Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr.Die antiken Sarkophage Wichtig, weil die meisten griechischen Sarkophage erst ans der römischen Kaiser- Nach griechischen Vorbildern arbeiteten die etrurischen Handwerker ihre Auch in Rom schwankte der Gebrauch zwischen dein Beerdigen und dem Die antiken Sarkophage Wichtig, weil die meisten griechischen Sarkophage erst ans der römischen Kaiser- Nach griechischen Vorbildern arbeiteten die etrurischen Handwerker ihre Auch in Rom schwankte der Gebrauch zwischen dein Beerdigen und dem <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0567" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/207862"/> <fw type="header" place="top"> Die antiken Sarkophage</fw><lb/> <p xml:id="ID_1568" prev="#ID_1567"> Wichtig, weil die meisten griechischen Sarkophage erst ans der römischen Kaiser-<lb/> zeit stammen, also ans der Zeit, der die große Masse der römischen Sarkophage<lb/> angehört, Bon den römischen Sarkophagen aber unterscheiden sich die in<lb/> Griechenland gearbeiteten besonders dadurch, daß sie die architektonische Gliede¬<lb/> rung des Totenhauses klarer betonen; und dies hängt wohl damit zusammen,<lb/> daß siL meist frei aufgestellt, uicht wie die römischen mit der einem Langseite<lb/> gegen die Wand gerückt wurden. Sie wirken daher mehr als selbständige Denk¬<lb/> mäler, während die römischen Sarkophage nur einen Schmuck der Grabkammer<lb/> bildeten. Sie ruhen ans einem besondern Unterbau; das Dach, dessen Gesims<lb/> kräftig hervorgehoben wird, liegt zuweilen auf Säulen oder Pfeilern auf, die<lb/> die Ecken einfassen, und der Fignrenschmnck ist maßvoll und ordnet sich der<lb/> architektonischen Wirkung unter. Zuweilen sind die Wandflächen ganz glatt<lb/> oder nur mit Blatt- und Blumengewinden gefüllt; häufig sind spielende Kinder<lb/> oder Amoretten darauf dargestellt; auch die Herocusage und das tägliche Leben<lb/> sind durch Amazvueukämpfe, Kentauren, Herakles, Achill, Jagden und Perser¬<lb/> kämpfe vertreten. Aber gegenüber den fast zahllosen Beispielen heroischer und<lb/> bakchischer Darstellungen auf den römischen Sarkophagen sind diese Darstellungen<lb/> in Griechenland verhältnismäßig selten, und völlig fremd ist den griechischen<lb/> Sarkophagen die häßliche Häufung und Überschneidung der Gestalten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1569"> Nach griechischen Vorbildern arbeiteten die etrurischen Handwerker ihre<lb/> Thon- und Steinsarkvphage. Und von Etrurien ging wohl eine Neuerung<lb/> nus, die auch in Rom Eingang fand. Wie erwähnt, übten die Etrurier lauge<lb/> Zeit die Sitte, die Leichen ohne weitere Umhüllung ans Totenbänke nieder¬<lb/> zulegen. Daraus erklärt sich eine eigentümliche Umgestaltung der Sarkophag¬<lb/> form i das Totenhaus wird zur Leichenbank, das Giebeldach zum Polster, auf<lb/> dem das plastische Abbild des Verstorbenen ruht. Diese Form des Sarkophags<lb/> ist in Etrurien in den letzten! vorchristlichen Jahrhunderten sehr häufig. Nicht<lb/> Mr die Bvruehmen wurden in Sarkophagen beerdigt, deren Deckel ihr Bild<lb/> trägt; auch der arme Marin, der ein derartiges Kunstwerk nicht bezahlen konnte,<lb/> wollte wenigstens eine billige Nachahmung besitzen, und so entstanden die hä߬<lb/> lichen kleine« Aschenkisten, in denen natürlich nicht der Körper — denn diese<lb/> Listen aus Alabaster, Tuff und Travertin oder gebrannter Erde sind selten<lb/> über einen Meter lang - , sondern die verbrannten Überreste des Verstorbenen<lb/> beigesetzt wurden, und auf deren Deckel das puppenhafte Bild des Toten, auf<lb/> deren Seitenflächen fratzenhafte Darstellungen ans der Mythologie oder dem<lb/> täglichen Leben angebracht sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_1570" next="#ID_1571"> Auch in Rom schwankte der Gebrauch zwischen dein Beerdigen und dem<lb/> Verbrennen. Die auf Nimm zurückgehenden Bestimmungen der Pontifices<lb/> kennen niir das erstere; doch wird der Sitte des Verbrennens bereits in den<lb/> Zwölftafelgesetze» gedacht, und in der geschichtlichen Zeit hat diese Vestattnngsart<lb/> wehr und »lehr zugenommen; sie galt wohl auch als vornehmer. Aber nicht</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0567]
