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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Erstes Vierteljahr.

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Litteratur

das gesamte Kultur- und Kunstleben der Florentiner Friihrenaissance fesselnde
Streiflichter >virft und dadurch mich den Laien völlig in das Gebiet einführt,
werden wir erst nach Abschluß des ganzen Werkes gerecht werden können, dessen
zweiter Teil die eingehende Begründung der Zuweisungen und Datirungen des
ersten bringen soll. Vor der Hand sei nur auf die Bestätigung der Taufe Bodes
für das 1478 bis 1488 angesetzte Auferstehungsbild der Berliner Galerie, die
Bezeichnung des Londoner Exemplars der Visrgk! u.^x rovlrsr" als Original im.
Gegensatz zu der Mailänder Schülkopie im Louvre, und die Anerkennung des merk¬
würdigen allegorischen Stnckreliefs im 8art,n Xe>,usinAtnn MiMnin hingewiesen. Die
meist rückhaltlos genannten Namen der Gewährsmänner, wie Bode. Liphart und
Bcihersdorffer, bürgen nicht minder als das bei aller Begeisterung und Beredsam¬
keit doch vorsichtige Borgehen des Verfassers dafür, daß es sich hier um die Er¬
gebnisse ernster wissenschaftlicher Arbeit und nicht um neuerungssüchtige Willkür
handelt. Als schriftstellerische Leistung hält sich dabei die Arbeit'durchaus auf der
Höhe der Aufgabe, ohne durch gelehrten Ballast den belehrnngsnchenden Laien ab¬
zuschrecken.

Die Ausstattung des Werkes ist eine in jeder Beziehung hervorragende Leistung
des modernen deutsche" Buchgewerbes, der nur noch einige Worte besondrer An¬
erkennung widmen möchte". Die großen Bildtafeln, die in ihrem Umfang oft über
das stattliche Quartformat des Bandes hinausgehen, sind ebenso wie die sehr
zahlreichen in den Text verstreuten Illustrationen, geschmackvollen Randleisten und
Vignetten (die durchweg dem Formenkreis der Florentiner Frührenaissance ange¬
hören) nach Originalanfnnhmen in Lichtdruck oder vorzüglich ausgeführter Auto¬
typie (von Oskar Consöe) hergestellt. Gerade das letztgenannte Verfahren hat in
seiner industriellen Nusbentung in neuester Zeit vielfach eine mit Recht absprechende
Beurteilung erfahren; hier sehen wir es unter gewissenhafter Aufsicht zu einem
wirklich vornehmen Jllustrationsmittel ansgebildet, deren Wirkung nur hie und da
durch die etwas zu grelle Tönung beeinträchtigt wird. Auch in typographischer
Beziehung ist nichts gespart worden. Das Papier der Straßburger Papiermauu-
faktur wie auch der klare und dem Auge wohlthuende Antiauascitz beweisen, daß
der deutsche Verleger uicht mehr hinter den Leistungen seiner französischen Kon¬
kurrenten zurückzubleiben gesonnen ist. Hoffentlich wird auch im deutschen Lese-
Publikum das Verständnis für ein so anerkennenswertes Vorgehen nicht fehlen.
Der im Verhältnis zu dein Reichtum des Gebotenen auffallend niedrige Preis
(6 Mark für die Lieferung!) wird sicher dazu beitragen. Im Interesse des Ver¬
legers wie der Leser und Käufer wäre eine möglichst schnelle Fortsetzung des so
rühmlich begonnenen Unternehmens lebhaft zu wünschen.






Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grnnow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunvw. in Leipzig -- Druck von Carl Marquart in Leipzig
Litteratur

das gesamte Kultur- und Kunstleben der Florentiner Friihrenaissance fesselnde
Streiflichter >virft und dadurch mich den Laien völlig in das Gebiet einführt,
werden wir erst nach Abschluß des ganzen Werkes gerecht werden können, dessen
zweiter Teil die eingehende Begründung der Zuweisungen und Datirungen des
ersten bringen soll. Vor der Hand sei nur auf die Bestätigung der Taufe Bodes
für das 1478 bis 1488 angesetzte Auferstehungsbild der Berliner Galerie, die
Bezeichnung des Londoner Exemplars der Visrgk! u.^x rovlrsr» als Original im.
Gegensatz zu der Mailänder Schülkopie im Louvre, und die Anerkennung des merk¬
würdigen allegorischen Stnckreliefs im 8art,n Xe>,usinAtnn MiMnin hingewiesen. Die
meist rückhaltlos genannten Namen der Gewährsmänner, wie Bode. Liphart und
Bcihersdorffer, bürgen nicht minder als das bei aller Begeisterung und Beredsam¬
keit doch vorsichtige Borgehen des Verfassers dafür, daß es sich hier um die Er¬
gebnisse ernster wissenschaftlicher Arbeit und nicht um neuerungssüchtige Willkür
handelt. Als schriftstellerische Leistung hält sich dabei die Arbeit'durchaus auf der
Höhe der Aufgabe, ohne durch gelehrten Ballast den belehrnngsnchenden Laien ab¬
zuschrecken.

