Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Drittes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Litteratur

insgesamt heutzutage stehe". Wenn mau Sähe liest, wie z. B. diesem "Die Well
ist bekanntlich dreiteilig. Sie besteht aus Oberwelt, Zwischenweit und Unterwelt"
oder: "Wer an dein Dasein und Walten der Götter und Dämonen, der Engel
und der Teufel, der Manen und der Geister zweifelt, der zweifelt an der Poesie"
n. dergl. in. -- dann greift man sich an den Kopf und fragt sich: Hat dieser
Mensch vierhundert Jahre verschlafen? ist dieser Mann bei Trost? ist so ein
Mensch wirklich noch ernst zu nehmen? Und wenn man das schlicht und ungewöhn¬
lich gut geschriebene Buch trotzdem weiterlieft und gewahr wird, daß sich neben
solchen kuriosen Überzeugungen wieder die schönsten und tiefsinnigsten Urteile und
Ideen über einzelne Meister der Dichtkunst, über ihr Wesen und ihren Beruf finden,
dann interessirt uns dieser merkwürdige Kuustphilosvph, der den Mut hat, nicht
etwa Parteien zu widersprechen, sondern zu bekennen, daß er mit der ganzen
rationalistischen Kultur der letzten zwei Jahrhunderte im Widerspruche stehe, und
schliesslich müssen wir ihm sogar eine Art vou Große zugestehe", denn so fremd
uns auch vieles, was er sagt und was er fordert, anmutet, so erkennen wir doch
ehrlich an, daß sich in seinem Kopfe die Ideen in wahrhaft philosophischer Weise
ordnen, daß er z. B. erkenntnistheoretisch gewisse religiöse Anschauungen in sich
zu begründen versucht hat; er sagt nichts willkürlich, es hat alles in ihm einen
innern Zusammenhang, er ist nichts weniger als ein Dilettant, sondern er ist ein
Mystiker ganz eigner Art. In den metaphysischen Grundlagen seines Denkens ist
Kraut Pantheist und Platoniker. Die Begriffe vou den Dingen sind ihm die Ur¬
bilder der Dinge; die ganze Welt, jeder Baum und jeder Fels ist ihm belebt.
Wie der Mensch in der mythenbildenden Zeit, halt er an der Beseelung und
Belebung der Welt mit religiöser Überzeugung fest und glaubt wach, nüchtern an
alles das wörtlich, was die begeisterte Phantasie ans ihrem eignen, göttlichen
Reichtum geschaffen hat. Das Originale in der ganzen Weltanschauung und
Kunstlehre Richard Kräiith -- eitles Wieners, der sich schon mit einigen
dichterischen Versuchen hervorgewagt und seinen Lebensberuf in der poetischen
Produktion überhaupt erkannt hat -- besteht in seiner Stellung zur Sage, in der
grenzenlosen Verehrung der überlieferten Mythen aller Völker und Zeiten (mit
Ausnahme der asiatischen). Ganz wunderliche Eigenschaften legt er der Sage,
nicht etwa der sagen- und mythcnbildcnden Phantasie, nein, ihrem Erzeugnis selbst
bei, mag es um griechischen, germanischen, romanischen oder jüdisch-christlichen
Ursprungs sein. Die Sage (nicht die Phantasie) ist ihm das Urbild der Welt,
der Geschichte, der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Menschheit. "Die
Kunst ist von Haus ans im Besitze des Stoffes, den sie zu bearbeiten hat. Sie
braucht sich um keinen andern weiter zu bemühen, sie braucht nichts mehr zu er¬
finden. Dieser Stoff ist die Sage." Auf diesem Grundgedanken beruht Kräiith
gesamte Kunstlehre. Sie ist wahr und schön, so wahr und weit sein Gedanke ist.
