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Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Zweites Vierteljahr.

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Gin neues Metall

Ende mit den Kvhlenstäbcn verbindet, d. h> sie mit hoch empvrschlagender
Flamme verbrennt. Diese Stäbe verzehren sich also in dein Maße, als Alu¬
minium gewonnen wird. Man fährt fort, abwechselnd Kupfer und Thonerde
zuzugeben, bis die genügende Menge gewonnen ist. Dann findet der Abstich
in der Weise statt, das; der bereits erwähnte Kohlenstab aus dem Abstichloche
gezogen wird, wornus das Metall in blauglühendem Zustande und unter
Entwicklung eines Lichtes von vieltausendkerziger Kraft in die untergeschobene
Form fließt. Darauf beginnt der Prozeß vou neuem.

Zur Herstellung des reinen Aluminiums gebraucht man einen ähnlichen
Ofen, das heißt einen ans unschmelzbarem Material gebauten Kessel. Ist
dieser Kessel aus Kohle gebildet, so kann er selbst das untere Leitungsende
darstellen. Die Thonerde wird in den Kessel gethan, und die Kohlenstäbe, das
obere Leitnngscnde. werden so tief herabgelassen, daß ein kurzer Flmnmenbogen
entsteht. Dieser schmilzt die Thonerde. Der durch die geschmolzene Thonerde
gehende Strom zerlegt sie in Sauerstoff und Aluminium. Das Aluminium
sammelt sich im Grunde des Kessels und wird von Zeit zu Zeit abgelassen.

Die gewöhnlichen Thon- oder Lehmerden sind für die Aluminium-
gewinnnng ungeeignet, denn sie enthalten Silicium oder Eisen. Metalle, die
sich zugleich mit ausscheiden und mit dem Aluminium Legirungen bilden, die
den Wert des Metalls sehr herabsetzen. Man verwendet also entweder reine
Thonerde, der man zur leichteren Schmelzbarkeit eine Fluorverbindung zusetzt,
oder das bereits obenerwähnte Doppelsalz, das aus Aluminium, Chlor und
Kalium besteht.

Das Aluminium nimmt eine Mittelstelle zwischen den edeln und den un-
edeln Metallen ein und hat Eigenschaften physikalischer und chemischer Art,
die es der Technik dringend empfehlen. Es ist von schöner mattsilberweißer
Farbe, es ist überaus zäh, es ist walzbar, schmiedbar, gicßbar und von über¬
aus geringem Gewichte. Der letzte Punkt ist von ganz besondrer Bedeutung.
Setzt man das Gewicht des Aluminiums gleich 1, so kommt auf Zink 2,70.
auf Eisen 2,91, auf Silber 3,98, auf Gold 7,31. Dem Wasser gegenüber
hat es ein Gewicht von 2,64. Das Aluminium läßt sich auch sehr gut dehnen
und zu Draht ziehen, besser als das Silber. Es hat auch das Blattsilber
schon verdrängt. Man verwendet jetzt Blattalnminium. Gewalzt oder gezogen,
hat das Aluminium die Widerstandskraft des Stahls. Schon eine geringe
Beimischung von Silicium macht das Aluminium spröde und bewirkt, daß es
bei Erhitzung nicht mehr flüssig, sondern breiartig wird. In noch höherm
Maße findet dies statt durch Beimischung von Eisen oder Kupfer. Nein-
aluminium erster Qualität darf uicht mehr als 0,3 Prozent fremde Beimischung
enthalten.

Das Aluminium rostet nicht; Luft und Wasser üben keinen Einfluß darauf
aus, ebensowenig Schwefelwasserstoff. Das letzte ist von besondrer Wichtigkeit,


Gin neues Metall

Ende mit den Kvhlenstäbcn verbindet, d. h> sie mit hoch empvrschlagender
Flamme verbrennt. Diese Stäbe verzehren sich also in dein Maße, als Alu¬
minium gewonnen wird. Man fährt fort, abwechselnd Kupfer und Thonerde
zuzugeben, bis die genügende Menge gewonnen ist. Dann findet der Abstich
in der Weise statt, das; der bereits erwähnte Kohlenstab aus dem Abstichloche
gezogen wird, wornus das Metall in blauglühendem Zustande und unter
Entwicklung eines Lichtes von vieltausendkerziger Kraft in die untergeschobene
Form fließt. Darauf beginnt der Prozeß vou neuem.

Zur Herstellung des reinen Aluminiums gebraucht man einen ähnlichen
Ofen, das heißt einen ans unschmelzbarem Material gebauten Kessel. Ist
dieser Kessel aus Kohle gebildet, so kann er selbst das untere Leitungsende
darstellen. Die Thonerde wird in den Kessel gethan, und die Kohlenstäbe, das
obere Leitnngscnde. werden so tief herabgelassen, daß ein kurzer Flmnmenbogen
entsteht. Dieser schmilzt die Thonerde. Der durch die geschmolzene Thonerde
gehende Strom zerlegt sie in Sauerstoff und Aluminium. Das Aluminium
sammelt sich im Grunde des Kessels und wird von Zeit zu Zeit abgelassen.

Die gewöhnlichen Thon- oder Lehmerden sind für die Aluminium-
gewinnnng ungeeignet, denn sie enthalten Silicium oder Eisen. Metalle, die
sich zugleich mit ausscheiden und mit dem Aluminium Legirungen bilden, die
den Wert des Metalls sehr herabsetzen. Man verwendet also entweder reine
Thonerde, der man zur leichteren Schmelzbarkeit eine Fluorverbindung zusetzt,
oder das bereits obenerwähnte Doppelsalz, das aus Aluminium, Chlor und
Kalium besteht.

