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Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Jahrhundert dargestellt. Aus dieser Arbeit um, die selbstverständlich ein Ergebnis
erschöpfenden Quellenstudiums ist, ersieht nur, wie die Frage, ob weiße Lohn¬
arbeiter, ob Indianer, ob Neger zu verwenden, ob die Arbeiter hart oder mild
zu behandeln seien, ob die Sklaverei beibehalten oder abgeschafft werden solle, in
jeder Kolonie und zu jeder Zeit einzig und allein nach den Forderungen des Inter¬
esses entschieden wurde. Vcrschiednes Verhalten der Staaten ging niemals ans
verschiednen Gesinnungen, sondern immer uur aus Verschiedenheiten der wirtschaft¬
lichen Lage hervor. Daß es den Quäkern mit ihrem religiösen Glauben an die
Gleichberechtigung aller Menschenbrüder voller Ernst war, kann nicht bezweifelt
werden, aber politische Geltung erlangte dieser Glaube immer nnr, wenn es das
wirtschaftliche Interesse gestattete. Die Darstellung der Aufhebung der Sklaverei in
Pennsylvanien und überhaupt in den nördlichen Staaten (S. 168 bis 172) be¬
stätigt in überraschender Weise, was Adam Smith bloß als Vermutung ausspricht:
mau würde sich zu dem Schritt nicht entschlossen haben, wenn er ein großes
Opfer bedeutet hätte. Die Ereignisse unsers Jahrhunderts gehören nicht mehr zum
Thema des Verfassers, aber er unterläßt doch nichl, am Schlüsse hervorzuheben,
daß es sich bei dem Anlaß zum Sezessionskriege uicht etwa um ein Hnmnnitäts-
ideal gehandelt hat, sondern um die Frage, ob die Kapitalisten des Nordens oder
die Großgrundbesitzer des Südens herrschen sollten. Die Grundbesitzer sind nach ihrer
Niederlage verhältnismäßig rasch zu leidlicher Verschmelzung ihres Interesses mit
dem gegnerischen gelangt, weil sie selbst zu sehr Unternehmer waren, um echte
Aristokraten sein zu können. Dankenswert in der hochinteressanter Schrift, die
deutschen Lesern viel neues bringt, ist auch die Geschichte der Besiedlung der
Staaten, die die ursprüngliche Union ausmachten, und der Exkurs über den eng¬
lischen Negersklavenhandel, dessen Umfang und Bedeutung bis jetzt wohl nur
wenigen Deutschen bekannt geworden sein mag. "Der Sklavenhandel, heißt es
Seite 100, hat England kolossale Reichtümer eingebracht, die, wie man gesagt hat,
die Mittel gewesen sind, die Herrschaft in Ostindien aufzubauen. Es ist nicht bloß
der Kaufmann an diesem gewinnbringenden afrikanischen Geschäft beteiligt gewesen.
Kapitalisten hatten ihr Geld darin angelegt, Kapitäne und Matrose" fanden reichlich
zu thun, und zahlreiche Agenten wurden in Amerika und Afrika beschäftigt. Könige
und Minister spekulirteu in Negersklaven, und noch 1750 hatte das Oberhaus vier¬
zehn Tage lang über die beste Methode nachgedacht, wodurch der Negerhandel
noch wirksamer gemacht werden könne." Vergebens wehrten sich die nördlichen
Kolonien, denen an der Negereinfnhr nichts lag, durch Schutzzölle dagegen. Nichts
widerlicher als die Heuchelei, womit die Engländer Laster und Verbrechen ganz
regelmäßig genau in dem Augenblicke zu bekämpfen anfangen, wo sie gewahr werden,
daß sie keinen Vorteil mehr oder ihre Konkurrenten größern Vorteil daraus ziehen.

Heute wäre eine Sklaveneinfuhr in Nordamerika das überflüssigste von der
Welt; wurde doch voriges Jahr die Zahl der arbeitsfähigen Arbeitslosen auf zwei
Millionen geschätzt! Die Vereinigten Staaten bilden in diesem Augenblick einen
höchst merkwürdigen Gegensatz zu unserm deutschen Reiche. Während bei uns
uralte Organisationen, eine musterhafte Verwaltung und gewissenhafte Beamte bei
unzulänglichen Mitteln der Masse des Volks immer noch wenigstens die notdürftige
Existenz ermöglichen, versinken drüben trotz weitesten Spielraums und unerschöpf¬
licher Hilfsquellen Millionen in hilfloses Elend. Und das, obwohl es weder
an ungethaner notwendiger Arbeit fehlt -- so z. B. sind die Landstraßen elend,
und in den Großstädten starren ungepflasterte Straßen von Schmutz --, noch an
dein zur Ausführung notwendiger öffentlicher Arbeiten erforderlichen Gelde. Und