Kraut weist nach, daß die größten Meisterwerke der Dichtkunst ihren Stoff aus
dem Reichtum der Sagenwelt geholt und sich eben damit ihre Unsterblichkeit ge¬
sichert haben. Die poetische. Größe der Shakespeareschen Historien beruht darauf,
daß sich der Dichter treu an seine Chroniken hielt, die damals noch dnrch keinen
Kritizismus entseelt waren, mir der Zusatz von Sage macht einen Stoff poetisch
wertvoll und brauchbar, und als den einzig wahren Beruf der heutigen Dicht¬
kunst erklärt Kraut, diesen Schatz an Sagen und Mythen, den die Nation besitzt,
zu wahre", zu Pflegen, künstlerisch zu veredeln, aber nichts frei zu erfinden. Eine
gewisse Größe laßt sich der Grundanschauung Kräiith von dem Berufe der Dicht¬
kunst nicht absprechen. Sie hat viel Ähnlichkeit mit den Lehren der Romantiker.


Litteratur

insgesamt heutzutage stehe». Wenn mau Sähe liest, wie z. B. diesem „Die Well
ist bekanntlich dreiteilig. Sie besteht aus Oberwelt, Zwischenweit und Unterwelt"
oder: „Wer an dein Dasein und Walten der Götter und Dämonen, der Engel
und der Teufel, der Manen und der Geister zweifelt, der zweifelt an der Poesie"
n. dergl. in. — dann greift man sich an den Kopf und fragt sich: Hat dieser
Mensch vierhundert Jahre verschlafen? ist dieser Mann bei Trost? ist so ein
Mensch wirklich noch ernst zu nehmen? Und wenn man das schlicht und ungewöhn¬
lich gut geschriebene Buch trotzdem weiterlieft und gewahr wird, daß sich neben
solchen kuriosen Überzeugungen wieder die schönsten und tiefsinnigsten Urteile und
Ideen über einzelne Meister der Dichtkunst, über ihr Wesen und ihren Beruf finden,
dann interessirt uns dieser merkwürdige Kuustphilosvph, der den Mut hat, nicht
etwa Parteien zu widersprechen, sondern zu bekennen, daß er mit der ganzen
rationalistischen Kultur der letzten zwei Jahrhunderte im Widerspruche stehe, und
schliesslich müssen wir ihm sogar eine Art vou Große zugestehe«, denn so fremd
uns auch vieles, was er sagt und was er fordert, anmutet, so erkennen wir doch
ehrlich an, daß sich in seinem Kopfe die Ideen in wahrhaft philosophischer Weise
ordnen, daß er z. B. erkenntnistheoretisch gewisse religiöse Anschauungen in sich
zu begründen versucht hat; er sagt nichts willkürlich, es hat alles in ihm einen
innern Zusammenhang, er ist nichts weniger als ein Dilettant, sondern er ist ein
Mystiker ganz eigner Art. In den metaphysischen Grundlagen seines Denkens ist
Kraut Pantheist und Platoniker. Die Begriffe vou den Dingen sind ihm die Ur¬
bilder der Dinge; die ganze Welt, jeder Baum und jeder Fels ist ihm belebt.
Wie der Mensch in der mythenbildenden Zeit, halt er an der Beseelung und
Belebung der Welt mit religiöser Überzeugung fest und glaubt wach, nüchtern an
alles das wörtlich, was die begeisterte Phantasie ans ihrem eignen, göttlichen
Reichtum geschaffen hat. Das Originale in der ganzen Weltanschauung und
Kunstlehre Richard Kräiith — eitles Wieners, der sich schon mit einigen
dichterischen Versuchen hervorgewagt und seinen Lebensberuf in der poetischen
Produktion überhaupt erkannt hat — besteht in seiner Stellung zur Sage, in der
grenzenlosen Verehrung der überlieferten Mythen aller Völker und Zeiten (mit
Ausnahme der asiatischen). Ganz wunderliche Eigenschaften legt er der Sage,
nicht etwa der sagen- und mythcnbildcnden Phantasie, nein, ihrem Erzeugnis selbst
bei, mag es um griechischen, germanischen, romanischen oder jüdisch-christlichen
Ursprungs sein. Die Sage (nicht die Phantasie) ist ihm das Urbild der Welt,
der Geschichte, der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Menschheit. „Die
Kunst ist von Haus ans im Besitze des Stoffes, den sie zu bearbeiten hat. Sie
braucht sich um keinen andern weiter zu bemühen, sie braucht nichts mehr zu er¬
finden. Dieser Stoff ist die Sage." Auf diesem Grundgedanken beruht Kräiith
gesamte Kunstlehre. Sie ist wahr und schön, so wahr und weit sein Gedanke ist.