Die antiken Sarkophage
Wichtig, weil die meisten griechischen Sarkophage erst ans der römischen Kaiser-
zeit stammen, also ans der Zeit, der die große Masse der römischen Sarkophage
angehört, Bon den römischen Sarkophagen aber unterscheiden sich die in
Griechenland gearbeiteten besonders dadurch, daß sie die architektonische Gliede¬
rung des Totenhauses klarer betonen; und dies hängt wohl damit zusammen,
daß siL meist frei aufgestellt, uicht wie die römischen mit der einem Langseite
gegen die Wand gerückt wurden. Sie wirken daher mehr als selbständige Denk¬
mäler, während die römischen Sarkophage nur einen Schmuck der Grabkammer
bildeten. Sie ruhen ans einem besondern Unterbau; das Dach, dessen Gesims
kräftig hervorgehoben wird, liegt zuweilen auf Säulen oder Pfeilern auf, die
die Ecken einfassen, und der Fignrenschmnck ist maßvoll und ordnet sich der
architektonischen Wirkung unter. Zuweilen sind die Wandflächen ganz glatt
oder nur mit Blatt- und Blumengewinden gefüllt; häufig sind spielende Kinder
oder Amoretten darauf dargestellt; auch die Herocusage und das tägliche Leben
sind durch Amazvueukämpfe, Kentauren, Herakles, Achill, Jagden und Perser¬
kämpfe vertreten. Aber gegenüber den fast zahllosen Beispielen heroischer und
bakchischer Darstellungen auf den römischen Sarkophagen sind diese Darstellungen
in Griechenland verhältnismäßig selten, und völlig fremd ist den griechischen
Sarkophagen die häßliche Häufung und Überschneidung der Gestalten.
Nach griechischen Vorbildern arbeiteten die etrurischen Handwerker ihre
Thon- und Steinsarkvphage. Und von Etrurien ging wohl eine Neuerung
nus, die auch in Rom Eingang fand. Wie erwähnt, übten die Etrurier lauge
Zeit die Sitte, die Leichen ohne weitere Umhüllung ans Totenbänke nieder¬
zulegen. Daraus erklärt sich eine eigentümliche Umgestaltung der Sarkophag¬
form i das Totenhaus wird zur Leichenbank, das Giebeldach zum Polster, auf
dem das plastische Abbild des Verstorbenen ruht. Diese Form des Sarkophags
ist in Etrurien in den letzten! vorchristlichen Jahrhunderten sehr häufig. Nicht
Mr die Bvruehmen wurden in Sarkophagen beerdigt, deren Deckel ihr Bild
trägt; auch der arme Marin, der ein derartiges Kunstwerk nicht bezahlen konnte,
wollte wenigstens eine billige Nachahmung besitzen, und so entstanden die hä߬
lichen kleine« Aschenkisten, in denen natürlich nicht der Körper — denn diese
Listen aus Alabaster, Tuff und Travertin oder gebrannter Erde sind selten
über einen Meter lang - , sondern die verbrannten Überreste des Verstorbenen
beigesetzt wurden, und auf deren Deckel das puppenhafte Bild des Toten, auf
deren Seitenflächen fratzenhafte Darstellungen ans der Mythologie oder dem
täglichen Leben angebracht sind.
Auch in Rom schwankte der Gebrauch zwischen dein Beerdigen und dem
Verbrennen. Die auf Nimm zurückgehenden Bestimmungen der Pontifices
kennen niir das erstere; doch wird der Sitte des Verbrennens bereits in den
Zwölftafelgesetze» gedacht, und in der geschichtlichen Zeit hat diese Vestattnngsart
wehr und »lehr zugenommen; sie galt wohl auch als vornehmer. Aber nicht
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |