Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Viertes Vierteljahr.tukas Lrauachs Holzschnitte und Kupferstiche anderm ist das berühmte "Wittenbergisch deutsch Geistlich Gesangbüchlein" Einer besondern Empfehlung bedarf das kostbare Werk, das uns mit diesen *) Vgl. was S. 7 und S. 11 über die Turniere, S. s und S. 18 über den "kleinen
Kardinal" gesagt ist. tukas Lrauachs Holzschnitte und Kupferstiche anderm ist das berühmte „Wittenbergisch deutsch Geistlich Gesangbüchlein" Einer besondern Empfehlung bedarf das kostbare Werk, das uns mit diesen *) Vgl. was S. 7 und S. 11 über die Turniere, S. s und S. 18 über den „kleinen
Kardinal" gesagt ist. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0299" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/221275"/> <fw type="header" place="top"> tukas Lrauachs Holzschnitte und Kupferstiche</fw><lb/> <p xml:id="ID_936" prev="#ID_935"> anderm ist das berühmte „Wittenbergisch deutsch Geistlich Gesangbüchlein"<lb/> von Johann Walther aus seinem Verlage hervorgegangen (1544). Gestorben<lb/> ist er in Wittenberg am 6. August 1548. Das Bild, das Lippmann mit¬<lb/> teilt, ist aus einem Horwlus Wwms genommen, den Rhaw selbst verfaßt<lb/> und gedruckt hat, und zeigt ihn bartlos und mit der Mütze auf dem Kopfe,<lb/> wie die Unterschrift sagt, im Alter von 54 Jahren. Zufällig kann ich hier<lb/> ein Gegenstück dazu mitteilen, das aus einer spätern Ausgabe desselben Hör-<lb/> wws stammt (vou 1552) und den wackern Helfer am Neformationswerkc<lb/> sechzig Jahre alt, kurz vor seinem Tode zeigt, barhäuptig und mit vollem<lb/> Barte. —</p><lb/> <p xml:id="ID_937" next="#ID_938"> Einer besondern Empfehlung bedarf das kostbare Werk, das uns mit diesen<lb/> Nachbildungen Cranachscher Holzschnitte und Kupferstiche geboten wird, nicht;<lb/> begüterte Kunstfreunde werden es sich nicht entgehen lassen. Schade, daß man<lb/> auch hier wieder die schmerzliche Erfahrung macht wie bei so vielen ähnliche«?<lb/> Prachtwerken: daß die schöne, reiche, fast festliche Druckausstattung einem Text zu<lb/> gute gekommen ist, der recht wenig festliches hat. Durch die eingefügten Abbil¬<lb/> dungen ist er auf zwanzig Folioseiten ausgedehnt worden, er ließe sich aber bequem<lb/> auf ebenso viel Oktavseiten drucken, es ist also ein kurzer Aufsatz. Dennoch ist der<lb/> Verfasser nicht imstande gewesen oder hat es nicht für der Mühe wert gehalten,<lb/> den geringen Stoff einigermaßen übersichtlich anzuordnen, er hat alles nur äußer¬<lb/> lich aneinandergeschoben. Bald tastet er sich an der Lebensgeschichte Cranachs,<lb/> bald an dem Gegenstande der Bilder, bald an der Technik der Bilder weiter; bei¬<lb/> läufige Erläuterungen, die in Anmerkungen Hütten untergebracht werden müssen,<lb/> sind mitten in den Text geschoben und stören dort den Zusammenhang; selbst<lb/> Wiederholungen sind nicht vermieden/") Ebenso schlimm steht es um die<lb/> Sprache: auf der einen Seite ist sie wortreich und gespreizt, auf der andern<lb/> unbeholfen und fehlerhaft. Einmal will Lippmann sagen: „Ein so frommer<lb/> Mann auch Cranach war"; das drückt er so aus: „Eine so bedeutungsvolle<lb/> Rolle das religiöse Moment im persönlichen Leben Cranachs spielt." Von<lb/> malerisch behandelten Kupferstichen sagt er, daß in ihnen „eine stark accentuirte<lb/> malerische Haltung vorherrsche, und die ganze Flüche mit mannichfach variirter<lb/> Bearbeitung gedeckt erscheine," von den Zeitabschnitten der Weltgeschichte:<lb/> „Wie die historischen Epochen, die wir als Jahrhunderte bezeichnen, nirgends<lb/> geunn mit der Zählung zusammenfallen, in der ein neues Jahrhundert be¬<lb/> ginnt." Zu so anspruchsvollen Gespreiz wollen dann freilich Hilflosigkeiten<lb/> und Fehler schlecht passen. Der Verfasser schreibt Satzverbindungen hin, wie<lb/> Seite 4: was Cranach leugnete und demgemäß nicht bezahlen wollte — Seite 8:<lb/> Kunstwerke, auf deren Erörterung wir hier verzichten und uns auf die Frage</p><lb/> <note xml:id="FID_31" place="foot"> *) Vgl. was S. 7 und S. 11 über die Turniere, S. s und S. 18 über den „kleinen<lb/> Kardinal" gesagt ist.