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Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Viertes Vierteljahr.

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Litteratur

gesinnte Menschen" geschrieben, denen man nur mit V. Hehn den Rat geben kann,
nicht nach Italien und am wenigsten nach Rom zu gehen. Den vollen Nutzen
wird auch der empfängliche Reisende, den der Verfasser im Auge hat, von dem
Buche nur dann haben, wenn er es Vor der Reise gründlich studirt und sich je
uach der verfügbaren Zeit wenigstens ungefähr einen Plau von dem macht, was
er sehen will und kann; dazu, sich rasch während der Reise und des Aufenthalts
selbst vorzubereiten, ist es nicht bestimmt. Aber wer es in dem beabsichtigten
Sinne benutzt, der wird den größten Gewinn davon haben.

Wir möchten bei dieser Gelegenheit einmal etwas über die äußere Form der
Reisebücher im allgemeinen sagen. Hauptsache ist doch, daß sie ein handliches Format
haben, leicht in die Tasche gesteckt werden können, und zwar nicht in die Reisetasche,
sondern in die Rocktasche, denn z. B. in Rom wird man doch nicht mit der Reise¬
tasche in der Hand herumlaufen. Wie unbequem ist es uun da, einen Walzer in
der Hand zu haben, den man eben nur in der Hand oder unterm Arm tragen
kann! Die meiste" Reisebücher haben allerdings sogenanntes Taschenformat, wie die
kleinern Meyerschen und die Bädekerschen. Dann sind sie aber oft so dick -- das
Bibliographische Institut mutet einem, unbegreiflich bei einer so vornehmen Firma,
sogar zu, in jedem Reisebuch ein dickes Heft von Reklamen und Anzeigen mit-
zuschlepppeu, die niemand als der Verlagsbuchhandlung etwas nützen --, daß man
Röcke ans Gummi tragen müßte, um sie in der Tasche unterzubringen. Und dabei
haben fast alle diese Bücher das eine gemein: daß man sie kaum lesen kann
ohne Lupe, zumal in der Eisenbahn, wo sie oft rasch gelesen sein wollen.

Nun bietet eine Erfindung der Firma Ferd. Flinsch in Leipzig das Mittel,
solche Unzuträglichkeiten künftig zu vermeiden und nach und nach bei neuen Auf¬
lagen in Wegfall zu bringen, ihr "Dünndruckpapier," Dies Papier löst das
Problem, bei einer Stärke, die die des Seidenpapiers wenig übersteigt, die Farbe
nicht durchschlagen zu lassen, und eignet sich vortrefflich für alle Bücher, für die
ein möglichst geringes Volumen erwünscht ist. Drückte man darauf den Text des
größten und dicksten aller vorhandnen Reisebucher mit großer Schrift, so käme
doch immer nur ein schmächtiger und federleichter Band zustande. Dies Material
sollten die Verleger benützen. Bädeker hat es schon bei ein paar Bänden gethan,
aber er hat zweierlei unterlassen: erstens, was doch wesentlich wäre, seinen Käufern
einen bessern Druck zu gönnen; zweitens, auch die Karten und Pläne auf ein ent¬
sprechend dünnes Papier zu drucken. Was er dem Text an Bogen zugeben müßte
für größere Schrift, könnte er wohl ungefähr an dem starken Kartenpapier ersparen,
und herstellen lassen wird sich auch für diese Dinge ein brauchbares "Dünndruck¬
papier. "






Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. -- Druck von Carl Marquart in Leipzig
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gesinnte Menschen" geschrieben, denen man nur mit V. Hehn den Rat geben kann,
nicht nach Italien und am wenigsten nach Rom zu gehen. Den vollen Nutzen
wird auch der empfängliche Reisende, den der Verfasser im Auge hat, von dem
Buche nur dann haben, wenn er es Vor der Reise gründlich studirt und sich je
uach der verfügbaren Zeit wenigstens ungefähr einen Plau von dem macht, was
er sehen will und kann; dazu, sich rasch während der Reise und des Aufenthalts
selbst vorzubereiten, ist es nicht bestimmt. Aber wer es in dem beabsichtigten
Sinne benutzt, der wird den größten Gewinn davon haben.

Wir möchten bei dieser Gelegenheit einmal etwas über die äußere Form der
Reisebücher im allgemeinen sagen. Hauptsache ist doch, daß sie ein handliches Format
haben, leicht in die Tasche gesteckt werden können, und zwar nicht in die Reisetasche,
sondern in die Rocktasche, denn z. B. in Rom wird man doch nicht mit der Reise¬
tasche in der Hand herumlaufen. Wie unbequem ist es uun da, einen Walzer in
der Hand zu haben, den man eben nur in der Hand oder unterm Arm tragen
kann! Die meiste« Reisebücher haben allerdings sogenanntes Taschenformat, wie die
kleinern Meyerschen und die Bädekerschen. Dann sind sie aber oft so dick — das
Bibliographische Institut mutet einem, unbegreiflich bei einer so vornehmen Firma,
sogar zu, in jedem Reisebuch ein dickes Heft von Reklamen und Anzeigen mit-
zuschlepppeu, die niemand als der Verlagsbuchhandlung etwas nützen —, daß man
Röcke ans Gummi tragen müßte, um sie in der Tasche unterzubringen. Und dabei
haben fast alle diese Bücher das eine gemein: daß man sie kaum lesen kann
ohne Lupe, zumal in der Eisenbahn, wo sie oft rasch gelesen sein wollen.

