Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Zweites Vierteljahr.Wo stehn die Wolken? us dem Kreise der welschschweizerischcn Frnnzosenfrennde, deren Ihr Inhalt ist im wesentlichen folgender: Die Lage Europas ist (in den Vergl. Grenzboten 1892, Ur. 24: Von unsern guten Freunden, den Schweizern,
Wo stehn die Wolken? us dem Kreise der welschschweizerischcn Frnnzosenfrennde, deren Ihr Inhalt ist im wesentlichen folgender: Die Lage Europas ist (in den Vergl. Grenzboten 1892, Ur. 24: Von unsern guten Freunden, den Schweizern,
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0574" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/215029"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341857_214455/figures/grenzboten_341857_214455_215029_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Wo stehn die Wolken?</head><lb/> <p xml:id="ID_2224"> us dem Kreise der welschschweizerischcn Frnnzosenfrennde, deren<lb/> unbillige und ungründliche Behandlung deutscher Verhältnisse<lb/> wir schon einmal zu rügen gehabt haben,") ist neulich in<lb/> deutscher Sprache eine Schrift gekommen, die wir nicht schweigend<lb/> beiseite legen wollen. Die deutsche Presse hat, so weit wir sehen,<lb/> entweder keine Notiz von ihr genommen oder sie uur beiläufig abgethan. Da<lb/> wir aber immer der Meinung gewesen sind, daß Deutschland alle Ursache habe,<lb/> seine neutralem Nachbarn vom Genfer- bis zur Zuydersee aufs genauste zu<lb/> kennen, so halten wir es nicht für überflüssig, der Schrift: Zweibnnd oder<lb/> Dreibund. Warum die Kriegsbereitschaft vermehrt werden muß. Vou Ed.<lb/> Tallichet, Direktor der Libliotluzqn^ universelle (Lausanne, Benda, 1893)<lb/> ein paar Seiten zu widmen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2225" next="#ID_2226"> Ihr Inhalt ist im wesentlichen folgender: Die Lage Europas ist (in den<lb/> ersten Monaten des Jahres 1893) eine der ungewöhnlichsten geworden. Äußer¬<lb/> lich sind die Zeichen des Friedens zahlreicher und deutlicher als je, große Reden<lb/> des deutschen Reichskanzlers und des österreichisch-ungarischen Ministers des<lb/> Auswärtigen haben die friedlichsten Töne angestimmt, und die Börsen haben<lb/> sich selbst durch die vorgeschlagne Vermehrung des deutschen Heeres nicht be¬<lb/> unruhigen lassen. Und doch sieht der Tieferblickende überall Befürchtungen<lb/> und Mißtrauen. Rußland lastet schwer auf Europa, es entwickelt langsam<lb/> die ungeheure militärische Kraft in seinen Menschenmassen und wartet nur auf<lb/> den Konflikt in Westeuropa, um über die Türkei herzufallen. Frankreich, „wir<lb/> sagen es voll Kummer, verkennt, wie schon oft, seine wahren und ständigen<lb/> Interessen," es sucht die Allianz mit Rußland oder hat sie schon und erwartet<lb/> ungeduldig den Augenblick, wo es losbrechen kann. „Sein Irrtum ist jedoch<lb/> nicht schwer zu erklären. Als der Frankfurter Friede geschlossen und das<lb/> Landesgebiet vermöge der wunderbarsten finanziellen Anstrengung, die die<lb/> Welt je gesehen hat, befreit wär, da war Frankreich nicht nur gedemütigt,<lb/> sondern so zerrüttet und geschwächt, daß es sich dein Feinde auf Gnade und<lb/> Ungnade ausgeliefert und vollständig anßer stände wußte, einer neuen Jn-</p><lb/> <note xml:id="FID_93" place="foot"> Vergl. Grenzboten 1892, Ur. 24: Von unsern guten Freunden, den Schweizern,</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0574]
[Abbildung]
Wo stehn die Wolken?
us dem Kreise der welschschweizerischcn Frnnzosenfrennde, deren
unbillige und ungründliche Behandlung deutscher Verhältnisse
wir schon einmal zu rügen gehabt haben,") ist neulich in
deutscher Sprache eine Schrift gekommen, die wir nicht schweigend
beiseite legen wollen. Die deutsche Presse hat, so weit wir sehen,
entweder keine Notiz von ihr genommen oder sie uur beiläufig abgethan. Da
wir aber immer der Meinung gewesen sind, daß Deutschland alle Ursache habe,
seine neutralem Nachbarn vom Genfer- bis zur Zuydersee aufs genauste zu
kennen, so halten wir es nicht für überflüssig, der Schrift: Zweibnnd oder
Dreibund. Warum die Kriegsbereitschaft vermehrt werden muß. Vou Ed.
Tallichet, Direktor der Libliotluzqn^ universelle (Lausanne, Benda, 1893)
ein paar Seiten zu widmen.
Ihr Inhalt ist im wesentlichen folgender: Die Lage Europas ist (in den
ersten Monaten des Jahres 1893) eine der ungewöhnlichsten geworden. Äußer¬
lich sind die Zeichen des Friedens zahlreicher und deutlicher als je, große Reden
des deutschen Reichskanzlers und des österreichisch-ungarischen Ministers des
Auswärtigen haben die friedlichsten Töne angestimmt, und die Börsen haben
sich selbst durch die vorgeschlagne Vermehrung des deutschen Heeres nicht be¬
unruhigen lassen. Und doch sieht der Tieferblickende überall Befürchtungen
und Mißtrauen. Rußland lastet schwer auf Europa, es entwickelt langsam
die ungeheure militärische Kraft in seinen Menschenmassen und wartet nur auf
den Konflikt in Westeuropa, um über die Türkei herzufallen. Frankreich, „wir
sagen es voll Kummer, verkennt, wie schon oft, seine wahren und ständigen
Interessen," es sucht die Allianz mit Rußland oder hat sie schon und erwartet
ungeduldig den Augenblick, wo es losbrechen kann. „Sein Irrtum ist jedoch
nicht schwer zu erklären. Als der Frankfurter Friede geschlossen und das
Landesgebiet vermöge der wunderbarsten finanziellen Anstrengung, die die
Welt je gesehen hat, befreit wär, da war Frankreich nicht nur gedemütigt,
sondern so zerrüttet und geschwächt, daß es sich dein Feinde auf Gnade und
Ungnade ausgeliefert und vollständig anßer stände wußte, einer neuen Jn-
Vergl. Grenzboten 1892, Ur. 24: Von unsern guten Freunden, den Schweizern,
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