Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Erstes Vierteljahr.ankerten, könne man sich überzeugen, wie deutscher Fleiß den Wert des Landes Diese Vorliebe für die Deutschen teilt auch der Staatssekretär Dr. Leyds Darum wies Ende des Jahres 1890 die Vollcsstsin nachdrücklich auf eine Auch in Deutschland hatte man mittlerweile mit der Liebenswürdigkeit ankerten, könne man sich überzeugen, wie deutscher Fleiß den Wert des Landes Diese Vorliebe für die Deutschen teilt auch der Staatssekretär Dr. Leyds Darum wies Ende des Jahres 1890 die Vollcsstsin nachdrücklich auf eine Auch in Deutschland hatte man mittlerweile mit der Liebenswürdigkeit <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0314" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/221960"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_1014" prev="#ID_1013"> ankerten, könne man sich überzeugen, wie deutscher Fleiß den Wert des Landes<lb/> zu steigern wisse.</p><lb/> <p xml:id="ID_1015"> Diese Vorliebe für die Deutschen teilt auch der Staatssekretär Dr. Leyds<lb/> und General Joubert, der Minister des Innern. Als die Deutschen am<lb/> 5. Februar 1893 in Witwatersrand eine Bildsäule ihres Kaisers errichteten,<lb/> war es General Jonbert, der sie unter großem Beifall des Volkes enthüllte.<lb/> Die Vorgänge der letzten Jahre konnten diese leitenden Männer in ihrer Ansicht<lb/> nur noch mehr bestärken. Nicht nur daß ihnen die englische Politik überall<lb/> Schwierigkeiten bereitete und hinderlich wurde, auch im Innern machte ihnen<lb/> das unruhige englische Element immer mehr zu schaffen. Schon 1890 lehnte<lb/> sich englisches Goldgräbergesindel gegen die Regierung auf, beschimpfte den<lb/> Präsidenten und riß die grün-rote Flagge vom Regierungsgebäude herab.</p><lb/> <p xml:id="ID_1016"> Darum wies Ende des Jahres 1890 die Vollcsstsin nachdrücklich auf eine<lb/> engere Verbindung mit dem deutschen Reiche hin. Es wohnt, schreibt sie, nicht<lb/> mir in der Republik bereits eine beträchtliche Zahl von Deutschen, sondern es<lb/> sind auch wichtige deutsche Interessen hier vertreten. Die Thatkraft, die das<lb/> deutsche Volk in den letzten Jahren aus kolonialen Gebiet entfaltet hat, macht<lb/> es doppelt wünschenswert, wieder den Versuch einer Annäherung zu machen.<lb/> Das deutsche Reich ist vorzugsweise ein Jndustriestrat, der für die Erzeugnisse<lb/> seines Gewerbfleißes fortwährend neue Absatzgebiete suchen und schaffen muß;<lb/> und dazu wird sich vorzugsweise der Teil des afrikanischen Festlandes eignen,<lb/> der von demselben Meere begrenzt wird, das hoffentlich auch einmal die Süd¬<lb/> afrikanische Republik umspülen wird. Diese hat so gut wie gar keine ein¬<lb/> heimische Industrie und wird deshalb ein bereitwilliger Abnehmer des deutschen<lb/> Gewerbfleißes werden. Wenn die frühern Annäherungsversuche der Republik<lb/> vou Deutschland kühl beantwortet wurden, so haben sich die Dinge seitdem<lb/> gewaltig geändert. Man hat zu der Kraft und Lebensfähigkeit der Regierung<lb/> der Republik und ihrer Einrichtungen mehr Vertrauen gewonnen, man kennt<lb/> jetzt die Hilfsquellen des Landes besser und sieht ein, daß die wirtschaftlichen<lb/> Bedürfnisse der Republik ein ergiebiges Feld für den Handel sind. Die in¬<lb/> dustriellen und finanziellen Kreise Deutschlands haben jetzt etwas mehr Interesse<lb/> für uns als früher, was schon aus den Äußerungen der bedeutendsten deutschen<lb/> Zeitungen hervorgeht.</p><lb/> <p xml:id="ID_1017" next="#ID_1018"> Auch in Deutschland hatte man mittlerweile mit der Liebenswürdigkeit<lb/> der englischen Vettern ähnliche Erfahrungen gemacht wie die Buren Trans¬<lb/> vaals; nicht nur in Südwestafrika, auch in den andern Kolonien stieß man aus<lb/> englische Quertreibereien. Was war natürlicher, als daß sich das Band zwischen<lb/> den beiden Staaten fester knüpfte! Verstärkt wurden die freundschaftlichen Be¬<lb/> ziehungen noch durch eine wirtschaftliche Annäherung. Diese wurde durch Er¬<lb/> richtung der Deutsch-Ostafrikanischen Dampfergesellschaft herbeigeführt, die seit<lb/> 1890 ihre Schiffe bis zur Delagoabai hinabsendet. Überhaupt beginnt vou</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0314]
ankerten, könne man sich überzeugen, wie deutscher Fleiß den Wert des Landes
zu steigern wisse.
