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Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

ersten Ranges bestehe; auch ihr Bildungsgang nicht, der aus der Schule heraus
durch ein kurzes Universitätsstudium hindurch, das auch nur wieder deu sogenannten
Schulwissenschaften gewidmet ist, in die Schule zurückführt. Es mag ja vereinzelt
vorkommen, das; ganze Lehrerkollegien ans hervorragend tüchtigen Männern be¬
stehen; giebt es doch Rektoren, denen, weil sie selbst geistvolle Männer sind, es eine
Freude ist, sich auch mit geistvollen Männern zu umgeben, und Schulen, namentlich
städtische in großen Städten, die sich die besten Kräfte aussuchen können. Aber
es giebt auch Rektoren, die sich, damit ihr eignes Lichtchen umso glänzender leuchte,
am liebsten mit Mittelmäßigkeiten umgeben, und Schulen, namentlich staatliche in
Provinzinlstädteu, die nehmen müssen, was übrig bleibt.

Daß so verschiedenartige Lehrer auch ihre Aufgaben sehr verschiedenartig an¬
fassen, die Schüler, die sie nnter den Händen haben, sehr verschiedenartig behandeln
"ud beurteilen werden, ist klar. Was aber insbesondre das Zensurenwesen betrifft,
so macht man gar nicht selten die Erfahrung, daß auch gescheite und aufgeklärte
Lehrer in diesem Punkte merkwürdige Pedanten sind, die sich namentlich über daS
Zifferwerk ihres Notizbuches schlechterdings nicht erheben können. Auch das ist
eine Thatsache, von der der Verfasser der Erwiderung nichts wird abstreiten können.

Wie entstehen denn unsre Zensuren? Ich muß hier einmal ein bischen ans
der Schule schwatzen, ans die Gefahr hin, daß mich der Verfasser der Erwiderung
der "Verletzung des Amtsgeheimnisses" (!) zeiht. Handelt sichs doch um Dinge,
über die jeder Schüler, solange er noch Schüler ist, genau so gut Bescheid weiß,
wie jeder Lehrer. Später vergißt man sie daun oft.

Zunächst wird jede einzelne schriftliche Arbeit zensirt. Schon hier aber wird
sehr verschieden und sehr willkürlich verfahren, denn es giebt keine Vorschriften
darüber, jeder Lehrer macht die Sache nach seinem Belieben. Der eine stuft so
ab, daß er uur auf eine gänzlich fehlerfreie Arbeit die 1', auf seinen einzigen
"ganzen" Fehler") schon die 1^ ans zwei Fehler 2", ans drei Fehler 2, auf vier
Fehler 2'' u. f. w. giebt. Ein andrer giebt erst ans zwei oder drei Fehler 1''
und steigt nnn von zwei zu zwei oder von drei zu drei Fehlern je einen Grad
abwärts. Welche Mißgriffe können aber erst begangen werden, wenn, wie es
vielfach geschieht, alle Semesterarbeiten mit demselben Maßstabe gemessen werden,
sie mögen lang oder kurz, schwer oder leicht, voller Fallen und Fangeisen oder
nur mit ein Paar menschenfreundlichen "Aufgepaßt!" versehe" sein, wenn überdies
offenbare Schreibfehler, Faseleien, die der Lehrer stillschweigend berichtigen müßte
-- wie dankbar sind die Schüler für ein bischen "noble"'Behandlung'in diesem
Punkte! --, mit grober Unwissenheit, groben Mißverständnissen, groben logischen
Fehlern mechanisch ans eine Stufe gestellt werden! Das einzige in der Sache selbst
liegende Korrektiv besteht ja nur darin, daß sich eine ganze Klasse von vierzig
Schülern w einer lateinischen Arbeit einmal zwischen der 3 und der 5 bewegt,
höchstens ein paar es bis zur 3" oder 2" bringen. Dann muß sich natürlich der
Lehrer sage", daß die Aufgabe zu schwer, oder, was dasselbe bedeutet, sein Ma߬
stab diesmals falsch gewesen sei. Eine so dumme oder so faule Klasse giebt es
eben nicht, daß bei einer Aufgabe, die nur einigermaßen dem augenblicklich zu



