Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr.Die leitenden Grundzüge in der Politik des Vontiiex ^tsximuS siebzehn Millionen geben, als wem, sie als Fonds für die Jnvaliditäts- und Wir schließen mit einem Worte des Justinus Fabrvnius (Nikolaus von Die leitenden Grundzüge in der Politik des Vontiiex ^tsximuS siebzehn Millionen geben, als wem, sie als Fonds für die Jnvaliditäts- und Wir schließen mit einem Worte des Justinus Fabrvnius (Nikolaus von <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0066" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/207361"/> <fw type="header" place="top"> Die leitenden Grundzüge in der Politik des Vontiiex ^tsximuS</fw><lb/> <p xml:id="ID_172" prev="#ID_171"> siebzehn Millionen geben, als wem, sie als Fonds für die Jnvaliditäts- und<lb/> Altersversorgung in Verwaltung genommen werden. Da der Papst erst neulich<lb/> in seiner Antwort auf das kaiserliche Schreiben betreffs der Arbeiterschutz¬<lb/> konferenz versichert hat, das; ihn die soziale Frage sehr bewege und er sich<lb/> schon seit langer Zeit mit deren Lösung ernstlich beschäftigt habe, so könnte er<lb/> sein Wohlwollen auch praktisch beweisen, wenn er dann sein Gefallen an solcher<lb/> Verwendung für die invaliden und nlteu Arbeiter zeigte. Aber auch wenn<lb/> darauf nicht zu rechnen wäre, darf sich der Staat durchaus für befugt halten,<lb/> mit den Sperrgeldern in dieser Richtung zu verfahren. Dem: festhalten muß<lb/> man daran, daß Sperrgelder Strafgelder und als solche dem Staate verfallen<lb/> sind. Man mag sich an das Wort Kaiser Wilhelms halten, das er einst<lb/> Pius IX. schrieb, daß „die freie Bewegung der staatlichen Gesetzgebung einer außer¬<lb/> halb ster preußischen Monarchie^ stehenden Macht nicht untergeordnet werden<lb/> könne." Dies Wort hat in unsrer Zeit umso mehr Bedeutung, als auch der<lb/> friedliebende Papst Leo XIII. in der Encyklika, von der wir hier geredet haben,<lb/> die Grenzen seiner Macht in ebenso ungemessener Weise auszudehnen versucht,<lb/> als das sein Vorgänger je versucht hat. „Will mau nur die Grenzen der<lb/> Unterwerfung ziehen — sagt die Enehklikn —, so glaube niemand, daß mau<lb/> den Hirten der Kirche, insbesondre dein römischen Papst, nur in den Dingen<lb/> gehorchen müsse, die zu den Glaubenswahrheiten gehören, deren hartnäckige<lb/> Verwerfung Irrlehre ist. Es ist Pflicht der Christen, daß sie sich überhaupt<lb/> durch die Bischöfe und besonders durch den römischen Papst leiten und führen<lb/> lassen." Und dieser römische Papst trägt seine kriegerische Rüstung heute noch<lb/> ebenso wie ehedem und schreitet darin der streitende» Kirche voran, die selbst<lb/> ein großes Kriegsheer ist. „Von ihrem göttlichen Stifter selbst ist es auch<lb/> gewollt, daß sie zum Heil der Menschen eiuherschreite einheitlich und wie ein<lb/> geordnetes Kriegsheer."</p><lb/> <p xml:id="ID_173"> Wir schließen mit einem Worte des Justinus Fabrvnius (Nikolaus von<lb/> Houtheim) aus dessen 1763 erschienenen Buche von dein Zustande der Kirche und<lb/> der rechtmäßigen Gewalt des römischen Papstes: „Es klingt sehr hart, dennoch<lb/> sind es keine von Staatsgründen leere Worte, ob sie gleich von einem prote¬<lb/> stantischen Geistlichen herkommen, und die gewiß ein Ärgernis zu erkennen<lb/> gebe», welches unsrer heiligen Mholischenf Religion Ausbreitung und Auf-<lb/> nehmen, darum Gott täglich angerufen wird, verhindert, wenn der Tülnngischc<lb/> Universitätskanzler Pfaff schreibt: »Ich erstaune darüber, wie ein Regent solches<lb/> Volk >die Orden und besonders den Jesuitenordenj leiden kann, welches un¬<lb/> mittelbar unter dein Papst stehet. Auf solche Weise hat der Papst in allen<lb/> katholischen Ländern ein Heer ans den Beinen, das allezeit seinen Befehlen z»<lb/> folgen fertig und bereit stehet.«"</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0066]
