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Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

angäbe wird ja vielleicht nicht im eigentlichen Examen gemacht, es ist aber jetzt
leider Brauch, daß die Lehrer vor Weihnachten so ein kleines "Vorexmnm" zur
Ausstellung der "Vvrzeugnisse" anstellen, und wahrscheinlich hat man im Kultus¬
ministerium keine Ahnung davon, was für zeit- und kraftraubende Manipillationeu
angestellt werden, ehe die Lehrer dieses Bvrzeugnis ausstellen, ans das nach Aus¬
sage der Eingeweihten so viel ankommt. Es kann unmöglich Wunsch und Wille
der obersten Behörde sein, daß ein vollständiges Vorexamen veranstaltet wird, an¬
statt, daß die Lehrer einfach ihr Urteil über die Gesamtleistungen der Schüler ab¬
geben, wozu sie doch nach langjährigem Unterricht, ohne weitere.Versuche zu machen,
imstande sein sollten. Es gewinnt doch fast den Anschein, als wären die Herren
Lehrer mir Sicherheitskomnnssare und erprobten die Leistungsfähigkeit der Schüler,
um zu wissen, wie hoch sie bei der Prüfung ihre Ansprüche stellen dürfen, um
sich nicht selbst zu blamieren, Dn läßt z, B. der Mathematikus eine Hausarbeit
machen, die einem leidlich guten Schüler fünfzig bis sechzig Arbeitsstunden kostet,
dann kommt das berüchtigte Extemporale, in der Schule, wo die Jungen' oft. volle
fünf Stunden stramm arbeiten müssen. Kein Wunder, wenn sie dann abgetrieben
nach Hause kommen und, wie mir von einem Schüler erzählt wurde, selbst nachts
im Traume noch weiter rechnen an der nicht gelösten Aufgabe, die vielleicht die
Zensur um eine ganze Nummer herabsetzt und Ursache wird, daß sie sich der münd¬
lichen Prüfung unterziehen müssen. Die lateinische "Inhaltsangabe" beansprucht
dann auch wieder einen ganzen Morgen, und die Übersetzungen aus dem Griechi¬
schen und dein Französischen zwei weitere. Wenn dann die Weihnachtszensur gut
ausfällt, d. h. in jedem Fach ein Genügend auszuweisen hat, dann fängt, um im
Schnljnrgon zu reden, die "Faülzeit" für die Herren Primaner an, dn gewöhnlich
sehr bald nach den Ferien die eigentliche Prüfung ihren Anfang nimmt. Wer sich
darunter eine Periode der Angst und der Anfregung vorstellt, der irrt sich ge¬
waltig. Man weiß ja durch das Vorexamen ganz gennn, was man von sich er¬
warten kann; man könnte allerdings Pech haben, aber dagegen schützt man sich
durch "Mogeln." Dieses Mogeln spielt eine solche Rolle und wird in einem so
großartigen Maßstabe betrieben, daß man. starr ist vor Stannen, wenn man zu¬
fällig etwas davon zu hören bekommt. Da wird mit Schweinsblnt operiert, wenn
sich die Nase nicht herbeilassen will, zur rechten Zeit zu hinten, mau nicht mehr
aus und ein weiß und sich -notwendig einen "Schinok verschaffen muß. Da
werden Mogelzettel "kalt lächelnd" als Bntterbrvtbeleg verzehrt, wenn Gefahr droht.
Die Jünglinge operieren aber nicht allein, sie haben ihre Helfershelfer, und traurig
genug ist es, daß sich sogar die Eltern zu solchen Liebesdiensten herbeilassen. Das
ist thatsächlich vorgekommen. Da wird der Mützenbodeu des jüngeren Bruders
z. B. zur Aufnahme einer Aufsatzdispositivn benutzt, die auf diesem Wege zum
Vater zur Begutachtung befördert wird. Unglaublich, aber wahr! Will mau
deu Jungen ins Gewissen reden, so heißes: Wo alles mogelt, kann Karl allein
nicht ehrlich sein! Und was kann man auch dagegen sagen? Wenn Karl nicht
ein Universalgenie ist. kann er eben nicht "glatt durchs Examen kommen." Er
will doch nicht "ins Mündliche zu steigen haben." während Freund P,, der bei
weitem acht so gut . steht, davon freikommt, nur weil er in dem Fach, wo er
Schwächen hat, sich unerlaubte Hilfsmittel zu verschaffen gewußt hat! Die Be¬
freiung vom mündlichen Examen soll ja keine Bevorzugung mehr fein; aber "wenn
es auch kein Schaden ist. schade ist es doch." sagen die Betreffenden, wenn sie
dazubleiben haben, während die Freunde fortgehen können.

