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Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Zweites Vierteljahr.

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wünsch- für die Statistik

nicht erkennbar ist, sondern auch die Versuchung gefährlich wirkt, möglichst ent¬
legene und dunkle Winkel des vermeintlichen Arbeitsfeldes zur Befriedigung
eines besonder" gelehrten Ehrgeizes und des Wunsches, einmal etwas ganz
Neues zu dringen, zu durchforschen. Diese Zersplitterung der Kräfte ist höchst
bedauerlich. Wenn man von diesem Standpunkt aus die Arbeite" auf den
verschiedeusten Gebieten des Wissens überblickt, ör> muß in jedem Wohlmeinenden
der Wunsch entstehen, das; soviel guter Wille, soviel Arbeitskraft, soviel Wissen
und Können zu einheitlichen Zielen, und sei es much zunächst mir für die
großen nationalen Aufgaben des dentschen Reiches, geleitet und vereinigt werden
möchte, deren Lösung nur von dein Zusammenwirken aller Kräfte erwartet
werden kann. Wir brauchen auf geistigem Gebiet ein ordentliches, von
nationalen Zwecken bestimmtes Arbeitsprogramm. Diesem Wunsche wird sich
jeder anschließen, deur die Erfüllung der großen nationalen Aufgaben des
wieder gegründeten deutschen Reiches aur Herze" liegt. Ans diesem Gebiete
ließe sich vor allein anch eine Versöhnung i" unserm Pnrteilebcu erblicken.
Die Wurzel unsrer Uneinigkeit oder der günstige Boden, worauf dieses Unkraut
gedeiht, ist die unselige Neigung der Deutschen und besonders der gelehrten
Welt zur Rechthaberei.

Eine Erfüllung solcher vaterländischen Wünsche to""te freilich nnr da""
gelinge", we"" eünnal eine deutsche Ncichsakndemie für die Wissenschaften ge¬
gründet wurde, deren erste Aufgabe es sein sollte, einen Arbeitsplan für die
detltsche Forschung zu entwerfe", die bereits i" Vereine", Zeitschriften und
Kommissionen die z" gemeinschaftliche" Ziele" führenden Wege vielfach cuige-
schlage" hat. Auf allen Gebieten des Wissens sollten alle Fähigkeiten, alle
Bestrebungen im großen Vaterlande zusammengefaßt werden, um sich über die
großen vorliegenden Aufgaben zu einigen. Das wäre eine der schönsten Auf¬
gaben für das deutsche Reich, und der deutsche Kaiser, dem dieses Unteruehme"
gelänge, würde sich das Verdienst erwerben, für die innere Festigung des
deutschen Reiches eilten starken neuen Reif um das Geblüte zu schlagen.




wünsch- für die Statistik

nicht erkennbar ist, sondern auch die Versuchung gefährlich wirkt, möglichst ent¬
legene und dunkle Winkel des vermeintlichen Arbeitsfeldes zur Befriedigung
eines besonder» gelehrten Ehrgeizes und des Wunsches, einmal etwas ganz
Neues zu dringen, zu durchforschen. Diese Zersplitterung der Kräfte ist höchst
bedauerlich. Wenn man von diesem Standpunkt aus die Arbeite» auf den
verschiedeusten Gebieten des Wissens überblickt, ör> muß in jedem Wohlmeinenden
der Wunsch entstehen, das; soviel guter Wille, soviel Arbeitskraft, soviel Wissen
und Können zu einheitlichen Zielen, und sei es much zunächst mir für die
großen nationalen Aufgaben des dentschen Reiches, geleitet und vereinigt werden
möchte, deren Lösung nur von dein Zusammenwirken aller Kräfte erwartet
werden kann. Wir brauchen auf geistigem Gebiet ein ordentliches, von
nationalen Zwecken bestimmtes Arbeitsprogramm. Diesem Wunsche wird sich
jeder anschließen, deur die Erfüllung der großen nationalen Aufgaben des
wieder gegründeten deutschen Reiches aur Herze» liegt. Ans diesem Gebiete
ließe sich vor allein anch eine Versöhnung i» unserm Pnrteilebcu erblicken.
Die Wurzel unsrer Uneinigkeit oder der günstige Boden, worauf dieses Unkraut
gedeiht, ist die unselige Neigung der Deutschen und besonders der gelehrten
Welt zur Rechthaberei.

