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Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

völkerung aufgestellten Forderungen in den zweiten Teil des Parteiprogramms
"hineingearbeitet." Am 16. Juli ist dieser so erweiterte Teil des Programms in
Ur. 163 des Vorwärts erschienen; die neuen Zusätze sind dnrch fetten Druck hervor¬
gehoben. Es wird darin gefordert: "Errichtung ausreichender gewerblicher und
landwirtschaftlicher Fachschulen, Musterwirtschaften und Versuchsstationen; Abhal¬
tung regelmäßiger landwirtschaftlicher Uuterrichtskurse; Beseitigung aller Ertrags-
(Real-)Steuern (Gewerbe-, Haus-, Grundsteuern n. s. w.); Abschaffung aller mit
dem Grundbesitz verbundnen behördlichen Funktionen und Privilegien (selbständige
Gutsbezirke, Vorrechte in Vertretungskörperschaften, Patronatsrechte, Fideikommisse,
Stenervorrechte u. s. w.); Erhaltung und Vermehrung des öffentlichen Grundeigen¬
tums (Staats- und Geuieindeeigentums jeder Art, Allmend u. f. w.), insbesondre
Überführung des Besitzes der toten Hand (Korporations-, Stiftuugs- und Kirchen-
güter), der Rcalgemeindeu, der Wälder, der Wasserkräfte u. s. w. in öffentliches
Eigentum unter Kontrolle der Volksvertretung, Einführung eines Vorkaufsrechts
der Gemeinden bezüglich der zur Zwangsversteigerung kommenden Güter; Bewirt¬
schaftung der Staats- und Gemeindeländereien auf eigue Rechnung, oder Verpach¬
tung an Genossenschaften von Lnndarbeitern und von Kleinbauern, oder soweit sich
beides nicht als rationell erweist, Verpachtung nu Selbstbewirtschafter unter Auf¬
sicht des Staats und der Gemeinde; Staatskredit an Genossenschaften, die alle
Beteiligten umfassen (?), oder um einzelne Gemeinden für Feldbcreinigung, Boden¬
meliorationen, Entwässerung und Bewässerung, Übernahme der Kosten für Bau und
Instandhaltung der öffentlichen Verkehrsmittel (Bahnen, Straßen, Wasserläufe),
sowie für Deiche und Dämme auf den Staat und das Reich; Verstaatlichung der
Hypotheken und Gruudschuldeu unter Herabsetzung des Zinsfußes auf die Höhe der
Selbstkosten; Verstaatlichung der Mobilien- und Jmmobilienversicherung, staatliche
Hilfeleistung bei Notständen infolge verheerender Naturereignisse; unbeschränkte Auf¬
rechterhaltung der bestehenden Waldnntzungs- und Weiderechte unter (?) Gleich¬
berechtigung aller Gemeindeangehörigen; freies Jagdrecht auf eignem und gepachteten
Boden, Verhütung, gegebnen Falls volle Entschädigung für Wild- und Jagdschaden."
Diesen Forderungen, die bei den "zielbewußter" Genossen Entsetzen und bei den
bürgerlichen Parteien Heiterkeit hervorgerufen haben, reihen sich dann noch andre
zu Gunsten der ländlichen Arbeiter an, die dem Geiste der Partei entsprechen und
daher für den entbrannten Streit nicht in Betracht kommen.

Mit einer bisher noch niemals dagewesenen Einmütigkeit haben die bürger¬
lichen wie die sozialdemokratischen Zeitungen erklärt, daß die Partei durch die
Annahme dieses Ragouts aus radikal-demokratischen, antisemitischen, kathedersozin-
listischeu, christlich-sozialen, bauernbüudlerischen und agrarischen, zum Teil geradezu
nntikommuuistischcn Forderungen ihre Grundsätze preisgeben und aufhören würde,
eine revolutionäre Lohnarbeiterpnrtei zu sein. Der zweite Teil des Erfurter Pro¬
gramms, der sich an den ersten, grundsätzlichen anschließt, beginnt mit den Worten :
"Ausgehend von diesen Grundsätzen, fordert die sozialreforiuatorische Partei Deutsch¬
lands zunächst" und stellt dann einige demokratische und sozialdemokratische For-
derungen auf; in dieses ihr bereitete Nest hat die Agrarkommission ihr Kuckucksei
gelegt, indem sie vor "zunächst" einschaltet: "zur Demokratisirung aller öffentlichen
Einrichtungen" und dann die oben abgedruckten Forderungen in die des alten
Programms einsticht. Kautsky schreibt darüber in dem erwähnten Artikel: "Der
grundsätzliche Teil unsers Parteiprogramms erklärt, daß die Zustände in der heu¬
tige" Gesellschaft für die Masse der Bevölkerung immer unerträglicher werden, daß
das Elend, der Druck, die Ausbeutung unaufhaltsam wachsen, daß nur der völlige


