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Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Drittes Vierteljahr.

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Neue lverke über Nordamerika

schöpft er aus einem ältern deutschen Werke Friedrich Natzels, von dem er im
Vorwort sagt: "Es ist zwar ein allgemeines Werk über alle natürlichen, po¬
litischen und sozialen Verhältnisse der Vereinigten Staaten, das der geo¬
graphischen Darstellung des Landes einen großen Naum widmen muß und
nur eine zusammenfassende Schilderung der sozialen und politischen Verhält¬
nisse bietet. Aber der Geist ruhiger Abwägung, der Ratzel bei der Ver¬
arbeitung des mit großem Fleiß von ihm gesammelten, vielseitigen Materials
leitete, machen es sehr geeignet zur Vergleichung der in ihm niedergelegten
Ergebnisse mit denen der Jamundschen Forschungen." Demgemäß finden wir
nun aller paar Seiten zwischen die Jannetsche Darstellung größere und kleinere
Abschnitte aus Natzels Nordamerika eingeschoben, die manchmal entschieden
mäßigend wirken, nur leider alle den Fehler haben, einem zwölf Jahre alten
Buche entnommen zu sein, wie es denn überhaupt ein Nachteil des Jamundschen
Werkes ist, daß es zu wenig neue Quellen benutzt, was doch gegenüber einem
so rasch sich verändernden Lande wie der Union doppelt notwendig ist.

Als neueste Erscheinung der Litteratur von Amerika liegt aber nun in
eben erschienener zweiter Auflage der starke Band von Friedrich Ratzel: Die
Vereinigten Staaten von Amerika unter besondrer Berücksichtigung der
natürliche!? Bedingungen und wirtschaftlichen Verhältnisse vor. (München,
R. Oldenbourg, 189Z. Mit einer Kulturkarte und sechzehn Kärtchen und
Plänen im Text.) Es ist eben das Buch, dessen ältere Ausgabe in dem
Werke von Jannet und Kämpfe mit eingeschlachtet ist: eine ausführliche poli¬
tische Geographie, die zuerst einleitend als "Thatsachen und Wirkungen des
Bodens" die Lage, die Grenzen und Küsten, den Raum, den Boden, das Klima,
die Tier- und Pflanzenwelt und "die Natur und die Volksseele" betrachtet. Der
erste Abschnitt, Nassen und Stämme, enthält die Kapitel Nassenprobleme, die
Indianer, die Europäoamerikaner, die Neger, die Chinesen; im zweiten Abschnitt,
Die Bevölkerung, ihre Verbreitung und ihr Wachstum, folgen die Kapitel: die
Volkszahl und ihre geographische Berbreituug, Städte und andre Siedelungen,
das innere Wachstum, die Einwanderung, die innere Wanderung; der dritte
Abschnitt, Wirtschaftsgeographie, bringt die Landwirtschaft, die Wälder, den Berg¬
bau, die Gewcrbthütigkeit, den Verkehr und die Verkehrswege und den Handel,
und der vierte bespricht den Staat und die Gemeinden, die Kirche, das geistige
Leben und zum Schluß das Volk und die Gesellschaft. Angehängt ist eine
Erklärung der interessanten, übersichtlichen Kulturkarte. Das gediegen aus¬
gestattete Buch wird hoffentlich in dieser neuen Auflage, die ein ganz neues
Werk geworden ist, denselben Erfolg haben, den es in der seit einiger Zeit
vergriffnen ersten Auflage gehabt hat. Es gilt als die zuverlässigste Be¬
schreibung des großen Landes. Weder die englische und amerikanische, noch die
französische Litteratur hat etwas ähnliches auszuweisen. Der Verfasser erklärt
in der Vorrede, daß ihn zu der Herausgabe einer neuen Auflage nicht bloß


Neue lverke über Nordamerika

schöpft er aus einem ältern deutschen Werke Friedrich Natzels, von dem er im
Vorwort sagt: „Es ist zwar ein allgemeines Werk über alle natürlichen, po¬
litischen und sozialen Verhältnisse der Vereinigten Staaten, das der geo¬
graphischen Darstellung des Landes einen großen Naum widmen muß und
nur eine zusammenfassende Schilderung der sozialen und politischen Verhält¬
nisse bietet. Aber der Geist ruhiger Abwägung, der Ratzel bei der Ver¬
arbeitung des mit großem Fleiß von ihm gesammelten, vielseitigen Materials
leitete, machen es sehr geeignet zur Vergleichung der in ihm niedergelegten
Ergebnisse mit denen der Jamundschen Forschungen." Demgemäß finden wir
nun aller paar Seiten zwischen die Jannetsche Darstellung größere und kleinere
Abschnitte aus Natzels Nordamerika eingeschoben, die manchmal entschieden
mäßigend wirken, nur leider alle den Fehler haben, einem zwölf Jahre alten
Buche entnommen zu sein, wie es denn überhaupt ein Nachteil des Jamundschen
Werkes ist, daß es zu wenig neue Quellen benutzt, was doch gegenüber einem
so rasch sich verändernden Lande wie der Union doppelt notwendig ist.

