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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Erstes Vierteljahr.

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Litteratur

Gütererzeugung erforderliche" Bodens wenig gedacht wird, ist richtig; die Sozia¬
liste" "zugehen de" Punkt, weil ihre Lehre a"f der Behauptung beruht, daß der
Boden für alle hinreiche und alles Übel nur von der falschen Verteilung herrühre;
die bürgerlichen Schriftsteller aber fürchten sich vor der Übervölkerungsfrage, zu der
die Bodeufrage hinleitet. Dagegen ist es nicht richtig, das; die gerügten Fehler
auch in den Vücheru ganz allgemein begangen würden. Unser größter Volks¬
wirtschaftslehrer, Röscher, hat die Boden- wie die Übervölkerungsfrage und das
Verhältnis zwischen Tausch- u"d Gebrauchswert mit aller nur wünschenswerten
Gründlichkeit und Genauigkeit erörtert. Effertz kommt denn mich in der Haupt¬
sache zu denselben Ergebnissen wie Röscher, den er merkwürdigerweise nicht ein
einzigesmal nennt. Damit soll aber sein Buch uicht etwa neben das große klassische
Werk von Röscher gestellt werden, dazu ist vor allem sein Inhalt viel zu dürftig.
Die häufige Anwendung der mathematischen Methode, namentlich die Ableitung
volkswirtschaftlicher Wahrheiten durch Entwicklung algebraischer Formeln, scheint
uns von sehr zweifelhaftem Werte zu sein. Ein auf dem Wege der Erfahrung er¬
mitteltes Abhängigkeitsverhältnis zwischen mehreren Größen in einer Formel dar¬
zustellen, mag seinen pädagogischen Nutzen haben, namentlich wenn noch eine
Zeichnung beigefügt wird, wie die ganz vortrefflichen Nahrungsmittel- und Kultur-
mittelknrven auf S. 150 und die Gewinn- und Kostentnrven auf S. 250. Da¬
gegen würde ein Unternehmer sehr schlecht fahren, wollte er seinen Gewinn nach
den S. 256 ff. entwickelten Formeln ->, priori berechne". Der Verfasser würzt die
trockne mathematische Darstellung durch seiue frische, etwas burschikose Sprache und
durch drastische Beispiele. Den Liberalen wird seine Ansicht über den Militarismus
sehr anstößig vorkommen. Er meint, bei Berechnung der Militnrkosten dürfe man
die Verpflegung nicht anschlagen, da der Mann so wie so esse" müsse. "So wenig
die Kosten des Brotes, das der Schuster ißt, eingehe" in die Kosten der Schuhe,
so wenig gehen die Kosten des Kommißbrotes, das der Soldat ißt, ein in die
kosten des Heeres." Bei dieser Annahme getätigt er zu dem Ergebnis, daß das
deutsche Heer an Arbeit nnr zwei Drittel, an Boden nur ein Drittel dessen koste,
was das Volk auf Schnaps misgiebt. Die Richtigkeit der Rechnung zu prüfe",
sehen wir uns nicht imstande. Der Verfasser ist nicht der Meinung, daß Deutsch¬
land übervölkert sei, und daß die Not, wo sich solche findet, von Nnhrungsmittel-
mangel herrühre. Er sagt, unsre Soldaten seien doch gewiß gut genährt, denn
sie platzten vor Gesundheit. "Nun habe ich noch keinen Soldaten gesprochen, der
mir nicht geschworen hätte, bei Muttern habe er viel, viel besser gegessen."
Manche schwören eben falsch. Dasselbe findet man bei Anstaltszöglingen, die zu
Hanse Hunger gelitten haben und dann auf die elende Anstaltskost schimpfen.
Ältere Leute sind gewöhnlich aufrichtiger oder vielleicht auch weniger in Selbst¬
täuschung befangen. So ereignete es sich vorm Jahre in einer Garnisonstadt, daß
mehrere Lnndwehrmänner, als sie nach Schluß einer Übung entlassen wurden, den
Wunsch aussprachen, dableibe" zu dürfen, denn so gut könnten sie zu Hause nicht
leben, sie möchten noch so fleißig arbeiten. Übrigens giebt der Verfasser zu, daß
er sich möglicherweise irre. Er schließt heilt Buch mit folgendem Entweder-Oder:
"Ist meine Schlußfolgerung richtig, so läßt sich der Pauperismus durch eine ver¬
änderte Verteilung, z. B. durch höher" Lob" ". dergl., besser" "ud heile"; es
handelt sich dann um Überfüllung des Arbeitsmarktes, nicht aber um Übervölkerung.
Ist aber die gegnerische Schlußfolgerung richtig, so ist die größte Wahrscheinlichkeit
vorhanden, daß es sich bei dem bürgerlichen Pauperismus um Übervölkerung handelt.
Ist aber diese Diagnose richtig, so wird keine veränderte Verteilung, keine Lohn-


