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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr.

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Die Kleinkinderschule

bewußt die Köpfe senkten. Hier ist immer noch das Loch in der Jacke, Moritz,
fuhr ich fort. Schon vor drei Tagen habe ich dirs gezeigt, warum läßt du es
Muttern nicht flicken? "Solange Vater tot ist, ist Mutter alle Tage auf Arbeit,
und wenn sie spat nach Hause kommt, ist sie so müde, daß ihr die Augen beim
Flicken zufallen," erwiderte der Große. Du müßtest helfen, sagte ich ernst. Ich
Habs auch schon versucht, die Strümpfe zu stopfen, aber ich bringe es noch immer
nicht fertig, und dann wird Mutter ärgerlich und -- er schwieg und senkte die
Augen. Nun, und? forschte ich. "Sie bunt ihm das Stopfzeug um die Ohren!"
rief Moritz jubelnd dazwischen in Erinnerung an die mütterliche Methode. Allmählich
waren auch die uoch fehlenden drei Buben herzugetreten, und ganz hingenommen
von dein fesselnden Thema sprang einer in die Ecke des Zimmers, durchwühlte
eiuen dort stehenden Korb und zog endlich ein angefangenes Stopfzeng hervor.
"Das hat Wilhelm gestopft!" frohlockte er, den Strumpf wie eine Fahne schwenkend.
Ich betrachtete kritisch das übel behandelte Loch; die Erstlingswerke des Großen
waren allerdings nicht vielversprechend, und ich begriff den Zorn der müden Frau
bei der geringen Anstelligkeit ihres Großen zu solchen Hilfsleistungen. Gieb nur
den Mut nicht auf, Wilhelm, sagte ich tröstend, Übung macht den Meister. Da
ihr keine Schwester habt, ist es durchaus nötig, daß du hilfst. Auch hier war mir
jetzt klar, warum bei Ernst und Moritz nicht immer alles in Ordnung war.

Doch nicht in allen Fällen gab es so triftige Entschuldigungsgründe für augen¬
fällige Unordnungen. Ich kam in ein Haus, das mir täglich zwei kleine Mädchen
sandte, die sich durch äußere Liederlichkeit auszeichneten, die mir aber eine außer¬
ordentliche Anhänglichkeit bewiesen, und deren Betragen in der Schule nichts zu
wünschen ließ. Die Mutter, eine gesunde, starke Frau, saß am Tische. Es war
um die Vesperzeit. Vor ihr stand ein großer eiserner Topf mit Kaffee, dcizn eine
unsaubere Obertasse ohne Henkel.- Neben diesem Kaffeegeschirr standen einträchtig
die gebrauchten Teller, Löffel und Schüsseln vom Mittagessen her. Große Hansen
von Kartoffelschalen und Heringsgräten erhöhten das Widerliche des Eindrucks. Die
Frau sah in ihrem Anzüge eben so verwahrlost aus wie ihre kleinen Mädchen.
Die übrige Zimmereinrichtung bildete einen würdigen Nahmen zu dem lieblichen
Bilde am Tische. Das rohe Gesicht der Frau blieb äußerst gleichmütig bei meinem
Eintritts. Erst nachdem sie die angetrunkene Tasse ruhig geleert hatte, erhob sie
sich schwerfällig, um mich zu begrüßen.

Ich fragte nach den Kindern, und ob sie sich nicht freue, daß sie so gern die
Schule besuchten. Sie sah mich von oben herab an. "Freue"? nee, Fräulein, ich
behielte sie lieber zu Hause; hier können sie ebenso gut spielen, und dann hat man
sie, wenn man sie braucht. Aber das Getute und Geheule, wenn sie Hierbleiben
sollen! Da sage ich: lauft; aber Geld bezahle ich nicht dafür." Sie hatte Recht,
das hatte ich längst für die Kleinen, die mir besonders ans Herz gewachsen waren,
besorgt. Aber über das unsaubere Aussehen der Kinder kam kein Wort des Tadels
über meine Lippen. Ich wußte, dieser Frau gegenüber hätte ich mir jede Möglich¬
keit geraubt, die Kleine" wenigstens tagsüber dem mütterlichen Einfluß, der hier
kein guter war, zu entziehen.

Ich setzte solche Besuche eifrig fort, so viel es meine Zeit erlaubte, und das
Ergebnis war, daß ich immer mehr die Mittel und Wege entdeckte, Übelstnnden in der
Schule abzuhelfen. Und noch eine andre Frucht brachten mir diese Gänge: ich fand
hie und da und oft in kinderreichen Häusern noch manch ein Altes, das mit ernährt
werden mußte und dem oft schmale Bissen blieben. Ich nahm mir vor, die wohl¬
thätig gesinnten Familien darauf aufmerksam zu macheu, um sie nicht darben zu lassen.


