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Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

sehen sei, daß diesem nach Ablauf des ersten Lebensjahres der zweite Geburtstag
folge u. s. f.

Diese Entscheidung entspricht schlechterdings nicht den Anschauungen der großen
Mehrheit des Volkes. Die vermeintliche Unsicherheit im Gebrauche der Ordnungs¬
zahlen bei dem Worte "Geburtstag" hat früher wohl überhaupt nicht bestanden,
sondern ist erst ein Erzeugnis der letzten Zeit, hat aber verhältnismäßig noch
wenig um sich gegriffen. Der große Logiker sagt sich- "Ja, der Tag, an dem
jemand zum erstenmale das Licht der Welt erblickt, ist doch sein erster Geburtstag,
folglich feiert er, wenn er ein Jahr alt ist, seinen zweiten Geburtstag." Das ist
aber Unsinn! Kein Mensch nennt den Tag, an dem jemand geboren wird, dessen
Geburtstag; deu bezeichnet man vielmehr als den Tag der Geburt. Und
da der Mensch nur einmal geboren wird, hat jeder auch mir einen einzigen Tag
der Geburt, der niemals wiederkehrt, also auch nicht mit Ordnungszahlen versehen
werden kann. Die Geburtstage aber sind die Jahrestage der Erinnerung an die
Geburt, und der erste von ihnen tritt ein, wenn jemand ein Jahr alt wird. So
denkt und spricht jeder, der sich nicht einen Floh vom großen Logiker hat ins
Ohr setzen lassen. Hoffentlich wird der Spruch des Reichsgerichts bald wieder
durch einen andern und richtigern aufgehoben! Man darf doch wohl appelliren
Ä jnÄiciic" impoi-ii nuUs inkdring,to ack jiuliorlirr inrpsrii inslnis inkormÄncknm?


Der Cottaische Musenalmanach.

Auch der zweite Jahrgang des von
der Cottaische" Verlagsbuchhandlung neu ins Leben gerufenen "Musenalmanachs"
ist in sehr zierlicher Ausstattung und mit einer Reihe von Kunstbeilagen geschmückt
erschienen und hat vielleicht schon auf zahlreiche" Weihnachtstischen geprangt.
Schon in diesem "vielleicht" aber liegt eine unerfreuliche Erkenntnis, wie wenig
sich dieser oder irgend welcher Musenalmanach mit seinen Vorgängern aus dem
vorigen Jahrhundert vergleichen kann. Denn die Bürgerischen, die Bvssischen,
die Schillerischen Musenalmanache entsprachen einem tiefen und allgemeinen Be¬
dürfnis der damaligen Bildung, ihr Erscheinen war jedesmal oder wenigstens oft
ein litterarisches Ereignis, die Teilnahme gab sich nicht nur im Kaufen und fluch--
eigen Durchblättern, sondern in der anhaltenden und ernsten Beschäftigung mit
den im Musenalmanach gebotenen Spenden neuer Lyrik kund. Aus den Briefen
der Zeit läßt sich noch sehen, wie lebhaft man Lieblingsstücke aus jedem Almanach
auswählte, wie eifrig Lieblingsstellen auswendig gelernt wurden, ja selbst aus der
Dürftigkeit jeuer Tage leuchtet die allgemeine Schätzung der Lyrik hervor. Nicht
alle waren so glücklich, daß sie die schmalen kupferstichgezierten Bändchen, in
denen von Bürgers "Lenore" bis zu Schillers "Lied von der Glocke" fast alle
bedeutenden Gedichte eines poetisch reichen Geschlechts zuerst hervortraten, käuflich
erwerben konnten, obschon der Luxus bereits so überHand nahm, daß, wie Schiller
an Cotta schrieb, die drnckpcipiernen Exemplare im Gegensatz zu deu postpapiernen
schlecht abgingen, "denn der elendeste Lump von Leser will nicht mehr mit Lumpen
vorlieb nehmen." Wer trotzdem nicht einmal ein druckpapiernes erschwingen konnte,
borgte den Almanach von guten Freunden und schrieb die gepriesensten oder seinem
Geschmack am meisten zusagenden Stücke ab; von den gebildeten Hofdamen bis zu
den Klärchen und Gretchen der kleinstädtischen Bürgerkreise, vom Universitätslehrer
bis zum schöngeistigen Perückenmacher gab es Stammbücher, poetische Cvlleltaneen,
Poetische Tagebücher, in die man aus Maugel eigner Gedanken fremde Dichtungen
eintrug. Wer es verbrieft hätte, durch wie viele Hunde solch ein abgegriffnes
Exemplar eines deutscheu Musenalmanachs aus den achtziger und neunziger Jahren


Maßgebliches und Unmaßgebliches

sehen sei, daß diesem nach Ablauf des ersten Lebensjahres der zweite Geburtstag
folge u. s. f.

