Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Viertes Vierteljahr.I?"nem et. Li,-con!je!i Nur seit Jahren vertreten und befürwortet haben. Aber unglücklicherweise i>at Am auffälligsten tritt das hervor, so weit und so oft sich Reich veranlaßt I?»nem et. Li,-con!je!i Nur seit Jahren vertreten und befürwortet haben. Aber unglücklicherweise i>at Am auffälligsten tritt das hervor, so weit und so oft sich Reich veranlaßt <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0592" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/213706"/> <fw type="header" place="top"> I?»nem et. Li,-con!je!i</fw><lb/> <p xml:id="ID_1845" prev="#ID_1844"> Nur seit Jahren vertreten und befürwortet haben. Aber unglücklicherweise i>at<lb/> es dein Verfasser gefallen, den dankenswerten Teil seiner Anregung mit einer<lb/> dnrch und durch unhaltbaren, im innersten Kern nud in zahlreichen Einzel¬<lb/> heiten unberechtigten Kritik der angeblich bürgerlichen, oder wie der Verfasser<lb/> wohl eigentlich meint, „Plntvkrntischen" Kunst unsers Jahrhunderts, mit einer<lb/> feindselig beschränkten Anklage eines angeblichen Pseudvidealismns, der in den<lb/> wirklich bedeutenden und lebensvollen Kunstschöpfungen der jüngsten Ver¬<lb/> gangenheit und der Gegenwart nirgends anzutreffen ist, und der, selbst wenn<lb/> er vorhanden wäre, kaum der angeblichen Bürgerlichkeit unsrer Kunst und<lb/> am allerwenigsten den Bedürfnissen und Liebhabereien der Börscnkönige und<lb/> Großtnpitalisten entsprechen würde, mit eiuer unglaublich parteisüchtigen oder<lb/> gänzlich unreifen Verherrlichung aller sozialistischen Tendenzkunst und des un¬<lb/> natürlichsten Naturalismus zu verketten, eine nackte Verherrlichung, die sich<lb/> allerdings schamhaft in den Schleier der Hinweisung ans glücklichere Zeiten<lb/> hüllt und wiederholt andeutet, daß die naturalistische Dnrstellnngsweise und<lb/> das, was Reich naturalistische Technik nennt, etwas vorübergehendes sein<lb/> werde. Wir sind nach einer guten Anzahl von Ansprüchen des Verfassers<lb/> auch vollkommen überzeugt, das; die ingrimmige Verkündigung der sozialen<lb/> Kunst („die neue Kunst wird eine streitbare sein, ihre Jünger, die einer «zvvleLia<lb/> nulle-ruf, keine sanfte Vermittlerin, eine rüstige Kämpfern,, der Jungfrau von<lb/> Orleans gleich, den eisernen Helm auf dem Haupte, das Schwert des Zornes<lb/> in den Händen, so steigt sie ans das Schlachtfeld herab; sie mich die<lb/> Fahne ergreifen und jenen j!j vorantragen, die für das wahre Recht eintreten,<lb/> sie soll der Anwalt der Bedrängten und Schwachen sein und ihre Sache<lb/> zum Siege führen"), der Todeshaß gegen jede lichte und lebensfreudige Er¬<lb/> findung und Gestalt, gegen jede tröstliche Mission der Kunst am Ende nicht<lb/> so schlimm gemeint siud. Wer sich als Bewundrer echter Dichter wie Franz<lb/> Grillparzer, Fr. Hebbel und Otto Ludwig darstellt, wen die Psychefresken<lb/> Rafaels in der Faruesina zu Rom ,,uoch heute wie eine göttliche Offenbarung<lb/> berühren," wer den monumentalen Prachtbauten das Verdienst zuspricht, daß<lb/> „ihr täglicher Aublick fast allein in den weitesten Kreisen Kunstsinn und<lb/> Kuustfrcude wach erhält," der kann im Ernst nicht für möglich halten, daß<lb/> unsre gesamte Kunst in einer wüsten und geistig öden Tendenzlitteratur und<lb/> Tendenzmalerei ans- und untergehe. Die Beweisführung des Verfassers ist<lb/> vielfach sophistisch, sein Vvrtrng von jener rednerischen Leidenschaftlichkeit,<lb/> die es nicht schent, mit sich selbst in Widerspruch, und zwar in gröblicher<lb/> Widerspruch zu geraten, um die Wirkung des im Augenblick gesagten zu<lb/> steigern.</p><lb/> <p xml:id="ID_1846" next="#ID_1847"> Am auffälligsten tritt das hervor, so weit und so oft sich Reich veranlaßt<lb/> sieht, die sozialen Fragen der Gegenwart und der Zukunft nicht bloß in ihrer<lb/> Beziehung zur Kunst, sondern als politischer Publizist zu besprechen. Wenn</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0592]
