Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Litteratur

Thatsache steht, was sie für Ausblicke eröffnet, welche positive soziale Macht sie
in sich trägt, das wollen wir hier nicht ausführen, Auch nicht von den Kronen
wollen wir reden, die derartigen Berdieusteu gebühren. Wir überlassen das denen,
denen es zusteht, sie dafür bereit zu halten. Wir fühlen, sie können nicht von
dieser Welt sein!


Doch infer von drüben
Die Stimmen der Geister,
Die Stimmen der Meister:
Versäumt nicht zu üben
Die Kräfte des Guten!
Hier winden sich Kronen
In ewiger Salle;
Die sollen mit Fülle
Die Thätigen lohnen!
Wir heißen auch hoffen.

Nur ein Wort noch an Herrn Lehmann, Wir hören, er hat einen Sohn in
Berlin, der ein jetzt sogenannter "einsanier Mensch" ist, d, h, einen "Titanen" vor¬
stellt und täglich seine himmelstürmenden Kräfte dazu aufwendet, die "Moderne"
zu erstreben, die selbstverständlich in Zürich Philosophie studirt hat, an ihn glaubt,
ihn einzig versteht und nicht, wie seine Frau, mit ihm verheiratet ist, Herr
Lehmann junior, es giebt nur ein Mittel, daß auch wir andern, außer der "Mo¬
dernen/ die Sie bereits versteht, an ihre "titanischen" Kräfte glauben sollen!
Gehen Sie nach K'' in Kinnuerieu und studiren Sie dort als wirklich "einsamer
Mensch" ein Menschenalter hindurch die NiW-r solvmnis ein!


Florestan und Eusebius,


Litteratur
Fürst Bismarck, Regesten zu einer wissenschaftlichen Biographie des ersten deutschen Reichs-
kanzlers von Horst Kohl, 1, Band, 1815-1871, Leipzig, 18!>l, Ncugerschc Buchhandlung,
Preis 18 Mark, -

Auf ein ganz eigenartiges Werk der Bismarck-Litteratur können wir heute
unsre Leser aufmerksam machen, Der durch sein Bismarck-Gedenkbuch bekannte
H. Kohl hat die für die urkundliche Geschichte von Kaisern und Päpsten,
weltlichen und geistlichen Fürsten des Mittelalters übliche Negesteuform auf den
ersten deutschen 'Reichskanzler angewandt. Jahr für Jahr, ja Tag für Tag ver¬
zeichnet er, was aus Bismarcks Leben für Bismarck und die Zeitgeschichte bedeut¬
sam erscheint. Mit erstaunlichem, von Liebe und Verehrung beseelten Fleiße hat
er dazu, gewiß in jahrelanger Arbeit, gesammelt, waS ihm Zeitungen, diploma¬
tische Berichte, parlamentarische Verhandlungen (des vereinigten Landtags, des
preußischen Landtags, des Erfurter Parlaments, des Reichstags), Berichte über
Reisen und Gespräche, Privatbriefe, die gesamte in- und ausländische Bismarck-


Litteratur

Thatsache steht, was sie für Ausblicke eröffnet, welche positive soziale Macht sie
in sich trägt, das wollen wir hier nicht ausführen, Auch nicht von den Kronen
wollen wir reden, die derartigen Berdieusteu gebühren. Wir überlassen das denen,
denen es zusteht, sie dafür bereit zu halten. Wir fühlen, sie können nicht von
dieser Welt sein!


Doch infer von drüben
Die Stimmen der Geister,
Die Stimmen der Meister:
Versäumt nicht zu üben
Die Kräfte des Guten!
Hier winden sich Kronen
In ewiger Salle;
Die sollen mit Fülle
Die Thätigen lohnen!
Wir heißen auch hoffen.

Nur ein Wort noch an Herrn Lehmann, Wir hören, er hat einen Sohn in
Berlin, der ein jetzt sogenannter „einsanier Mensch" ist, d, h, einen „Titanen" vor¬
stellt und täglich seine himmelstürmenden Kräfte dazu aufwendet, die „Moderne"
zu erstreben, die selbstverständlich in Zürich Philosophie studirt hat, an ihn glaubt,
ihn einzig versteht und nicht, wie seine Frau, mit ihm verheiratet ist, Herr
Lehmann junior, es giebt nur ein Mittel, daß auch wir andern, außer der „Mo¬
dernen/ die Sie bereits versteht, an ihre „titanischen" Kräfte glauben sollen!
Gehen Sie nach K'' in Kinnuerieu und studiren Sie dort als wirklich „einsamer
Mensch" ein Menschenalter hindurch die NiW-r solvmnis ein!


