Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Erstes Vierteljahr.In Berlin hat Lindahl einige Wochen später den gleichfalls dem ältern Nun aber Jena-Weimar, die große Stadt! Schiller schrieb an demselben In den Meinungen Streit, Eintracht in Gefühl und Gesinnung Jena, 2 September Fr, Schiller Goethe begnügte sich auf die sicher bescheiden vorgetragne Bitte Lindahls Das Wahre, Gute und Schöne! Ihr schönstes Land ist in einer Menschenseele, in der Jean Paul schrieb: Der Unendliche hat wie die Sonne zwei Wege -- den scheinbaren um uns, von unserem Jean Paul Fr. Richter. Wieland ließ sich mit lateinischen Citat vernehmen: In <1U!An0UNHNV Dorf in)i tortun^vsrit loi'AM Dem schätzbaren Besitzer dieses Denkbuchs zu Ossmanstcitt, d. Z September C. M. Wieland. In wunderbarem Gegensatz zu diesen Eintragungen der Deutschen steht, In Berlin hat Lindahl einige Wochen später den gleichfalls dem ältern Nun aber Jena-Weimar, die große Stadt! Schiller schrieb an demselben In den Meinungen Streit, Eintracht in Gefühl und Gesinnung Jena, 2 September Fr, Schiller Goethe begnügte sich auf die sicher bescheiden vorgetragne Bitte Lindahls Das Wahre, Gute und Schöne! Ihr schönstes Land ist in einer Menschenseele, in der Jean Paul schrieb: Der Unendliche hat wie die Sonne zwei Wege — den scheinbaren um uns, von unserem Jean Paul Fr. Richter. Wieland ließ sich mit lateinischen Citat vernehmen: In <1U!An0UNHNV Dorf in)i tortun^vsrit loi'AM Dem schätzbaren Besitzer dieses Denkbuchs zu Ossmanstcitt, d. Z September C. M. Wieland. In wunderbarem Gegensatz zu diesen Eintragungen der Deutschen steht, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0049" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/213841"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_129"> In Berlin hat Lindahl einige Wochen später den gleichfalls dem ältern<lb/> Dichtergeschlecht angehörigen Göckingk aufgesucht, der es über den Gemeinplatz<lb/> „Das Leben ist ein Traum! Süß sey er dir, und dein Erwachen Wonne"<lb/> nicht hinausbringt.</p><lb/> <p xml:id="ID_130"> Nun aber Jena-Weimar, die große Stadt! Schiller schrieb an demselben<lb/> Tage, wo er Lindahl die schon erwähnte Empfehlung an Goethe mitgab, in<lb/> das Stammbuch des Schweden das Distichon:</p><lb/> <quote> In den Meinungen Streit, Eintracht in Gefühl und Gesinnung<lb/> Bringt in das Leben zugleich Wärme und Farben und Licht.</quote><lb/> <p xml:id="ID_131" next="#ID_132"> Jena, 2 September<lb/> 17S8</p><lb/> <note type="bibl"> Fr, Schiller</note><lb/> <p xml:id="ID_132" prev="#ID_131"> Goethe begnügte sich auf die sicher bescheiden vorgetragne Bitte Lindahls<lb/> mit der Einzeichnung: „Zum Andenken, Weimar, 3 September 1798.<lb/> Goethe." Bei Herder, Jean Paul und Wieland erhielt der Reisende wieder<lb/> etwas umfangreichere Blätter. Von Herder findet sich unter dem genannten<lb/> Datum:</p><lb/> <quote> Das Wahre, Gute und Schöne! Ihr schönstes Land ist in einer Menschenseele, in der<lb/> Eins das Andre prüfet und bewähret. Zum Andenken schriebs einem trefflichen Mann der<lb/><bibl> ,<lb/> I. G. Herder.</bibl> dies Land kennt und liebet </quote><lb/> <p xml:id="ID_133"> Jean Paul schrieb:</p><lb/> <quote> Der Unendliche hat wie die Sonne zwei Wege — den scheinbaren um uns, von unserem<lb/> kleinen Morgen zu unserem kleinen Abend — und den wahren dessen Dnsein und nicht dessen<lb/> Richtung wir wissen.<lb/> Unser Leben ist wie der Abend ein Mittelding zwischen Nacht und Sonne und an einem<lb/> Abend wünsch' ich Ihnen nur die letztere.</quote><lb/> <note type="bibl"> Jean Paul Fr. Richter.