Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Drittes Vierteljahr.!t)o soll das hinaus? ganz gleichgiltige Sache handelte. Der ältere zeigt ihm einen Nickfänger, mit Andern Tages schlendert der ältere nach dem anderthalb Stunden von Unterwegs entwirft er mit dem andern den Mordplan. G., der neu¬ KmizboK'u III 1891 29
!t)o soll das hinaus? ganz gleichgiltige Sache handelte. Der ältere zeigt ihm einen Nickfänger, mit Andern Tages schlendert der ältere nach dem anderthalb Stunden von Unterwegs entwirft er mit dem andern den Mordplan. G., der neu¬ KmizboK'u III 1891 29
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0233" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/290001"/> <fw type="header" place="top"> !t)o soll das hinaus?</fw><lb/> <p xml:id="ID_642" prev="#ID_641"> ganz gleichgiltige Sache handelte. Der ältere zeigt ihm einen Nickfänger, mit<lb/> dem er die That verüben will. Der Handwerksbursche meint, dazu bedürfe<lb/> es gar keines Messers. Es genüge, die Alte mit einem Stocke hinter die<lb/> Ohren zu hauen. Sie nähern sich nun zu dritt dem Hause, wo die Frau<lb/> wohnt. Es liegt gegen hundert Schritt vor dem Eingang ins Dorf an einem<lb/> wenig betretnen Wege. Die Lage ist sür einen Mord wie geschaffen. Sie<lb/> finden die Hausthür verschlossen. Der Handwerksbursche schlägt vor, es heute<lb/> zu lassen, und wendet sich weiter ins nächste Dorf. Ihm schien es mit der<lb/> Sache auch nicht ganz ernst zu sein. Anders die beiden Jungen. Sie bleiben<lb/> da, um den Mord allein auszuführen. Die Alte ist zu Hause, sie hat Licht.<lb/> Aber alle Versuche, sich ohne auffallendes Geräusch Eintritt ins Haus zu<lb/> verschaffen, schlagen fehl. Sie gehen endlich unverrichteter Sache wieder fort,<lb/> aber mit dem Vorsatze, die That am andern Tage auszuführen.</p><lb/> <p xml:id="ID_643"> Andern Tages schlendert der ältere nach dem anderthalb Stunden von<lb/> seinem Wohnort, einem kleinen Fabrikstädtchen, liegenden großen Fabrikvrt,<lb/> um die Parade mit anzusehen, die dort am Geburtstage des Kaisers statt¬<lb/> findet. Unterwegs begegnet er dem aus seinem Orte stammenden noch schul¬<lb/> pflichtigen N., der wegen des Festtages hente keine Schule hat. Er kennt<lb/> ihn und weiß, daß er schon allerhand Schlechtigkeiten begangen hat. Er teilt<lb/> ihm den Mordplan mit, worauf sich N. ohne weiteres bereit finden läßt,<lb/> ihn mit auszuführen. Er hat Besen zum Verkauf in die Stadt zu tragen,<lb/> die will er erst in der Stadt absetzen, dann steht er zu Diensten. Beide<lb/> kommen aber in der Stadt ans einander, und K., in dem der Mord¬<lb/> gedanke am festesten sitzt, begegnet inzwischen einem andern Burschen von<lb/> gleichem Alter. Obwohl ihm der nicht einmal dem Namen nach bekannt ist,<lb/> verwickelt er ihn sofort in ein Gespräch, indem er ihn fragt, ob er Arbeit<lb/> habe. Als der andre das verneint, macht er ihm auch sofort den Vorschlag,<lb/> eine alte Frau mit totzuschlagen, die Witwe V. in Z., zieht den Nickfänger<lb/> vor und führt ihm vor Angen, wie er die altersschwache Frau mit einem in<lb/> den Hals geführten Stiche ums Leben bringen werde. Er solle mitgehen<lb/> und der Frau das Halstuch und das Kopftuch herabziehen; darunter pflegten<lb/> alte ängstliche Frauen oft ihre Wertpapiere zu verstecken. Auch dieser aus<lb/> der Hauptstadt stammende Junge läßt sich ohne langes Besinnen bereit finden,<lb/> die That mit auszuführen, und K. macht sich zum zweitenmal auf den<lb/> Weg nach Z.</p><lb/> <p xml:id="ID_644" next="#ID_645"> Unterwegs entwirft er mit dem andern den Mordplan. G., der neu¬<lb/> gewonnene, soll zuerst das Haus betreten und den unten wohnenden Tischler<lb/> um eine milde Gabe anbetteln, dabei aber die mit einer lauten Klingel versehene<lb/> Hausthür offen lassen, damit er ihm dann ohne weiteres Geräusch folgen und<lb/> sich die Treppe hinauf schleichen kann. Den Kopf, meint K., kann es nicht<lb/> kosten, denn wir sind noch junge Leute, die noch leine zwanzig Jahre alt sind.</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> KmizboK'u III 1891 29</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0233]
!t)o soll das hinaus?