Florestan und Eusebius,


Litteratur
Fürst Bismarck, Regesten zu einer wissenschaftlichen Biographie des ersten deutschen Reichs-
kanzlers von Horst Kohl, 1, Band, 1815-1871, Leipzig, 18!>l, Ncugerschc Buchhandlung,
Preis 18 Mark, -

Auf ein ganz eigenartiges Werk der Bismarck-Litteratur können wir heute
unsre Leser aufmerksam machen, Der durch sein Bismarck-Gedenkbuch bekannte
H. Kohl hat die für die urkundliche Geschichte von Kaisern und Päpsten,
weltlichen und geistlichen Fürsten des Mittelalters übliche Negesteuform auf den
ersten deutschen 'Reichskanzler angewandt. Jahr für Jahr, ja Tag für Tag ver¬
zeichnet er, was aus Bismarcks Leben für Bismarck und die Zeitgeschichte bedeut¬
sam erscheint. Mit erstaunlichem, von Liebe und Verehrung beseelten Fleiße hat
er dazu, gewiß in jahrelanger Arbeit, gesammelt, waS ihm Zeitungen, diploma¬
tische Berichte, parlamentarische Verhandlungen (des vereinigten Landtags, des
preußischen Landtags, des Erfurter Parlaments, des Reichstags), Berichte über
Reisen und Gespräche, Privatbriefe, die gesamte in- und ausländische Bismarck-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0054" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/211222"/>
            <fw type="header" place="top"> Litteratur</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_165" prev="#ID_164"> Thatsache steht, was sie für Ausblicke eröffnet, welche positive soziale Macht sie<lb/>
in sich trägt, das wollen wir hier nicht ausführen, Auch nicht von den Kronen<lb/>
wollen wir reden, die derartigen Berdieusteu gebühren. Wir überlassen das denen,<lb/>
denen es zusteht, sie dafür bereit zu halten. Wir fühlen, sie können nicht von<lb/>
dieser Welt sein!</p><lb/>
            <quote>
              <lg xml:id="POEMID_1" type="poem">
                <l> Doch infer von drüben<lb/>
Die Stimmen der Geister,<lb/>
Die Stimmen der Meister:<lb/>
Versäumt nicht zu üben<lb/>
Die Kräfte des Guten!</l>
                <l> Hier winden sich Kronen<lb/>
In ewiger Salle;<lb/>
Die sollen mit Fülle<lb/>
Die Thätigen lohnen!<lb/>
Wir heißen auch hoffen.</l>
              </lg>
            </quote><lb/>
            <p xml:id="ID_166"> Nur ein Wort noch an Herrn Lehmann, Wir hören, er hat einen Sohn in<lb/>
Berlin, der ein jetzt sogenannter &#x201E;einsanier Mensch" ist, d, h, einen &#x201E;Titanen" vor¬<lb/>
stellt und täglich seine himmelstürmenden Kräfte dazu aufwendet, die &#x201E;Moderne"<lb/>
zu erstreben, die selbstverständlich in Zürich Philosophie studirt hat, an ihn glaubt,<lb/>
ihn einzig versteht und nicht, wie seine Frau, mit ihm verheiratet ist, Herr<lb/>
Lehmann junior, es giebt nur ein Mittel, daß auch wir andern, außer der &#x201E;Mo¬<lb/>
dernen/ die Sie bereits versteht, an ihre &#x201E;titanischen" Kräfte glauben sollen!<lb/>
Gehen Sie nach K'' in Kinnuerieu und studiren Sie dort als wirklich &#x201E;einsamer<lb/>
Mensch" ein Menschenalter hindurch die NiW-r solvmnis ein!</p><lb/>
            <note type="byline"> Florestan und Eusebius,</note><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Litteratur</head><lb/>
          <div n="2">
            <head> Fürst Bismarck, Regesten zu einer wissenschaftlichen Biographie des ersten deutschen Reichs-<lb/>
kanzlers von Horst Kohl, 1, Band,  1815-1871, Leipzig, 18!&gt;l, Ncugerschc Buchhandlung,<lb/>
Preis 18 Mark, -</head><lb/>
            <p xml:id="ID_167" next="#ID_168"> Auf ein ganz eigenartiges Werk der Bismarck-Litteratur können wir heute<lb/>