Die Kleinkinderschule

bewußt die Köpfe senkten. Hier ist immer noch das Loch in der Jacke, Moritz,
fuhr ich fort. Schon vor drei Tagen habe ich dirs gezeigt, warum läßt du es
Muttern nicht flicken? „Solange Vater tot ist, ist Mutter alle Tage auf Arbeit,
und wenn sie spat nach Hause kommt, ist sie so müde, daß ihr die Augen beim
Flicken zufallen," erwiderte der Große. Du müßtest helfen, sagte ich ernst. Ich
Habs auch schon versucht, die Strümpfe zu stopfen, aber ich bringe es noch immer
nicht fertig, und dann wird Mutter ärgerlich und — er schwieg und senkte die
Augen. Nun, und? forschte ich. „Sie bunt ihm das Stopfzeug um die Ohren!"
rief Moritz jubelnd dazwischen in Erinnerung an die mütterliche Methode. Allmählich
waren auch die uoch fehlenden drei Buben herzugetreten, und ganz hingenommen
von dein fesselnden Thema sprang einer in die Ecke des Zimmers, durchwühlte
eiuen dort stehenden Korb und zog endlich ein angefangenes Stopfzeng hervor.
„Das hat Wilhelm gestopft!" frohlockte er, den Strumpf wie eine Fahne schwenkend.
Ich betrachtete kritisch das übel behandelte Loch; die Erstlingswerke des Großen
waren allerdings nicht vielversprechend, und ich begriff den Zorn der müden Frau
bei der geringen Anstelligkeit ihres Großen zu solchen Hilfsleistungen. Gieb nur
den Mut nicht auf, Wilhelm, sagte ich tröstend, Übung macht den Meister. Da
ihr keine Schwester habt, ist es durchaus nötig, daß du hilfst. Auch hier war mir
jetzt klar, warum bei Ernst und Moritz nicht immer alles in Ordnung war.

Doch nicht in allen Fällen gab es so triftige Entschuldigungsgründe für augen¬
fällige Unordnungen. Ich kam in ein Haus, das mir täglich zwei kleine Mädchen
sandte, die sich durch äußere Liederlichkeit auszeichneten, die mir aber eine außer¬
ordentliche Anhänglichkeit bewiesen, und deren Betragen in der Schule nichts zu
wünschen ließ. Die Mutter, eine gesunde, starke Frau, saß am Tische. Es war
um die Vesperzeit. Vor ihr stand ein großer eiserner Topf mit Kaffee, dcizn eine
unsaubere Obertasse ohne Henkel.- Neben diesem Kaffeegeschirr standen einträchtig
die gebrauchten Teller, Löffel und Schüsseln vom Mittagessen her. Große Hansen
von Kartoffelschalen und Heringsgräten erhöhten das Widerliche des Eindrucks. Die
Frau sah in ihrem Anzüge eben so verwahrlost aus wie ihre kleinen Mädchen.
Die übrige Zimmereinrichtung bildete einen würdigen Nahmen zu dem lieblichen
Bilde am Tische. Das rohe Gesicht der Frau blieb äußerst gleichmütig bei meinem
Eintritts. Erst nachdem sie die angetrunkene Tasse ruhig geleert hatte, erhob sie
sich schwerfällig, um mich zu begrüßen.

Ich fragte nach den Kindern, und ob sie sich nicht freue, daß sie so gern die
Schule besuchten. Sie sah mich von oben herab an. „Freue«? nee, Fräulein, ich
behielte sie lieber zu Hause; hier können sie ebenso gut spielen, und dann hat man
sie, wenn man sie braucht. Aber das Getute und Geheule, wenn sie Hierbleiben
sollen! Da sage ich: lauft; aber Geld bezahle ich nicht dafür." Sie hatte Recht,
das hatte ich längst für die Kleinen, die mir besonders ans Herz gewachsen waren,
besorgt. Aber über das unsaubere Aussehen der Kinder kam kein Wort des Tadels
über meine Lippen. Ich wußte, dieser Frau gegenüber hätte ich mir jede Möglich¬
keit geraubt, die Kleine» wenigstens tagsüber dem mütterlichen Einfluß, der hier
kein guter war, zu entziehen.

Ich setzte solche Besuche eifrig fort, so viel es meine Zeit erlaubte, und das
Ergebnis war, daß ich immer mehr die Mittel und Wege entdeckte, Übelstnnden in der
Schule abzuhelfen. Und noch eine andre Frucht brachten mir diese Gänge: ich fand
hie und da und oft in kinderreichen Häusern noch manch ein Altes, das mit ernährt
werden mußte und dem oft schmale Bissen blieben. Ich nahm mir vor, die wohl¬
thätig gesinnten Familien darauf aufmerksam zu macheu, um sie nicht darben zu lassen.


