Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Zweites Vierteljahr.üben sollte, scheint während der vorstehend erörterten Tage in Reinhardsbrunn wie Ein Jahrzehnt später war die dadurch ins Rollen gebrachte große Bewegung ^treifzüge auf dem Gebiete der Metapher 2. Metaphern aus der Geschichte und der Aultur des Altertums ir haben in einem frühern Aussatze gezeigt,*) welche wichtige *) Vergl. die Grenzboten von 1892 II, S. 203.
üben sollte, scheint während der vorstehend erörterten Tage in Reinhardsbrunn wie Ein Jahrzehnt später war die dadurch ins Rollen gebrachte große Bewegung ^treifzüge auf dem Gebiete der Metapher 2. Metaphern aus der Geschichte und der Aultur des Altertums ir haben in einem frühern Aussatze gezeigt,*) welche wichtige *) Vergl. die Grenzboten von 1892 II, S. 203.
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üben sollte, scheint während der vorstehend erörterten Tage in Reinhardsbrunn wie
in Gotha die Kunde noch gefehlt zu haben. Am Morgen des 7. September (des
letzten Tages von Bernhardts Reinhardsbrunner Aufenthalte) hatte Garibaldi als
Triumphator über die Armee König Franz II. seinen Einzug in die Thore Neapels
gehalten und damit den sür die Zukunft Italiens entscheidenden Schritt gethan.
Unmittelbar nach Eingang der Kunde von diesem überall mit gleicher Über¬
raschung aufgenommenen Vorgange ließ Graf Cavour die berühmte Depesche ab¬
gehen, in der er dem Kardinalstaatssekretär Antonelli gegenüber „dem großen
Schmerz der Regierung Sr. Majestät des Königs von Sardinien über die im
Dienste der päpstlichen Regierung stehenden fremden Söldnerscharen" Ausdruck
gab, ihn als Verletzung des öffentlichen Gewissens Italiens und Europas be¬
zeichnete und die sofortige Auflösung und Entwaffnung jener Korps verlangte.
Vier Tage später (11. September) erschienen sardinische Truppen auf dem Ge¬
biete des Kirchenstaats, und ein Woche darauf (18. September) wurde die von
Lamoricisre geführte päpstliche Armee bei Castelfidardo geschlagen!
Ein Jahrzehnt später war die dadurch ins Rollen gebrachte große Bewegung
zum Abschluß gekommen und in ungeahnter Weise das Ziel erreicht, das die im
September 1860 zu Koburg und Reinhardsbrunn versammelt gewesenen Patrioten
als bloße entfernte Möglichkeit angesehen hatten.
^treifzüge auf dem Gebiete der Metapher
2. Metaphern aus der Geschichte und der Aultur des Altertums
ir haben in einem frühern Aussatze gezeigt,*) welche wichtige
Rolle in der modernen Metapher und Bildersprache die antike
Mythologie und Sage spielt. Bei weitem geringer ist die Be¬
deutung, die die politische Geschichte der alten Völker, ihre Kultur
und Litteratur auf diesem Gebiete beanspruchen darf. Bei den
nichtklassischen Völkern des Altertums ist von einer solchen beinahe gar keine
Rede. Was hat z. B. Ägypten unsrer Metapher geliefert? Die Sphinx
kann man dafür uicht anführen, denn sie ist zweifellos durch die griechische
Sage zu uns gekommen; wer in bildlichen Sinne von einer Sphinx spricht,
denkt dabei an die thebische, nicht an die ägyptischen Sphinxbilder. Die ägyp¬
tische Götterwelt ist der modernen Anschauung stets fremd geblieben; die
politische Geschichte Ägyptens, seine merkwürdige Kultur hat eben so wenig
irgendwelchen Einfluß auf unsern Bilderschatz ausgeübt (das „verschleierte Bild
von Sais" kann, als von Schiller herrührend, hier uicht namhaft gemacht
werden), und ich wüßte nichts anzuführen, als einzig die Hieroglyphen,
*) Vergl. die Grenzboten von 1892 II, S. 203.
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