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Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Erstes Vierteljahr.

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Llisati und Luini Mahada

A"ffass""g, die man davon in Ägypten hegte. Insofern war die Anknüpfung
mit Unjoro ein Gebot der Notwendigkeit, und das Urteil hierüber in"ß ga"z
getrennt geHallen werden von dein über den weitern Verlauf der Sendung
Casatis. In diesen griff vor allen eine unglückliche Thatsache tief ein: es
starb der langjährige Minister Katagura, dein Emin und Casati beide den
Ehrennamen des "ehrlichen Freundes" beilegen. Casati war im Mai
als Vertreter Emius "ach Unjoro gegangen, im November starb Katagura an
Gift, wie Casati glaubt, dem Kabrega durch einen eignen Boten und mit der
Versicherung unveränderten Wohlwollens die Todesnachricht übermitteln liest.
Der Einfluß, de" Katagura besessen hatte, ging jetzt zum. größten Teil um
den arabischen Kaufmann Abdarahma" über, und damit wendeten sich die Ver¬
hältnisse in Unjoro rasch zum Schlechter!!. Casati wurde zuerst hingehalten,
dann schlecht behandelt, endlich mit dem Tode bedroht und nusgetriebeu. Das
Mißtrauen entstellte das ganz natürliche Streben Emins, zwischen Unjoro
und Uganda, wo mit Muauga eine unberechenbare Kraft an die Spitze ge¬
langt war, Frieden zu stiften zu dem Versuche hinter dem Rücken des erstern
mit dem ander" zu palliren. Casati schreibt seinen Mißerfolg zum Teil den
falschen Maßregeln Emins zu, der nicht genug Geschenke gesandt und ans eine
Bitte seinem Unterhändler geschrieben habe: "Nicht ein Stück Elfenbein, nicht
eine Patrone werde ich abgeben, ehe nicht ein Blutbüuduis geschlossen ist."
Da wir ans Casatis eignen Erzählungen entnehmen, daß Kabrega früher ge¬
schenktes Elfenbein als zu geringwertig zurückgewiesen hatte, und erfahren, wie
wenig es ihn rührte, daß Casati ihm seine beste Flinte überreichte, sind wir
nicht geneigt, Emins Zurückhaltung zu tadeln. Außerdem, lehre" tausend Er-
fahrungen die Unersättlichkeit dieser dunkeln Potentaten. Emin hatte Recht,
zuerst die Sicherheit, die allein im Blutlaufes liegt, zu verlangen, wiewohl er
dadurch die Stellung Casatis erschwerte, der ohnehin nur widerwillig seine
Mission übernommen und sich durch Verbindungen hinter dem Rücken des
Königs, die notwendig sein mochten, bloßgestellt hatte. Auf der andern Seite
ist es natürlich, daß Casati nie die üble Behandlung vergessen hat, die er in
Unjoro erfahren, wo er u. a. aller seiner Aufzeichnungen von den früher"
Reisen beraubt wurde. Mit Todesgefahr rettete er sich auf deu Dampfer, ans
dem. Emin selbst ihn abzuholen kam. Casati hatte den Dampfer früher ver¬
langt. Wiewohl er es selbst ausspricht, daß die gleichzeitigen Ereignisse in der
Äquatorialprvvinz Emin die Hä"de bande", lädt er einen Teil seiner Mißerfolge
in Unjoro ans Emin, der mit dem. Anfange Dezember erwartete" Dampfer erst
am 15. Januar eintraf. Man muß hinzufüge", daß Casati erzählt, wie ent¬
täuscht Emin über die Schroffheit gewesen sei, womit sein Gesandter in Unjoro
aufgetreten sei, der die wertvolle Verbindung über Uganda verscherzt habe.
"Wehe dein Besiegten! Ich war ein Gefallener," ruft er ans und schildert
genan das feine Lächeln, womit ihn jeuer empfange", daß er aber "Trost in