Litteratur

Gütererzeugung erforderliche» Bodens wenig gedacht wird, ist richtig; die Sozia¬
liste» »zugehen de» Punkt, weil ihre Lehre a»f der Behauptung beruht, daß der
Boden für alle hinreiche und alles Übel nur von der falschen Verteilung herrühre;
die bürgerlichen Schriftsteller aber fürchten sich vor der Übervölkerungsfrage, zu der
die Bodeufrage hinleitet. Dagegen ist es nicht richtig, das; die gerügten Fehler
auch in den Vücheru ganz allgemein begangen würden. Unser größter Volks¬
wirtschaftslehrer, Röscher, hat die Boden- wie die Übervölkerungsfrage und das
Verhältnis zwischen Tausch- u»d Gebrauchswert mit aller nur wünschenswerten
Gründlichkeit und Genauigkeit erörtert. Effertz kommt denn mich in der Haupt¬
sache zu denselben Ergebnissen wie Röscher, den er merkwürdigerweise nicht ein
einzigesmal nennt. Damit soll aber sein Buch uicht etwa neben das große klassische
Werk von Röscher gestellt werden, dazu ist vor allem sein Inhalt viel zu dürftig.
Die häufige Anwendung der mathematischen Methode, namentlich die Ableitung
volkswirtschaftlicher Wahrheiten durch Entwicklung algebraischer Formeln, scheint
uns von sehr zweifelhaftem Werte zu sein. Ein auf dem Wege der Erfahrung er¬
mitteltes Abhängigkeitsverhältnis zwischen mehreren Größen in einer Formel dar¬
zustellen, mag seinen pädagogischen Nutzen haben, namentlich wenn noch eine
Zeichnung beigefügt wird, wie die ganz vortrefflichen Nahrungsmittel- und Kultur-
mittelknrven auf S. 150 und die Gewinn- und Kostentnrven auf S. 250. Da¬
gegen würde ein Unternehmer sehr schlecht fahren, wollte er seinen Gewinn nach
den S. 256 ff. entwickelten Formeln ->, priori berechne». Der Verfasser würzt die
trockne mathematische Darstellung durch seiue frische, etwas burschikose Sprache und
durch drastische Beispiele. Den Liberalen wird seine Ansicht über den Militarismus
sehr anstößig vorkommen. Er meint, bei Berechnung der Militnrkosten dürfe man
die Verpflegung nicht anschlagen, da der Mann so wie so esse» müsse. „So wenig
die Kosten des Brotes, das der Schuster ißt, eingehe» in die Kosten der Schuhe,
so wenig gehen die Kosten des Kommißbrotes, das der Soldat ißt, ein in die
kosten des Heeres." Bei dieser Annahme getätigt er zu dem Ergebnis, daß das
deutsche Heer an Arbeit nnr zwei Drittel, an Boden nur ein Drittel dessen koste,
was das Volk auf Schnaps misgiebt. Die Richtigkeit der Rechnung zu prüfe»,
sehen wir uns nicht imstande. Der Verfasser ist nicht der Meinung, daß Deutsch¬
land übervölkert sei, und daß die Not, wo sich solche findet, von Nnhrungsmittel-
mangel herrühre. Er sagt, unsre Soldaten seien doch gewiß gut genährt, denn
sie platzten vor Gesundheit. „Nun habe ich noch keinen Soldaten gesprochen, der
mir nicht geschworen hätte, bei Muttern habe er viel, viel besser gegessen."
Manche schwören eben falsch. Dasselbe findet man bei Anstaltszöglingen, die zu
Hanse Hunger gelitten haben und dann auf die elende Anstaltskost schimpfen.
Ältere Leute sind gewöhnlich aufrichtiger oder vielleicht auch weniger in Selbst¬
täuschung befangen. So ereignete es sich vorm Jahre in einer Garnisonstadt, daß
mehrere Lnndwehrmänner, als sie nach Schluß einer Übung entlassen wurden, den
Wunsch aussprachen, dableibe» zu dürfen, denn so gut könnten sie zu Hause nicht
leben, sie möchten noch so fleißig arbeiten. Übrigens giebt der Verfasser zu, daß
er sich möglicherweise irre. Er schließt heilt Buch mit folgendem Entweder-Oder:
„Ist meine Schlußfolgerung richtig, so läßt sich der Pauperismus durch eine ver¬
änderte Verteilung, z. B. durch höher» Lob» ». dergl., besser» »ud heile»; es
handelt sich dann um Überfüllung des Arbeitsmarktes, nicht aber um Übervölkerung.
Ist aber die gegnerische Schlußfolgerung richtig, so ist die größte Wahrscheinlichkeit
vorhanden, daß es sich bei dem bürgerlichen Pauperismus um Übervölkerung handelt.
Ist aber diese Diagnose richtig, so wird keine veränderte Verteilung, keine Lohn-


