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Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Drittes Vierteljahr.

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Schwarzes Bret

Lorolinonsium pio MÄtn1s,nor ant^ut<iuo ox animi sgntsnii-i, ut favsnts also oxiimo msximo
IiÄso alma litters-rum sodss 8n"in sibi Is-udsm 8from"3 in alios in^Ms mgAisssus öl^e^t,
tlnroat, MSZvÄt.

Man denke sich, daß dieser Bandwurm im Original mit lauter großen Buchstaben und
ohne alle Interpunktionszeichen gedruckt ist, daß nur durch die Zeilenabsätze, die aber mit
der Satzgliedernng nicht immer übereinstimmen, der Überblick etwas erleichtert wird, und
man wird sich ungefähr vorstellen können, welches Vergnügen el" Leser des Originals em¬
pfindet.

Und was ist schließlich der Inhalt? Wenn wir das Schriftstück für unsre des Lateins
unkundigen Leser hier übersetzen wollten, sie würden glauben, wir hätten falsch übersetzt, denn
sie wissen ja nicht, welche Banalitäten man nuausgelacht lateinisch sagen kann!




Im 10. Hefte der Zeitschrift "Vom Fels zum Meer" in einem unsäglich faden Ge¬
schwätz: "Mit dem Dampfschiff nach Loschwitz. Dresdner Frühlingsplauderci von H. Harten-
stein" steht S. 196: "Ist es doch geweihter Boden, den der Fuß in Loschwitz betritt. Hier
kam unser großer Dichter zu der Idee des Liedes an die Freude."

Bisher glaubte mau, daß Schiller in Loschwitz den Don Carlos, das Lied an die Frende
aber in Leipzig gedichtet habe. Herr Hartenstein und die Redaktion scheinen neue Quellen be¬
nutzt zu haben. _

Das "klassische" Muster der "I. G. Cotta'scheu Buchhandlung Nachfolger" findet Nach¬
ahmung: schon haben wir auch eine "Deichert'sche Verlagsbuchhandlung Nachfolger" und als
dritte im Bunde nun auch eine "Rackhorstsche Buchhandlung Nachfolger." Vivat hö^nous!




Das Leipziger Tageblatt berichtet in seiner Nummer vom 15. Juni über die Bekämpfung
der Nonuenraupe:

Um die hochwichtige Angelegenheit, die Nonne dnrch die Flaccerie zu bekämpfen, selbst
zu studiren und zu probiren und praktische Borschläge machen zu können, stellte Herr Ober¬
förster Goldberg in Glanchau verschiedne Versuche an mit dem von Dr. Hosmnnn in Regens-
burg entdeckten Bazillns. Das dazu erforderliche Raupenmaterial war Anfang dieses Jahres
von Herrn Forstmeister Schmidt in Ratibor bezogen. Aus diesem Material hat Herr Ober-
förster Goldberg die darin enthaltnen Bakterienarten herausgezüchtet, wobei er in der Weise
verfahren ist, daß er eine Idee von der aufgeweichte" Raupeumasse mit einem Tropfen
Nährgelatine mischte, von dieser Mischung wieder eine Idee entnahm, diese mit einem
zweiten Tropfen mischte und in der Weise fort operirte bis zum vierten Tropfen. Von diesem
vierten Tropfen nahm er abermals eine Idee, mischte diese n. s. w.

Nun komme noch einer und werfe dem Leipziger Tageblatt Geistesarmut vor! Bei
solchem Ideenreichtum!






Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Gruuow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig -- Druck von Carl Marquart in Leipzig
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Lorolinonsium pio MÄtn1s,nor ant^ut<iuo ox animi sgntsnii-i, ut favsnts also oxiimo msximo
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Man denke sich, daß dieser Bandwurm im Original mit lauter großen Buchstaben und
ohne alle Interpunktionszeichen gedruckt ist, daß nur durch die Zeilenabsätze, die aber mit
der Satzgliedernng nicht immer übereinstimmen, der Überblick etwas erleichtert wird, und
man wird sich ungefähr vorstellen können, welches Vergnügen el» Leser des Originals em¬
pfindet.

Und was ist schließlich der Inhalt? Wenn wir das Schriftstück für unsre des Lateins
unkundigen Leser hier übersetzen wollten, sie würden glauben, wir hätten falsch übersetzt, denn
sie wissen ja nicht, welche Banalitäten man nuausgelacht lateinisch sagen kann!




Im 10. Hefte der Zeitschrift „Vom Fels zum Meer" in einem unsäglich faden Ge¬
schwätz: „Mit dem Dampfschiff nach Loschwitz. Dresdner Frühlingsplauderci von H. Harten-
stein" steht S. 196: „Ist es doch geweihter Boden, den der Fuß in Loschwitz betritt. Hier
kam unser großer Dichter zu der Idee des Liedes an die Freude."

Bisher glaubte mau, daß Schiller in Loschwitz den Don Carlos, das Lied an die Frende
aber in Leipzig gedichtet habe. Herr Hartenstein und die Redaktion scheinen neue Quellen be¬
nutzt zu haben. _

Das „klassische" Muster der „I. G. Cotta'scheu Buchhandlung Nachfolger" findet Nach¬
ahmung: schon haben wir auch eine „Deichert'sche Verlagsbuchhandlung Nachfolger" und als
dritte im Bunde nun auch eine „Rackhorstsche Buchhandlung Nachfolger." Vivat hö^nous!




