Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Drittes Vierteljahr.Litteratur hier Proben aus der schwedischen, finnischen, norwegischen, isländischen und dänischen Eva in allerlei Gestalten. Novellen. Moritz von Reichenbach. Leipzig, Carl Meißner, 1890 Die vorliegenden Novellen sind ziemlich leicht und sogar flüchtig geschrieben, Für die Redaktion vernntwvrtlich: Johannes Grnnow in Leipzig Verlag von Fr. Wilh. Grnnow in Leipzig -- Druck von Carl Marqucirt in Leipzig Litteratur hier Proben aus der schwedischen, finnischen, norwegischen, isländischen und dänischen Eva in allerlei Gestalten. Novellen. Moritz von Reichenbach. Leipzig, Carl Meißner, 1890 Die vorliegenden Novellen sind ziemlich leicht und sogar flüchtig geschrieben, Für die Redaktion vernntwvrtlich: Johannes Grnnow in Leipzig Verlag von Fr. Wilh. Grnnow in Leipzig — Druck von Carl Marqucirt in Leipzig <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0200" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/208137"/> <fw type="header" place="top"> Litteratur</fw><lb/> <p xml:id="ID_544" prev="#ID_543"> hier Proben aus der schwedischen, finnischen, norwegischen, isländischen und dänischen<lb/> Lyrik. Da sie einen ziemlich ausgedehnten Zeitraum umfassen und zahlreiche Dichter<lb/> berücksichtigen, so tonnen sie wohl einen ungefähren Begriff von dem Reichtum der<lb/> Töne und Farben dieser lyrischen Poesie geben. Während die Reihe der schwedischen<lb/> Dichter mit Olof von Dalin ^l.708—17l>3) beginnt und mit den, gegenwärtig<lb/> gefeierten Lyrikern Graf Karl Snoilsky, Mein und August Strindberg endet, die<lb/> Proben dänischer Lyrik von Ewalds zum Nationallied gewordenen „König Christian<lb/> stand am hohen Mast" bis zu Holger Drachmcmn, dem gegenwärtig gepriesensten<lb/> Dichter des Jnsellandes, reichen, beginnt die norwegische Lyrik erst mit dem neun¬<lb/> zehnten Jahrhundert. Die finnischen Suomi-Nunen, und die altisläudischen Volks-<lb/> balladen dagegen weisen in viel frühere Zeiten zurück und eröffnen zugleich einen<lb/> Blick in den Jungbrunnen, aus dem die nordische Dichtkunst wieder und wieder<lb/> geschöpft hat. Der größere Teil der Übertragungen ist lobenswürdig, doch bleibt<lb/> zu bedauern, daß es den Übersetzer nicht getrieben hat, mehr charakteristische,<lb/> die Individualität der einzelnen Dichter scharf wiederspiegelnde Gedichte auszu¬<lb/> wählen. Er räumt dies im Vorwort selbst ein, sagt, daß seine Auswahl eine<lb/> mehr zufällige gewesen sei: „Hier spornte die Melodik eines Liedes an, es zu<lb/> übertragen, wenn es auch vielleicht nicht eben als hervorragende Schöpfung gelten<lb/> konnte, dort reizte die Volkstümlichkeit im Heimatlande zur Wiedergabe." Immer¬<lb/> hin wird der, der sich für die Litteraturen des germanischen Nordens interessirt<lb/> und keiner der nordischen Sprachen mächtig ist, durch Willntzens „Nordlandsharfe"<lb/> eine gewisse Übersicht und einen bestimmten Eindruck von dem Reichtum dieser<lb/> stammverwandte» Lyrik gewinnen können.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Eva in allerlei Gestalten. Novellen. Moritz von Reichenbach. Leipzig, Carl<lb/> Meißner, 1890</head><lb/> <p xml:id="ID_545"> Die vorliegenden Novellen sind ziemlich leicht und sogar flüchtig geschrieben,<lb/> sie gehören der Gattung der Feuilletounovelle an, bei der es weder auf Wahrheit<lb/> des Lebens, noch ans poetischen Stimmungsgehalt, sondern meist nur ans eine<lb/> gewisse Beweglichkeit und Lebendigkeit ankommt. Dn nnr humoristische und sati¬<lb/> rische Erfindungen wie „Gebratene Nachtigallen" diese Art des Vortrags besser<lb/> vertragen, als tragische, wie „Norge" und „Lenz im Herbst," so ist der Eindruck,<lb/> den, die Novellen hinterlassen, sehr ungleich. Verglichen mit den Durchschnitts¬<lb/> leistungen der jüngsten Litteratur darf mau übrigens sämtlichen Novellen eine ver¬<lb/> hältnismäßige Einfachheit und Gesundheit der Empfindung zusprechen; auch der<lb/> Stil ist von der phrasenhaften Großmannssucht und den, Schwulst der anspruchs¬<lb/> vollen Teudenzerzählung frei. Genau besehen ein recht dürftiges Lob. Aber man<lb/> lernt sich allmählich bescheiden.