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Jahrhundert dargestellt. Aus dieser Arbeit um, die selbstverständlich ein Ergebnis
erschöpfenden Quellenstudiums ist, ersieht nur, wie die Frage, ob weiße Lohn¬
arbeiter, ob Indianer, ob Neger zu verwenden, ob die Arbeiter hart oder mild
zu behandeln seien, ob die Sklaverei beibehalten oder abgeschafft werden solle, in
jeder Kolonie und zu jeder Zeit einzig und allein nach den Forderungen des Inter¬
esses entschieden wurde. Vcrschiednes Verhalten der Staaten ging niemals ans
verschiednen Gesinnungen, sondern immer uur aus Verschiedenheiten der wirtschaft¬
lichen Lage hervor. Daß es den Quäkern mit ihrem religiösen Glauben an die
Gleichberechtigung aller Menschenbrüder voller Ernst war, kann nicht bezweifelt
werden, aber politische Geltung erlangte dieser Glaube immer nnr, wenn es das
wirtschaftliche Interesse gestattete. Die Darstellung der Aufhebung der Sklaverei in
Pennsylvanien und überhaupt in den nördlichen Staaten (S. 168 bis 172) be¬
stätigt in überraschender Weise, was Adam Smith bloß als Vermutung ausspricht:
mau würde sich zu dem Schritt nicht entschlossen haben, wenn er ein großes
Opfer bedeutet hätte. Die Ereignisse unsers Jahrhunderts gehören nicht mehr zum
Thema des Verfassers, aber er unterläßt doch nichl, am Schlüsse hervorzuheben,
daß es sich bei dem Anlaß zum Sezessionskriege uicht etwa um ein Hnmnnitäts-
ideal gehandelt hat, sondern um die Frage, ob die Kapitalisten des Nordens oder
die Großgrundbesitzer des Südens herrschen sollten. Die Grundbesitzer sind nach ihrer
Niederlage verhältnismäßig rasch zu leidlicher Verschmelzung ihres Interesses mit
dem gegnerischen gelangt, weil sie selbst zu sehr Unternehmer waren, um echte
Aristokraten sein zu können. Dankenswert in der hochinteressanter Schrift, die
deutschen Lesern viel neues bringt, ist auch die Geschichte der Besiedlung der
Staaten, die die ursprüngliche Union ausmachten, und der Exkurs über den eng¬
lischen Negersklavenhandel, dessen Umfang und Bedeutung bis jetzt wohl nur
wenigen Deutschen bekannt geworden sein mag. „Der Sklavenhandel, heißt es
Seite 100, hat England kolossale Reichtümer eingebracht, die, wie man gesagt hat,
die Mittel gewesen sind, die Herrschaft in Ostindien aufzubauen. Es ist nicht bloß
der Kaufmann an diesem gewinnbringenden afrikanischen Geschäft beteiligt gewesen.
Kapitalisten hatten ihr Geld darin angelegt, Kapitäne und Matrose» fanden reichlich
zu thun, und zahlreiche Agenten wurden in Amerika und Afrika beschäftigt. Könige
und Minister spekulirteu in Negersklaven, und noch 1750 hatte das Oberhaus vier¬
zehn Tage lang über die beste Methode nachgedacht, wodurch der Negerhandel
noch wirksamer gemacht werden könne." Vergebens wehrten sich die nördlichen
Kolonien, denen an der Negereinfnhr nichts lag, durch Schutzzölle dagegen. Nichts
widerlicher als die Heuchelei, womit die Engländer Laster und Verbrechen ganz
regelmäßig genau in dem Augenblicke zu bekämpfen anfangen, wo sie gewahr werden,
daß sie keinen Vorteil mehr oder ihre Konkurrenten größern Vorteil daraus ziehen.

Heute wäre eine Sklaveneinfuhr in Nordamerika das überflüssigste von der
Welt; wurde doch voriges Jahr die Zahl der arbeitsfähigen Arbeitslosen auf zwei
Millionen geschätzt! Die Vereinigten Staaten bilden in diesem Augenblick einen
höchst merkwürdigen Gegensatz zu unserm deutschen Reiche. Während bei uns
uralte Organisationen, eine musterhafte Verwaltung und gewissenhafte Beamte bei
unzulänglichen Mitteln der Masse des Volks immer noch wenigstens die notdürftige
Existenz ermöglichen, versinken drüben trotz weitesten Spielraums und unerschöpf¬
licher Hilfsquellen Millionen in hilfloses Elend. Und das, obwohl es weder
an ungethaner notwendiger Arbeit fehlt — so z. B. sind die Landstraßen elend,
und in den Großstädten starren ungepflasterte Straßen von Schmutz —, noch an
dein zur Ausführung notwendiger öffentlicher Arbeiten erforderlichen Gelde. Und


