtiger Ämter im Lande bekleide". Der Veteran der Deutschen ist


Deutschlands Beziehungen zu Transvaal

in deu zahlreichen Minenbetrieben, wie der Süddeutsche A. Wagner. Mit
deutschem Gelde ist auch das bedeutende metallurgische Institut gegründet
worden. Ebenso haben deutsche Kapitalisten die für Südafrika geradezu un¬
entbehrliche Gold- und Silberscheideanstalt ins Leben gerufen, die ihren Sitz
in Frankfurt ni. M. hat.

In elektrischen Bahnen sind ungefähr 6 Millionen Mark deutscheu Kapitals
angelegt. Diese Anlagen übernahm Siemers und Hälfte, die Südafrika mit
ihren Anlagen ziemlich beherrschen. So hat der schon erwähnte E. Lippert
in Verbindung mit dieser Firma die größte elektrische Kraftanlage der Welt
geschaffen, die über 4000 Pferdekräfte verfügt. Auch um die Kultur des
Landes erwirbt sich diese Firma große Verdienste durch eine sachgemäße Aus¬
nutzung der Wasserkräfte. In dieser Beziehung bietet sich ihr aber noch ein
weites Arbeitsfeld dar, da die südafrikanischen Flüsse infolge des starken Ab¬
falls der Hochebne zur Küste zahlreiche Wasserfülle bilden.

Bald wird auch die öde, wüstenähnliche Umgebung Johannesburgs durch
deutschen Fleiß und deutsche Intelligenz ein andres Aussehen erhalten. Unter
der Leitung deutscher Forstleute hat die Regierung — und auch Privatleute
wie Lippert beteiligen sich dabei — Aufforstungen unternommen, die nicht mir
in Bezug auf landschaftliche Schönheit schon große Veränderungen hervorgerufen
haben, sondern sich auch später als gute Kapitalanlage in dem holzarmen Lande
erweisen werden; denn bis jetzt müssen die Grubenhölzer, die in den Bergwerken
gebraucht werden, aus Schweden und Norwegen eingeführt werden.

Auch eine Tuchfabrik wurde in Volksrust, nahe an der Grenze des Oranje-
freistaats und Natals, errichtet, wozu vierundzwauzig deutsche Arbeiter an¬
geworben wurden. Im Anschluß hieran werden auch noch andre Unterneh¬
mungen geplant. Im Oktober 1895 hat die Dresdner Bank, unterstützt von
andern deutscheu Bankhäusern, eine Aktiengesellschaft in Johannesburg ins Leben
gerufen, deren Kapital 1 Million Pfund Sterling beträgt. Mit dieser Bank
soll eine Zentralstelle für deutsche Industrie verbunden werden. Es hat sich
also in Transvaal ein weites Gebiet für den deutschen Unternehmungsgeist
erschlossen. Wie sehr der Verkehr von Deutschland nach Transvaal in letzter
Zeit gewachsen ist, kann mau schon aus dem Umstände erkennen, daß die
Deutsch-ostafrikanische Gesellschaft mit diesem Jahre drei neue Schiffe einstellt.

Was die Zahl der Deutschen anlangt, so ist sie durchaus nicht so unbe¬
deutend, wie sie die englischen Blätter machen möchten. Vor allen Dingen
unterscheiden sich aber die Deutschen vorteilhaft dadurch von den goldsuchenden
englischen Zugvögeln, daß sie in überwiegender Zahl im Lande seßhaft ge¬
worden sind, sei es als Arbeiter, Handwerker, Ackerbauer oder Kaufleute. Was
den Deutschen an Kopfzahl abgeht, ersetzen sie reichlich durch ihr Ansehen.
Welches Vertrauen sie genießen, kann schon der Umstand beweisen, daß sie eine
Reihe wichtiger Ämter im Lande bekleide». Der Veteran der Deutschen ist


