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Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Drittes Vierteljahr.

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Zur Reform der Liseill'nhnfahrpreise
Persoueuziige Schuellzüqe
1. KI. 2. Ki. 3. Ki. 1. .^i'l. 2. Ki. 3. Ki.
Preußischer Entwurf "42 753 Ps.
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Öslcrreichischer Tnrif 3.3 1.7 ".7 5 2.5 "

sogar i"l ganze" noch etwas niedrigere Fahrpreise als der ungarische Tarif.
Der österreichische Tarif scheint zwar billiger zu sein, es ist aber z" bedeuten,
daß die Preise nach oben abgerundet werden, also für 5'.l Kilometer schon der
Preis von 40 Kilometern, für 201 Kilometer schon der Preis von 25>0 Kilo¬
metern zu zahle" ist.

Mau hat dem preußischen Entwürfe besonders auch die A"fhebnng der
vierte" Klasse zum Vorwurf gemacht, diese Klasse sei i" viele" Landesteilen
eine liebe Gewohnheit geworden, von der man sich nicht trennen möchte. Aber
die dritte Klasse soll doch künftig genau denselben Preis haben wie gegen¬
wärtig die vierte, und es soll mich einer ausdrückliche" Erklärung der Eisen-
bahnverwaltnng de" Reisenden dritter Klasse, besonders in Lokalzügen, die
Möglichkeit gewährt werden, ihre Körbe und sonstiges Gepäck mit in den Wagen
zu nehmen oder doch kostenfrei abznstelle"; den Leuten, die heute die vierte Klasse
benutzen "ud künftig die dritte Klasse benutzen sollen, wird also nur ein Verzicht
auf die süße Gewohnheit zugemutet, in der Eisenbahn wie das liebe Vieh zu stehen.

Mau mag ja im einzelnen andre Wünsche haben, und eben darum hat
die Eisenbahnverwaltnng ihren Entwurf bekannt gemacht, um solche Wünsche
zu hören. Man "eng "reinen, daß der Schnellzugszuschlag von einem Pfennig
zu hoch sei und ans einen halben Pfennig herabgesetzt oder lieber noch ganz
aufgehoben oder wenigstens auf die wirklichen Schnellzuge beschränkt werden
sollte; man mag auch meinen, daß der Fahrpreis zweiter und erster Klasse
verhältnismäßig hoch gegriffen sei und daß diese beide" Klasse" darum künftig
ebenso leer wie bisher bleiben werden, man mag vorschlage", die erste Klasse
auf de" Hnuptliuien mit de" Schlaf- und Salonwagen zu verbinden und auf
den Nebenlinien, ebenso wie bisher schon auf den Seknndärbahue", wegfallen
zu lasse"; aber in der Hauptsache muß man ("meer der Voraussetzung, daß
die Gepäcksätze, die noch nicht veröffentlicht worden sind, gegen die heutigen
wenigstens um die Hälfte herabgesetzt werde") anerkennen, daß der neue Ent¬
wurf das Nichtige getroffen hat, "ut muß ihm wünschen, daß er trotz der
Hindernisse, die kleinliches Festhalten am Alten aus der einen und ""gestüme
Neuerungssucht auf der ander" Seite auftürme", eingeführt werden möge.
Der gleiche Tarif in ganz Deutschland, eine Vereinfachung der Klassen, die
Beseitigung des jetzigen Rattenkönigs von Tarifen und dafür die Einführung
eines einfachen "ut dabei beträchtlich verbilligten Tarifes "ut infolge davon
eine große Vereinfachung und Verbilligung des Betriebes -- das wären Er¬
rungenschaften, deren wir uns wohl freuen könnten. Eine spätere Zeit wird
dann hoffentlich an eine weitere Vereinfachung und Verbillignng denke" könne".




Zur Reform der Liseill'nhnfahrpreise
Persoueuziige Schuellzüqe
1. KI. 2. Ki. 3. Ki. 1. .^i'l. 2. Ki. 3. Ki.
Preußischer Entwurf «42 753 Ps.
An>,.uischcr Tarif 5.ki 4.4 2.8 ti.7 3.3 „
Öslcrreichischer Tnrif 3.3 1.7 «.7 5 2.5 „

sogar i»l ganze» noch etwas niedrigere Fahrpreise als der ungarische Tarif.
Der österreichische Tarif scheint zwar billiger zu sein, es ist aber z» bedeuten,
daß die Preise nach oben abgerundet werden, also für 5'.l Kilometer schon der
Preis von 40 Kilometern, für 201 Kilometer schon der Preis von 25>0 Kilo¬
metern zu zahle» ist.

Mau hat dem preußischen Entwürfe besonders auch die A»fhebnng der
vierte« Klasse zum Vorwurf gemacht, diese Klasse sei i» viele» Landesteilen
eine liebe Gewohnheit geworden, von der man sich nicht trennen möchte. Aber
die dritte Klasse soll doch künftig genau denselben Preis haben wie gegen¬
wärtig die vierte, und es soll mich einer ausdrückliche» Erklärung der Eisen-
bahnverwaltnng de» Reisenden dritter Klasse, besonders in Lokalzügen, die
Möglichkeit gewährt werden, ihre Körbe und sonstiges Gepäck mit in den Wagen
zu nehmen oder doch kostenfrei abznstelle»; den Leuten, die heute die vierte Klasse
benutzen »ud künftig die dritte Klasse benutzen sollen, wird also nur ein Verzicht
auf die süße Gewohnheit zugemutet, in der Eisenbahn wie das liebe Vieh zu stehen.