Kraut weist nach, daß die größten Meisterwerke der Dichtkunst ihren Stoff aus
dem Reichtum der Sagenwelt geholt und sich eben damit ihre Unsterblichkeit ge¬
sichert haben. Die poetische. Größe der Shakespeareschen Historien beruht darauf,
daß sich der Dichter treu an seine Chroniken hielt, die damals noch dnrch keinen
Kritizismus entseelt waren, mir der Zusatz von Sage macht einen Stoff poetisch
wertvoll und brauchbar, und als den einzig wahren Beruf der heutigen Dicht¬
kunst erklärt Kraut, diesen Schatz an Sagen und Mythen, den die Nation besitzt,
zu wahre», zu Pflegen, künstlerisch zu veredeln, aber nichts frei zu erfinden. Eine
gewisse Größe laßt sich der Grundanschauung Kräiith von dem Berufe der Dicht¬
kunst nicht absprechen. Sie hat viel Ähnlichkeit mit den Lehren der Romantiker.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0198" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/289966"/>
            <fw type="header" place="top"> Litteratur</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_538" prev="#ID_537" next="#ID_539"> insgesamt heutzutage stehe». Wenn mau Sähe liest, wie z. B. diesem &#x201E;Die Well<lb/>
ist bekanntlich dreiteilig. Sie besteht aus Oberwelt, Zwischenweit und Unterwelt"<lb/>
oder: &#x201E;Wer an dein Dasein und Walten der Götter und Dämonen, der Engel<lb/>
und der Teufel, der Manen und der Geister zweifelt, der zweifelt an der Poesie"<lb/>
n. dergl. in. &#x2014; dann greift man sich an den Kopf und fragt sich: Hat dieser<lb/>
Mensch vierhundert Jahre verschlafen? ist dieser Mann bei Trost? ist so ein<lb/>
Mensch wirklich noch ernst zu nehmen? Und wenn man das schlicht und ungewöhn¬<lb/>
lich gut geschriebene Buch trotzdem weiterlieft und gewahr wird, daß sich neben<lb/>
solchen kuriosen Überzeugungen wieder die schönsten und tiefsinnigsten Urteile und<lb/>
Ideen über einzelne Meister der Dichtkunst, über ihr Wesen und ihren Beruf finden,<lb/>
dann interessirt uns dieser merkwürdige Kuustphilosvph, der den Mut hat, nicht<lb/>
etwa Parteien zu widersprechen, sondern zu bekennen, daß er mit der ganzen<lb/>
rationalistischen Kultur der letzten zwei Jahrhunderte im Widerspruche stehe, und<lb/>
schliesslich müssen wir ihm sogar eine Art vou Große zugestehe«, denn so fremd<lb/>
uns auch vieles, was er sagt und was er fordert, anmutet, so erkennen wir doch<lb/>
ehrlich an, daß sich in seinem Kopfe die Ideen in wahrhaft philosophischer Weise<lb/>
ordnen, daß er z. B. erkenntnistheoretisch gewisse religiöse Anschauungen in sich<lb/>
zu begründen versucht hat; er sagt nichts willkürlich, es hat alles in ihm einen<lb/>
innern Zusammenhang, er ist nichts weniger als ein Dilettant, sondern er ist ein<lb/>
Mystiker ganz eigner Art. In den metaphysischen Grundlagen seines Denkens ist<lb/>
Kraut Pantheist und Platoniker. Die Begriffe vou den Dingen sind ihm die Ur¬<lb/>
bilder der Dinge; die ganze Welt, jeder Baum und jeder Fels ist ihm belebt.<lb/>
Wie der Mensch in der mythenbildenden Zeit, halt er an der Beseelung und<lb/>
Belebung der Welt mit religiöser Überzeugung fest und glaubt wach, nüchtern an<lb/>