*) Es giebt "ganze" und "halbe" Fehler. Aber auch darüber, was zu deu "ganzen"
und was zu den "halben" Fehlern gehllre, bestehen sehr verschiedne Ansichten. Der eine
rechnet z. B. im griechischen Spezimen einen falschen Accent nur für einen "halben" Fehler;
der andre würde eine solche Schwachheit mit Entrüstung von sich weisen, denn er meint:
Etwas Schlimmeres als die Accentfehler ist gar nicht denkbar! wenn man die nicht als ganze
Fehler anrechnet, wie soll man dann der Liederlichkeit im Acccnlesehen steuern?
Maßgebliches und Unmaßgebliches

ersten Ranges bestehe; auch ihr Bildungsgang nicht, der aus der Schule heraus
durch ein kurzes Universitätsstudium hindurch, das auch nur wieder deu sogenannten
Schulwissenschaften gewidmet ist, in die Schule zurückführt. Es mag ja vereinzelt
vorkommen, das; ganze Lehrerkollegien ans hervorragend tüchtigen Männern be¬
stehen; giebt es doch Rektoren, denen, weil sie selbst geistvolle Männer sind, es eine
Freude ist, sich auch mit geistvollen Männern zu umgeben, und Schulen, namentlich
städtische in großen Städten, die sich die besten Kräfte aussuchen können. Aber
es giebt auch Rektoren, die sich, damit ihr eignes Lichtchen umso glänzender leuchte,
am liebsten mit Mittelmäßigkeiten umgeben, und Schulen, namentlich staatliche in
Provinzinlstädteu, die nehmen müssen, was übrig bleibt.

Daß so verschiedenartige Lehrer auch ihre Aufgaben sehr verschiedenartig an¬
fassen, die Schüler, die sie nnter den Händen haben, sehr verschiedenartig behandeln
»ud beurteilen werden, ist klar. Was aber insbesondre das Zensurenwesen betrifft,
so macht man gar nicht selten die Erfahrung, daß auch gescheite und aufgeklärte
Lehrer in diesem Punkte merkwürdige Pedanten sind, die sich namentlich über daS
Zifferwerk ihres Notizbuches schlechterdings nicht erheben können. Auch das ist
eine Thatsache, von der der Verfasser der Erwiderung nichts wird abstreiten können.

Wie entstehen denn unsre Zensuren? Ich muß hier einmal ein bischen ans
der Schule schwatzen, ans die Gefahr hin, daß mich der Verfasser der Erwiderung
der „Verletzung des Amtsgeheimnisses" (!) zeiht. Handelt sichs doch um Dinge,
über die jeder Schüler, solange er noch Schüler ist, genau so gut Bescheid weiß,
wie jeder Lehrer. Später vergißt man sie daun oft.

Zunächst wird jede einzelne schriftliche Arbeit zensirt. Schon hier aber wird
sehr verschieden und sehr willkürlich verfahren, denn es giebt keine Vorschriften
darüber, jeder Lehrer macht die Sache nach seinem Belieben. Der eine stuft so
ab, daß er uur auf eine gänzlich fehlerfreie Arbeit die 1', auf seinen einzigen
„ganzen" Fehler") schon die 1^ ans zwei Fehler 2", ans drei Fehler 2, auf vier
Fehler 2'' u. f. w. giebt. Ein andrer giebt erst ans zwei oder drei Fehler 1''
und steigt nnn von zwei zu zwei oder von drei zu drei Fehlern je einen Grad
abwärts. Welche Mißgriffe können aber erst begangen werden, wenn, wie es
vielfach geschieht, alle Semesterarbeiten mit demselben Maßstabe gemessen werden,
sie mögen lang oder kurz, schwer oder leicht, voller Fallen und Fangeisen oder
nur mit ein Paar menschenfreundlichen „Aufgepaßt!" versehe» sein, wenn überdies
offenbare Schreibfehler, Faseleien, die der Lehrer stillschweigend berichtigen müßte
— wie dankbar sind die Schüler für ein bischen „noble"'Behandlung'in diesem
Punkte! —, mit grober Unwissenheit, groben Mißverständnissen, groben logischen
Fehlern mechanisch ans eine Stufe gestellt werden! Das einzige in der Sache selbst
liegende Korrektiv besteht ja nur darin, daß sich eine ganze Klasse von vierzig
Schülern w einer lateinischen Arbeit einmal zwischen der 3 und der 5 bewegt,
höchstens ein paar es bis zur 3» oder 2" bringen. Dann muß sich natürlich der
Lehrer sage», daß die Aufgabe zu schwer, oder, was dasselbe bedeutet, sein Ma߬
stab diesmals falsch gewesen sei. Eine so dumme oder so faule Klasse giebt es
eben nicht, daß bei einer Aufgabe, die nur einigermaßen dem augenblicklich zu