Mau mag ja im einzelnen andre Wünsche haben, und eben darum hat
die Eisenbahnverwaltnng ihren Entwurf bekannt gemacht, um solche Wünsche
zu hören. Man »eng »reinen, daß der Schnellzugszuschlag von einem Pfennig
zu hoch sei und ans einen halben Pfennig herabgesetzt oder lieber noch ganz
aufgehoben oder wenigstens auf die wirklichen Schnellzuge beschränkt werden
sollte; man mag auch meinen, daß der Fahrpreis zweiter und erster Klasse
verhältnismäßig hoch gegriffen sei und daß diese beide» Klasse» darum künftig
ebenso leer wie bisher bleiben werden, man mag vorschlage», die erste Klasse
auf de» Hnuptliuien mit de» Schlaf- und Salonwagen zu verbinden und auf
den Nebenlinien, ebenso wie bisher schon auf den Seknndärbahue», wegfallen
zu lasse»; aber in der Hauptsache muß man (»meer der Voraussetzung, daß
die Gepäcksätze, die noch nicht veröffentlicht worden sind, gegen die heutigen
wenigstens um die Hälfte herabgesetzt werde») anerkennen, daß der neue Ent¬
wurf das Nichtige getroffen hat, »ut muß ihm wünschen, daß er trotz der
Hindernisse, die kleinliches Festhalten am Alten aus der einen und »»gestüme
Neuerungssucht auf der ander» Seite auftürme», eingeführt werden möge.
Der gleiche Tarif in ganz Deutschland, eine Vereinfachung der Klassen, die
Beseitigung des jetzigen Rattenkönigs von Tarifen und dafür die Einführung
eines einfachen »ut dabei beträchtlich verbilligten Tarifes »ut infolge davon
eine große Vereinfachung und Verbilligung des Betriebes — das wären Er¬
rungenschaften, deren wir uns wohl freuen könnten. Eine spätere Zeit wird
dann hoffentlich an eine weitere Vereinfachung und Verbillignng denke» könne».




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[0022] Zur Reform der Liseill'nhnfahrpreise Persoueuziige Schuellzüqe 1. KI. 2. Ki. 3. Ki. 1. .^i'l. 2. Ki. 3. Ki. Preußischer Entwurf «42 753 Ps. An>,.uischcr Tarif 5.ki 4.4 2.8 ti.7 3.3 „ Öslcrreichischer Tnrif 3.3 1.7 «.7 5 2.5 „ sogar i»l ganze» noch etwas niedrigere Fahrpreise als der ungarische Tarif. Der österreichische Tarif scheint zwar billiger zu sein, es ist aber z» bedeuten, daß die Preise nach oben abgerundet werden, also für 5'.l Kilometer schon der Preis von 40 Kilometern, für 201 Kilometer schon der Preis von 25>0 Kilo¬ metern zu zahle» ist. Mau hat dem preußischen Entwürfe besonders auch die A»fhebnng der vierte« Klasse zum Vorwurf gemacht, diese Klasse sei i» viele» Landesteilen eine liebe Gewohnheit geworden, von der man sich nicht trennen möchte. Aber die dritte Klasse soll doch künftig genau denselben Preis haben wie gegen¬ wärtig die vierte, und es soll mich einer ausdrückliche» Erklärung der Eisen- bahnverwaltnng de» Reisenden dritter Klasse, besonders in Lokalzügen, die Möglichkeit gewährt werden, ihre Körbe und sonstiges Gepäck mit in den Wagen zu nehmen oder doch kostenfrei abznstelle»; den Leuten, die heute die vierte Klasse benutzen »ud künftig die dritte Klasse benutzen sollen, wird also nur ein Verzicht auf die süße Gewohnheit zugemutet, in der Eisenbahn wie das liebe Vieh zu stehen. Mau mag ja im einzelnen andre Wünsche haben, und eben darum hat die Eisenbahnverwaltnng ihren Entwurf bekannt gemacht, um solche Wünsche zu hören. Man »eng »reinen, daß der Schnellzugszuschlag von einem Pfennig zu hoch sei und ans einen halben Pfennig herabgesetzt oder lieber noch ganz aufgehoben oder wenigstens auf die wirklichen Schnellzuge beschränkt werden sollte; man mag auch meinen, daß der Fahrpreis zweiter und erster Klasse verhältnismäßig hoch gegriffen sei und daß diese beide» Klasse» darum künftig ebenso leer wie bisher bleiben werden, man mag vorschlage», die erste Klasse auf de» Hnuptliuien mit de» Schlaf- und Salonwagen zu verbinden und auf den Nebenlinien, ebenso wie bisher schon auf den Seknndärbahue», wegfallen zu lasse»; aber in der Hauptsache muß man (»meer der Voraussetzung, daß die Gepäcksätze, die noch nicht veröffentlicht worden sind, gegen die heutigen wenigstens um die Hälfte herabgesetzt werde») anerkennen, daß der neue Ent¬ wurf das Nichtige getroffen hat, »ut muß ihm wünschen, daß er trotz der Hindernisse, die kleinliches Festhalten am Alten aus der einen und »»gestüme Neuerungssucht auf der ander» Seite auftürme», eingeführt werden möge. Der gleiche Tarif in ganz Deutschland, eine Vereinfachung der Klassen, die Beseitigung des jetzigen Rattenkönigs von Tarifen und dafür die Einführung eines einfachen »ut dabei beträchtlich verbilligten Tarifes »ut infolge davon eine große Vereinfachung und Verbilligung des Betriebes — das wären Er¬ rungenschaften, deren wir uns wohl freuen könnten. Eine spätere Zeit wird dann hoffentlich an eine weitere Vereinfachung und Verbillignng denke» könne».

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341853_289767/22>, abgerufen am 23.07.2024.