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[0484] Die Kleinkinderschule bewußt die Köpfe senkten. Hier ist immer noch das Loch in der Jacke, Moritz, fuhr ich fort. Schon vor drei Tagen habe ich dirs gezeigt, warum läßt du es Muttern nicht flicken? „Solange Vater tot ist, ist Mutter alle Tage auf Arbeit, und wenn sie spat nach Hause kommt, ist sie so müde, daß ihr die Augen beim Flicken zufallen," erwiderte der Große. Du müßtest helfen, sagte ich ernst. Ich Habs auch schon versucht, die Strümpfe zu stopfen, aber ich bringe es noch immer nicht fertig, und dann wird Mutter ärgerlich und — er schwieg und senkte die Augen. Nun, und? forschte ich. „Sie bunt ihm das Stopfzeug um die Ohren!" rief Moritz jubelnd dazwischen in Erinnerung an die mütterliche Methode. Allmählich waren auch die uoch fehlenden drei Buben herzugetreten, und ganz hingenommen von dein fesselnden Thema sprang einer in die Ecke des Zimmers, durchwühlte eiuen dort stehenden Korb und zog endlich ein angefangenes Stopfzeng hervor. „Das hat Wilhelm gestopft!" frohlockte er, den Strumpf wie eine Fahne schwenkend. Ich betrachtete kritisch das übel behandelte Loch; die Erstlingswerke des Großen waren allerdings nicht vielversprechend, und ich begriff den Zorn der müden Frau bei der geringen Anstelligkeit ihres Großen zu solchen Hilfsleistungen. Gieb nur den Mut nicht auf, Wilhelm, sagte ich tröstend, Übung macht den Meister. Da ihr keine Schwester habt, ist es durchaus nötig, daß du hilfst. Auch hier war mir jetzt klar, warum bei Ernst und Moritz nicht immer alles in Ordnung war. Doch nicht in allen Fällen gab es so triftige Entschuldigungsgründe für augen¬ fällige Unordnungen. Ich kam in ein Haus, das mir täglich zwei kleine Mädchen sandte, die sich durch äußere Liederlichkeit auszeichneten, die mir aber eine außer¬ ordentliche Anhänglichkeit bewiesen, und deren Betragen in der Schule nichts zu wünschen ließ. Die Mutter, eine gesunde, starke Frau, saß am Tische. Es war um die Vesperzeit. Vor ihr stand ein großer eiserner Topf mit Kaffee, dcizn eine unsaubere Obertasse ohne Henkel.- Neben diesem Kaffeegeschirr standen einträchtig die gebrauchten Teller, Löffel und Schüsseln vom Mittagessen her. Große Hansen von Kartoffelschalen und Heringsgräten erhöhten das Widerliche des Eindrucks. Die Frau sah in ihrem Anzüge eben so verwahrlost aus wie ihre kleinen Mädchen. Die übrige Zimmereinrichtung bildete einen würdigen Nahmen zu dem lieblichen Bilde am Tische. Das rohe Gesicht der Frau blieb äußerst gleichmütig bei meinem Eintritts. Erst nachdem sie die angetrunkene Tasse ruhig geleert hatte, erhob sie sich schwerfällig, um mich zu begrüßen. Ich fragte nach den Kindern, und ob sie sich nicht freue, daß sie so gern die Schule besuchten. Sie sah mich von oben herab an. „Freue«? nee, Fräulein, ich behielte sie lieber zu Hause; hier können sie ebenso gut spielen, und dann hat man sie, wenn man sie braucht. Aber das Getute und Geheule, wenn sie Hierbleiben sollen! Da sage ich: lauft; aber Geld bezahle ich nicht dafür." Sie hatte Recht, das hatte ich längst für die Kleinen, die mir besonders ans Herz gewachsen waren, besorgt. Aber über das unsaubere Aussehen der Kinder kam kein Wort des Tadels über meine Lippen. Ich wußte, dieser Frau gegenüber hätte ich mir jede Möglich¬ keit geraubt, die Kleine» wenigstens tagsüber dem mütterlichen Einfluß, der hier kein guter war, zu entziehen. Ich setzte solche Besuche eifrig fort, so viel es meine Zeit erlaubte, und das Ergebnis war, daß ich immer mehr die Mittel und Wege entdeckte, Übelstnnden in der Schule abzuhelfen. Und noch eine andre Frucht brachten mir diese Gänge: ich fand hie und da und oft in kinderreichen Häusern noch manch ein Altes, das mit ernährt werden mußte und dem oft schmale Bissen blieben. Ich nahm mir vor, die wohl¬ thätig gesinnten Familien darauf aufmerksam zu macheu, um sie nicht darben zu lassen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_207294/484>, abgerufen am 28.12.2024.