Die Ausstattung des Werkes ist eine in jeder Beziehung hervorragende Leistung
des modernen deutsche» Buchgewerbes, der nur noch einige Worte besondrer An¬
erkennung widmen möchte». Die großen Bildtafeln, die in ihrem Umfang oft über
das stattliche Quartformat des Bandes hinausgehen, sind ebenso wie die sehr
zahlreichen in den Text verstreuten Illustrationen, geschmackvollen Randleisten und
Vignetten (die durchweg dem Formenkreis der Florentiner Frührenaissance ange¬
hören) nach Originalanfnnhmen in Lichtdruck oder vorzüglich ausgeführter Auto¬
typie (von Oskar Consöe) hergestellt. Gerade das letztgenannte Verfahren hat in
seiner industriellen Nusbentung in neuester Zeit vielfach eine mit Recht absprechende
Beurteilung erfahren; hier sehen wir es unter gewissenhafter Aufsicht zu einem
wirklich vornehmen Jllustrationsmittel ansgebildet, deren Wirkung nur hie und da
durch die etwas zu grelle Tönung beeinträchtigt wird. Auch in typographischer
Beziehung ist nichts gespart worden. Das Papier der Straßburger Papiermauu-
faktur wie auch der klare und dem Auge wohlthuende Antiauascitz beweisen, daß
der deutsche Verleger uicht mehr hinter den Leistungen seiner französischen Kon¬
kurrenten zurückzubleiben gesonnen ist. Hoffentlich wird auch im deutschen Lese-
Publikum das Verständnis für ein so anerkennenswertes Vorgehen nicht fehlen.
Der im Verhältnis zu dein Reichtum des Gebotenen auffallend niedrige Preis
(6 Mark für die Lieferung!) wird sicher dazu beitragen. Im Interesse des Ver¬
legers wie der Leser und Käufer wäre eine möglichst schnelle Fortsetzung des so
rühmlich begonnenen Unternehmens lebhaft zu wünschen.






Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grnnow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunvw. in Leipzig — Druck von Carl Marquart in Leipzig
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[0496] Litteratur das gesamte Kultur- und Kunstleben der Florentiner Friihrenaissance fesselnde Streiflichter >virft und dadurch mich den Laien völlig in das Gebiet einführt, werden wir erst nach Abschluß des ganzen Werkes gerecht werden können, dessen zweiter Teil die eingehende Begründung der Zuweisungen und Datirungen des ersten bringen soll. Vor der Hand sei nur auf die Bestätigung der Taufe Bodes für das 1478 bis 1488 angesetzte Auferstehungsbild der Berliner Galerie, die Bezeichnung des Londoner Exemplars der Visrgk! u.^x rovlrsr» als Original im. Gegensatz zu der Mailänder Schülkopie im Louvre, und die Anerkennung des merk¬ würdigen allegorischen Stnckreliefs im 8art,n Xe>,usinAtnn MiMnin hingewiesen. Die meist rückhaltlos genannten Namen der Gewährsmänner, wie Bode. Liphart und Bcihersdorffer, bürgen nicht minder als das bei aller Begeisterung und Beredsam¬ keit doch vorsichtige Borgehen des Verfassers dafür, daß es sich hier um die Er¬ gebnisse ernster wissenschaftlicher Arbeit und nicht um neuerungssüchtige Willkür handelt. Als schriftstellerische Leistung hält sich dabei die Arbeit'durchaus auf der Höhe der Aufgabe, ohne durch gelehrten Ballast den belehrnngsnchenden Laien ab¬ zuschrecken. Die Ausstattung des Werkes ist eine in jeder Beziehung hervorragende Leistung des modernen deutsche» Buchgewerbes, der nur noch einige Worte besondrer An¬ erkennung widmen möchte». Die großen Bildtafeln, die in ihrem Umfang oft über das stattliche Quartformat des Bandes hinausgehen, sind ebenso wie die sehr zahlreichen in den Text verstreuten Illustrationen, geschmackvollen Randleisten und Vignetten (die durchweg dem Formenkreis der Florentiner Frührenaissance ange¬ hören) nach Originalanfnnhmen in Lichtdruck oder vorzüglich ausgeführter Auto¬ typie (von Oskar Consöe) hergestellt. Gerade das letztgenannte Verfahren hat in seiner industriellen Nusbentung in neuester Zeit vielfach eine mit Recht absprechende Beurteilung erfahren; hier sehen wir es unter gewissenhafter Aufsicht zu einem wirklich vornehmen Jllustrationsmittel ansgebildet, deren Wirkung nur hie und da durch die etwas zu grelle Tönung beeinträchtigt wird. Auch in typographischer Beziehung ist nichts gespart worden. Das Papier der Straßburger Papiermauu- faktur wie auch der klare und dem Auge wohlthuende Antiauascitz beweisen, daß der deutsche Verleger uicht mehr hinter den Leistungen seiner französischen Kon¬ kurrenten zurückzubleiben gesonnen ist. Hoffentlich wird auch im deutschen Lese- Publikum das Verständnis für ein so anerkennenswertes Vorgehen nicht fehlen. Der im Verhältnis zu dein Reichtum des Gebotenen auffallend niedrige Preis (6 Mark für die Lieferung!) wird sicher dazu beitragen. Im Interesse des Ver¬ legers wie der Leser und Käufer wäre eine möglichst schnelle Fortsetzung des so rühmlich begonnenen Unternehmens lebhaft zu wünschen. Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grnnow in Leipzig Verlag von Fr. Wilh. Grunvw. in Leipzig — Druck von Carl Marquart in Leipzig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_206644/496>, abgerufen am 26.06.2024.