Diese Entscheidung entspricht schlechterdings nicht den Anschauungen der großen
Mehrheit des Volkes. Die vermeintliche Unsicherheit im Gebrauche der Ordnungs¬
zahlen bei dem Worte „Geburtstag" hat früher wohl überhaupt nicht bestanden,
sondern ist erst ein Erzeugnis der letzten Zeit, hat aber verhältnismäßig noch
wenig um sich gegriffen. Der große Logiker sagt sich- „Ja, der Tag, an dem
jemand zum erstenmale das Licht der Welt erblickt, ist doch sein erster Geburtstag,
folglich feiert er, wenn er ein Jahr alt ist, seinen zweiten Geburtstag." Das ist
aber Unsinn! Kein Mensch nennt den Tag, an dem jemand geboren wird, dessen
Geburtstag; deu bezeichnet man vielmehr als den Tag der Geburt. Und
da der Mensch nur einmal geboren wird, hat jeder auch mir einen einzigen Tag
der Geburt, der niemals wiederkehrt, also auch nicht mit Ordnungszahlen versehen
werden kann. Die Geburtstage aber sind die Jahrestage der Erinnerung an die
Geburt, und der erste von ihnen tritt ein, wenn jemand ein Jahr alt wird. So
denkt und spricht jeder, der sich nicht einen Floh vom großen Logiker hat ins
Ohr setzen lassen. Hoffentlich wird der Spruch des Reichsgerichts bald wieder
durch einen andern und richtigern aufgehoben! Man darf doch wohl appelliren
Ä jnÄiciic» impoi-ii nuUs inkdring,to ack jiuliorlirr inrpsrii inslnis inkormÄncknm?


Der Cottaische Musenalmanach.

Auch der zweite Jahrgang des von
der Cottaische» Verlagsbuchhandlung neu ins Leben gerufenen „Musenalmanachs"
ist in sehr zierlicher Ausstattung und mit einer Reihe von Kunstbeilagen geschmückt
erschienen und hat vielleicht schon auf zahlreiche« Weihnachtstischen geprangt.
Schon in diesem „vielleicht" aber liegt eine unerfreuliche Erkenntnis, wie wenig
sich dieser oder irgend welcher Musenalmanach mit seinen Vorgängern aus dem
vorigen Jahrhundert vergleichen kann. Denn die Bürgerischen, die Bvssischen,
die Schillerischen Musenalmanache entsprachen einem tiefen und allgemeinen Be¬
dürfnis der damaligen Bildung, ihr Erscheinen war jedesmal oder wenigstens oft
ein litterarisches Ereignis, die Teilnahme gab sich nicht nur im Kaufen und fluch--
eigen Durchblättern, sondern in der anhaltenden und ernsten Beschäftigung mit
den im Musenalmanach gebotenen Spenden neuer Lyrik kund. Aus den Briefen
der Zeit läßt sich noch sehen, wie lebhaft man Lieblingsstücke aus jedem Almanach
auswählte, wie eifrig Lieblingsstellen auswendig gelernt wurden, ja selbst aus der
Dürftigkeit jeuer Tage leuchtet die allgemeine Schätzung der Lyrik hervor. Nicht
alle waren so glücklich, daß sie die schmalen kupferstichgezierten Bändchen, in
denen von Bürgers „Lenore" bis zu Schillers „Lied von der Glocke" fast alle
bedeutenden Gedichte eines poetisch reichen Geschlechts zuerst hervortraten, käuflich
erwerben konnten, obschon der Luxus bereits so überHand nahm, daß, wie Schiller
an Cotta schrieb, die drnckpcipiernen Exemplare im Gegensatz zu deu postpapiernen
schlecht abgingen, „denn der elendeste Lump von Leser will nicht mehr mit Lumpen
vorlieb nehmen." Wer trotzdem nicht einmal ein druckpapiernes erschwingen konnte,
borgte den Almanach von guten Freunden und schrieb die gepriesensten oder seinem
Geschmack am meisten zusagenden Stücke ab; von den gebildeten Hofdamen bis zu
den Klärchen und Gretchen der kleinstädtischen Bürgerkreise, vom Universitätslehrer
bis zum schöngeistigen Perückenmacher gab es Stammbücher, poetische Cvlleltaneen,
Poetische Tagebücher, in die man aus Maugel eigner Gedanken fremde Dichtungen
eintrug. Wer es verbrieft hätte, durch wie viele Hunde solch ein abgegriffnes
Exemplar eines deutscheu Musenalmanachs aus den achtziger und neunziger Jahren