Nun bietet eine Erfindung der Firma Ferd. Flinsch in Leipzig das Mittel,
solche Unzuträglichkeiten künftig zu vermeiden und nach und nach bei neuen Auf¬
lagen in Wegfall zu bringen, ihr „Dünndruckpapier," Dies Papier löst das
Problem, bei einer Stärke, die die des Seidenpapiers wenig übersteigt, die Farbe
nicht durchschlagen zu lassen, und eignet sich vortrefflich für alle Bücher, für die
ein möglichst geringes Volumen erwünscht ist. Drückte man darauf den Text des
größten und dicksten aller vorhandnen Reisebucher mit großer Schrift, so käme
doch immer nur ein schmächtiger und federleichter Band zustande. Dies Material
sollten die Verleger benützen. Bädeker hat es schon bei ein paar Bänden gethan,
aber er hat zweierlei unterlassen: erstens, was doch wesentlich wäre, seinen Käufern
einen bessern Druck zu gönnen; zweitens, auch die Karten und Pläne auf ein ent¬
sprechend dünnes Papier zu drucken. Was er dem Text an Bogen zugeben müßte
für größere Schrift, könnte er wohl ungefähr an dem starken Kartenpapier ersparen,
und herstellen lassen wird sich auch für diese Dinge ein brauchbares „Dünndruck¬
papier. "






Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Leipzig
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[0410] Litteratur gesinnte Menschen" geschrieben, denen man nur mit V. Hehn den Rat geben kann, nicht nach Italien und am wenigsten nach Rom zu gehen. Den vollen Nutzen wird auch der empfängliche Reisende, den der Verfasser im Auge hat, von dem Buche nur dann haben, wenn er es Vor der Reise gründlich studirt und sich je uach der verfügbaren Zeit wenigstens ungefähr einen Plau von dem macht, was er sehen will und kann; dazu, sich rasch während der Reise und des Aufenthalts selbst vorzubereiten, ist es nicht bestimmt. Aber wer es in dem beabsichtigten Sinne benutzt, der wird den größten Gewinn davon haben. Wir möchten bei dieser Gelegenheit einmal etwas über die äußere Form der Reisebücher im allgemeinen sagen. Hauptsache ist doch, daß sie ein handliches Format haben, leicht in die Tasche gesteckt werden können, und zwar nicht in die Reisetasche, sondern in die Rocktasche, denn z. B. in Rom wird man doch nicht mit der Reise¬ tasche in der Hand herumlaufen. Wie unbequem ist es uun da, einen Walzer in der Hand zu haben, den man eben nur in der Hand oder unterm Arm tragen kann! Die meiste« Reisebücher haben allerdings sogenanntes Taschenformat, wie die kleinern Meyerschen und die Bädekerschen. Dann sind sie aber oft so dick — das Bibliographische Institut mutet einem, unbegreiflich bei einer so vornehmen Firma, sogar zu, in jedem Reisebuch ein dickes Heft von Reklamen und Anzeigen mit- zuschlepppeu, die niemand als der Verlagsbuchhandlung etwas nützen —, daß man Röcke ans Gummi tragen müßte, um sie in der Tasche unterzubringen. Und dabei haben fast alle diese Bücher das eine gemein: daß man sie kaum lesen kann ohne Lupe, zumal in der Eisenbahn, wo sie oft rasch gelesen sein wollen. Nun bietet eine Erfindung der Firma Ferd. Flinsch in Leipzig das Mittel, solche Unzuträglichkeiten künftig zu vermeiden und nach und nach bei neuen Auf¬ lagen in Wegfall zu bringen, ihr „Dünndruckpapier," Dies Papier löst das Problem, bei einer Stärke, die die des Seidenpapiers wenig übersteigt, die Farbe nicht durchschlagen zu lassen, und eignet sich vortrefflich für alle Bücher, für die ein möglichst geringes Volumen erwünscht ist. Drückte man darauf den Text des größten und dicksten aller vorhandnen Reisebucher mit großer Schrift, so käme doch immer nur ein schmächtiger und federleichter Band zustande. Dies Material sollten die Verleger benützen. Bädeker hat es schon bei ein paar Bänden gethan, aber er hat zweierlei unterlassen: erstens, was doch wesentlich wäre, seinen Käufern einen bessern Druck zu gönnen; zweitens, auch die Karten und Pläne auf ein ent¬ sprechend dünnes Papier zu drucken. Was er dem Text an Bogen zugeben müßte für größere Schrift, könnte er wohl ungefähr an dem starken Kartenpapier ersparen, und herstellen lassen wird sich auch für diese Dinge ein brauchbares „Dünndruck¬ papier. " Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Leipzig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341861_220975/410>, abgerufen am 21.06.2024.