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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr.

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Ans den Iugendjcchren der Socialdemokratie

Mittel zur Bekämpfung der Armut und der von ihr der bürgerlichen Gesell¬
schaft drohenden Gefahren stellt, dann dadurch, daß er zum erstenmale den
Gedanken der harmonischen Arbeit ausspricht. Das letztere namentlich ist ein
wesentlicher Fortschritt, der die Lebensfrage unsrer Zeit mit ihren Gegensätzen
berührt und deren Ausgleichung bis zu einem gewissen Grade ahnt. Jeden¬
falls war der Fvurierismus logischer und im ganzen systematischer als der
Se. Simonismus. Aber, wie gesagt, anfangs wurde die neue Theorie zur
Beglückung der Menschenwelt fast gänzlich übersehen. Die Staatsbehörde recht¬
fertigte die zuversichtliche Erwartung Fouriers, sie werde ihm Mittel zu einer
Versuchsstation vorstrecken, in keiner Weise, und wenn sich schon 1814 i" Just
Mniron ein Privatmann fand, der in einem "Kommnnalkomptvir" eine Asso¬
ziativ" für ländliche Besitzungen ins Leben zu rufen bemüht war, so hatte er
doch damit keinen Erfolg. Auch die Jahre 1820 bis 18'!0 waren für Fourier
ungünstig, weil der Se. Simonismus alles Interesse für soziale Fragen in sein
Bereich zog. Erst mit dem Schlüsse dieser Schule schien es besser werden zu wollen.
Bisherige Mitglieder der letztern wie Le Chevallier und Abel Trcmsvn wandten sich
dem Fourierschen Plane zu, und der Abgeordnete Dnlarv, gab Geld her. Man
konnte ein Blatt, das I'baliui^tvixz, gründen und in Conti! sur Vesgres mit
der Verwirklichung einer Gemeinde nach Fouriers Plane beginnen. Die Sache
mißlang aber vollständig, das Blatt ging nach kurzem Bestehen !>,'!.'! ein.
Schon war es wieder still geworden um den Reformator der Gesellschaft, als
Evnsiderant sich von der Güte seiner Sache überzeugte und sich sofort mit
ebensoviel Talent als Eifrer ihrer Vertretung widmete. Er ließ die Versuche
zur Ausführung der Ideen des Meisters einstweilen beiseite und suchte sie zu¬
nächst durch eine leicht faßliche Darstellung dem Volke mundgerecht und annehm¬
bar zu machen. 18,'Zu schrieb er zu diesem Zwecke das Buch Vo8tinvv "uvialv,
und zu gleicher Zeit hielt er öffentliche Vorlesungen, die Beifall fanden und
ihm Leser für die ?us.l5>.nM verschafften, ein Blatt, das zunächst nur zweimal
monatlich erschien, von 1810 an aber schon dreimal wöchentlich und von 184.'!
an unter dem Titel IXunovratie >no!ki<jn(! alle Tage herauskam. Es war ein
Drgan ganz neuer Art, das der jetzt immer mehr um sich greifenden Erkennt¬
nis entsprach, daß das konstitutionelle System weniger den Interessen des
Volkes als denen der Parteien diene.

Die französische Presse hatte sich von jeher vorwiegend mit politische"
Partcifragen beschäftigt und sich um die materiellen Interessen des Landes
und die Aufgaben, die diese der Regierung stellten, nur wenig gekümmert.
Evnsiderant, der jetzt als das Haupt der Schule galt, da Fourier am 10. Ok¬
tober 1.W7 gestorben war, gab seinem Blatte eine andre Richtung, er machte
es, von der Meinung ausgehend, daß es auf die Form der Regierung nicht
viel ankomme, wenn sie nur die Erfüllung der dauernden Bedürfnisse des
Volkes fördere, zur Vertretung der hierher gehörigen Frage" und Interesse".


Ans den Iugendjcchren der Socialdemokratie

Mittel zur Bekämpfung der Armut und der von ihr der bürgerlichen Gesell¬
schaft drohenden Gefahren stellt, dann dadurch, daß er zum erstenmale den
Gedanken der harmonischen Arbeit ausspricht. Das letztere namentlich ist ein
wesentlicher Fortschritt, der die Lebensfrage unsrer Zeit mit ihren Gegensätzen
berührt und deren Ausgleichung bis zu einem gewissen Grade ahnt. Jeden¬
falls war der Fvurierismus logischer und im ganzen systematischer als der
Se. Simonismus. Aber, wie gesagt, anfangs wurde die neue Theorie zur
Beglückung der Menschenwelt fast gänzlich übersehen. Die Staatsbehörde recht¬
fertigte die zuversichtliche Erwartung Fouriers, sie werde ihm Mittel zu einer
Versuchsstation vorstrecken, in keiner Weise, und wenn sich schon 1814 i» Just
Mniron ein Privatmann fand, der in einem „Kommnnalkomptvir" eine Asso¬
ziativ» für ländliche Besitzungen ins Leben zu rufen bemüht war, so hatte er
doch damit keinen Erfolg. Auch die Jahre 1820 bis 18'!0 waren für Fourier
ungünstig, weil der Se. Simonismus alles Interesse für soziale Fragen in sein
Bereich zog. Erst mit dem Schlüsse dieser Schule schien es besser werden zu wollen.
Bisherige Mitglieder der letztern wie Le Chevallier und Abel Trcmsvn wandten sich
dem Fourierschen Plane zu, und der Abgeordnete Dnlarv, gab Geld her. Man
konnte ein Blatt, das I'baliui^tvixz, gründen und in Conti! sur Vesgres mit
der Verwirklichung einer Gemeinde nach Fouriers Plane beginnen. Die Sache
mißlang aber vollständig, das Blatt ging nach kurzem Bestehen !>,'!.'! ein.
Schon war es wieder still geworden um den Reformator der Gesellschaft, als
Evnsiderant sich von der Güte seiner Sache überzeugte und sich sofort mit
ebensoviel Talent als Eifrer ihrer Vertretung widmete. Er ließ die Versuche
zur Ausführung der Ideen des Meisters einstweilen beiseite und suchte sie zu¬
nächst durch eine leicht faßliche Darstellung dem Volke mundgerecht und annehm¬
bar zu machen. 18,'Zu schrieb er zu diesem Zwecke das Buch Vo8tinvv «uvialv,
und zu gleicher Zeit hielt er öffentliche Vorlesungen, die Beifall fanden und
ihm Leser für die ?us.l5>.nM verschafften, ein Blatt, das zunächst nur zweimal
monatlich erschien, von 1810 an aber schon dreimal wöchentlich und von 184.'!
an unter dem Titel IXunovratie >no!ki<jn(! alle Tage herauskam. Es war ein
Drgan ganz neuer Art, das der jetzt immer mehr um sich greifenden Erkennt¬
nis entsprach, daß das konstitutionelle System weniger den Interessen des
Volkes als denen der Parteien diene.

