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Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

liebe Gewandtheit^ Haltung und Ausdauer beibringen. Wie ist das z. B. beim
Turnen, Reiten, Schießen n. s. in. möglich, ohne den Mann anzufassen und nach¬
zuhelfen, wo die Kräfte oder der Wille nicht ausreichen!? Der Exerzierplatz ist
keine Mädchenschule. Der Mann kann, wenn mans drauf anlegt, bei jeder Ge¬
legenheit mit Arrest bestraft werden, sobald er zur Unzufriedenheit Anlaß giebt.
Aber der Kompagniechef wird sich wohl hüten, mit diesen Strafen zu bereitwillig
zu sein; denn eine Kompagnie mit vielen Strafen ist ein Schreckgespenst für den
Regimentskonnuandeur. Auch tänscht man sich, wenn man glaubt, daß sür den
abgebrühten Menschen und besonders für den, der schon im bürgerlichen Leben das
Gefängnis kennen gelernt hat, die Arreststrnfe abschreckend sei. Es giebt eine
große Menge von Leuten -- wer als Einjährig-Freiwilliger gedient hat, weiß das --,
die sich lieber drei Tage Arrest verschaffen, wo sie ruhig faullenzen können, als
eine anstrengende Marsch- oder Felddienstübuug mitmachen, Leute, die es verstehen,
sich aus einer kleinen Hautabschürfung künstlich ein mächtiges Geschwür nnzudokteru,
um vom Tagesdienst befreit zu sein. Wenn solchen Kerlen gegenüber dem Unter¬
offizier die Geduld reißt und er sie nicht mehr MiirlsnumliKs behandelt, wenn er
mit Rippenstößen das schlummernde Ehrgefühl aufzuwecken sucht, dann schreie mau
nicht gleich! Auf die Festung mit dem Unmenschen!

Der Verfasser dieser Zeilen hat in seiner Jugend als Einjahrig-Freiwilliger
in einem Artillerieregiment gedient. Nach dem Schießen mit scharfen Geschossen,
das gewöhnlich vormittags stattfand, rückte eine Abteilung unter Führung eines
Offiziers auf den Schießplatz, um die Sprengstücke aufzusammeln und die Blind¬
gänger, d. h. die scharf geladner, aber durch irgend welchen Zufall uicht krepirten
Geschosse,^ Granaten und Chrapnels, mit einem Fähnchen nebenan zu bezeichnen,
damit der Feuerwerker sie auffinden und mit Dynamik zersprengen konnte. Nach¬
dem uns vom Feldwebel und dann nochmals vom Offizier streng untersagt worden
war, den gefundenen Blindgänger mich mir anzurühren, dn die leiseste Verührung
den Zünder in Bewegung setzen und das Geschoß zum Platzen bringen kann, ver¬
teilten wir uns über den Schießplatz. Nebenan lag ein Wäldchen; auch dahinein
waren einige gegangen, denn für jeden Blindgänger gab es zwanzig Pfennige.
Bald darauf ließ der Leutnant zum Sammeln blasen. Ein Mann wurde als
fehlend gemeldet. Wir warteten eine Weile. Endlich kam der Kerl, kein beschränkter,
sondern einer von den sogenannten Hellen, keuchend ans dem Dickicht gerannt mit
einer scharfgeladnen Granate auf dem Arm, aus der der Vorstecker gefallen war,
so daß das Geschoß jeden Augenblick krepiren konnte. Der Leutnant bekam einen
Heidenschrecken, faßte sich aber schnell und ließ uns Kehrt und Laufschritt machen,
so daß wir bald aus der Nähe des gefährlichen Menschen waren, dann schickte er
ihm in aller Ruhe einen Unteroffizier entgegen, der ihn freundlich bat, langsam
zu gehen. Der Unteroffizier nahm: ihm mit fester Hand die Granate ab und stellte
sie ganz sacht auf die Erde, dann aber holte er ans und schlug dem Kerl eins
hinter die Ohren, daß er sich drehte. Ich muß sagen, daß wir alle diese Ohr¬
feige mit innerer Frende fliegen sahen. Auf dem Heimwege haben wir selbst den
Kerl, der das Leben seiner Kameraden für zwanzig Pfennige aufs Spiel gesetzt
hatte, ganz jämmerlich verhauen. Der hat nie wieder einen Blindgänger angefaßt.
Aber der Unteroffizier hätte doch eigentlich "auf Festung" kommen müssen --
nämlich nach der Meinung unsrer Humanitätsduseler.

