Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Drittes Vierteljahr.Einfluß seiner Schriften ist unermeßlich. In künstlerischer Beziehung waren Dies ist den Anhängern Kiugsleys gelungen. Brentano sagt am Schlüsse Maßgebliches und Unmaßgebliches Konzertkritiken. Über ein Konzert, das vor einigen Tagen in Kassel ver¬ Das Kasseler Tageblatt schreibt: Das gestern Abend im Schvmbardtschen Hotel Einfluß seiner Schriften ist unermeßlich. In künstlerischer Beziehung waren Dies ist den Anhängern Kiugsleys gelungen. Brentano sagt am Schlüsse Maßgebliches und Unmaßgebliches Konzertkritiken. Über ein Konzert, das vor einigen Tagen in Kassel ver¬ Das Kasseler Tageblatt schreibt: Das gestern Abend im Schvmbardtschen Hotel <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0534" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/215624"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_1845" prev="#ID_1844"> Einfluß seiner Schriften ist unermeßlich. In künstlerischer Beziehung waren<lb/> sie mit ihrer frischen, markigen, oft rücksichtslosen Sprache und ihren<lb/> tiefen Gedanken ein lauter Protest gegen die krankhafte Sentimentalität und<lb/> die geistlose Mache gewisser Lieblingsschriftsteller seiner Zeit. Sie erschienen,<lb/> als alle Welt für Charlotte Brontes rührselige Liebesgeschichten .Iirus I^rs,<lb/> Llllrls/ und ViI1«zU<z begeistert war und um das Geschick ihrer altjüngferlichen<lb/> Helden Thränen vergoß. In sozialer Beziehung waren sie die wirkungsvollsten<lb/> Streitmittel einer großen Partei, die sich die Aufgabe gestellt hatte, die be¬<lb/> sitzenden Klassen an ihre Pflichten zu mahnen und an die soziale Arbeit zu<lb/> rufen, dagegen die arbeitenden Klaffen von gewaltsamen Plänen zu verständigen<lb/> Handlungen zu führen und den sozialen Frieden zwischen den scheinbar un¬<lb/> versöhnlichen Parteien herbeizuführen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1846"> Dies ist den Anhängern Kiugsleys gelungen. Brentano sagt am Schlüsse<lb/> seiner Schrift über die christlich-soziale Bewegung in England: „Der Abgrund,<lb/> der ehemals in England die höhern und die untern Klassen trennte, ist heute<lb/> überbrückt. An Stelle der frühern beiderseitigen Entfremdung herrscht heute<lb/> bei den höhern Klassen ein sympathisches Verständnis für das Bedürfen und<lb/> Streben der untern, bei den untern das Verständnis für die Notwendigkeit<lb/> einer höhern Klasse, welche die Funktionen der Führer des Volks auszuüben<lb/> versteht und ausübt. Gewiß ist noch viel zu thun, und gewiß wird noch viel<lb/> zu thun sein. Aber Enormes ist geschehen, lind fast in allem, was geschah,<lb/> haben die christlichen Sozialisten die Initiative genommen, haben sie den Mut<lb/> gehabt, mit Lehre und Beispiel voranzugehen. Und einerlei, welche Stellung<lb/> der einzelne Beobachter zu den verschiednen Theoremen und Handlungen der<lb/> christlichen Sozialisten, die ich vorgeführt habe, einnehmen wird, in dem einen<lb/> Satz wird das Urteil aller über die christlich-soziale Bewegung immer über¬<lb/> einstimmen: 1^örU'g,N8ion ix^öüemuclv."</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Maßgebliches und Unmaßgebliches</head><lb/> <p xml:id="ID_1847"> Konzertkritiken. Über ein Konzert, das vor einigen Tagen in Kassel ver¬<lb/> anstaltet worden ist, sind in der Kasseler Tagespreise zwei Kritiken erschienen, die<lb/> wir im nachfolgenden einander gegenüberstellen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1848" next="#ID_1849"> Das Kasseler Tageblatt schreibt: Das gestern Abend im Schvmbardtschen Hotel<lb/> zu Wilhelmshöhe stattgefundne (!) Konzert, welches von der Opernsängerin Fräulein<lb/> Huld aus Berlin, dem Violinvirtuosen und Musiklehrer Herrn C. Schenk aus Kassel,<lb/> dem Baritonisteu Herrn Ohiwein ebendaselbst und dem gut beanlagten jugendliche»</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0534]
Einfluß seiner Schriften ist unermeßlich. In künstlerischer Beziehung waren
sie mit ihrer frischen, markigen, oft rücksichtslosen Sprache und ihren
tiefen Gedanken ein lauter Protest gegen die krankhafte Sentimentalität und
die geistlose Mache gewisser Lieblingsschriftsteller seiner Zeit. Sie erschienen,
als alle Welt für Charlotte Brontes rührselige Liebesgeschichten .Iirus I^rs,
Llllrls/ und ViI1«zU<z begeistert war und um das Geschick ihrer altjüngferlichen
Helden Thränen vergoß. In sozialer Beziehung waren sie die wirkungsvollsten
Streitmittel einer großen Partei, die sich die Aufgabe gestellt hatte, die be¬
sitzenden Klassen an ihre Pflichten zu mahnen und an die soziale Arbeit zu
rufen, dagegen die arbeitenden Klaffen von gewaltsamen Plänen zu verständigen
Handlungen zu führen und den sozialen Frieden zwischen den scheinbar un¬
versöhnlichen Parteien herbeizuführen.
Dies ist den Anhängern Kiugsleys gelungen. Brentano sagt am Schlüsse
seiner Schrift über die christlich-soziale Bewegung in England: „Der Abgrund,
der ehemals in England die höhern und die untern Klassen trennte, ist heute
überbrückt. An Stelle der frühern beiderseitigen Entfremdung herrscht heute
bei den höhern Klassen ein sympathisches Verständnis für das Bedürfen und
Streben der untern, bei den untern das Verständnis für die Notwendigkeit
einer höhern Klasse, welche die Funktionen der Führer des Volks auszuüben
versteht und ausübt. Gewiß ist noch viel zu thun, und gewiß wird noch viel
zu thun sein. Aber Enormes ist geschehen, lind fast in allem, was geschah,
haben die christlichen Sozialisten die Initiative genommen, haben sie den Mut
gehabt, mit Lehre und Beispiel voranzugehen. Und einerlei, welche Stellung
der einzelne Beobachter zu den verschiednen Theoremen und Handlungen der
christlichen Sozialisten, die ich vorgeführt habe, einnehmen wird, in dem einen
Satz wird das Urteil aller über die christlich-soziale Bewegung immer über¬
einstimmen: 1^örU'g,N8ion ix^öüemuclv."
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Konzertkritiken. Über ein Konzert, das vor einigen Tagen in Kassel ver¬
anstaltet worden ist, sind in der Kasseler Tagespreise zwei Kritiken erschienen, die
wir im nachfolgenden einander gegenüberstellen.
Das Kasseler Tageblatt schreibt: Das gestern Abend im Schvmbardtschen Hotel
zu Wilhelmshöhe stattgefundne (!) Konzert, welches von der Opernsängerin Fräulein
Huld aus Berlin, dem Violinvirtuosen und Musiklehrer Herrn C. Schenk aus Kassel,
dem Baritonisteu Herrn Ohiwein ebendaselbst und dem gut beanlagten jugendliche»
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