</note><lb/> <p xml:id="ID_134"> Wieland ließ sich mit lateinischen Citat vernehmen:</p><lb/> <quote> In <1U!An0UNHNV Dorf in)i tortun^vsrit loi'AM<lb/> (>I'!ttA> fünf in-tun —<lb/> die c>novum«zuo kom t'noris, vixi8so liosntvr<lb/> 1's allens —</quote><lb/> <p xml:id="ID_135"> Dem schätzbaren Besitzer dieses Denkbuchs zu<lb/> seinem Andenken geschrieben, von</p><lb/> <p xml:id="ID_136"> Ossmanstcitt, d. Z September<lb/> 1798.</p><lb/> <note type="bibl"> C. M. Wieland.</note><lb/> <p xml:id="ID_137" next="#ID_138"> In wunderbarem Gegensatz zu diesen Eintragungen der Deutschen steht,<lb/> was einen Monat später in Paris eingezeichnet wurde. Es war das letzte<lb/> Jahr der Direktorialregierung, Bonaparte seit dem Mai in Ägypten, der<lb/> Weltkrieg mit der zweiten Koalition stand bevor, und die innern Zustände Frank¬<lb/> reichs waren beinahe so trostlos als in den Tagen des Wohlfahrtsausschusses.<lb/> Die jakobinisch gesinnten hofften noch immer auf eine glückliche Wiederkehr<lb/> des gesegneten Schreckens, die herrschenden Staatsmänner füllten sich die<lb/> Taschen, die Massen der Nation sehnten sich stärker als je nach einer ehernen<lb/> Hand, die mit dem Wirrwarr aufräumte und ihnen Frieden, Sicherheit des</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0049]
In Berlin hat Lindahl einige Wochen später den gleichfalls dem ältern
Dichtergeschlecht angehörigen Göckingk aufgesucht, der es über den Gemeinplatz
„Das Leben ist ein Traum! Süß sey er dir, und dein Erwachen Wonne"
nicht hinausbringt.
Nun aber Jena-Weimar, die große Stadt! Schiller schrieb an demselben
Tage, wo er Lindahl die schon erwähnte Empfehlung an Goethe mitgab, in
das Stammbuch des Schweden das Distichon:
In den Meinungen Streit, Eintracht in Gefühl und Gesinnung
Bringt in das Leben zugleich Wärme und Farben und Licht.
Jena, 2 September
17S8
Fr, Schiller
Goethe begnügte sich auf die sicher bescheiden vorgetragne Bitte Lindahls
mit der Einzeichnung: „Zum Andenken, Weimar, 3 September 1798.
Goethe." Bei Herder, Jean Paul und Wieland erhielt der Reisende wieder
etwas umfangreichere Blätter. Von Herder findet sich unter dem genannten
Datum:
Das Wahre, Gute und Schöne! Ihr schönstes Land ist in einer Menschenseele, in der
Eins das Andre prüfet und bewähret. Zum Andenken schriebs einem trefflichen Mann der
,
I. G. Herder. dies Land kennt und liebet
Jean Paul schrieb:
Der Unendliche hat wie die Sonne zwei Wege — den scheinbaren um uns, von unserem
kleinen Morgen zu unserem kleinen Abend — und den wahren dessen Dnsein und nicht dessen
Richtung wir wissen.
Unser Leben ist wie der Abend ein Mittelding zwischen Nacht und Sonne und an einem
Abend wünsch' ich Ihnen nur die letztere.
Jean Paul Fr. Richter.
Wieland ließ sich mit lateinischen Citat vernehmen:
In <1U!An0UNHNV Dorf in)i tortun^vsrit loi'AM
(>I'!ttA> fünf in-tun —
die c>novum«zuo kom t'noris, vixi8so liosntvr
1's allens —
Dem schätzbaren Besitzer dieses Denkbuchs zu
seinem Andenken geschrieben, von
Ossmanstcitt, d. Z September
1798.
C. M. Wieland.
In wunderbarem Gegensatz zu diesen Eintragungen der Deutschen steht,
was einen Monat später in Paris eingezeichnet wurde. Es war das letzte
Jahr der Direktorialregierung, Bonaparte seit dem Mai in Ägypten, der
Weltkrieg mit der zweiten Koalition stand bevor, und die innern Zustände Frank¬
reichs waren beinahe so trostlos als in den Tagen des Wohlfahrtsausschusses.
Die jakobinisch gesinnten hofften noch immer auf eine glückliche Wiederkehr
des gesegneten Schreckens, die herrschenden Staatsmänner füllten sich die
Taschen, die Massen der Nation sehnten sich stärker als je nach einer ehernen
Hand, die mit dem Wirrwarr aufräumte und ihnen Frieden, Sicherheit des
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