Jeder, der Soldat gewesen-ist, wird ähnliche Beispiele in Menge erzählen
können. Wir Menschen sind nicht alle gleich; dem einen genügt ein Blick, der
andre handelt mir, wo er den Druck des Vorgesetzten fühlt. - "


Maßgebliches und Unmaßgebliches

liebe Gewandtheit^ Haltung und Ausdauer beibringen. Wie ist das z. B. beim
Turnen, Reiten, Schießen n. s. in. möglich, ohne den Mann anzufassen und nach¬
zuhelfen, wo die Kräfte oder der Wille nicht ausreichen!? Der Exerzierplatz ist
keine Mädchenschule. Der Mann kann, wenn mans drauf anlegt, bei jeder Ge¬
legenheit mit Arrest bestraft werden, sobald er zur Unzufriedenheit Anlaß giebt.
Aber der Kompagniechef wird sich wohl hüten, mit diesen Strafen zu bereitwillig
zu sein; denn eine Kompagnie mit vielen Strafen ist ein Schreckgespenst für den
Regimentskonnuandeur. Auch tänscht man sich, wenn man glaubt, daß sür den
abgebrühten Menschen und besonders für den, der schon im bürgerlichen Leben das
Gefängnis kennen gelernt hat, die Arreststrnfe abschreckend sei. Es giebt eine
große Menge von Leuten — wer als Einjährig-Freiwilliger gedient hat, weiß das —,
die sich lieber drei Tage Arrest verschaffen, wo sie ruhig faullenzen können, als
eine anstrengende Marsch- oder Felddienstübuug mitmachen, Leute, die es verstehen,
sich aus einer kleinen Hautabschürfung künstlich ein mächtiges Geschwür nnzudokteru,
um vom Tagesdienst befreit zu sein. Wenn solchen Kerlen gegenüber dem Unter¬
offizier die Geduld reißt und er sie nicht mehr MiirlsnumliKs behandelt, wenn er
mit Rippenstößen das schlummernde Ehrgefühl aufzuwecken sucht, dann schreie mau
nicht gleich! Auf die Festung mit dem Unmenschen!

Der Verfasser dieser Zeilen hat in seiner Jugend als Einjahrig-Freiwilliger
in einem Artillerieregiment gedient. Nach dem Schießen mit scharfen Geschossen,
das gewöhnlich vormittags stattfand, rückte eine Abteilung unter Führung eines
Offiziers auf den Schießplatz, um die Sprengstücke aufzusammeln und die Blind¬
gänger, d. h. die scharf geladner, aber durch irgend welchen Zufall uicht krepirten
Geschosse,^ Granaten und Chrapnels, mit einem Fähnchen nebenan zu bezeichnen,
damit der Feuerwerker sie auffinden und mit Dynamik zersprengen konnte. Nach¬
dem uns vom Feldwebel und dann nochmals vom Offizier streng untersagt worden
war, den gefundenen Blindgänger mich mir anzurühren, dn die leiseste Verührung
den Zünder in Bewegung setzen und das Geschoß zum Platzen bringen kann, ver¬
teilten wir uns über den Schießplatz. Nebenan lag ein Wäldchen; auch dahinein
waren einige gegangen, denn für jeden Blindgänger gab es zwanzig Pfennige.
Bald darauf ließ der Leutnant zum Sammeln blasen. Ein Mann wurde als
fehlend gemeldet. Wir warteten eine Weile. Endlich kam der Kerl, kein beschränkter,
sondern einer von den sogenannten Hellen, keuchend ans dem Dickicht gerannt mit
einer scharfgeladnen Granate auf dem Arm, aus der der Vorstecker gefallen war,
so daß das Geschoß jeden Augenblick krepiren konnte. Der Leutnant bekam einen
Heidenschrecken, faßte sich aber schnell und ließ uns Kehrt und Laufschritt machen,
so daß wir bald aus der Nähe des gefährlichen Menschen waren, dann schickte er
ihm in aller Ruhe einen Unteroffizier entgegen, der ihn freundlich bat, langsam
zu gehen. Der Unteroffizier nahm: ihm mit fester Hand die Granate ab und stellte
sie ganz sacht auf die Erde, dann aber holte er ans und schlug dem Kerl eins
hinter die Ohren, daß er sich drehte. Ich muß sagen, daß wir alle diese Ohr¬
feige mit innerer Frende fliegen sahen. Auf dem Heimwege haben wir selbst den
Kerl, der das Leben seiner Kameraden für zwanzig Pfennige aufs Spiel gesetzt
hatte, ganz jämmerlich verhauen. Der hat nie wieder einen Blindgänger angefaßt.
Aber der Unteroffizier hätte doch eigentlich „auf Festung" kommen müssen —
nämlich nach der Meinung unsrer Humanitätsduseler.