Diese Vorliebe für die Deutschen teilt auch der Staatssekretär Dr. Leyds
und General Joubert, der Minister des Innern. Als die Deutschen am
5. Februar 1893 in Witwatersrand eine Bildsäule ihres Kaisers errichteten,
war es General Jonbert, der sie unter großem Beifall des Volkes enthüllte.
Die Vorgänge der letzten Jahre konnten diese leitenden Männer in ihrer Ansicht
nur noch mehr bestärken. Nicht nur daß ihnen die englische Politik überall
Schwierigkeiten bereitete und hinderlich wurde, auch im Innern machte ihnen
das unruhige englische Element immer mehr zu schaffen. Schon 1890 lehnte
sich englisches Goldgräbergesindel gegen die Regierung auf, beschimpfte den
Präsidenten und riß die grün-rote Flagge vom Regierungsgebäude herab.
Darum wies Ende des Jahres 1890 die Vollcsstsin nachdrücklich auf eine
engere Verbindung mit dem deutschen Reiche hin. Es wohnt, schreibt sie, nicht
mir in der Republik bereits eine beträchtliche Zahl von Deutschen, sondern es
sind auch wichtige deutsche Interessen hier vertreten. Die Thatkraft, die das
deutsche Volk in den letzten Jahren aus kolonialen Gebiet entfaltet hat, macht
es doppelt wünschenswert, wieder den Versuch einer Annäherung zu machen.
Das deutsche Reich ist vorzugsweise ein Jndustriestrat, der für die Erzeugnisse
seines Gewerbfleißes fortwährend neue Absatzgebiete suchen und schaffen muß;
und dazu wird sich vorzugsweise der Teil des afrikanischen Festlandes eignen,
der von demselben Meere begrenzt wird, das hoffentlich auch einmal die Süd¬
afrikanische Republik umspülen wird. Diese hat so gut wie gar keine ein¬
heimische Industrie und wird deshalb ein bereitwilliger Abnehmer des deutschen
Gewerbfleißes werden. Wenn die frühern Annäherungsversuche der Republik
vou Deutschland kühl beantwortet wurden, so haben sich die Dinge seitdem
gewaltig geändert. Man hat zu der Kraft und Lebensfähigkeit der Regierung
der Republik und ihrer Einrichtungen mehr Vertrauen gewonnen, man kennt
jetzt die Hilfsquellen des Landes besser und sieht ein, daß die wirtschaftlichen
Bedürfnisse der Republik ein ergiebiges Feld für den Handel sind. Die in¬
dustriellen und finanziellen Kreise Deutschlands haben jetzt etwas mehr Interesse
für uns als früher, was schon aus den Äußerungen der bedeutendsten deutschen
Zeitungen hervorgeht.
Auch in Deutschland hatte man mittlerweile mit der Liebenswürdigkeit
der englischen Vettern ähnliche Erfahrungen gemacht wie die Buren Trans¬
vaals; nicht nur in Südwestafrika, auch in den andern Kolonien stieß man aus
englische Quertreibereien. Was war natürlicher, als daß sich das Band zwischen
den beiden Staaten fester knüpfte! Verstärkt wurden die freundschaftlichen Be¬
ziehungen noch durch eine wirtschaftliche Annäherung. Diese wurde durch Er¬
richtung der Deutsch-Ostafrikanischen Dampfergesellschaft herbeigeführt, die seit
1890 ihre Schiffe bis zur Delagoabai hinabsendet. Überhaupt beginnt vou
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