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Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Viertes Vierteljahr.

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U?eder Kommunismus noch Kapitalismus
für England allein für das Jahr 1600 auf 100 Millionen Pfund Sterling
" 1750 " 500 .....
.......... 180" " 15,00
für Groschrilannien " " " l800 " 1750 " " "
für Großbritannien nud Irland " " 1812 " 2700
,......... 1815 " 4000^
" " 1M5 " 10000 "

Im allgemeinen ist nun über das Wachstum aller Vvlksvermögen zu be¬
merke", daß es bei allen gefunden Völkern nicht allein mit dem Wachstum
der Bevölkerung gleichen Schritt halten, sondern diesem voraneilen muß. Das
Stammvermögen jedes Menschen besteht aus ihm selber, seiner eignen Leibes¬
und Geisteskraft und dem Stück Erde, das er mittelbar oder unmittelbar
bearbeitet; aus der Wechselwirkung von Menschenkraft und Zeugungskraft des
Erdbodens gehen alle materiellen Güter hervor. Mit jedem neugebornen
Menschen tritt also eine neue Güter schaffende Kraft ins Dasein, deren Leistungen
mindestens dem Bedarf dieses Menschen entsprechen. Da aber die Produkti¬
vität durch die Arbeitsteilung gesteigert wird, so ist es klar, daß zwei verstündig
zusammenwirkende Meuscheu nicht doppelt so viel als einer, sondern vielleicht
viermal so viel schaffen müssen. Wenn demnach die Bevölkerung in arithme¬
tischer Progression wächst, so wird die Gütermasse etwa in geometrischer
steigen, womit selbstverständlich das Verhältnis beider Zunahmen zu einander
nicht genau, soudern nur ungefähr angegeben werden soll. Die Anwendung
der Maschine, die nach der vorgeführten Tabelle das englische Vvlksvermögen
in 59 Jahren (von 1750 bis 1800) verdreifacht haben soll, ist nur ein be¬
sondrer Fall der Wirksamkeit dieses Gesetzes, da ja mit der Arbeitsteilung die
Verbesserung der Werkzeuge Hand in Hand geht, denn mir in dem Maße,
als sich zuerst einzelne Personen und dann ganze Bernfsstände ausschließlich
der Herstellung von Werkzeugen widmen, können diese immer vollkommner
werden. Wie mau sieht, ist das hier aufgestellte Gesetz die Umkehrung des
malthusischcn. Es wird sich später zeigen, wie bei zunehmender Volksdichtig¬
keit seine Giltigkeit von dem malthusischen immer mehr gehemmt und schlie߬
lich überwunden wird.

An sich also, abgesehen von dem malthusischen Gesetze und andern Um¬
ständen, würden die oben angeführten Ziffern gar nichts überraschendes haben,
sondern nur eben das natürliche Wachstum des Reichtums bei einem gesunden
Volke darstellen; ja das Wachstum würde sogar in den 45 Jahren von 1800
bis 1845, verglichen mit dem von 1750 bis 1800 viel zu schwach und in der
Zeit von da bis heute noch nicht genügend erscheinen, da nach dem auf¬
gestellten Gesetze, nachdem einmal die Verdreifachung binnen 50 Jahren er¬
reicht worden war, die nächsten halben Jahrhunderte bei stetig wachsender
Bevölkerung, wenn auch nicht die Verneunfachung u. s. w., so doch wenigstens


U?eder Kommunismus noch Kapitalismus
für England allein für das Jahr 1600 auf 100 Millionen Pfund Sterling
„ 1750 „ 500 .....
.......... 180» „ 15,00
für Groschrilannien „ „ „ l800 „ 1750 „ „ „
für Großbritannien nud Irland „ „ 1812 „ 2700
,......... 1815 „ 4000^
„ „ 1M5 „ 10000 „

Im allgemeinen ist nun über das Wachstum aller Vvlksvermögen zu be¬
merke», daß es bei allen gefunden Völkern nicht allein mit dem Wachstum
der Bevölkerung gleichen Schritt halten, sondern diesem voraneilen muß. Das
Stammvermögen jedes Menschen besteht aus ihm selber, seiner eignen Leibes¬
und Geisteskraft und dem Stück Erde, das er mittelbar oder unmittelbar
bearbeitet; aus der Wechselwirkung von Menschenkraft und Zeugungskraft des
Erdbodens gehen alle materiellen Güter hervor. Mit jedem neugebornen
Menschen tritt also eine neue Güter schaffende Kraft ins Dasein, deren Leistungen
mindestens dem Bedarf dieses Menschen entsprechen. Da aber die Produkti¬
vität durch die Arbeitsteilung gesteigert wird, so ist es klar, daß zwei verstündig
zusammenwirkende Meuscheu nicht doppelt so viel als einer, sondern vielleicht
viermal so viel schaffen müssen. Wenn demnach die Bevölkerung in arithme¬
tischer Progression wächst, so wird die Gütermasse etwa in geometrischer
steigen, womit selbstverständlich das Verhältnis beider Zunahmen zu einander
nicht genau, soudern nur ungefähr angegeben werden soll. Die Anwendung
der Maschine, die nach der vorgeführten Tabelle das englische Vvlksvermögen
in 59 Jahren (von 1750 bis 1800) verdreifacht haben soll, ist nur ein be¬
sondrer Fall der Wirksamkeit dieses Gesetzes, da ja mit der Arbeitsteilung die
Verbesserung der Werkzeuge Hand in Hand geht, denn mir in dem Maße,
als sich zuerst einzelne Personen und dann ganze Bernfsstände ausschließlich
der Herstellung von Werkzeugen widmen, können diese immer vollkommner
werden. Wie mau sieht, ist das hier aufgestellte Gesetz die Umkehrung des
malthusischcn. Es wird sich später zeigen, wie bei zunehmender Volksdichtig¬
keit seine Giltigkeit von dem malthusischen immer mehr gehemmt und schlie߬
lich überwunden wird.