alles das wörtlich, was die begeisterte Phantasie ans ihrem eignen, göttlichen<lb/>
Reichtum geschaffen hat. Das Originale in der ganzen Weltanschauung und<lb/>
Kunstlehre Richard Kräiith &#x2014; eitles Wieners, der sich schon mit einigen<lb/>
dichterischen Versuchen hervorgewagt und seinen Lebensberuf in der poetischen<lb/>
Produktion überhaupt erkannt hat &#x2014; besteht in seiner Stellung zur Sage, in der<lb/>
grenzenlosen Verehrung der überlieferten Mythen aller Völker und Zeiten (mit<lb/>
Ausnahme der asiatischen). Ganz wunderliche Eigenschaften legt er der Sage,<lb/>
nicht etwa der sagen- und mythcnbildcnden Phantasie, nein, ihrem Erzeugnis selbst<lb/>
bei, mag es um griechischen, germanischen, romanischen oder jüdisch-christlichen<lb/>
Ursprungs sein. Die Sage (nicht die Phantasie) ist ihm das Urbild der Welt,<lb/>
der Geschichte, der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Menschheit. &#x201E;Die<lb/>
Kunst ist von Haus ans im Besitze des Stoffes, den sie zu bearbeiten hat. Sie<lb/>
braucht sich um keinen andern weiter zu bemühen, sie braucht nichts mehr zu er¬<lb/>
finden. Dieser Stoff ist die Sage." Auf diesem Grundgedanken beruht Kräiith<lb/>
gesamte Kunstlehre. Sie ist wahr und schön, so wahr und weit sein Gedanke ist.<lb/>
Kraut weist nach, daß die größten Meisterwerke der Dichtkunst ihren Stoff aus<lb/>
dem Reichtum der Sagenwelt geholt und sich eben damit ihre Unsterblichkeit ge¬<lb/>
sichert haben. Die poetische. Größe der Shakespeareschen Historien beruht darauf,<lb/>
daß sich der Dichter treu an seine Chroniken hielt, die damals noch dnrch keinen<lb/>
Kritizismus entseelt waren, mir der Zusatz von Sage macht einen Stoff poetisch<lb/>
wertvoll und brauchbar, und als den einzig wahren Beruf der heutigen Dicht¬<lb/>
kunst erklärt Kraut, diesen Schatz an Sagen und Mythen, den die Nation besitzt,<lb/>
zu wahre», zu Pflegen, künstlerisch zu veredeln, aber nichts frei zu erfinden. Eine<lb/>
gewisse Größe laßt sich der Grundanschauung Kräiith von dem Berufe der Dicht¬<lb/>
kunst nicht absprechen.  Sie hat viel Ähnlichkeit mit den Lehren der Romantiker.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0198] Litteratur insgesamt heutzutage stehe». Wenn mau Sähe liest, wie z. B. diesem „Die Well ist bekanntlich dreiteilig. Sie besteht aus Oberwelt, Zwischenweit und Unterwelt" oder: „Wer an dein Dasein und Walten der Götter und Dämonen, der Engel und der Teufel, der Manen und der Geister zweifelt, der zweifelt an der Poesie" n. dergl. in. — dann greift man sich an den Kopf und fragt sich: Hat dieser Mensch vierhundert Jahre verschlafen? ist dieser Mann bei Trost? ist so ein Mensch wirklich noch ernst zu nehmen? Und wenn man das schlicht und ungewöhn¬ lich gut geschriebene Buch trotzdem weiterlieft und gewahr wird, daß sich neben solchen kuriosen Überzeugungen wieder die schönsten und tiefsinnigsten Urteile und Ideen über einzelne Meister der Dichtkunst, über ihr Wesen und ihren Beruf finden, dann interessirt uns dieser merkwürdige Kuustphilosvph, der den Mut hat, nicht etwa Parteien zu widersprechen, sondern zu bekennen, daß er mit der ganzen rationalistischen Kultur der