mäßigen Nachweis über die deutsche Gesamteinfuhr vom Norden in den Jahren 1886 bis 1889 zurück. Mehr noch als die Ausfuhr charakterisirt sich der Ein¬ fuhrhandel Lübecks als Eigenhandel, während Stettins Umsätze wie in der Ausfuhr so mich in der Einfuhr vorwiegend Transttbeweguugen sind.
Was die Richtungen des Versands nach dem Inlande betrifft, so unter¬ scheidet sich Lübeck auch in dieser Beziehung wesentlich von Stettin. Der Ver¬ sand Stettins fällt hauptsächlich dem Oberdenken zu. Lübeck dagegen kann als eigentlicher Ostseehäfen des Elbgebietes und des westlichen Deutschlands gelten, wenn man berücksichtigt, daß seine Versendungen nach dem Innern des Landes im Jahre 1890 ^398 2L4 Meterzentner betrugen, wovon nach Rhein¬ land-Westfalen, beiden Sachsen, Braunschweig, Lauenburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg und Brandenburg 2 012 951 Meterzentner gingen. Unter Berück¬ sichtigung der Transporte, die von Lübeck ans über Hamburg nach dem Elb- gebiete gehen, sind es etwa 48 Prozent der gesamten Bahnabfuhreu, die ihre Bestimmung in den westlichen Landesteilen und im Elbbecken finden. Besonders das Getreide ist auf allen Strömen eins der wertvollsten Fracht¬ güter, und die überseeischen Getreidczufuhren werden sich auch in Lübeck um so leichter heranziehen lassen, als Lübeck bezüglich der amerikanischen Rück¬ frachten: der Staßfurter Salze, des sächsischen und böhmischen Rohzuckers mit Hamburg in vieler Beziehung gleich gestellte sein wird. Das Petroleum ist in Lübeck fast ausschließlich russisches Produkt (Nobelpetroleum), es wird in Cisternendampfern von Libau eingeführt und in den Lübecker Niederlagen der deutsch-russischen Naphtha-Jmpvrtgesellschaft gelagert. Da sich der Versandt schon gegenwärtig meist in Tankwagen über das ganze Elbgebiet, sowie nach Hannover, Braunschweig, Westfalen und den andern westlichen Landesteilen bewegt, so wird auch dieser Artikel zu sehr umfangreichen Verladungen kannl- abwärts Veranlassung geben. Neben dem schwedischen Eisen, das von den rheinisch-westfälischen Feineisenindustrien als unentbehrliches Rohmaterial ge¬ braucht wird, würde der Kanal anch für den Kobalt, die Nickelerze, sowie den Granit, den Syenit und andre Hausteine Schwedens von größter Bedeu¬ tung werden.
In kurzen Zügen haben wir das wesentlichste, was die Denkschrift der Halberstädter Handelskammer ausführt, wiedergegeben. Gegenwärtig sind die jahrelangen Verhandlungen zwischen den Regierungen Preußens und Lübecks soweit gediehen, daß das Projekt wohl bald greifbare Gestalt annehmen wird.
Ein Lid-Trave-Kanal
mäßigen Nachweis über die deutsche Gesamteinfuhr vom Norden in den Jahren 1886 bis 1889 zurück. Mehr noch als die Ausfuhr charakterisirt sich der Ein¬ fuhrhandel Lübecks als Eigenhandel, während Stettins Umsätze wie in der Ausfuhr so mich in der Einfuhr vorwiegend Transttbeweguugen sind.