Die französische Presse hatte sich von jeher vorwiegend mit politische»
Partcifragen beschäftigt und sich um die materiellen Interessen des Landes
und die Aufgaben, die diese der Regierung stellten, nur wenig gekümmert.
Evnsiderant, der jetzt als das Haupt der Schule galt, da Fourier am 10. Ok¬
tober 1.W7 gestorben war, gab seinem Blatte eine andre Richtung, er machte
es, von der Meinung ausgehend, daß es auf die Form der Regierung nicht
viel ankomme, wenn sie nur die Erfüllung der dauernden Bedürfnisse des
Volkes fördere, zur Vertretung der hierher gehörigen Frage» und Interesse».


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[0078] Ans den Iugendjcchren der Socialdemokratie Mittel zur Bekämpfung der Armut und der von ihr der bürgerlichen Gesell¬ schaft drohenden Gefahren stellt, dann dadurch, daß er zum erstenmale den Gedanken der harmonischen Arbeit ausspricht. Das letztere namentlich ist ein wesentlicher Fortschritt, der die Lebensfrage unsrer Zeit mit ihren Gegensätzen berührt und deren Ausgleichung bis zu einem gewissen Grade ahnt. Jeden¬ falls war der Fvurierismus logischer und im ganzen systematischer als der Se. Simonismus. Aber, wie gesagt, anfangs wurde die neue Theorie zur Beglückung der Menschenwelt fast gänzlich übersehen. Die Staatsbehörde recht¬ fertigte die zuversichtliche Erwartung Fouriers, sie werde ihm Mittel zu einer Versuchsstation vorstrecken, in keiner Weise, und wenn sich schon 1814 i» Just Mniron ein Privatmann fand, der in einem „Kommnnalkomptvir" eine Asso¬ ziativ» für ländliche Besitzungen ins Leben zu rufen bemüht war, so hatte er doch damit keinen Erfolg. Auch die Jahre 1820 bis 18'!0 waren für Fourier ungünstig, weil der Se. Simonismus alles Interesse für soziale Fragen in sein Bereich zog. Erst mit dem Schlüsse dieser Schule schien es besser werden zu wollen. Bisherige Mitglieder der letztern wie Le Chevallier und Abel Trcmsvn wandten sich dem Fourierschen Plane zu, und der Abgeordnete Dnlarv, gab Geld her. Man konnte ein Blatt, das I'baliui^tvixz, gründen und in Conti! sur Vesgres mit der Verwirklichung einer Gemeinde nach Fouriers Plane beginnen. Die Sache mißlang aber vollständig, das Blatt ging nach kurzem Bestehen !>,'!.'! ein. Schon war es wieder still geworden um den Reformator der Gesellschaft, als Evnsiderant sich von der Güte seiner Sache überzeugte und sich sofort mit ebensoviel Talent als Eifrer ihrer Vertretung widmete. Er ließ die Versuche zur Ausführung der Ideen des Meisters einstweilen beiseite und suchte sie zu¬ nächst durch eine leicht faßliche Darstellung dem Volke mundgerecht und annehm¬ bar zu machen. 18,'Zu schrieb er zu diesem Zwecke das Buch Vo8tinvv «uvialv, und zu gleicher Zeit hielt er öffentliche Vorlesungen, die Beifall fanden und ihm Leser für die ?us.l5>.nM verschafften, ein Blatt, das zunächst nur zweimal monatlich erschien, von 1810 an aber schon dreimal wöchentlich und von 184.'! an unter dem Titel IXunovratie >no!ki<jn(! alle Tage herauskam. Es war ein Drgan ganz neuer Art, das der jetzt immer mehr um sich greifenden Erkennt¬ nis entsprach, daß das konstitutionelle System weniger den Interessen des Volkes als denen der Parteien diene. Die französische Presse hatte sich von jeher vorwiegend mit politische» Partcifragen beschäftigt und sich um die materiellen Interessen des Landes und die Aufgaben, die diese der Regierung stellten, nur wenig gekümmert. Evnsiderant, der jetzt als das Haupt der Schule galt, da Fourier am 10. Ok¬ tober 1.W7 gestorben war, gab seinem Blatte eine andre Richtung, er machte es, von der Meinung ausgehend, daß es auf die Form der Regierung nicht viel ankomme, wenn sie nur die Erfüllung der dauernden Bedürfnisse des Volkes fördere, zur Vertretung der hierher gehörigen Frage» und Interesse».

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_207294/78>, abgerufen am 27.12.2024.