ganz gleichgiltige Sache handelte. Der ältere zeigt ihm einen Nickfänger, mit
dem er die That verüben will. Der Handwerksbursche meint, dazu bedürfe
es gar keines Messers. Es genüge, die Alte mit einem Stocke hinter die
Ohren zu hauen. Sie nähern sich nun zu dritt dem Hause, wo die Frau
wohnt. Es liegt gegen hundert Schritt vor dem Eingang ins Dorf an einem
wenig betretnen Wege. Die Lage ist sür einen Mord wie geschaffen. Sie
finden die Hausthür verschlossen. Der Handwerksbursche schlägt vor, es heute
zu lassen, und wendet sich weiter ins nächste Dorf. Ihm schien es mit der
Sache auch nicht ganz ernst zu sein. Anders die beiden Jungen. Sie bleiben
da, um den Mord allein auszuführen. Die Alte ist zu Hause, sie hat Licht.
Aber alle Versuche, sich ohne auffallendes Geräusch Eintritt ins Haus zu
verschaffen, schlagen fehl. Sie gehen endlich unverrichteter Sache wieder fort,
aber mit dem Vorsatze, die That am andern Tage auszuführen.
Andern Tages schlendert der ältere nach dem anderthalb Stunden von
seinem Wohnort, einem kleinen Fabrikstädtchen, liegenden großen Fabrikvrt,
um die Parade mit anzusehen, die dort am Geburtstage des Kaisers statt¬
findet. Unterwegs begegnet er dem aus seinem Orte stammenden noch schul¬
pflichtigen N., der wegen des Festtages hente keine Schule hat. Er kennt
ihn und weiß, daß er schon allerhand Schlechtigkeiten begangen hat. Er teilt
ihm den Mordplan mit, worauf sich N. ohne weiteres bereit finden läßt,
ihn mit auszuführen. Er hat Besen zum Verkauf in die Stadt zu tragen,
die will er erst in der Stadt absetzen, dann steht er zu Diensten. Beide
kommen aber in der Stadt ans einander, und K., in dem der Mord¬
gedanke am festesten sitzt, begegnet inzwischen einem andern Burschen von
gleichem Alter. Obwohl ihm der nicht einmal dem Namen nach bekannt ist,
verwickelt er ihn sofort in ein Gespräch, indem er ihn fragt, ob er Arbeit
habe. Als der andre das verneint, macht er ihm auch sofort den Vorschlag,
eine alte Frau mit totzuschlagen, die Witwe V. in Z., zieht den Nickfänger
vor und führt ihm vor Angen, wie er die altersschwache Frau mit einem in
den Hals geführten Stiche ums Leben bringen werde. Er solle mitgehen
und der Frau das Halstuch und das Kopftuch herabziehen; darunter pflegten
alte ängstliche Frauen oft ihre Wertpapiere zu verstecken. Auch dieser aus
der Hauptstadt stammende Junge läßt sich ohne langes Besinnen bereit finden,
die That mit auszuführen, und K. macht sich zum zweitenmal auf den
Weg nach Z.
Unterwegs entwirft er mit dem andern den Mordplan. G., der neu¬
gewonnene, soll zuerst das Haus betreten und den unten wohnenden Tischler
um eine milde Gabe anbetteln, dabei aber die mit einer lauten Klingel versehene
Hausthür offen lassen, damit er ihm dann ohne weiteres Geräusch folgen und
sich die Treppe hinauf schleichen kann. Den Kopf, meint K., kann es nicht
kosten, denn wir sind noch junge Leute, die noch leine zwanzig Jahre alt sind.
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