Was die Richtungen des Versands nach dem Inlande betrifft, so unter¬ scheidet sich Lübeck auch in dieser Beziehung wesentlich von Stettin. Der Ver¬ sand Stettins fällt hauptsächlich dem Oberdenken zu. Lübeck dagegen kann als eigentlicher Ostseehäfen des Elbgebietes und des westlichen Deutschlands gelten, wenn man berücksichtigt, daß seine Versendungen nach dem Innern des Landes im Jahre 1890 ^398 2L4 Meterzentner betrugen, wovon nach Rhein¬ land-Westfalen, beiden Sachsen, Braunschweig, Lauenburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg und Brandenburg 2 012 951 Meterzentner gingen. Unter Berück¬ sichtigung der Transporte, die von Lübeck ans über Hamburg nach dem Elb- gebiete gehen, sind es etwa 48 Prozent der gesamten Bahnabfuhreu, die ihre Bestimmung in den westlichen Landesteilen und im Elbbecken finden. Besonders das Getreide ist auf allen Strömen eins der wertvollsten Fracht¬ güter, und die überseeischen Getreidczufuhren werden sich auch in Lübeck um so leichter heranziehen lassen, als Lübeck bezüglich der amerikanischen Rück¬ frachten: der Staßfurter Salze, des sächsischen und böhmischen Rohzuckers mit Hamburg in vieler Beziehung gleich gestellte sein wird. Das Petroleum ist in Lübeck fast ausschließlich russisches Produkt (Nobelpetroleum), es wird in Cisternendampfern von Libau eingeführt und in den Lübecker Niederlagen der deutsch-russischen Naphtha-Jmpvrtgesellschaft gelagert. Da sich der Versandt schon gegenwärtig meist in Tankwagen über das ganze Elbgebiet, sowie nach Hannover, Braunschweig, Westfalen und den andern westlichen Landesteilen bewegt, so wird auch dieser Artikel zu sehr umfangreichen Verladungen kannl- abwärts Veranlassung geben. Neben dem schwedischen Eisen, das von den rheinisch-westfälischen Feineisenindustrien als unentbehrliches Rohmaterial ge¬ braucht wird, würde der Kanal anch für den Kobalt, die Nickelerze, sowie den Granit, den Syenit und andre Hausteine Schwedens von größter Bedeu¬ tung werden.
In kurzen Zügen haben wir das wesentlichste, was die Denkschrift der Halberstädter Handelskammer ausführt, wiedergegeben. Gegenwärtig sind die jahrelangen Verhandlungen zwischen den Regierungen Preußens und Lübecks soweit gediehen, daß das Projekt wohl bald greifbare Gestalt annehmen wird.
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1886 bis 1889 zurück. Mehr noch als die Ausfuhr charakterisirt sich der Ein¬
fuhrhandel Lübecks als Eigenhandel, während Stettins Umsätze wie in der
Ausfuhr so mich in der Einfuhr vorwiegend Transttbeweguugen sind.
Was die Richtungen des Versands nach dem Inlande betrifft, so unter¬
scheidet sich Lübeck auch in dieser Beziehung wesentlich von Stettin. Der Ver¬
sand Stettins fällt hauptsächlich dem Oberdenken zu. Lübeck dagegen kann
als eigentlicher Ostseehäfen des Elbgebietes und des westlichen Deutschlands
gelten, wenn man berücksichtigt, daß seine Versendungen nach dem Innern des
Landes im Jahre 1890 ^398 2L4 Meterzentner betrugen, wovon nach Rhein¬
land-Westfalen, beiden Sachsen, Braunschweig, Lauenburg, Schleswig-Holstein,
Mecklenburg und Brandenburg 2 012 951 Meterzentner gingen. Unter Berück¬
sichtigung der Transporte, die von Lübeck ans über Hamburg nach dem Elb-
gebiete gehen, sind es etwa 48 Prozent der gesamten Bahnabfuhreu, die
ihre Bestimmung in den westlichen Landesteilen und im Elbbecken finden.
Besonders das Getreide ist auf allen Strömen eins der wertvollsten Fracht¬
güter, und die überseeischen Getreidczufuhren werden sich auch in Lübeck um
so leichter heranziehen lassen, als Lübeck bezüglich der amerikanischen Rück¬
frachten: der Staßfurter Salze, des sächsischen und böhmischen Rohzuckers
mit Hamburg in vieler Beziehung gleich gestellte sein wird. Das Petroleum
ist in Lübeck fast ausschließlich russisches Produkt (Nobelpetroleum), es wird
in Cisternendampfern von Libau eingeführt und in den Lübecker Niederlagen
der deutsch-russischen Naphtha-Jmpvrtgesellschaft gelagert. Da sich der Versandt
schon gegenwärtig meist in Tankwagen über das ganze Elbgebiet, sowie nach
Hannover, Braunschweig, Westfalen und den andern westlichen Landesteilen
bewegt, so wird auch dieser Artikel zu sehr umfangreichen Verladungen kannl-
abwärts Veranlassung geben. Neben dem schwedischen Eisen, das von den
rheinisch-westfälischen Feineisenindustrien als unentbehrliches Rohmaterial ge¬
braucht wird, würde der Kanal anch für den Kobalt, die Nickelerze, sowie
den Granit, den Syenit und andre Hausteine Schwedens von größter Bedeu¬
tung werden.
In kurzen Zügen haben wir das wesentlichste, was die Denkschrift der
Halberstädter Handelskammer ausführt, wiedergegeben. Gegenwärtig sind die
jahrelangen Verhandlungen zwischen den Regierungen Preußens und Lübecks
soweit gediehen, daß das Projekt wohl bald greifbare Gestalt annehmen wird.
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Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341857_213791/90>, abgerufen am 23.02.2025.
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