Jeder, der Soldat gewesen-ist, wird ähnliche Beispiele in Menge erzählen
können. Wir Menschen sind nicht alle gleich; dem einen genügt ein Blick, der
andre handelt mir, wo er den Druck des Vorgesetzten fühlt. - »


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[0469] Maßgebliches und Unmaßgebliches liebe Gewandtheit^ Haltung und Ausdauer beibringen. Wie ist das z. B. beim Turnen, Reiten, Schießen n. s. in. möglich, ohne den Mann anzufassen und nach¬ zuhelfen, wo die Kräfte oder der Wille nicht ausreichen!? Der Exerzierplatz ist keine Mädchenschule. Der Mann kann, wenn mans drauf anlegt, bei jeder Ge¬ legenheit mit Arrest bestraft werden, sobald er zur Unzufriedenheit Anlaß giebt. Aber der Kompagniechef wird sich wohl hüten, mit diesen Strafen zu bereitwillig zu sein; denn eine Kompagnie mit vielen Strafen ist ein Schreckgespenst für den Regimentskonnuandeur. Auch tänscht man sich, wenn man glaubt, daß sür den abgebrühten Menschen und besonders für den, der schon im bürgerlichen Leben das Gefängnis kennen gelernt hat, die Arreststrnfe abschreckend sei. Es giebt eine große Menge von Leuten — wer als Einjährig-Freiwilliger gedient hat, weiß das —, die sich lieber drei Tage Arrest verschaffen, wo sie ruhig faullenzen können, als eine anstrengende Marsch- oder Felddienstübuug mitmachen, Leute, die es verstehen, sich aus einer kleinen Hautabschürfung künstlich ein mächtiges Geschwür nnzudokteru, um vom Tagesdienst befreit zu sein. Wenn solchen Kerlen gegenüber dem Unter¬ offizier die Geduld reißt und er sie nicht mehr MiirlsnumliKs behandelt, wenn er mit Rippenstößen das schlummernde Ehrgefühl aufzuwecken sucht, dann schreie mau nicht gleich! Auf die Festung mit dem Unmenschen! Der Verfasser dieser Zeilen hat in seiner Jugend als Einjahrig-Freiwilliger in einem Artillerieregiment gedient. Nach dem Schießen mit scharfen Geschossen, das gewöhnlich vormittags stattfand, rückte eine Abteilung unter Führung eines Offiziers auf den Schießplatz, um die Sprengstücke aufzusammeln und die Blind¬ gänger, d. h. die scharf geladner, aber durch irgend welchen Zufall uicht krepirten Geschosse,^ Granaten und Chrapnels, mit einem Fähnchen nebenan zu bezeichnen, damit der Feuerwerker sie auffinden und mit Dynamik zersprengen konnte. Nach¬ dem uns vom Feldwebel und dann nochmals vom Offizier streng untersagt worden war, den gefundenen Blindgänger mich mir anzurühren, dn die leiseste Verührung den Zünder in Bewegung setzen und das Geschoß zum Platzen bringen kann, ver¬ teilten wir uns über den Schießplatz. Nebenan lag ein Wäldchen; auch dahinein waren einige gegangen, denn für jeden Blindgänger gab es zwanzig Pfennige. Bald darauf ließ der Leutnant zum Sammeln blasen. Ein Mann wurde als fehlend gemeldet. Wir warteten eine Weile. Endlich kam der Kerl, kein beschränkter, sondern einer von den sogenannten Hellen, keuchend ans dem Dickicht gerannt mit einer scharfgeladnen Granate auf dem Arm, aus der der Vorstecker gefallen war, so daß das Geschoß jeden Augenblick krepiren konnte. Der Leutnant bekam einen Heidenschrecken, faßte sich aber schnell und ließ uns Kehrt und Laufschritt machen, so daß wir bald aus der Nähe des gefährlichen Menschen waren, dann schickte er ihm in aller Ruhe einen Unteroffizier entgegen, der ihn freundlich bat, langsam zu gehen. Der Unteroffizier nahm: ihm mit fester Hand die Granate ab und stellte sie ganz sacht auf die Erde, dann aber holte er ans und schlug dem Kerl eins hinter die Ohren, daß er sich drehte. Ich muß sagen, daß wir alle diese Ohr¬ feige mit innerer Frende fliegen sahen. Auf dem Heimwege haben wir selbst den Kerl, der das Leben seiner Kameraden für zwanzig Pfennige aufs Spiel gesetzt hatte, ganz jämmerlich verhauen. Der hat nie wieder einen Blindgänger angefaßt. Aber der Unteroffizier hätte doch eigentlich „auf Festung" kommen müssen — nämlich nach der Meinung unsrer Humanitätsduseler. Jeder, der Soldat gewesen-ist, wird ähnliche Beispiele in Menge erzählen können. Wir Menschen sind nicht alle gleich; dem einen genügt ein Blick, der andre handelt mir, wo er den Druck des Vorgesetzten fühlt. - »

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341855_211167/469>, abgerufen am 23.07.2024.