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note type="byline"> Für die Redaktion vernntwvrtlich: Johannes Grnnow in Leipzig<lb/> Verlag von Fr. Wilh. Grnnow in Leipzig — Druck von Carl Marqucirt in Leipzig</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0200]
Litteratur
hier Proben aus der schwedischen, finnischen, norwegischen, isländischen und dänischen
Lyrik. Da sie einen ziemlich ausgedehnten Zeitraum umfassen und zahlreiche Dichter
berücksichtigen, so tonnen sie wohl einen ungefähren Begriff von dem Reichtum der
Töne und Farben dieser lyrischen Poesie geben. Während die Reihe der schwedischen
Dichter mit Olof von Dalin ^l.708—17l>3) beginnt und mit den, gegenwärtig
gefeierten Lyrikern Graf Karl Snoilsky, Mein und August Strindberg endet, die
Proben dänischer Lyrik von Ewalds zum Nationallied gewordenen „König Christian
stand am hohen Mast" bis zu Holger Drachmcmn, dem gegenwärtig gepriesensten
Dichter des Jnsellandes, reichen, beginnt die norwegische Lyrik erst mit dem neun¬
zehnten Jahrhundert. Die finnischen Suomi-Nunen, und die altisläudischen Volks-
balladen dagegen weisen in viel frühere Zeiten zurück und eröffnen zugleich einen
Blick in den Jungbrunnen, aus dem die nordische Dichtkunst wieder und wieder
geschöpft hat. Der größere Teil der Übertragungen ist lobenswürdig, doch bleibt
zu bedauern, daß es den Übersetzer nicht getrieben hat, mehr charakteristische,
die Individualität der einzelnen Dichter scharf wiederspiegelnde Gedichte auszu¬
wählen. Er räumt dies im Vorwort selbst ein, sagt, daß seine Auswahl eine
mehr zufällige gewesen sei: „Hier spornte die Melodik eines Liedes an, es zu
übertragen, wenn es auch vielleicht nicht eben als hervorragende Schöpfung gelten
konnte, dort reizte die Volkstümlichkeit im Heimatlande zur Wiedergabe." Immer¬
hin wird der, der sich für die Litteraturen des germanischen Nordens interessirt
und keiner der nordischen Sprachen mächtig ist, durch Willntzens „Nordlandsharfe"
eine gewisse Übersicht und einen bestimmten Eindruck von dem Reichtum dieser
stammverwandte» Lyrik gewinnen können.
Eva in allerlei Gestalten. Novellen. Moritz von Reichenbach. Leipzig, Carl
Meißner, 1890
Die vorliegenden Novellen sind ziemlich leicht und sogar flüchtig geschrieben,
sie gehören der Gattung der Feuilletounovelle an, bei der es weder auf Wahrheit
des Lebens, noch ans poetischen Stimmungsgehalt, sondern meist nur ans eine
gewisse Beweglichkeit und Lebendigkeit ankommt. Dn nnr humoristische und sati¬
rische Erfindungen wie „Gebratene Nachtigallen" diese Art des Vortrags besser
vertragen, als tragische, wie „Norge" und „Lenz im Herbst," so ist der Eindruck,
den, die Novellen hinterlassen, sehr ungleich. Verglichen mit den Durchschnitts¬
leistungen der jüngsten Litteratur darf mau übrigens sämtlichen Novellen eine ver¬
hältnismäßige Einfachheit und Gesundheit der Empfindung zusprechen; auch der
Stil ist von der phrasenhaften Großmannssucht und den, Schwulst der anspruchs¬
vollen Teudenzerzählung frei. Genau besehen ein recht dürftiges Lob. Aber man
lernt sich allmählich bescheiden.
Für die Redaktion vernntwvrtlich: Johannes Grnnow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grnnow in Leipzig — Druck von Carl Marqucirt in Leipzig
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