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[0370] Maßgebliches und Unmaßgebliches sehen sei, daß diesem nach Ablauf des ersten Lebensjahres der zweite Geburtstag folge u. s. f. Diese Entscheidung entspricht schlechterdings nicht den Anschauungen der großen Mehrheit des Volkes. Die vermeintliche Unsicherheit im Gebrauche der Ordnungs¬ zahlen bei dem Worte „Geburtstag" hat früher wohl überhaupt nicht bestanden, sondern ist erst ein Erzeugnis der letzten Zeit, hat aber verhältnismäßig noch wenig um sich gegriffen. Der große Logiker sagt sich- „Ja, der Tag, an dem jemand zum erstenmale das Licht der Welt erblickt, ist doch sein erster Geburtstag, folglich feiert er, wenn er ein Jahr alt ist, seinen zweiten Geburtstag." Das ist aber Unsinn! Kein Mensch nennt den Tag, an dem jemand geboren wird, dessen Geburtstag; deu bezeichnet man vielmehr als den Tag der Geburt. Und da der Mensch nur einmal geboren wird, hat jeder auch mir einen einzigen Tag der Geburt, der niemals wiederkehrt, also auch nicht mit Ordnungszahlen versehen werden kann. Die Geburtstage aber sind die Jahrestage der Erinnerung an die Geburt, und der erste von ihnen tritt ein, wenn jemand ein Jahr alt wird. So denkt und spricht jeder, der sich nicht einen Floh vom großen Logiker hat ins Ohr setzen lassen. Hoffentlich wird der Spruch des Reichsgerichts bald wieder durch einen andern und richtigern aufgehoben! Man darf doch wohl appelliren Ä jnÄiciic» impoi-ii nuUs inkdring,to ack jiuliorlirr inrpsrii inslnis inkormÄncknm? Der Cottaische Musenalmanach. Auch der zweite Jahrgang des von der Cottaische» Verlagsbuchhandlung neu ins Leben gerufenen „Musenalmanachs" ist in sehr zierlicher Ausstattung und mit einer Reihe von Kunstbeilagen geschmückt erschienen und hat vielleicht schon auf zahlreiche« Weihnachtstischen geprangt. Schon in diesem „vielleicht" aber liegt eine unerfreuliche Erkenntnis, wie wenig sich dieser oder irgend welcher Musenalmanach mit seinen Vorgängern aus dem vorigen Jahrhundert vergleichen kann. Denn die Bürgerischen, die Bvssischen, die Schillerischen Musenalmanache entsprachen einem tiefen und allgemeinen Be¬ dürfnis der damaligen Bildung, ihr Erscheinen war jedesmal oder wenigstens oft ein litterarisches Ereignis, die Teilnahme gab sich nicht nur im Kaufen und fluch-- eigen Durchblättern, sondern in der anhaltenden und ernsten Beschäftigung mit den im Musenalmanach gebotenen Spenden neuer Lyrik kund. Aus den Briefen der Zeit läßt sich noch sehen, wie lebhaft man Lieblingsstücke aus jedem Almanach auswählte, wie eifrig Lieblingsstellen auswendig gelernt wurden, ja selbst aus der Dürftigkeit jeuer Tage leuchtet die allgemeine Schätzung der Lyrik hervor. Nicht alle waren so glücklich, daß sie die schmalen kupferstichgezierten Bändchen, in denen von Bürgers „Lenore" bis zu Schillers „Lied von der Glocke" fast alle bedeutenden Gedichte eines poetisch reichen Geschlechts zuerst hervortraten, käuflich erwerben konnten, obschon der Luxus bereits so überHand nahm, daß, wie Schiller an Cotta schrieb, die drnckpcipiernen Exemplare im Gegensatz zu deu postpapiernen schlecht abgingen, „denn der elendeste Lump von Leser will nicht mehr mit Lumpen vorlieb nehmen." Wer trotzdem nicht einmal ein druckpapiernes erschwingen konnte, borgte den Almanach von guten Freunden und schrieb die gepriesensten oder seinem Geschmack am meisten zusagenden Stücke ab; von den gebildeten Hofdamen bis zu den Klärchen und Gretchen der kleinstädtischen Bürgerkreise, vom Universitätslehrer bis zum schöngeistigen Perückenmacher gab es Stammbücher, poetische Cvlleltaneen, Poetische Tagebücher, in die man aus Maugel eigner Gedanken fremde Dichtungen eintrug. Wer es verbrieft hätte, durch wie viele Hunde solch ein abgegriffnes Exemplar eines deutscheu Musenalmanachs aus den achtziger und neunziger Jahren

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341855_211167/370>, abgerufen am 23.07.2024.