Das Leipziger Tageblatt berichtet in seiner Nummer vom 15. Juni über die Bekämpfung
der Nonuenraupe:

Um die hochwichtige Angelegenheit, die Nonne dnrch die Flaccerie zu bekämpfen, selbst
zu studiren und zu probiren und praktische Borschläge machen zu können, stellte Herr Ober¬
förster Goldberg in Glanchau verschiedne Versuche an mit dem von Dr. Hosmnnn in Regens-
burg entdeckten Bazillns. Das dazu erforderliche Raupenmaterial war Anfang dieses Jahres
von Herrn Forstmeister Schmidt in Ratibor bezogen. Aus diesem Material hat Herr Ober-
förster Goldberg die darin enthaltnen Bakterienarten herausgezüchtet, wobei er in der Weise
verfahren ist, daß er eine Idee von der aufgeweichte» Raupeumasse mit einem Tropfen
Nährgelatine mischte, von dieser Mischung wieder eine Idee entnahm, diese mit einem
zweiten Tropfen mischte und in der Weise fort operirte bis zum vierten Tropfen. Von diesem
vierten Tropfen nahm er abermals eine Idee, mischte diese n. s. w.

Nun komme noch einer und werfe dem Leipziger Tageblatt Geistesarmut vor! Bei
solchem Ideenreichtum!






Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Gruuow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Carl Marquart in Leipzig
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[0056] Schwarzes Bret Lorolinonsium pio MÄtn1s,nor ant^ut<iuo ox animi sgntsnii-i, ut favsnts also oxiimo msximo IiÄso alma litters-rum sodss 8n»in sibi Is-udsm 8from»3 in alios in^Ms mgAisssus öl^e^t, tlnroat, MSZvÄt. Man denke sich, daß dieser Bandwurm im Original mit lauter großen Buchstaben und ohne alle Interpunktionszeichen gedruckt ist, daß nur durch die Zeilenabsätze, die aber mit der Satzgliedernng nicht immer übereinstimmen, der Überblick etwas erleichtert wird, und man wird sich ungefähr vorstellen können, welches Vergnügen el» Leser des Originals em¬ pfindet. Und was ist schließlich der Inhalt? Wenn wir das Schriftstück für unsre des Lateins unkundigen Leser hier übersetzen wollten, sie würden glauben, wir hätten falsch übersetzt, denn sie wissen ja nicht, welche Banalitäten man nuausgelacht lateinisch sagen kann! Im 10. Hefte der Zeitschrift „Vom Fels zum Meer" in einem unsäglich faden Ge¬ schwätz: „Mit dem Dampfschiff nach Loschwitz. Dresdner Frühlingsplauderci von H. Harten- stein" steht S. 196: „Ist es doch geweihter Boden, den der Fuß in Loschwitz betritt. Hier kam unser großer Dichter zu der Idee des Liedes an die Freude." Bisher glaubte mau, daß Schiller in Loschwitz den Don Carlos, das Lied an die Frende aber in Leipzig gedichtet habe. Herr Hartenstein und die Redaktion scheinen neue Quellen be¬ nutzt zu haben. _ Das „klassische" Muster der „I. G. Cotta'scheu Buchhandlung Nachfolger" findet Nach¬ ahmung: schon haben wir auch eine „Deichert'sche Verlagsbuchhandlung Nachfolger" und als dritte im Bunde nun auch eine „Rackhorstsche Buchhandlung Nachfolger." Vivat hö^nous! Das Leipziger Tageblatt berichtet in seiner Nummer vom 15. Juni über die Bekämpfung der Nonuenraupe: Um die hochwichtige Angelegenheit, die Nonne dnrch die Flaccerie zu bekämpfen, selbst zu studiren und zu probiren und praktische Borschläge machen zu können, stellte Herr Ober¬ förster Goldberg in Glanchau verschiedne Versuche an mit dem von Dr. Hosmnnn in Regens- burg entdeckten Bazillns. Das dazu erforderliche Raupenmaterial war Anfang dieses Jahres von Herrn Forstmeister Schmidt in Ratibor bezogen. Aus diesem Material hat Herr Ober- förster Goldberg die darin enthaltnen Bakterienarten herausgezüchtet, wobei er in der Weise verfahren ist, daß er eine Idee von der aufgeweichte» Raupeumasse mit einem Tropfen Nährgelatine mischte, von dieser Mischung wieder eine Idee entnahm, diese mit einem zweiten Tropfen mischte und in der Weise fort operirte bis zum vierten Tropfen. Von diesem vierten Tropfen nahm er abermals eine Idee, mischte diese n. s. w. Nun komme noch einer und werfe dem Leipziger Tageblatt Geistesarmut vor! Bei solchem Ideenreichtum! Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Gruuow in Leipzig Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Carl Marquart in Leipzig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341857_215089/56>, abgerufen am 01.09.2024.