Maßgebliches und Unmaßgebliches

völkerung aufgestellten Forderungen in den zweiten Teil des Parteiprogramms
„hineingearbeitet." Am 16. Juli ist dieser so erweiterte Teil des Programms in
Ur. 163 des Vorwärts erschienen; die neuen Zusätze sind dnrch fetten Druck hervor¬
gehoben. Es wird darin gefordert: „Errichtung ausreichender gewerblicher und
landwirtschaftlicher Fachschulen, Musterwirtschaften und Versuchsstationen; Abhal¬
tung regelmäßiger landwirtschaftlicher Uuterrichtskurse; Beseitigung aller Ertrags-
(Real-)Steuern (Gewerbe-, Haus-, Grundsteuern n. s. w.); Abschaffung aller mit
dem Grundbesitz verbundnen behördlichen Funktionen und Privilegien (selbständige
Gutsbezirke, Vorrechte in Vertretungskörperschaften, Patronatsrechte, Fideikommisse,
Stenervorrechte u. s. w.); Erhaltung und Vermehrung des öffentlichen Grundeigen¬
tums (Staats- und Geuieindeeigentums jeder Art, Allmend u. f. w.), insbesondre
Überführung des Besitzes der toten Hand (Korporations-, Stiftuugs- und Kirchen-
güter), der Rcalgemeindeu, der Wälder, der Wasserkräfte u. s. w. in öffentliches
Eigentum unter Kontrolle der Volksvertretung, Einführung eines Vorkaufsrechts
der Gemeinden bezüglich der zur Zwangsversteigerung kommenden Güter; Bewirt¬
schaftung der Staats- und Gemeindeländereien auf eigue Rechnung, oder Verpach¬
tung an Genossenschaften von Lnndarbeitern und von Kleinbauern, oder soweit sich
beides nicht als rationell erweist, Verpachtung nu Selbstbewirtschafter unter Auf¬
sicht des Staats und der Gemeinde; Staatskredit an Genossenschaften, die alle
Beteiligten umfassen (?), oder um einzelne Gemeinden für Feldbcreinigung, Boden¬
meliorationen, Entwässerung und Bewässerung, Übernahme der Kosten für Bau und
Instandhaltung der öffentlichen Verkehrsmittel (Bahnen, Straßen, Wasserläufe),
sowie für Deiche und Dämme auf den Staat und das Reich; Verstaatlichung der
Hypotheken und Gruudschuldeu unter Herabsetzung des Zinsfußes auf die Höhe der
Selbstkosten; Verstaatlichung der Mobilien- und Jmmobilienversicherung, staatliche
Hilfeleistung bei Notständen infolge verheerender Naturereignisse; unbeschränkte Auf¬
rechterhaltung der bestehenden Waldnntzungs- und Weiderechte unter (?) Gleich¬
berechtigung aller Gemeindeangehörigen; freies Jagdrecht auf eignem und gepachteten
Boden, Verhütung, gegebnen Falls volle Entschädigung für Wild- und Jagdschaden."
Diesen Forderungen, die bei den „zielbewußter" Genossen Entsetzen und bei den
bürgerlichen Parteien Heiterkeit hervorgerufen haben, reihen sich dann noch andre
zu Gunsten der ländlichen Arbeiter an, die dem Geiste der Partei entsprechen und
daher für den entbrannten Streit nicht in Betracht kommen.

Mit einer bisher noch niemals dagewesenen Einmütigkeit haben die bürger¬
lichen wie die sozialdemokratischen Zeitungen erklärt, daß die Partei durch die
Annahme dieses Ragouts aus radikal-demokratischen, antisemitischen, kathedersozin-
listischeu, christlich-sozialen, bauernbüudlerischen und agrarischen, zum Teil geradezu
nntikommuuistischcn Forderungen ihre Grundsätze preisgeben und aufhören würde,
eine revolutionäre Lohnarbeiterpnrtei zu sein. Der zweite Teil des Erfurter Pro¬
gramms, der sich an den ersten, grundsätzlichen anschließt, beginnt mit den Worten :
„Ausgehend von diesen Grundsätzen, fordert die sozialreforiuatorische Partei Deutsch¬
lands zunächst" und stellt dann einige demokratische und sozialdemokratische For-
derungen auf; in dieses ihr bereitete Nest hat die Agrarkommission ihr Kuckucksei
gelegt, indem sie vor „zunächst" einschaltet: „zur Demokratisirung aller öffentlichen
Einrichtungen" und dann die oben abgedruckten Forderungen in die des alten
Programms einsticht. Kautsky schreibt darüber in dem erwähnten Artikel: „Der
grundsätzliche Teil unsers Parteiprogramms erklärt, daß die Zustände in der heu¬
tige» Gesellschaft für die Masse der Bevölkerung immer unerträglicher werden, daß
das Elend, der Druck, die Ausbeutung unaufhaltsam wachsen, daß nur der völlige