*) Es giebt „ganze" und „halbe" Fehler. Aber auch darüber, was zu deu „ganzen"
und was zu den „halben" Fehlern gehllre, bestehen sehr verschiedne Ansichten. Der eine
rechnet z. B. im griechischen Spezimen einen falschen Accent nur für einen „halben" Fehler;
der andre würde eine solche Schwachheit mit Entrüstung von sich weisen, denn er meint:
Etwas Schlimmeres als die Accentfehler ist gar nicht denkbar! wenn man die nicht als ganze
Fehler anrechnet, wie soll man dann der Liederlichkeit im Acccnlesehen steuern?
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[0527] Maßgebliches und Unmaßgebliches ersten Ranges bestehe; auch ihr Bildungsgang nicht, der aus der Schule heraus durch ein kurzes Universitätsstudium hindurch, das auch nur wieder deu sogenannten Schulwissenschaften gewidmet ist, in die Schule zurückführt. Es mag ja vereinzelt vorkommen, das; ganze Lehrerkollegien ans hervorragend tüchtigen Männern be¬ stehen; giebt es doch Rektoren, denen, weil sie selbst geistvolle Männer sind, es eine Freude ist, sich auch mit geistvollen Männern zu umgeben, und Schulen, namentlich städtische in großen Städten, die sich die besten Kräfte aussuchen können. Aber es giebt auch Rektoren, die sich, damit ihr eignes Lichtchen umso glänzender leuchte, am liebsten mit Mittelmäßigkeiten umgeben, und Schulen, namentlich staatliche in Provinzinlstädteu, die nehmen müssen, was übrig bleibt. Daß so verschiedenartige Lehrer auch ihre Aufgaben sehr verschiedenartig an¬ fassen, die Schüler, die sie nnter den Händen haben, sehr verschiedenartig behandeln »ud beurteilen werden, ist klar. Was aber insbesondre das Zensurenwesen betrifft, so macht man gar nicht selten die Erfahrung, daß auch gescheite und aufgeklärte Lehrer in diesem Punkte merkwürdige Pedanten sind, die sich namentlich über daS Zifferwerk ihres Notizbuches schlechterdings nicht erheben können. Auch das ist eine Thatsache, von der der Verfasser der Erwiderung nichts wird abstreiten können. Wie entstehen denn unsre Zensuren? Ich muß hier einmal ein bischen ans der Schule schwatzen, ans die Gefahr hin, daß mich der Verfasser der Erwiderung der „Verletzung des Amtsgeheimnisses" (!) zeiht. Handelt sichs doch um Dinge, über die jeder Schüler, solange er noch Schüler ist, genau so gut Bescheid weiß, wie jeder Lehrer. Später vergißt man sie daun oft. Zunächst wird jede einzelne schriftliche Arbeit zensirt. Schon hier aber wird sehr verschieden und sehr willkürlich verfahren, denn es giebt keine Vorschriften darüber, jeder Lehrer macht die Sache nach seinem Belieben. Der eine stuft so ab, daß er uur auf eine gänzlich fehlerfreie Arbeit die 1', auf seinen einzigen „ganzen" Fehler") schon die 1^ ans zwei Fehler 2", ans drei Fehler 2, auf vier Fehler 2'' u. f. w. giebt. Ein andrer giebt erst ans zwei oder drei Fehler 1'' und steigt nnn von zwei zu zwei oder von drei zu drei Fehlern je einen Grad abwärts. Welche Mißgriffe können aber erst begangen werden, wenn, wie es vielfach geschieht, alle Semesterarbeiten mit demselben Maßstabe gemessen werden, sie mögen lang oder kurz, schwer oder leicht, voller Fallen und Fangeisen oder nur mit ein Paar menschenfreundlichen „Aufgepaßt!" versehe» sein, wenn überdies offenbare Schreibfehler, Faseleien, die der Lehrer stillschweigend berichtigen müßte — wie dankbar sind die Schüler für ein bischen „noble"'Behandlung'in diesem Punkte! —, mit grober Unwissenheit, groben Mißverständnissen, groben logischen Fehlern mechanisch ans eine Stufe gestellt werden! Das einzige in der Sache selbst liegende Korrektiv besteht ja nur darin, daß sich eine ganze Klasse von vierzig Schülern w einer lateinischen Arbeit einmal zwischen der 3 und der 5 bewegt, höchstens ein paar es bis zur 3» oder 2" bringen. Dann muß sich natürlich der Lehrer sage», daß die Aufgabe zu schwer, oder, was dasselbe bedeutet, sein Ma߬ stab diesmals falsch gewesen sei. Eine so dumme oder so faule Klasse giebt es eben nicht, daß bei einer Aufgabe, die nur einigermaßen dem augenblicklich zu *) Es giebt „ganze" und „halbe" Fehler. Aber auch darüber, was zu deu „ganzen" und was zu den „halben" Fehlern gehllre, bestehen sehr verschiedne Ansichten. Der eine rechnet z. B. im griechischen Spezimen einen falschen Accent nur für einen „halben" Fehler; der andre würde eine solche Schwachheit mit Entrüstung von sich weisen, denn er meint: Etwas Schlimmeres als die Accentfehler ist gar nicht denkbar! wenn man die nicht als ganze Fehler anrechnet, wie soll man dann der Liederlichkeit im Acccnlesehen steuern?

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341853_209232/527>, abgerufen am 01.07.2024.