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[0252] Litteratur Gütererzeugung erforderliche» Bodens wenig gedacht wird, ist richtig; die Sozia¬ liste» »zugehen de» Punkt, weil ihre Lehre a»f der Behauptung beruht, daß der Boden für alle hinreiche und alles Übel nur von der falschen Verteilung herrühre; die bürgerlichen Schriftsteller aber fürchten sich vor der Übervölkerungsfrage, zu der die Bodeufrage hinleitet. Dagegen ist es nicht richtig, das; die gerügten Fehler auch in den Vücheru ganz allgemein begangen würden. Unser größter Volks¬ wirtschaftslehrer, Röscher, hat die Boden- wie die Übervölkerungsfrage und das Verhältnis zwischen Tausch- u»d Gebrauchswert mit aller nur wünschenswerten Gründlichkeit und Genauigkeit erörtert. Effertz kommt denn mich in der Haupt¬ sache zu denselben Ergebnissen wie Röscher, den er merkwürdigerweise nicht ein einzigesmal nennt. Damit soll aber sein Buch uicht etwa neben das große klassische Werk von Röscher gestellt werden, dazu ist vor allem sein Inhalt viel zu dürftig. Die häufige Anwendung der mathematischen Methode, namentlich die Ableitung volkswirtschaftlicher Wahrheiten durch Entwicklung algebraischer Formeln, scheint uns von sehr zweifelhaftem Werte zu sein. Ein auf dem Wege der Erfahrung er¬ mitteltes Abhängigkeitsverhältnis zwischen mehreren Größen in einer Formel dar¬ zustellen, mag seinen pädagogischen Nutzen haben, namentlich wenn noch eine Zeichnung beigefügt wird, wie die ganz vortrefflichen Nahrungsmittel- und Kultur- mittelknrven auf S. 150 und die Gewinn- und Kostentnrven auf S. 250. Da¬ gegen würde ein Unternehmer sehr schlecht fahren, wollte er seinen Gewinn nach den S. 256 ff. entwickelten Formeln ->, priori berechne». Der Verfasser würzt die trockne mathematische Darstellung durch seiue frische, etwas burschikose Sprache und durch drastische Beispiele. Den Liberalen wird seine Ansicht über den Militarismus sehr anstößig vorkommen. Er meint, bei Berechnung der Militnrkosten dürfe man die Verpflegung nicht anschlagen, da der Mann so wie so esse» müsse. „So wenig die Kosten des Brotes, das der Schuster ißt, eingehe» in die Kosten der Schuhe, so wenig gehen die Kosten des Kommißbrotes, das der Soldat ißt, ein in die kosten des Heeres." Bei dieser Annahme getätigt er zu dem Ergebnis, daß das deutsche Heer an Arbeit nnr zwei Drittel, an Boden nur ein Drittel dessen koste, was das Volk auf Schnaps misgiebt. Die Richtigkeit der Rechnung zu prüfe», sehen wir uns nicht imstande. Der Verfasser ist nicht der Meinung, daß Deutsch¬ land übervölkert sei, und daß die Not, wo sich solche findet, von Nnhrungsmittel- mangel herrühre. Er sagt, unsre Soldaten seien doch gewiß gut genährt, denn sie platzten vor Gesundheit. „Nun habe ich noch keinen Soldaten gesprochen, der mir nicht geschworen hätte, bei Muttern habe er viel, viel besser gegessen." Manche schwören eben falsch. Dasselbe findet man bei Anstaltszöglingen, die zu Hanse Hunger gelitten haben und dann auf die elende Anstaltskost schimpfen. Ältere Leute sind gewöhnlich aufrichtiger oder vielleicht auch weniger in Selbst¬ täuschung befangen. So ereignete es sich vorm Jahre in einer Garnisonstadt, daß mehrere Lnndwehrmänner, als sie nach Schluß einer Übung entlassen wurden, den Wunsch aussprachen, dableibe» zu dürfen, denn so gut könnten sie zu Hause nicht leben, sie möchten noch so fleißig arbeiten. Übrigens giebt der Verfasser zu, daß er sich möglicherweise irre. Er schließt heilt Buch mit folgendem Entweder-Oder: „Ist meine Schlußfolgerung richtig, so läßt sich der Pauperismus durch eine ver¬ änderte Verteilung, z. B. durch höher» Lob» ». dergl., besser» »ud heile»; es handelt sich dann um Überfüllung des Arbeitsmarktes, nicht aber um Übervölkerung. Ist aber die gegnerische Schlußfolgerung richtig, so ist die größte Wahrscheinlichkeit vorhanden, daß es sich bei dem bürgerlichen Pauperismus um Übervölkerung handelt. Ist aber diese Diagnose richtig, so wird keine veränderte Verteilung, keine Lohn-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_206644/252>, abgerufen am 25.08.2024.