Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Drittes Vierteljahr.Die Bodenbesitzreform deutscher Richtung Arbeitern ein. Bald wird das Kapital auch dem soliden Arbeiter billiger zu¬ Die Kommunen und der Staat werden ihrerseits helfen, der Arbeitslosig¬ Das gegenwärtige Brachliegen von Arbeitskraft -- diese kolossale Ver¬ Mit dem sinkenden Zinsfuß werden die Einnahmen der Kapitalisten sinken; So würde von einem Punkte aus die gegenwärtige Wirtschaftswelt aus Diese mittelbare Wirkung der Überführung des steigenden BodenwerteS in deu Besitz
der Gesellschaft will durchschaut sein, um sich für die Bodenbesitzrefvrm begeistern zu können: sie hat auf die weiter denkenden Kreise zu rechnen. Flürscheiin sagt: "Wenn die Schwierig¬ keit, diese Verwickeltern Verhältnisse klar zu machen, eine Popularisirung unsrer Ideen bei den Massen erschwert, so muß es der siegenden Macht der Wahrheit doch gelingen, die intelligente öffentliche Meinung zu gewinnen." Die Bodenbesitzreform deutscher Richtung Arbeitern ein. Bald wird das Kapital auch dem soliden Arbeiter billiger zu¬ Die Kommunen und der Staat werden ihrerseits helfen, der Arbeitslosig¬ Das gegenwärtige Brachliegen von Arbeitskraft — diese kolossale Ver¬ Mit dem sinkenden Zinsfuß werden die Einnahmen der Kapitalisten sinken; So würde von einem Punkte aus die gegenwärtige Wirtschaftswelt aus Diese mittelbare Wirkung der Überführung des steigenden BodenwerteS in deu Besitz
der Gesellschaft will durchschaut sein, um sich für die Bodenbesitzrefvrm begeistern zu können: sie hat auf die weiter denkenden Kreise zu rechnen. Flürscheiin sagt: „Wenn die Schwierig¬ keit, diese Verwickeltern Verhältnisse klar zu machen, eine Popularisirung unsrer Ideen bei den Massen erschwert, so muß es der siegenden Macht der Wahrheit doch gelingen, die intelligente öffentliche Meinung zu gewinnen." <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0303" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/215393"/> <fw type="header" place="top"> Die Bodenbesitzreform deutscher Richtung</fw><lb/> <p xml:id="ID_1054" prev="#ID_1053"> Arbeitern ein. Bald wird das Kapital auch dem soliden Arbeiter billiger zu¬<lb/> gänglich sein, sei es daß er allein oder als Mitglied einer Genossenschaft<lb/> arbeitet. Allmählich tritt er nur in den Dienst von Unternehmern, wenn diese<lb/> ihm einen Lohn zahlen, der mindestens dem Verdienst entspricht, den er für<lb/> eigne Rechnung erzielen kann. Trotzdem werden auch die Unternehmer den<lb/> vollen Lohn ihrer Arbeit finden, weil die Hauptklippe der heutigen Geschäfts¬<lb/> betriebe verschwinden wird: die Absatzschwierigkeit.</p><lb/> <p xml:id="ID_1055"> Die Kommunen und der Staat werden ihrerseits helfen, der Arbeitslosig¬<lb/> keit ein Ende zu machen. Denn unter den Füßen der mehr arbeitenden und<lb/> mehr genießenden Bevölkerung steigt der Wert des Bodens; und trotzdem, daß<lb/> eine indirekte Steuer nach der andern dahinsinlt und der wirtschaftliche Ver¬<lb/> kehr der Menschen immer ungehemmter wird, werden die Kommunen und<lb/> Staaten doch fähiger werden, ihre Aufgaben zu erfüllen, deren Lösung ihnen<lb/> gegenwärtig durch die Notwendigkeit des „Sparens" am unrechten Orte er¬<lb/> schwert wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_1056"> Das gegenwärtige Brachliegen von Arbeitskraft — diese kolossale Ver¬<lb/> schwendung des Nationalvermögens — wird aufhören; der Zugang zu dem<lb/> Arbeitsmatcrial wird jedem geöffnet sein; es werden weit mehr als jetzt Ar¬<lb/> beitsprodukte, wahres Kapital, erzeugt werden. Infolge dessen wird der Zins<lb/> im eigentlichen Sinne für die ganz sichern Anlagen in Vvdenwerten und Staats¬<lb/> papieren mehr und mehr sinken, bis ans ein Minimum; schließlich bleibt nur<lb/> noch der Zins als Gefahrprümie, denn der Geschäftsgang wird bei dem größer<lb/> werdenden allgemeinen Verbrauch immer sichrer, die Krisen verschwinden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1057"> Mit dem sinkenden Zinsfuß werden die Einnahmen der Kapitalisten sinken;<lb/> selbst ein Nothschildsvermögen verliert seine erdrückende Wucht. Auch die<lb/> Staaten werden von der Herrschaft der Geldfürsten frei werden. Und die<lb/> Börse wird nicht mehr Giftbaum sein, sondern wieder ans ihre nützliche Thätig¬<lb/> keit zurückgeführt werden.")