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0316" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/221962"/>
          <fw type="header" place="top"> Deutschlands Beziehungen zu Transvaal</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_1023" prev="#ID_1022"> in deu zahlreichen Minenbetrieben, wie der Süddeutsche A. Wagner. Mit<lb/>
deutschem Gelde ist auch das bedeutende metallurgische Institut gegründet<lb/>
worden. Ebenso haben deutsche Kapitalisten die für Südafrika geradezu un¬<lb/>
entbehrliche Gold- und Silberscheideanstalt ins Leben gerufen, die ihren Sitz<lb/>
in Frankfurt ni. M. hat.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1024"> In elektrischen Bahnen sind ungefähr 6 Millionen Mark deutscheu Kapitals<lb/>
angelegt. Diese Anlagen übernahm Siemers und Hälfte, die Südafrika mit<lb/>
ihren Anlagen ziemlich beherrschen. So hat der schon erwähnte E. Lippert<lb/>
in Verbindung mit dieser Firma die größte elektrische Kraftanlage der Welt<lb/>
geschaffen, die über 4000 Pferdekräfte verfügt. Auch um die Kultur des<lb/>
Landes erwirbt sich diese Firma große Verdienste durch eine sachgemäße Aus¬<lb/>
nutzung der Wasserkräfte. In dieser Beziehung bietet sich ihr aber noch ein<lb/>
weites Arbeitsfeld dar, da die südafrikanischen Flüsse infolge des starken Ab¬<lb/>
falls der Hochebne zur Küste zahlreiche Wasserfülle bilden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1025"> Bald wird auch die öde, wüstenähnliche Umgebung Johannesburgs durch<lb/>
deutschen Fleiß und deutsche Intelligenz ein andres Aussehen erhalten. Unter<lb/>
der Leitung deutscher Forstleute hat die Regierung &#x2014; und auch Privatleute<lb/>
wie Lippert beteiligen sich dabei &#x2014; Aufforstungen unternommen, die nicht mir<lb/>
in Bezug auf landschaftliche Schönheit schon große Veränderungen hervorgerufen<lb/>
haben, sondern sich auch später als gute Kapitalanlage in dem holzarmen Lande<lb/>
erweisen werden; denn bis jetzt müssen die Grubenhölzer, die in den Bergwerken<lb/>
gebraucht werden, aus Schweden und Norwegen eingeführt werden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1026"> Auch eine Tuchfabrik wurde in Volksrust, nahe an der Grenze des Oranje-<lb/>
freistaats und Natals, errichtet, wozu vierundzwauzig deutsche Arbeiter an¬<lb/>
geworben wurden. Im Anschluß hieran werden auch noch andre Unterneh¬<lb/>
mungen geplant. Im Oktober 1895 hat die Dresdner Bank, unterstützt von<lb/>
andern deutscheu Bankhäusern, eine Aktiengesellschaft in Johannesburg ins Leben<lb/>
gerufen, deren Kapital 1 Million Pfund Sterling beträgt. Mit dieser Bank<lb/>
soll eine Zentralstelle für deutsche Industrie verbunden werden. Es hat sich<lb/>
also in Transvaal ein weites Gebiet für den deutschen Unternehmungsgeist<lb/>
erschlossen. Wie sehr der Verkehr von Deutschland nach Transvaal in letzter<lb/>
Zeit gewachsen ist, kann mau schon aus dem Umstände erkennen, daß die<lb/>
Deutsch-ostafrikanische Gesellschaft mit diesem Jahre drei neue Schiffe einstellt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1027" next="#ID_1028"> Was die Zahl der Deutschen anlangt, so ist sie durchaus nicht so unbe¬<lb/>
deutend, wie sie die englischen Blätter machen möchten. Vor allen Dingen<lb/>
unterscheiden sich aber die Deutschen vorteilhaft dadurch von den goldsuchenden<lb/>
englischen Zugvögeln, daß sie in überwiegender Zahl im Lande seßhaft ge¬<lb/>
worden sind, sei es als Arbeiter, Handwerker, Ackerbauer oder Kaufleute. Was<lb/>
