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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr.

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Drei Briefe Bismarcks an Kaiser IDilhelm I.
i

Anm-zin, I. August 1872

ure Majestät haben meiner Iran und mir durch die huldreiche
Teilnahme an uuseriu Familienfeste eine große Frende bereitet
und wollen unsern ehrfllrchtsvollen Dank gnädig entgegennehmen.
Mit Recht heben Eure Majestät unter den Segnungen, für die
ich Gott zu danken habe, das Gluck der Häuslichkeit in erster
Linie hervor, aber zum Glück gehört in meinem Hause, für meine Frau sowohl
wie für mich, das Bewußtsein der Zufriedenheit Eurer Majestät, und die so
Überalls gnädigen und freundlichen Worte der Anerkennung, welche das aller¬
höchste Schreiben enthält, sind für kranke Nerven wohlthuender als alle ärztliche
Hilfe. Ich habe im Rückblick auf mein Leben so unerschöpflichen Anlaß, Gott
für seine unverdiente Barmherzigkeit zu danken, daß ich oft fürchte, es könne
mir so gut nicht bis zu Eude gehen. Für eine besonders glückliche Fügung
aber erkenne ich es, daß Gott mich auf Erden zum Dienste eines Herrn
berufen hat, dem ich freudig und mit Liebe diene, weil die angestammte Treue
des Unterthanen unter Eurer Majestät Führung niemals zu befürchten hat,
mit einem warmen Gefühl für die Ehre und das Wohl des Baterlandes in
Widerstreit zu geraten. Möge Gott mir mich ferner zu dem Willen die Kraft
geben, Eurer Majestät so zu'dienen, daß ich mir die allerhöchste Zufriedenheit
erhalte, von der ein so gnädiges Zeugnis heut vor mir liegt, in Gestalt des Hand¬
schreibens vom 26. Die Vase, welche rechtzeitig eintraf, ist ein wahrhaft
monumentaler Aiisdruck Königlicher Huld, und dabei so solide, daß ich hoffen
darf, nicht "die Scherben," sondern das Ganze wird meinen Nachkommen die
gnädige Teilnahme Eurer Majestät an unsrer Silberhochzeit vergegenwärtigen.


Grenzbote" II 1890 i


Drei Briefe Bismarcks an Kaiser IDilhelm I.
i

Anm-zin, I. August 1872

ure Majestät haben meiner Iran und mir durch die huldreiche
Teilnahme an uuseriu Familienfeste eine große Frende bereitet
und wollen unsern ehrfllrchtsvollen Dank gnädig entgegennehmen.
Mit Recht heben Eure Majestät unter den Segnungen, für die
ich Gott zu danken habe, das Gluck der Häuslichkeit in erster
Linie hervor, aber zum Glück gehört in meinem Hause, für meine Frau sowohl
wie für mich, das Bewußtsein der Zufriedenheit Eurer Majestät, und die so
Überalls gnädigen und freundlichen Worte der Anerkennung, welche das aller¬
höchste Schreiben enthält, sind für kranke Nerven wohlthuender als alle ärztliche
Hilfe. Ich habe im Rückblick auf mein Leben so unerschöpflichen Anlaß, Gott
für seine unverdiente Barmherzigkeit zu danken, daß ich oft fürchte, es könne
mir so gut nicht bis zu Eude gehen. Für eine besonders glückliche Fügung
aber erkenne ich es, daß Gott mich auf Erden zum Dienste eines Herrn
berufen hat, dem ich freudig und mit Liebe diene, weil die angestammte Treue
des Unterthanen unter Eurer Majestät Führung niemals zu befürchten hat,
mit einem warmen Gefühl für die Ehre und das Wohl des Baterlandes in
Widerstreit zu geraten. Möge Gott mir mich ferner zu dem Willen die Kraft
geben, Eurer Majestät so zu'dienen, daß ich mir die allerhöchste Zufriedenheit
erhalte, von der ein so gnädiges Zeugnis heut vor mir liegt, in Gestalt des Hand¬
schreibens vom 26. Die Vase, welche rechtzeitig eintraf, ist ein wahrhaft
monumentaler Aiisdruck Königlicher Huld, und dabei so solide, daß ich hoffen
darf, nicht „die Scherben," sondern das Ganze wird meinen Nachkommen die
gnädige Teilnahme Eurer Majestät an unsrer Silberhochzeit vergegenwärtigen.


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[0009] [Abbildung] Drei Briefe Bismarcks an Kaiser IDilhelm I. i Anm-zin, I. August 1872 ure Majestät haben meiner Iran und mir durch die huldreiche Teilnahme an uuseriu Familienfeste eine große Frende bereitet und wollen unsern ehrfllrchtsvollen Dank gnädig entgegennehmen. Mit Recht heben Eure Majestät unter den Segnungen, für die ich Gott zu danken habe, das Gluck der Häuslichkeit in erster Linie hervor, aber zum Glück gehört in meinem Hause, für meine Frau sowohl wie für mich, das Bewußtsein der Zufriedenheit Eurer Majestät, und die so Überalls gnädigen und freundlichen Worte der Anerkennung, welche das aller¬ höchste Schreiben enthält, sind für kranke Nerven wohlthuender als alle ärztliche Hilfe. Ich habe im Rückblick auf mein Leben so unerschöpflichen Anlaß, Gott für seine unverdiente Barmherzigkeit zu danken, daß ich oft fürchte, es könne mir so gut nicht bis zu Eude gehen. Für eine besonders glückliche Fügung aber erkenne ich es, daß Gott mich auf Erden zum Dienste eines Herrn berufen hat, dem ich freudig und mit Liebe diene, weil die angestammte Treue des Unterthanen unter Eurer Majestät Führung niemals zu befürchten hat, mit einem warmen Gefühl für die Ehre und das Wohl des Baterlandes in Widerstreit zu geraten. Möge Gott mir mich ferner zu dem Willen die Kraft geben, Eurer Majestät so zu'dienen, daß ich mir die allerhöchste Zufriedenheit erhalte, von der ein so gnädiges Zeugnis heut vor mir liegt, in Gestalt des Hand¬ schreibens vom 26. Die Vase, welche rechtzeitig eintraf, ist ein wahrhaft monumentaler Aiisdruck Königlicher Huld, und dabei so solide, daß ich hoffen darf, nicht „die Scherben," sondern das Ganze wird meinen Nachkommen die gnädige Teilnahme Eurer Majestät an unsrer Silberhochzeit vergegenwärtigen. Grenzbote» II 1890 i

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_207294/9>, abgerufen am 29.06.2024.