</p><lb/> <p xml:id="ID_1058" next="#ID_1059"> So würde von einem Punkte aus die gegenwärtige Wirtschaftswelt aus<lb/> ihren Angeln gehoben werden, ohne Antastung des gegenwärtigen Besitzstandes.<lb/> Die Arbeit hätte sich von der Herrschaft des Kapitals befreit, und dieses wäre<lb/> in seine dienende Stellung zurückgetreten; die Gesellschaft wäre in ihre Ge¬<lb/> rechtsame eingesetzt, und die Privaten genössen den Ertrag ihrer Arbeit ganz,<lb/> er würde ihnen noch nicht einmal verkürzt durch irgend welche Steuer, denn</p><lb/> <note xml:id="FID_44" place="foot"> Diese mittelbare Wirkung der Überführung des steigenden BodenwerteS in deu Besitz<lb/> der Gesellschaft will durchschaut sein, um sich für die Bodenbesitzrefvrm begeistern zu können:<lb/> sie hat auf die weiter denkenden Kreise zu rechnen. Flürscheiin sagt: „Wenn die Schwierig¬<lb/> keit, diese Verwickeltern Verhältnisse klar zu machen, eine Popularisirung unsrer Ideen bei den<lb/> Massen erschwert, so muß es der siegenden Macht der Wahrheit doch gelingen, die intelligente<lb/> öffentliche Meinung zu gewinnen."</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0303]
Die Bodenbesitzreform deutscher Richtung
Arbeitern ein. Bald wird das Kapital auch dem soliden Arbeiter billiger zu¬
gänglich sein, sei es daß er allein oder als Mitglied einer Genossenschaft
arbeitet. Allmählich tritt er nur in den Dienst von Unternehmern, wenn diese
ihm einen Lohn zahlen, der mindestens dem Verdienst entspricht, den er für
eigne Rechnung erzielen kann. Trotzdem werden auch die Unternehmer den
vollen Lohn ihrer Arbeit finden, weil die Hauptklippe der heutigen Geschäfts¬
betriebe verschwinden wird: die Absatzschwierigkeit.
Die Kommunen und der Staat werden ihrerseits helfen, der Arbeitslosig¬
keit ein Ende zu machen. Denn unter den Füßen der mehr arbeitenden und
mehr genießenden Bevölkerung steigt der Wert des Bodens; und trotzdem, daß
eine indirekte Steuer nach der andern dahinsinlt und der wirtschaftliche Ver¬
kehr der Menschen immer ungehemmter wird, werden die Kommunen und
Staaten doch fähiger werden, ihre Aufgaben zu erfüllen, deren Lösung ihnen
gegenwärtig durch die Notwendigkeit des „Sparens" am unrechten Orte er¬
schwert wird.
Das gegenwärtige Brachliegen von Arbeitskraft — diese kolossale Ver¬
schwendung des Nationalvermögens — wird aufhören; der Zugang zu dem
Arbeitsmatcrial wird jedem geöffnet sein; es werden weit mehr als jetzt Ar¬
beitsprodukte, wahres Kapital, erzeugt werden. Infolge dessen wird der Zins
im eigentlichen Sinne für die ganz sichern Anlagen in Vvdenwerten und Staats¬
papieren mehr und mehr sinken, bis ans ein Minimum; schließlich bleibt nur
noch der Zins als Gefahrprümie, denn der Geschäftsgang wird bei dem größer
werdenden allgemeinen Verbrauch immer sichrer, die Krisen verschwinden.
Mit dem sinkenden Zinsfuß werden die Einnahmen der Kapitalisten sinken;
selbst ein Nothschildsvermögen verliert seine erdrückende Wucht. Auch die
Staaten werden von der Herrschaft der Geldfürsten frei werden. Und die
Börse wird nicht mehr Giftbaum sein, sondern wieder ans ihre nützliche Thätig¬
keit zurückgeführt werden.")
So würde von einem Punkte aus die gegenwärtige Wirtschaftswelt aus
ihren Angeln gehoben werden, ohne Antastung des gegenwärtigen Besitzstandes.
Die Arbeit hätte sich von der Herrschaft des Kapitals befreit, und dieses wäre
in seine dienende Stellung zurückgetreten; die Gesellschaft wäre in ihre Ge¬
rechtsame eingesetzt, und die Privaten genössen den Ertrag ihrer Arbeit ganz,
er würde ihnen noch nicht einmal verkürzt durch irgend welche Steuer, denn
Diese mittelbare Wirkung der Überführung des steigenden BodenwerteS in deu Besitz
der Gesellschaft will durchschaut sein, um sich für die Bodenbesitzrefvrm begeistern zu können:
sie hat auf die weiter denkenden Kreise zu rechnen. Flürscheiin sagt: „Wenn die Schwierig¬
keit, diese Verwickeltern Verhältnisse klar zu machen, eine Popularisirung unsrer Ideen bei den
Massen erschwert, so muß es der siegenden Macht der Wahrheit doch gelingen, die intelligente
öffentliche Meinung zu gewinnen."
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