Eine Erfüllung solcher vaterländischen Wünsche to»»te freilich nnr da»»
gelinge», we»» eünnal eine deutsche Ncichsakndemie für die Wissenschaften ge¬
gründet wurde, deren erste Aufgabe es sein sollte, einen Arbeitsplan für die
detltsche Forschung zu entwerfe», die bereits i» Vereine», Zeitschriften und
Kommissionen die z» gemeinschaftliche» Ziele» führenden Wege vielfach cuige-
schlage» hat. Auf allen Gebieten des Wissens sollten alle Fähigkeiten, alle
Bestrebungen im großen Vaterlande zusammengefaßt werden, um sich über die
großen vorliegenden Aufgaben zu einigen. Das wäre eine der schönsten Auf¬
gaben für das deutsche Reich, und der deutsche Kaiser, dem dieses Unteruehme»
gelänge, würde sich das Verdienst erwerben, für die innere Festigung des
deutschen Reiches eilten starken neuen Reif um das Geblüte zu schlagen.




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[0511] wünsch- für die Statistik nicht erkennbar ist, sondern auch die Versuchung gefährlich wirkt, möglichst ent¬ legene und dunkle Winkel des vermeintlichen Arbeitsfeldes zur Befriedigung eines besonder» gelehrten Ehrgeizes und des Wunsches, einmal etwas ganz Neues zu dringen, zu durchforschen. Diese Zersplitterung der Kräfte ist höchst bedauerlich. Wenn man von diesem Standpunkt aus die Arbeite» auf den verschiedeusten Gebieten des Wissens überblickt, ör> muß in jedem Wohlmeinenden der Wunsch entstehen, das; soviel guter Wille, soviel Arbeitskraft, soviel Wissen und Können zu einheitlichen Zielen, und sei es much zunächst mir für die großen nationalen Aufgaben des dentschen Reiches, geleitet und vereinigt werden möchte, deren Lösung nur von dein Zusammenwirken aller Kräfte erwartet werden kann. Wir brauchen auf geistigem Gebiet ein ordentliches, von nationalen Zwecken bestimmtes Arbeitsprogramm. Diesem Wunsche wird sich jeder anschließen, deur die Erfüllung der großen nationalen Aufgaben des wieder gegründeten deutschen Reiches aur Herze» liegt. Ans diesem Gebiete ließe sich vor allein anch eine Versöhnung i» unserm Pnrteilebcu erblicken. Die Wurzel unsrer Uneinigkeit oder der günstige Boden, worauf dieses Unkraut gedeiht, ist die unselige Neigung der Deutschen und besonders der gelehrten Welt zur Rechthaberei. Eine Erfüllung solcher vaterländischen Wünsche to»»te freilich nnr da»» gelinge», we»» eünnal eine deutsche Ncichsakndemie für die Wissenschaften ge¬ gründet wurde, deren erste Aufgabe es sein sollte, einen Arbeitsplan für die detltsche Forschung zu entwerfe», die bereits i» Vereine», Zeitschriften und Kommissionen die z» gemeinschaftliche» Ziele» führenden Wege vielfach cuige- schlage» hat. Auf allen Gebieten des Wissens sollten alle Fähigkeiten, alle Bestrebungen im großen Vaterlande zusammengefaßt werden, um sich über die großen vorliegenden Aufgaben zu einigen. Das wäre eine der schönsten Auf¬ gaben für das deutsche Reich, und der deutsche Kaiser, dem dieses Unteruehme» gelänge, würde sich das Verdienst erwerben, für die innere Festigung des deutschen Reiches eilten starken neuen Reif um das Geblüte zu schlagen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341853_209866/511>, abgerufen am 24.07.2024.