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[0394] Maßgebliches und Unmaßgebliches Jahrhundert dargestellt. Aus dieser Arbeit um, die selbstverständlich ein Ergebnis erschöpfenden Quellenstudiums ist, ersieht nur, wie die Frage, ob weiße Lohn¬ arbeiter, ob Indianer, ob Neger zu verwenden, ob die Arbeiter hart oder mild zu behandeln seien, ob die Sklaverei beibehalten oder abgeschafft werden solle, in jeder Kolonie und zu jeder Zeit einzig und allein nach den Forderungen des Inter¬ esses entschieden wurde. Vcrschiednes Verhalten der Staaten ging niemals ans verschiednen Gesinnungen, sondern immer uur aus Verschiedenheiten der wirtschaft¬ lichen Lage hervor. Daß es den Quäkern mit ihrem religiösen Glauben an die Gleichberechtigung aller Menschenbrüder voller Ernst war, kann nicht bezweifelt werden, aber politische Geltung erlangte dieser Glaube immer nnr, wenn es das wirtschaftliche Interesse gestattete. Die Darstellung der Aufhebung der Sklaverei in Pennsylvanien und überhaupt in den nördlichen Staaten (S. 168 bis 172) be¬ stätigt in überraschender Weise, was Adam Smith bloß als Vermutung ausspricht: mau würde sich zu dem Schritt nicht entschlossen haben, wenn er ein großes Opfer bedeutet hätte. Die Ereignisse unsers Jahrhunderts gehören nicht mehr zum Thema des Verfassers, aber er unterläßt doch nichl, am Schlüsse hervorzuheben, daß es sich bei dem Anlaß zum Sezessionskriege uicht etwa um ein Hnmnnitäts- ideal gehandelt hat, sondern um die Frage, ob die Kapitalisten des Nordens oder die Großgrundbesitzer des Südens herrschen sollten. Die Grundbesitzer sind nach ihrer Niederlage verhältnismäßig rasch zu leidlicher Verschmelzung ihres Interesses mit dem gegnerischen gelangt, weil sie selbst zu sehr Unternehmer waren, um echte Aristokraten sein zu können. Dankenswert in der hochinteressanter Schrift, die deutschen Lesern viel neues bringt, ist auch die Geschichte der Besiedlung der Staaten, die die ursprüngliche Union ausmachten, und der Exkurs über den eng¬ lischen Negersklavenhandel, dessen Umfang und Bedeutung bis jetzt wohl nur wenigen Deutschen bekannt geworden sein mag. „Der Sklavenhandel, heißt es Seite 100, hat England kolossale Reichtümer eingebracht, die, wie man gesagt hat, die Mittel gewesen sind, die Herrschaft in Ostindien aufzubauen. Es ist nicht bloß der Kaufmann an diesem gewinnbringenden afrikanischen Geschäft beteiligt gewesen. Kapitalisten hatten ihr Geld darin angelegt, Kapitäne und Matrose» fanden reichlich zu thun, und zahlreiche Agenten wurden in Amerika und Afrika beschäftigt. Könige und Minister spekulirteu in Negersklaven, und noch 1750 hatte das Oberhaus vier¬ zehn Tage lang über die beste Methode nachgedacht, wodurch der Negerhandel noch wirksamer gemacht werden könne." Vergebens wehrten sich die nördlichen Kolonien, denen an der Negereinfnhr nichts lag, durch Schutzzölle dagegen. Nichts widerlicher als die Heuchelei, womit die Engländer Laster und Verbrechen ganz regelmäßig genau in dem Augenblicke zu bekämpfen anfangen, wo sie gewahr werden, daß sie keinen Vorteil mehr oder ihre Konkurrenten größern Vorteil daraus ziehen. Heute wäre eine Sklaveneinfuhr in Nordamerika das überflüssigste von der Welt; wurde doch voriges Jahr die Zahl der arbeitsfähigen Arbeitslosen auf zwei Millionen geschätzt! Die Vereinigten Staaten bilden in diesem Augenblick einen höchst merkwürdigen Gegensatz zu unserm deutschen Reiche. Während bei uns uralte Organisationen, eine musterhafte Verwaltung und gewissenhafte Beamte bei unzulänglichen Mitteln der Masse des Volks immer noch wenigstens die notdürftige Existenz ermöglichen, versinken drüben trotz weitesten Spielraums und unerschöpf¬ licher Hilfsquellen Millionen in hilfloses Elend. Und das, obwohl es weder an ungethaner notwendiger Arbeit fehlt — so z. B. sind die Landstraßen elend, und in den Großstädten starren ungepflasterte Straßen von Schmutz —, noch an dein zur Ausführung notwendiger öffentlicher Arbeiten erforderlichen Gelde. Und

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341861_219001/394>, abgerufen am 22.07.2024.