letzten zwei Jahrhunderte im Widerspruche stehe, und schliesslich müssen wir ihm sogar eine Art vou Große zugestehe«, denn so fremd uns auch vieles, was er sagt und was er fordert, anmutet, so erkennen wir doch ehrlich an, daß sich in seinem Kopfe die Ideen in wahrhaft philosophischer Weise ordnen, daß er z. B. erkenntnistheoretisch gewisse religiöse Anschauungen in sich zu begründen versucht hat; er sagt nichts willkürlich, es hat alles in ihm einen innern Zusammenhang, er ist nichts weniger als ein Dilettant, sondern er ist ein Mystiker ganz eigner Art. In den metaphysischen Grundlagen seines Denkens ist Kraut Pantheist und Platoniker. Die Begriffe vou den Dingen sind ihm die Ur¬ bilder der Dinge; die ganze Welt, jeder Baum und jeder Fels ist ihm belebt. Wie der Mensch in der mythenbildenden Zeit, halt er an der Beseelung und Belebung der Welt mit religiöser Überzeugung fest und glaubt wach, nüchtern an alles das wörtlich, was die begeisterte Phantasie ans ihrem eignen, göttlichen Reichtum geschaffen hat. Das Originale in der ganzen Weltanschauung und Kunstlehre Richard Kräiith — eitles Wieners, der sich schon mit einigen dichterischen Versuchen hervorgewagt und seinen Lebensberuf in der poetischen Produktion überhaupt erkannt hat — besteht in seiner Stellung zur Sage, in der grenzenlosen Verehrung der überlieferten Mythen aller Völker und Zeiten (mit Ausnahme der asiatischen). Ganz wunderliche Eigenschaften legt er der Sage, nicht etwa der sagen- und mythcnbildcnden Phantasie, nein, ihrem Erzeugnis selbst bei, mag es um griechischen, germanischen, romanischen oder jüdisch-christlichen Ursprungs sein. Die Sage (nicht die Phantasie) ist ihm das Urbild der Welt, der Geschichte, der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Menschheit. „Die Kunst ist von Haus ans im Besitze des Stoffes, den sie zu bearbeiten hat. Sie braucht sich um keinen andern weiter zu bemühen, sie braucht nichts mehr zu er¬ finden. Dieser Stoff ist die Sage." Auf diesem Grundgedanken beruht Kräiith gesamte Kunstlehre. Sie ist wahr und schön, so wahr und weit sein Gedanke ist. Kraut weist nach, daß die größten Meisterwerke der Dichtkunst ihren Stoff aus dem Reichtum der Sagenwelt geholt und sich eben damit ihre Unsterblichkeit ge¬ sichert haben. Die poetische. Größe der Shakespeareschen Historien beruht darauf, daß sich der Dichter treu an seine Chroniken hielt, die damals noch dnrch keinen Kritizismus entseelt waren, mir der Zusatz von Sage macht einen Stoff poetisch wertvoll und brauchbar, und als den einzig wahren Beruf der heutigen Dicht¬ kunst erklärt Kraut, diesen Schatz an Sagen und Mythen, den die Nation besitzt, zu wahre», zu Pflegen, künstlerisch zu veredeln, aber nichts frei zu erfinden. Eine gewisse Größe laßt sich der Grundanschauung Kräiith von dem Berufe der Dicht¬ kunst nicht absprechen. Sie hat viel Ähnlichkeit mit den Lehren der Romantiker.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341853_289767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341853_289767/198
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341853_289767/198>, abgerufen am 23.07.2024.