An sich also, abgesehen von dem malthusischen Gesetze und andern Um¬
ständen, würden die oben angeführten Ziffern gar nichts überraschendes haben,
sondern nur eben das natürliche Wachstum des Reichtums bei einem gesunden
Volke darstellen; ja das Wachstum würde sogar in den 45 Jahren von 1800
bis 1845, verglichen mit dem von 1750 bis 1800 viel zu schwach und in der
Zeit von da bis heute noch nicht genügend erscheinen, da nach dem auf¬
gestellten Gesetze, nachdem einmal die Verdreifachung binnen 50 Jahren er¬
reicht worden war, die nächsten halben Jahrhunderte bei stetig wachsender
Bevölkerung, wenn auch nicht die Verneunfachung u. s. w., so doch wenigstens


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[0422] U?eder Kommunismus noch Kapitalismus für England allein für das Jahr 1600 auf 100 Millionen Pfund Sterling „ 1750 „ 500 ..... .......... 180» „ 15,00 für Groschrilannien „ „ „ l800 „ 1750 „ „ „ für Großbritannien nud Irland „ „ 1812 „ 2700 ,......... 1815 „ 4000^ „ „ 1M5 „ 10000 „ Im allgemeinen ist nun über das Wachstum aller Vvlksvermögen zu be¬ merke», daß es bei allen gefunden Völkern nicht allein mit dem Wachstum der Bevölkerung gleichen Schritt halten, sondern diesem voraneilen muß. Das Stammvermögen jedes Menschen besteht aus ihm selber, seiner eignen Leibes¬ und Geisteskraft und dem Stück Erde, das er mittelbar oder unmittelbar bearbeitet; aus der Wechselwirkung von Menschenkraft und Zeugungskraft des Erdbodens gehen alle materiellen Güter hervor. Mit jedem neugebornen Menschen tritt also eine neue Güter schaffende Kraft ins Dasein, deren Leistungen mindestens dem Bedarf dieses Menschen entsprechen. Da aber die Produkti¬ vität durch die Arbeitsteilung gesteigert wird, so ist es klar, daß zwei verstündig zusammenwirkende Meuscheu nicht doppelt so viel als einer, sondern vielleicht viermal so viel schaffen müssen. Wenn demnach die Bevölkerung in arithme¬ tischer Progression wächst, so wird die Gütermasse etwa in geometrischer steigen, womit selbstverständlich das Verhältnis beider Zunahmen zu einander nicht genau, soudern nur ungefähr angegeben werden soll. Die Anwendung der Maschine, die nach der vorgeführten Tabelle das englische Vvlksvermögen in 59 Jahren (von 1750 bis 1800) verdreifacht haben soll, ist nur ein be¬ sondrer Fall der Wirksamkeit dieses Gesetzes, da ja mit der Arbeitsteilung die Verbesserung der Werkzeuge Hand in Hand geht, denn mir in dem Maße, als sich zuerst einzelne Personen und dann ganze Bernfsstände ausschließlich der Herstellung von Werkzeugen widmen, können diese immer vollkommner werden. Wie mau sieht, ist das hier aufgestellte Gesetz die Umkehrung des malthusischcn. Es wird sich später zeigen, wie bei zunehmender Volksdichtig¬ keit seine Giltigkeit von dem malthusischen immer mehr gehemmt und schlie߬ lich überwunden wird. An sich also, abgesehen von dem malthusischen Gesetze und andern Um¬ ständen, würden die oben angeführten Ziffern gar nichts überraschendes haben, sondern nur eben das natürliche Wachstum des Reichtums bei einem gesunden Volke darstellen; ja das Wachstum würde sogar in den 45 Jahren von 1800 bis 1845, verglichen mit dem von 1750 bis 1800 viel zu schwach und in der Zeit von da bis heute noch nicht genügend erscheinen, da nach dem auf¬ gestellten Gesetze, nachdem einmal die Verdreifachung binnen 50 Jahren er¬ reicht worden war, die nächsten halben Jahrhunderte bei stetig wachsender Bevölkerung, wenn auch nicht die Verneunfachung u. s. w., so doch wenigstens

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341855_213113/422>, abgerufen am 23.07.2024.