I?»nem et. Li,-con!je!i
Nur seit Jahren vertreten und befürwortet haben. Aber unglücklicherweise i>at
es dein Verfasser gefallen, den dankenswerten Teil seiner Anregung mit einer
dnrch und durch unhaltbaren, im innersten Kern nud in zahlreichen Einzel¬
heiten unberechtigten Kritik der angeblich bürgerlichen, oder wie der Verfasser
wohl eigentlich meint, „Plntvkrntischen" Kunst unsers Jahrhunderts, mit einer
feindselig beschränkten Anklage eines angeblichen Pseudvidealismns, der in den
wirklich bedeutenden und lebensvollen Kunstschöpfungen der jüngsten Ver¬
gangenheit und der Gegenwart nirgends anzutreffen ist, und der, selbst wenn
er vorhanden wäre, kaum der angeblichen Bürgerlichkeit unsrer Kunst und
am allerwenigsten den Bedürfnissen und Liebhabereien der Börscnkönige und
Großtnpitalisten entsprechen würde, mit eiuer unglaublich parteisüchtigen oder
gänzlich unreifen Verherrlichung aller sozialistischen Tendenzkunst und des un¬
natürlichsten Naturalismus zu verketten, eine nackte Verherrlichung, die sich
allerdings schamhaft in den Schleier der Hinweisung ans glücklichere Zeiten
hüllt und wiederholt andeutet, daß die naturalistische Dnrstellnngsweise und
das, was Reich naturalistische Technik nennt, etwas vorübergehendes sein
werde. Wir sind nach einer guten Anzahl von Ansprüchen des Verfassers
auch vollkommen überzeugt, das; die ingrimmige Verkündigung der sozialen
Kunst („die neue Kunst wird eine streitbare sein, ihre Jünger, die einer «zvvleLia
nulle-ruf, keine sanfte Vermittlerin, eine rüstige Kämpfern,, der Jungfrau von
Orleans gleich, den eisernen Helm auf dem Haupte, das Schwert des Zornes
in den Händen, so steigt sie ans das Schlachtfeld herab; sie mich die
Fahne ergreifen und jenen j!j vorantragen, die für das wahre Recht eintreten,
sie soll der Anwalt der Bedrängten und Schwachen sein und ihre Sache
zum Siege führen"), der Todeshaß gegen jede lichte und lebensfreudige Er¬
findung und Gestalt, gegen jede tröstliche Mission der Kunst am Ende nicht
so schlimm gemeint siud. Wer sich als Bewundrer echter Dichter wie Franz
Grillparzer, Fr. Hebbel und Otto Ludwig darstellt, wen die Psychefresken
Rafaels in der Faruesina zu Rom ,,uoch heute wie eine göttliche Offenbarung
berühren," wer den monumentalen Prachtbauten das Verdienst zuspricht, daß
„ihr täglicher Aublick fast allein in den weitesten Kreisen Kunstsinn und
Kuustfrcude wach erhält," der kann im Ernst nicht für möglich halten, daß
unsre gesamte Kunst in einer wüsten und geistig öden Tendenzlitteratur und
Tendenzmalerei ans- und untergehe. Die Beweisführung des Verfassers ist
vielfach sophistisch, sein Vvrtrng von jener rednerischen Leidenschaftlichkeit,
die es nicht schent, mit sich selbst in Widerspruch, und zwar in gröblicher
Widerspruch zu geraten, um die Wirkung des im Augenblick gesagten zu
steigern.
Am auffälligsten tritt das hervor, so weit und so oft sich Reich veranlaßt
sieht, die sozialen Fragen der Gegenwart und der Zukunft nicht bloß in ihrer
Beziehung zur Kunst, sondern als politischer Publizist zu besprechen. Wenn
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