unsre Leser aufmerksam machen,  Der durch sein Bismarck-Gedenkbuch bekannte<lb/>
H. Kohl hat die für die urkundliche Geschichte von Kaisern und Päpsten,<lb/>
weltlichen und geistlichen Fürsten des Mittelalters übliche Negesteuform auf den<lb/>
ersten deutschen 'Reichskanzler angewandt. Jahr für Jahr, ja Tag für Tag ver¬<lb/>
zeichnet er, was aus Bismarcks Leben für Bismarck und die Zeitgeschichte bedeut¬<lb/>
sam erscheint. Mit erstaunlichem, von Liebe und Verehrung beseelten Fleiße hat<lb/>
er dazu, gewiß in jahrelanger Arbeit, gesammelt, waS ihm Zeitungen, diploma¬<lb/>
tische Berichte, parlamentarische Verhandlungen (des vereinigten Landtags, des<lb/>
preußischen Landtags, des Erfurter Parlaments, des Reichstags), Berichte über<lb/>
Reisen und Gespräche, Privatbriefe, die gesamte in- und ausländische Bismarck-</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0054] Litteratur Thatsache steht, was sie für Ausblicke eröffnet, welche positive soziale Macht sie in sich trägt, das wollen wir hier nicht ausführen, Auch nicht von den Kronen wollen wir reden, die derartigen Berdieusteu gebühren. Wir überlassen das denen, denen es zusteht, sie dafür bereit zu halten. Wir fühlen, sie können nicht von dieser Welt sein! Doch infer von drüben Die Stimmen der Geister, Die Stimmen der Meister: Versäumt nicht zu üben Die Kräfte des Guten! Hier winden sich Kronen In ewiger Salle; Die sollen mit Fülle Die Thätigen lohnen! Wir heißen auch hoffen. Nur ein Wort noch an Herrn Lehmann, Wir hören, er hat einen Sohn in Berlin, der ein jetzt sogenannter „einsanier Mensch" ist, d, h, einen „Titanen" vor¬ stellt und täglich seine himmelstürmenden Kräfte dazu aufwendet, die „Moderne" zu erstreben, die selbstverständlich in Zürich Philosophie studirt hat, an ihn glaubt, ihn einzig versteht und nicht, wie seine Frau, mit ihm verheiratet ist, Herr Lehmann junior, es giebt nur ein Mittel, daß auch wir andern, außer der „Mo¬ dernen/ die Sie bereits versteht, an ihre „titanischen" Kräfte glauben sollen! Gehen Sie nach K'' in Kinnuerieu und studiren Sie dort als wirklich „einsamer Mensch" ein Menschenalter hindurch die NiW-r solvmnis ein! Florestan und Eusebius, Litteratur Fürst Bismarck, Regesten zu einer wissenschaftlichen Biographie des ersten deutschen Reichs- kanzlers von Horst Kohl, 1, Band, 1815-1871, Leipzig, 18!>l, Ncugerschc Buchhandlung, Preis 18 Mark, - Auf ein ganz eigenartiges Werk der Bismarck-Litteratur können wir heute unsre Leser aufmerksam machen, Der durch sein Bismarck-Gedenkbuch bekannte H. Kohl hat die für die urkundliche Geschichte von Kaisern und Päpsten, weltlichen und geistlichen Fürsten des Mittelalters übliche Negesteuform auf den ersten deutschen 'Reichskanzler angewandt. Jahr für Jahr, ja Tag für Tag ver¬ zeichnet er, was aus Bismarcks Leben für Bismarck und die Zeitgeschichte bedeut¬ sam erscheint. Mit erstaunlichem, von Liebe und Verehrung beseelten Fleiße hat er dazu, gewiß in jahrelanger Arbeit, gesammelt, waS ihm Zeitungen, diploma¬ tische Berichte, parlamentarische Verhandlungen (des vereinigten Landtags, des preußischen Landtags, des Erfurter Parlaments, des Reichstags), Berichte über Reisen und Gespräche, Privatbriefe, die gesamte in- und ausländische Bismarck-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341855_211167
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341855_211167/54
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341855_211167/54>, abgerufen am 23.07.2024.