Llisati und Luini Mahada

A»ffass»»g, die man davon in Ägypten hegte. Insofern war die Anknüpfung
mit Unjoro ein Gebot der Notwendigkeit, und das Urteil hierüber in»ß ga»z
getrennt geHallen werden von dein über den weitern Verlauf der Sendung
Casatis. In diesen griff vor allen eine unglückliche Thatsache tief ein: es
starb der langjährige Minister Katagura, dein Emin und Casati beide den
Ehrennamen des „ehrlichen Freundes" beilegen. Casati war im Mai
als Vertreter Emius »ach Unjoro gegangen, im November starb Katagura an
Gift, wie Casati glaubt, dem Kabrega durch einen eignen Boten und mit der
Versicherung unveränderten Wohlwollens die Todesnachricht übermitteln liest.
Der Einfluß, de» Katagura besessen hatte, ging jetzt zum. größten Teil um
den arabischen Kaufmann Abdarahma» über, und damit wendeten sich die Ver¬
hältnisse in Unjoro rasch zum Schlechter!!. Casati wurde zuerst hingehalten,
dann schlecht behandelt, endlich mit dem Tode bedroht und nusgetriebeu. Das
Mißtrauen entstellte das ganz natürliche Streben Emins, zwischen Unjoro
und Uganda, wo mit Muauga eine unberechenbare Kraft an die Spitze ge¬
langt war, Frieden zu stiften zu dem Versuche hinter dem Rücken des erstern
mit dem ander» zu palliren. Casati schreibt seinen Mißerfolg zum Teil den
falschen Maßregeln Emins zu, der nicht genug Geschenke gesandt und ans eine
Bitte seinem Unterhändler geschrieben habe: „Nicht ein Stück Elfenbein, nicht
eine Patrone werde ich abgeben, ehe nicht ein Blutbüuduis geschlossen ist."
Da wir ans Casatis eignen Erzählungen entnehmen, daß Kabrega früher ge¬
schenktes Elfenbein als zu geringwertig zurückgewiesen hatte, und erfahren, wie
wenig es ihn rührte, daß Casati ihm seine beste Flinte überreichte, sind wir
nicht geneigt, Emins Zurückhaltung zu tadeln. Außerdem, lehre» tausend Er-
fahrungen die Unersättlichkeit dieser dunkeln Potentaten. Emin hatte Recht,
zuerst die Sicherheit, die allein im Blutlaufes liegt, zu verlangen, wiewohl er
dadurch die Stellung Casatis erschwerte, der ohnehin nur widerwillig seine
Mission übernommen und sich durch Verbindungen hinter dem Rücken des
Königs, die notwendig sein mochten, bloßgestellt hatte. Auf der andern Seite
ist es natürlich, daß Casati nie die üble Behandlung vergessen hat, die er in
Unjoro erfahren, wo er u. a. aller seiner Aufzeichnungen von den früher»
Reisen beraubt wurde. Mit Todesgefahr rettete er sich auf deu Dampfer, ans
dem. Emin selbst ihn abzuholen kam. Casati hatte den Dampfer früher ver¬
langt. Wiewohl er es selbst ausspricht, daß die gleichzeitigen Ereignisse in der
Äquatorialprvvinz Emin die Hä»de bande», lädt er einen Teil seiner Mißerfolge
in Unjoro ans Emin, der mit dem. Anfange Dezember erwartete» Dampfer erst
am 15. Januar eintraf. Man muß hinzufüge», daß Casati erzählt, wie ent¬
täuscht Emin über die Schroffheit gewesen sei, womit sein Gesandter in Unjoro
aufgetreten sei, der die wertvolle Verbindung über Uganda verscherzt habe.
„Wehe dein Besiegten! Ich war ein Gefallener," ruft er ans und schildert
genan das feine Lächeln, womit ihn jeuer empfange», daß er aber „Trost in


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341853_209232/448>, abgerufen am 23.07.2024.