Und was hat um diese mündliche Prüfung für einen Wert? Im Deutschen


Maßgebliches und Unmaßgebliches

angäbe wird ja vielleicht nicht im eigentlichen Examen gemacht, es ist aber jetzt
leider Brauch, daß die Lehrer vor Weihnachten so ein kleines „Vorexmnm" zur
Ausstellung der „Vvrzeugnisse" anstellen, und wahrscheinlich hat man im Kultus¬
ministerium keine Ahnung davon, was für zeit- und kraftraubende Manipillationeu
angestellt werden, ehe die Lehrer dieses Bvrzeugnis ausstellen, ans das nach Aus¬
sage der Eingeweihten so viel ankommt. Es kann unmöglich Wunsch und Wille
der obersten Behörde sein, daß ein vollständiges Vorexamen veranstaltet wird, an¬
statt, daß die Lehrer einfach ihr Urteil über die Gesamtleistungen der Schüler ab¬
geben, wozu sie doch nach langjährigem Unterricht, ohne weitere.Versuche zu machen,
imstande sein sollten. Es gewinnt doch fast den Anschein, als wären die Herren
Lehrer mir Sicherheitskomnnssare und erprobten die Leistungsfähigkeit der Schüler,
um zu wissen, wie hoch sie bei der Prüfung ihre Ansprüche stellen dürfen, um
sich nicht selbst zu blamieren, Dn läßt z, B. der Mathematikus eine Hausarbeit
machen, die einem leidlich guten Schüler fünfzig bis sechzig Arbeitsstunden kostet,
dann kommt das berüchtigte Extemporale, in der Schule, wo die Jungen' oft. volle
fünf Stunden stramm arbeiten müssen. Kein Wunder, wenn sie dann abgetrieben
nach Hause kommen und, wie mir von einem Schüler erzählt wurde, selbst nachts
im Traume noch weiter rechnen an der nicht gelösten Aufgabe, die vielleicht die
Zensur um eine ganze Nummer herabsetzt und Ursache wird, daß sie sich der münd¬
lichen Prüfung unterziehen müssen. Die lateinische „Inhaltsangabe" beansprucht
dann auch wieder einen ganzen Morgen, und die Übersetzungen aus dem Griechi¬
schen und dein Französischen zwei weitere. Wenn dann die Weihnachtszensur gut
ausfällt, d. h. in jedem Fach ein Genügend auszuweisen hat, dann fängt, um im
Schnljnrgon zu reden, die „Faülzeit" für die Herren Primaner an, dn gewöhnlich
sehr bald nach den Ferien die eigentliche Prüfung ihren Anfang nimmt. Wer sich
darunter eine Periode der Angst und der Anfregung vorstellt, der irrt sich ge¬
waltig. Man weiß ja durch das Vorexamen ganz gennn, was man von sich er¬
warten kann; man könnte allerdings Pech haben, aber dagegen schützt man sich
durch „Mogeln." Dieses Mogeln spielt eine solche Rolle und wird in einem so
großartigen Maßstabe betrieben, daß man. starr ist vor Stannen, wenn man zu¬
fällig etwas davon zu hören bekommt. Da wird mit Schweinsblnt operiert, wenn
sich die Nase nicht herbeilassen will, zur rechten Zeit zu hinten, mau nicht mehr
aus und ein weiß und sich -notwendig einen „Schinok verschaffen muß. Da
werden Mogelzettel „kalt lächelnd" als Bntterbrvtbeleg verzehrt, wenn Gefahr droht.
Die Jünglinge operieren aber nicht allein, sie haben ihre Helfershelfer, und traurig
genug ist es, daß sich sogar die Eltern zu solchen Liebesdiensten herbeilassen. Das
ist thatsächlich vorgekommen. Da wird der Mützenbodeu des jüngeren Bruders
z. B. zur Aufnahme einer Aufsatzdispositivn benutzt, die auf diesem Wege zum
Vater zur Begutachtung befördert wird. Unglaublich, aber wahr! Will mau
deu Jungen ins Gewissen reden, so heißes: Wo alles mogelt, kann Karl allein
nicht ehrlich sein! Und was kann man auch dagegen sagen? Wenn Karl nicht
ein Universalgenie ist. kann er eben nicht „glatt durchs Examen kommen." Er
will doch nicht „ins Mündliche zu steigen haben." während Freund P,, der bei
weitem acht so gut . steht, davon freikommt, nur weil er in dem Fach, wo er
Schwächen hat, sich unerlaubte Hilfsmittel zu verschaffen gewußt hat! Die Be¬
freiung vom mündlichen Examen soll ja keine Bevorzugung mehr fein; aber „wenn
es auch kein Schaden ist. schade ist es doch." sagen die Betreffenden, wenn sie
dazubleiben haben, während die Freunde fortgehen können.

Und was hat um diese mündliche Prüfung für einen Wert? Im Deutschen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341861_219001/447>, abgerufen am 22.07.2024.