Als neueste Erscheinung der Litteratur von Amerika liegt aber nun in
eben erschienener zweiter Auflage der starke Band von Friedrich Ratzel: Die
Vereinigten Staaten von Amerika unter besondrer Berücksichtigung der
natürliche!? Bedingungen und wirtschaftlichen Verhältnisse vor. (München,
R. Oldenbourg, 189Z. Mit einer Kulturkarte und sechzehn Kärtchen und
Plänen im Text.) Es ist eben das Buch, dessen ältere Ausgabe in dem
Werke von Jannet und Kämpfe mit eingeschlachtet ist: eine ausführliche poli¬
tische Geographie, die zuerst einleitend als „Thatsachen und Wirkungen des
Bodens" die Lage, die Grenzen und Küsten, den Raum, den Boden, das Klima,
die Tier- und Pflanzenwelt und „die Natur und die Volksseele" betrachtet. Der
erste Abschnitt, Nassen und Stämme, enthält die Kapitel Nassenprobleme, die
Indianer, die Europäoamerikaner, die Neger, die Chinesen; im zweiten Abschnitt,
Die Bevölkerung, ihre Verbreitung und ihr Wachstum, folgen die Kapitel: die
Volkszahl und ihre geographische Berbreituug, Städte und andre Siedelungen,
das innere Wachstum, die Einwanderung, die innere Wanderung; der dritte
Abschnitt, Wirtschaftsgeographie, bringt die Landwirtschaft, die Wälder, den Berg¬
bau, die Gewcrbthütigkeit, den Verkehr und die Verkehrswege und den Handel,
und der vierte bespricht den Staat und die Gemeinden, die Kirche, das geistige
Leben und zum Schluß das Volk und die Gesellschaft. Angehängt ist eine
Erklärung der interessanten, übersichtlichen Kulturkarte. Das gediegen aus¬
gestattete Buch wird hoffentlich in dieser neuen Auflage, die ein ganz neues
Werk geworden ist, denselben Erfolg haben, den es in der seit einiger Zeit
vergriffnen ersten Auflage gehabt hat. Es gilt als die zuverlässigste Be¬
schreibung des großen Landes. Weder die englische und amerikanische, noch die
französische Litteratur hat etwas ähnliches auszuweisen. Der Verfasser erklärt
in der Vorrede, daß ihn zu der Herausgabe einer neuen Auflage nicht bloß


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[0318] Neue lverke über Nordamerika schöpft er aus einem ältern deutschen Werke Friedrich Natzels, von dem er im Vorwort sagt: „Es ist zwar ein allgemeines Werk über alle natürlichen, po¬ litischen und sozialen Verhältnisse der Vereinigten Staaten, das der geo¬ graphischen Darstellung des Landes einen großen Naum widmen muß und nur eine zusammenfassende Schilderung der sozialen und politischen Verhält¬ nisse bietet. Aber der Geist ruhiger Abwägung, der Ratzel bei der Ver¬ arbeitung des mit großem Fleiß von ihm gesammelten, vielseitigen Materials leitete, machen es sehr geeignet zur Vergleichung der in ihm niedergelegten Ergebnisse mit denen der Jamundschen Forschungen." Demgemäß finden wir nun aller paar Seiten zwischen die Jannetsche Darstellung größere und kleinere Abschnitte aus Natzels Nordamerika eingeschoben, die manchmal entschieden mäßigend wirken, nur leider alle den Fehler haben, einem zwölf Jahre alten Buche entnommen zu sein, wie es denn überhaupt ein Nachteil des Jamundschen Werkes ist, daß es zu wenig neue Quellen benutzt, was doch gegenüber einem so rasch sich verändernden Lande wie der Union doppelt notwendig ist. Als neueste Erscheinung der Litteratur von Amerika liegt aber nun in eben erschienener zweiter Auflage der starke Band von Friedrich Ratzel: Die Vereinigten Staaten von Amerika unter besondrer Berücksichtigung der natürliche!? Bedingungen und wirtschaftlichen Verhältnisse vor. (München, R. Oldenbourg, 189Z. Mit einer Kulturkarte und sechzehn Kärtchen und Plänen im Text.) Es ist eben das Buch, dessen ältere Ausgabe in dem Werke von Jannet und Kämpfe mit eingeschlachtet ist: eine ausführliche poli¬ tische Geographie, die zuerst einleitend als „Thatsachen und Wirkungen des Bodens" die Lage, die Grenzen und Küsten, den Raum, den Boden, das Klima, die Tier- und Pflanzenwelt und „die Natur und die Volksseele" betrachtet. Der erste Abschnitt, Nassen und Stämme, enthält die Kapitel Nassenprobleme, die Indianer, die Europäoamerikaner, die Neger, die Chinesen; im zweiten Abschnitt, Die Bevölkerung, ihre Verbreitung und ihr Wachstum, folgen die Kapitel: die Volkszahl und ihre geographische Berbreituug, Städte und andre Siedelungen, das innere Wachstum, die Einwanderung, die innere Wanderung; der dritte Abschnitt, Wirtschaftsgeographie, bringt die Landwirtschaft, die Wälder, den Berg¬ bau, die Gewcrbthütigkeit, den Verkehr und die Verkehrswege und den Handel, und der vierte bespricht den Staat und die Gemeinden, die Kirche, das geistige Leben und zum Schluß das Volk und die Gesellschaft. Angehängt ist eine Erklärung der interessanten, übersichtlichen Kulturkarte. Das gediegen aus¬ gestattete Buch wird hoffentlich in dieser neuen Auflage, die ein ganz neues Werk geworden ist, denselben Erfolg haben, den es in der seit einiger Zeit vergriffnen ersten Auflage gehabt hat. Es gilt als die zuverlässigste Be¬ schreibung des großen Landes. Weder die englische und amerikanische, noch die französische Litteratur hat etwas ähnliches auszuweisen. Der Verfasser erklärt in der Vorrede, daß ihn zu der Herausgabe einer neuen Auflage nicht bloß

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341857_215089/318>, abgerufen am 27.07.2024.