Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Erstes Vierteljahr.Daten zu begleiten. Noch stand Preußen aufrecht da, als schon die ersten Regungen
Im April des Jahres t800 konnte Scharnhorst in einer Denkschrift schon auf (Schluß folgt) (Lin militärfreier Aland? ist auffallend, daß der Beschluß des Reichstags vom Im katholischen Deutschland kann man diese Aussicht mir mit Freuden Grenzbotcu I t"!M Z
Daten zu begleiten. Noch stand Preußen aufrecht da, als schon die ersten Regungen
Im April des Jahres t800 konnte Scharnhorst in einer Denkschrift schon auf (Schluß folgt) (Lin militärfreier Aland? ist auffallend, daß der Beschluß des Reichstags vom Im katholischen Deutschland kann man diese Aussicht mir mit Freuden Grenzbotcu I t»!M Z
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0025" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/206670"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_39" prev="#ID_38"> Daten zu begleiten. Noch stand Preußen aufrecht da, als schon die ersten Regungen<lb/> des deutschen Befreiungsgedankens Ausdruck empfingen und Schmidt von Lübeck<lb/> die „deutschen Freud- und Leidgenossen" mit fern wirkender Hoffnung grüßte:</p><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_2" type="poem"> <l> Schaut dort am Bach sich schlummernd strecken<lb/> Den Schäferknaben zart und fein;<lb/> Den Knaben mit dem Schäferstecken,<lb/> Den Knaben wird der Herr erwecken,<lb/> Der Rächer unsrer Schmach zu sein.</l> </lg> </quote><lb/> <p xml:id="ID_40"> Im April des Jahres t800 konnte Scharnhorst in einer Denkschrift schon auf<lb/> Patriotischen Opfermut Rücksicht nehmen: „Tapferkeit, Aufopferung, Stand-<lb/> haftigkeit sind die Grundpfeiler eines Volkes; wenn für diese sein Herz nicht<lb/> mehr schlägt, so ist es schon verloren." Nicht mehr allein der Fürst, auch das<lb/> Volk kann siegen oder erliegen, emporsteigen oder untergehn.</p><lb/> <p xml:id="ID_41"> (Schluß folgt)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> (Lin militärfreier Aland?</head><lb/> <p xml:id="ID_42"> ist auffallend, daß der Beschluß des Reichstags vom<lb/> 1^. Dezember, die Theologen ans ihren Antrag von der Militär¬<lb/> pflicht zu befreien, im evangelischen Deutschland die Gemüter<lb/> nicht mehr erregt hat. Mag die große Gleichgiltigkeit gegenüber<lb/> allen kirchlichen Angelegenheiten die „Laien," die reichliche Arbeits¬<lb/> last der Weihnachtszeit die „Geistlichen" verhindert haben, lebhafter» Anteil zu<lb/> Nehmen, fo ist doch der einzig zureichende Erklärungsgrund dafür nur die weit¬<lb/> verbreitete Annahme, daß der — bisher übrigens erst in zweiter Lesung erfolgte —<lb/> Beschluß auf Bestätigung bei den Regierungen nicht zu rechnen habe. In Reichs-<lb/> mgskreifen ist man vielfach ganz andrer Meinung, und so stehen wir wirklich<lb/> vor der Möglichkeit, daß mitten im Volke der allgemeinen Dienstpflicht durch<lb/> Volksvertretung und Negierung ein dienstfreier Stand geschaffen wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_43" next="#ID_44"> Im katholischen Deutschland kann man diese Aussicht mir mit Freuden<lb/> begrüßen. Denn wenn auch im Mittelalter katholische Bischöfe, Priester und<lb/> Mönche die nllerstreitbarsteu Kriegsleute gewesen sind, so hat das doch<lb/> g"^ dem Begriff des Klerikers immer im Widerspruch gestanden. Und dieser<lb/> Vegriff but sich gerade der Protestantischen Lehre vom allgemeinen Priestertum<lb/> gegenüber von den Tagen der Reformation an in der katholischen Kirche immer<lb/> ^nier und vollkommner durchgesetzt. Der katholische Geistliche, der, mit<lb/> ' »eichensperger zu reden, „aus dem Laienstande durch sakramentale Weihe nus-</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzbotcu I t»!M Z</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0025]
Daten zu begleiten. Noch stand Preußen aufrecht da, als schon die ersten Regungen
des deutschen Befreiungsgedankens Ausdruck empfingen und Schmidt von Lübeck
die „deutschen Freud- und Leidgenossen" mit fern wirkender Hoffnung grüßte:
Schaut dort am Bach sich schlummernd strecken
Den Schäferknaben zart und fein;
Den Knaben mit dem Schäferstecken,
Den Knaben wird der Herr erwecken,
Der Rächer unsrer Schmach zu sein.
Im April des Jahres t800 konnte Scharnhorst in einer Denkschrift schon auf
Patriotischen Opfermut Rücksicht nehmen: „Tapferkeit, Aufopferung, Stand-
haftigkeit sind die Grundpfeiler eines Volkes; wenn für diese sein Herz nicht
mehr schlägt, so ist es schon verloren." Nicht mehr allein der Fürst, auch das
Volk kann siegen oder erliegen, emporsteigen oder untergehn.
(Schluß folgt)
(Lin militärfreier Aland?
ist auffallend, daß der Beschluß des Reichstags vom
1^. Dezember, die Theologen ans ihren Antrag von der Militär¬
pflicht zu befreien, im evangelischen Deutschland die Gemüter
nicht mehr erregt hat. Mag die große Gleichgiltigkeit gegenüber
allen kirchlichen Angelegenheiten die „Laien," die reichliche Arbeits¬
last der Weihnachtszeit die „Geistlichen" verhindert haben, lebhafter» Anteil zu
Nehmen, fo ist doch der einzig zureichende Erklärungsgrund dafür nur die weit¬
verbreitete Annahme, daß der — bisher übrigens erst in zweiter Lesung erfolgte —
Beschluß auf Bestätigung bei den Regierungen nicht zu rechnen habe. In Reichs-
mgskreifen ist man vielfach ganz andrer Meinung, und so stehen wir wirklich
vor der Möglichkeit, daß mitten im Volke der allgemeinen Dienstpflicht durch
Volksvertretung und Negierung ein dienstfreier Stand geschaffen wird.
Im katholischen Deutschland kann man diese Aussicht mir mit Freuden
begrüßen. Denn wenn auch im Mittelalter katholische Bischöfe, Priester und
Mönche die nllerstreitbarsteu Kriegsleute gewesen sind, so hat das doch
g"^ dem Begriff des Klerikers immer im Widerspruch gestanden. Und dieser
Vegriff but sich gerade der Protestantischen Lehre vom allgemeinen Priestertum
gegenüber von den Tagen der Reformation an in der katholischen Kirche immer
^nier und vollkommner durchgesetzt. Der katholische Geistliche, der, mit
' »eichensperger zu reden, „aus dem Laienstande durch sakramentale Weihe nus-
Grenzbotcu I t»!M Z
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