Das Aluminium nimmt eine Mittelstelle zwischen den edeln und den un-
edeln Metallen ein und hat Eigenschaften physikalischer und chemischer Art,
die es der Technik dringend empfehlen. Es ist von schöner mattsilberweißer
Farbe, es ist überaus zäh, es ist walzbar, schmiedbar, gicßbar und von über¬
aus geringem Gewichte. Der letzte Punkt ist von ganz besondrer Bedeutung.
Setzt man das Gewicht des Aluminiums gleich 1, so kommt auf Zink 2,70.
auf Eisen 2,91, auf Silber 3,98, auf Gold 7,31. Dem Wasser gegenüber
hat es ein Gewicht von 2,64. Das Aluminium läßt sich auch sehr gut dehnen
und zu Draht ziehen, besser als das Silber. Es hat auch das Blattsilber
schon verdrängt. Man verwendet jetzt Blattalnminium. Gewalzt oder gezogen,
hat das Aluminium die Widerstandskraft des Stahls. Schon eine geringe
Beimischung von Silicium macht das Aluminium spröde und bewirkt, daß es
bei Erhitzung nicht mehr flüssig, sondern breiartig wird. In noch höherm
Maße findet dies statt durch Beimischung von Eisen oder Kupfer. Nein-
aluminium erster Qualität darf uicht mehr als 0,3 Prozent fremde Beimischung
enthalten.

Das Aluminium rostet nicht; Luft und Wasser üben keinen Einfluß darauf
aus, ebensowenig Schwefelwasserstoff. Das letzte ist von besondrer Wichtigkeit,


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[0394] Gin neues Metall Ende mit den Kvhlenstäbcn verbindet, d. h> sie mit hoch empvrschlagender Flamme verbrennt. Diese Stäbe verzehren sich also in dein Maße, als Alu¬ minium gewonnen wird. Man fährt fort, abwechselnd Kupfer und Thonerde zuzugeben, bis die genügende Menge gewonnen ist. Dann findet der Abstich in der Weise statt, das; der bereits erwähnte Kohlenstab aus dem Abstichloche gezogen wird, wornus das Metall in blauglühendem Zustande und unter Entwicklung eines Lichtes von vieltausendkerziger Kraft in die untergeschobene Form fließt. Darauf beginnt der Prozeß vou neuem. Zur Herstellung des reinen Aluminiums gebraucht man einen ähnlichen Ofen, das heißt einen ans unschmelzbarem Material gebauten Kessel. Ist dieser Kessel aus Kohle gebildet, so kann er selbst das untere Leitungsende darstellen. Die Thonerde wird in den Kessel gethan, und die Kohlenstäbe, das obere Leitnngscnde. werden so tief herabgelassen, daß ein kurzer Flmnmenbogen entsteht. Dieser schmilzt die Thonerde. Der durch die geschmolzene Thonerde gehende Strom zerlegt sie in Sauerstoff und Aluminium. Das Aluminium sammelt sich im Grunde des Kessels und wird von Zeit zu Zeit abgelassen. Die gewöhnlichen Thon- oder Lehmerden sind für die Aluminium- gewinnnng ungeeignet, denn sie enthalten Silicium oder Eisen. Metalle, die sich zugleich mit ausscheiden und mit dem Aluminium Legirungen bilden, die den Wert des Metalls sehr herabsetzen. Man verwendet also entweder reine Thonerde, der man zur leichteren Schmelzbarkeit eine Fluorverbindung zusetzt, oder das bereits obenerwähnte Doppelsalz, das aus Aluminium, Chlor und Kalium besteht. Das Aluminium nimmt eine Mittelstelle zwischen den edeln und den un- edeln Metallen ein und hat Eigenschaften physikalischer und chemischer Art, die es der Technik dringend empfehlen. Es ist von schöner mattsilberweißer Farbe, es ist überaus zäh, es ist walzbar, schmiedbar, gicßbar und von über¬ aus geringem Gewichte. Der letzte Punkt ist von ganz besondrer Bedeutung. Setzt man das Gewicht des Aluminiums gleich 1, so kommt auf Zink 2,70. auf Eisen 2,91, auf Silber 3,98, auf Gold 7,31. Dem Wasser gegenüber hat es ein Gewicht von 2,64. Das Aluminium läßt sich auch sehr gut dehnen und zu Draht ziehen, besser als das Silber. Es hat auch das Blattsilber schon verdrängt. Man verwendet jetzt Blattalnminium. Gewalzt oder gezogen, hat das Aluminium die Widerstandskraft des Stahls. Schon eine geringe Beimischung von Silicium macht das Aluminium spröde und bewirkt, daß es bei Erhitzung nicht mehr flüssig, sondern breiartig wird. In noch höherm Maße findet dies statt durch Beimischung von Eisen oder Kupfer. Nein- aluminium erster Qualität darf uicht mehr als 0,3 Prozent fremde Beimischung enthalten. Das Aluminium rostet nicht; Luft und Wasser üben keinen Einfluß darauf aus, ebensowenig Schwefelwasserstoff. Das letzte ist von besondrer Wichtigkeit,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341853_209866/394>, abgerufen am 04.07.2024.