den Deutschen an Kopfzahl abgeht, ersetzen sie reichlich durch ihr Ansehen.<lb/>
Welches Vertrauen sie genießen, kann schon der Umstand beweisen, daß sie eine<lb/>
Reihe wichtiger Ämter im Lande bekleide».  Der Veteran der Deutschen ist</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0316] Deutschlands Beziehungen zu Transvaal in deu zahlreichen Minenbetrieben, wie der Süddeutsche A. Wagner. Mit deutschem Gelde ist auch das bedeutende metallurgische Institut gegründet worden. Ebenso haben deutsche Kapitalisten die für Südafrika geradezu un¬ entbehrliche Gold- und Silberscheideanstalt ins Leben gerufen, die ihren Sitz in Frankfurt ni. M. hat. In elektrischen Bahnen sind ungefähr 6 Millionen Mark deutscheu Kapitals angelegt. Diese Anlagen übernahm Siemers und Hälfte, die Südafrika mit ihren Anlagen ziemlich beherrschen. So hat der schon erwähnte E. Lippert in Verbindung mit dieser Firma die größte elektrische Kraftanlage der Welt geschaffen, die über 4000 Pferdekräfte verfügt. Auch um die Kultur des Landes erwirbt sich diese Firma große Verdienste durch eine sachgemäße Aus¬ nutzung der Wasserkräfte. In dieser Beziehung bietet sich ihr aber noch ein weites Arbeitsfeld dar, da die südafrikanischen Flüsse infolge des starken Ab¬ falls der Hochebne zur Küste zahlreiche Wasserfülle bilden. Bald wird auch die öde, wüstenähnliche Umgebung Johannesburgs durch deutschen Fleiß und deutsche Intelligenz ein andres Aussehen erhalten. Unter der Leitung deutscher Forstleute hat die Regierung — und auch Privatleute wie Lippert beteiligen sich dabei — Aufforstungen unternommen, die nicht mir in Bezug auf landschaftliche Schönheit schon große Veränderungen hervorgerufen haben, sondern sich auch später als gute Kapitalanlage in dem holzarmen Lande erweisen werden; denn bis jetzt müssen die Grubenhölzer, die in den Bergwerken gebraucht werden, aus Schweden und Norwegen eingeführt werden. Auch eine Tuchfabrik wurde in Volksrust, nahe an der Grenze des Oranje- freistaats und Natals, errichtet, wozu vierundzwauzig deutsche Arbeiter an¬ geworben wurden. Im Anschluß hieran werden auch noch andre Unterneh¬ mungen geplant. Im Oktober 1895 hat die Dresdner Bank, unterstützt von andern deutscheu Bankhäusern, eine Aktiengesellschaft in Johannesburg ins Leben gerufen, deren Kapital 1 Million Pfund Sterling beträgt. Mit dieser Bank soll eine Zentralstelle für deutsche Industrie verbunden werden. Es hat sich also in Transvaal ein weites Gebiet für den deutschen Unternehmungsgeist erschlossen. Wie sehr der Verkehr von Deutschland nach Transvaal in letzter Zeit gewachsen ist, kann mau schon aus dem Umstände erkennen, daß die Deutsch-ostafrikanische Gesellschaft mit diesem Jahre drei neue Schiffe einstellt. Was die Zahl der Deutschen anlangt, so ist sie durchaus nicht so unbe¬ deutend, wie sie die englischen Blätter machen möchten. Vor allen Dingen unterscheiden sich aber die Deutschen vorteilhaft dadurch von den goldsuchenden englischen Zugvögeln, daß sie in überwiegender Zahl im Lande seßhaft ge¬ worden sind, sei es als Arbeiter, Handwerker, Ackerbauer oder Kaufleute. Was den Deutschen an Kopfzahl abgeht, ersetzen sie reichlich durch ihr Ansehen. Welches Vertrauen sie genießen, kann schon der Umstand beweisen, daß sie eine Reihe wichtiger Ämter im Lande bekleide». Der Veteran der Deutschen ist

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_221645
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_221645/316
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_221645/316>, abgerufen am 01.09.2024.