Die leitenden Grundzüge in der Politik des Vontiiex ^tsximuS
siebzehn Millionen geben, als wem, sie als Fonds für die Jnvaliditäts- und
Altersversorgung in Verwaltung genommen werden. Da der Papst erst neulich
in seiner Antwort auf das kaiserliche Schreiben betreffs der Arbeiterschutz¬
konferenz versichert hat, das; ihn die soziale Frage sehr bewege und er sich
schon seit langer Zeit mit deren Lösung ernstlich beschäftigt habe, so könnte er
sein Wohlwollen auch praktisch beweisen, wenn er dann sein Gefallen an solcher
Verwendung für die invaliden und nlteu Arbeiter zeigte. Aber auch wenn
darauf nicht zu rechnen wäre, darf sich der Staat durchaus für befugt halten,
mit den Sperrgeldern in dieser Richtung zu verfahren. Dem: festhalten muß
man daran, daß Sperrgelder Strafgelder und als solche dem Staate verfallen
sind. Man mag sich an das Wort Kaiser Wilhelms halten, das er einst
Pius IX. schrieb, daß „die freie Bewegung der staatlichen Gesetzgebung einer außer¬
halb ster preußischen Monarchie^ stehenden Macht nicht untergeordnet werden
könne." Dies Wort hat in unsrer Zeit umso mehr Bedeutung, als auch der
friedliebende Papst Leo XIII. in der Encyklika, von der wir hier geredet haben,
die Grenzen seiner Macht in ebenso ungemessener Weise auszudehnen versucht,
als das sein Vorgänger je versucht hat. „Will mau nur die Grenzen der
Unterwerfung ziehen — sagt die Enehklikn —, so glaube niemand, daß mau
den Hirten der Kirche, insbesondre dein römischen Papst, nur in den Dingen
gehorchen müsse, die zu den Glaubenswahrheiten gehören, deren hartnäckige
Verwerfung Irrlehre ist. Es ist Pflicht der Christen, daß sie sich überhaupt
durch die Bischöfe und besonders durch den römischen Papst leiten und führen
lassen." Und dieser römische Papst trägt seine kriegerische Rüstung heute noch
ebenso wie ehedem und schreitet darin der streitende» Kirche voran, die selbst
ein großes Kriegsheer ist. „Von ihrem göttlichen Stifter selbst ist es auch
gewollt, daß sie zum Heil der Menschen eiuherschreite einheitlich und wie ein
geordnetes Kriegsheer."
Wir schließen mit einem Worte des Justinus Fabrvnius (Nikolaus von
Houtheim) aus dessen 1763 erschienenen Buche von dein Zustande der Kirche und
der rechtmäßigen Gewalt des römischen Papstes: „Es klingt sehr hart, dennoch
sind es keine von Staatsgründen leere Worte, ob sie gleich von einem prote¬
stantischen Geistlichen herkommen, und die gewiß ein Ärgernis zu erkennen
gebe», welches unsrer heiligen Mholischenf Religion Ausbreitung und Auf-
nehmen, darum Gott täglich angerufen wird, verhindert, wenn der Tülnngischc
Universitätskanzler Pfaff schreibt: »Ich erstaune darüber, wie ein Regent solches
Volk >die Orden und besonders den Jesuitenordenj leiden kann, welches un¬
mittelbar unter dein Papst stehet. Auf solche Weise hat der Papst in allen
katholischen Ländern ein Heer ans den Beinen, das allezeit seinen Befehlen z»
folgen fertig und bereit stehet.«"
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