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[0347] Maßgebliches und Unmaßgebliches völkerung aufgestellten Forderungen in den zweiten Teil des Parteiprogramms „hineingearbeitet." Am 16. Juli ist dieser so erweiterte Teil des Programms in Ur. 163 des Vorwärts erschienen; die neuen Zusätze sind dnrch fetten Druck hervor¬ gehoben. Es wird darin gefordert: „Errichtung ausreichender gewerblicher und landwirtschaftlicher Fachschulen, Musterwirtschaften und Versuchsstationen; Abhal¬ tung regelmäßiger landwirtschaftlicher Uuterrichtskurse; Beseitigung aller Ertrags- (Real-)Steuern (Gewerbe-, Haus-, Grundsteuern n. s. w.); Abschaffung aller mit dem Grundbesitz verbundnen behördlichen Funktionen und Privilegien (selbständige Gutsbezirke, Vorrechte in Vertretungskörperschaften, Patronatsrechte, Fideikommisse, Stenervorrechte u. s. w.); Erhaltung und Vermehrung des öffentlichen Grundeigen¬ tums (Staats- und Geuieindeeigentums jeder Art, Allmend u. f. w.), insbesondre Überführung des Besitzes der toten Hand (Korporations-, Stiftuugs- und Kirchen- güter), der Rcalgemeindeu, der Wälder, der Wasserkräfte u. s. w. in öffentliches Eigentum unter Kontrolle der Volksvertretung, Einführung eines Vorkaufsrechts der Gemeinden bezüglich der zur Zwangsversteigerung kommenden Güter; Bewirt¬ schaftung der Staats- und Gemeindeländereien auf eigue Rechnung, oder Verpach¬ tung an Genossenschaften von Lnndarbeitern und von Kleinbauern, oder soweit sich beides nicht als rationell erweist, Verpachtung nu Selbstbewirtschafter unter Auf¬ sicht des Staats und der Gemeinde; Staatskredit an Genossenschaften, die alle Beteiligten umfassen (?), oder um einzelne Gemeinden für Feldbcreinigung, Boden¬ meliorationen, Entwässerung und Bewässerung, Übernahme der Kosten für Bau und Instandhaltung der öffentlichen Verkehrsmittel (Bahnen, Straßen, Wasserläufe), sowie für Deiche und Dämme auf den Staat und das Reich; Verstaatlichung der Hypotheken und Gruudschuldeu unter Herabsetzung des Zinsfußes auf die Höhe der Selbstkosten; Verstaatlichung der Mobilien- und Jmmobilienversicherung, staatliche Hilfeleistung bei Notständen infolge verheerender Naturereignisse; unbeschränkte Auf¬ rechterhaltung der bestehenden Waldnntzungs- und Weiderechte unter (?) Gleich¬ berechtigung aller Gemeindeangehörigen; freies Jagdrecht auf eignem und gepachteten Boden, Verhütung, gegebnen Falls volle Entschädigung für Wild- und Jagdschaden." Diesen Forderungen, die bei den „zielbewußter" Genossen Entsetzen und bei den bürgerlichen Parteien Heiterkeit hervorgerufen haben, reihen sich dann noch andre zu Gunsten der ländlichen Arbeiter an, die dem Geiste der Partei entsprechen und daher für den entbrannten Streit nicht in Betracht kommen. Mit einer bisher noch niemals dagewesenen Einmütigkeit haben die bürger¬ lichen wie die sozialdemokratischen Zeitungen erklärt, daß die Partei durch die Annahme dieses Ragouts aus radikal-demokratischen, antisemitischen, kathedersozin- listischeu, christlich-sozialen, bauernbüudlerischen und agrarischen, zum Teil geradezu nntikommuuistischcn Forderungen ihre Grundsätze preisgeben und aufhören würde, eine revolutionäre Lohnarbeiterpnrtei zu sein. Der zweite Teil des Erfurter Pro¬ gramms, der sich an den ersten, grundsätzlichen anschließt, beginnt mit den Worten : „Ausgehend von diesen Grundsätzen, fordert die sozialreforiuatorische Partei Deutsch¬ lands zunächst" und stellt dann einige demokratische und sozialdemokratische For- derungen auf; in dieses ihr bereitete Nest hat die Agrarkommission ihr Kuckucksei gelegt, indem sie vor „zunächst" einschaltet: „zur Demokratisirung aller öffentlichen Einrichtungen" und dann die oben abgedruckten Forderungen in die des alten Programms einsticht. Kautsky schreibt darüber in dem erwähnten Artikel: „Der grundsätzliche Teil unsers Parteiprogramms erklärt, daß die Zustände in der heu¬ tige» Gesellschaft für die Masse der Bevölkerung immer unerträglicher werden, daß das Elend, der Druck, die Ausbeutung unaufhaltsam wachsen, daß nur der völlige

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341861_220325/347>, abgerufen am 28.07.2024.