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0299]
tukas Lrauachs Holzschnitte und Kupferstiche
anderm ist das berühmte „Wittenbergisch deutsch Geistlich Gesangbüchlein"
von Johann Walther aus seinem Verlage hervorgegangen (1544). Gestorben
ist er in Wittenberg am 6. August 1548. Das Bild, das Lippmann mit¬
teilt, ist aus einem Horwlus Wwms genommen, den Rhaw selbst verfaßt
und gedruckt hat, und zeigt ihn bartlos und mit der Mütze auf dem Kopfe,
wie die Unterschrift sagt, im Alter von 54 Jahren. Zufällig kann ich hier
ein Gegenstück dazu mitteilen, das aus einer spätern Ausgabe desselben Hör-
wws stammt (vou 1552) und den wackern Helfer am Neformationswerkc
sechzig Jahre alt, kurz vor seinem Tode zeigt, barhäuptig und mit vollem
Barte. —
Einer besondern Empfehlung bedarf das kostbare Werk, das uns mit diesen
Nachbildungen Cranachscher Holzschnitte und Kupferstiche geboten wird, nicht;
begüterte Kunstfreunde werden es sich nicht entgehen lassen. Schade, daß man
auch hier wieder die schmerzliche Erfahrung macht wie bei so vielen ähnliche«?
Prachtwerken: daß die schöne, reiche, fast festliche Druckausstattung einem Text zu
gute gekommen ist, der recht wenig festliches hat. Durch die eingefügten Abbil¬
dungen ist er auf zwanzig Folioseiten ausgedehnt worden, er ließe sich aber bequem
auf ebenso viel Oktavseiten drucken, es ist also ein kurzer Aufsatz. Dennoch ist der
Verfasser nicht imstande gewesen oder hat es nicht für der Mühe wert gehalten,
den geringen Stoff einigermaßen übersichtlich anzuordnen, er hat alles nur äußer¬
lich aneinandergeschoben. Bald tastet er sich an der Lebensgeschichte Cranachs,
bald an dem Gegenstande der Bilder, bald an der Technik der Bilder weiter; bei¬
läufige Erläuterungen, die in Anmerkungen Hütten untergebracht werden müssen,
sind mitten in den Text geschoben und stören dort den Zusammenhang; selbst
Wiederholungen sind nicht vermieden/") Ebenso schlimm steht es um die
Sprache: auf der einen Seite ist sie wortreich und gespreizt, auf der andern
unbeholfen und fehlerhaft. Einmal will Lippmann sagen: „Ein so frommer
Mann auch Cranach war"; das drückt er so aus: „Eine so bedeutungsvolle
Rolle das religiöse Moment im persönlichen Leben Cranachs spielt." Von
malerisch behandelten Kupferstichen sagt er, daß in ihnen „eine stark accentuirte
malerische Haltung vorherrsche, und die ganze Flüche mit mannichfach variirter
Bearbeitung gedeckt erscheine," von den Zeitabschnitten der Weltgeschichte:
„Wie die historischen Epochen, die wir als Jahrhunderte bezeichnen, nirgends
geunn mit der Zählung zusammenfallen, in der ein neues Jahrhundert be¬
ginnt." Zu so anspruchsvollen Gespreiz wollen dann freilich Hilflosigkeiten
und Fehler schlecht passen. Der Verfasser schreibt Satzverbindungen hin, wie
Seite 4: was Cranach leugnete und demgemäß nicht bezahlen wollte — Seite 8:
Kunstwerke, auf deren Erörterung wir hier verzichten und uns auf die Frage
*) Vgl. was S. 7 und S. 11 über die Turniere, S. s und S. 18 über den „kleinen
Kardinal" gesagt ist.
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