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Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Viertes Vierteljahr.

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Nochmals die Getreide^olle und die Notlage der östlichen Provinzen

minister kann und wird beweisen, daß in allen Provinzen Preußens bei der
Grundsteuerveranlagung der Roggenbvden sehr niedrig, bis zu dreißig Pfennigen
für den Morgen, der Weizenbodcn sehr hoch, bis zu 1500 Pfennigen für den
Morgen Reinertrag veranlagt, der Nvggenbvden daher mit sehr niedriger, der
Weizeubvden mit sehr hoher Grundsteuer und mit allen an die Grundsteuer
sich anschließenden Abgaben belastet ist. Diesen Thatsachen gegenüber erachten
Nur die gleiche Berzvlluug des Weizens und des Roggens mit fünf Mark für
deu Dvppelzeutuer für ungerechtfertigt. Auch den Einwand möchten wir be¬
seitigen, daß wir Plusmacherei treiben, d. h. die Staatsfinanzen erhöhen
wollten. Unsre bisherigen wahrheitsgetreuer Darlegungen dürften uns vor
diesem Vorwürfe schützen. Bei Verwirklichung unsers Vorschlages würde der
mutmaßliche Ausfall im Rvggenzvll im laufenden Etatsjahre auf 50 Pfennige ><
Millionen, also 3-^ Millionen Mark, der mutmaßliche Mehrertrag im
Weizenzoll im laufenden Etatsjahre Wohl auf 2 Mark x 3 Millionen,
also 6 Millionen Mark aufschlagen sein. Die Erhöhung des Weizenzvlles
wird aber die Einfuhr ausländischen Weizens bedeutend in der Zukunft be¬
schränken und dann der nach unserm Borschlage zu erwartende Mehrgewinn
an Weizenzvll dem Verlust an Rvggenzoll gleichkommen. Unser Borschlag
empfiehlt sich aber mich dadurch, daß durch die Erhöhung des Weizenzolles
dem Westen Deutschlands geholfen wird. Auch die Landwirtschaft des deutschen
Westens und Südens leidet unter deu gegenwärtig bestehenden niedrigen Ge¬
treidepreisen noch immer, und diese Reichsteile würden durch Erhöhung des
Weizenzvlles wesentlich gewinnen.

Auch der zweite, schon in der frühern Abhandlung gemachte Borschlag,
die Eisenbahngetreidetarife zu ermäßigen, hat mehrfachen Widerspruch hervor¬
gerufen. Man fürchtet insbesondre die Überschwemmung des Westens und
Südens mit ostdeutschem Getreide. Diese Befürchtung trifft in keiner Weise
zu. Der jetzige Getreidetarif beträgt, wie in der frühern Abhandlung nach¬
gewiesen worden ist, bei dem Transport von Königsberg nach Köln nahezu
die Summe des jetzigen Weizen- und Nvggenzolls, nämlich fünf Mark für den
Doppelzentner, wodurch jeder Transport unmöglich gemacht wird. Es ist
innen glaublich und eS wird von uns auch nicht gefordert, daß der Tarif
mehr als um die Hälfte verringert werde. Die Hälfte würde 2,50 Mark für
den Doppelzentner, sür zehn Doppelzentner oder tausend Kilogramm also 25 Mark
betragen. Nun kosten gegenwärtig in Königsberg tausend Kilogramm Weizen
175, Roggen 160 Mark, in Köln dagegen 193 und 163 Mark. Der Königs¬
berger Weizen würde daher bei der zu erwartenden äußerstell Tarifermäßigung
in Köln 175 25 200, der Roggen sogar 160 -I- 25 1L!> Mark kosten,
beide Getreidearten in Köln also viel mehr als das dortige Getreide. Daß
der teure ostdeutsche Roggen jemals auf der Bahn nach dem Westen transportirt
werde, ist gar nicht zu erwarte". Auch bei dem gegenwärtig im Westen


Nochmals die Getreide^olle und die Notlage der östlichen Provinzen

minister kann und wird beweisen, daß in allen Provinzen Preußens bei der
Grundsteuerveranlagung der Roggenbvden sehr niedrig, bis zu dreißig Pfennigen
für den Morgen, der Weizenbodcn sehr hoch, bis zu 1500 Pfennigen für den
Morgen Reinertrag veranlagt, der Nvggenbvden daher mit sehr niedriger, der
Weizeubvden mit sehr hoher Grundsteuer und mit allen an die Grundsteuer
sich anschließenden Abgaben belastet ist. Diesen Thatsachen gegenüber erachten
Nur die gleiche Berzvlluug des Weizens und des Roggens mit fünf Mark für
deu Dvppelzeutuer für ungerechtfertigt. Auch den Einwand möchten wir be¬
seitigen, daß wir Plusmacherei treiben, d. h. die Staatsfinanzen erhöhen
wollten. Unsre bisherigen wahrheitsgetreuer Darlegungen dürften uns vor
diesem Vorwürfe schützen. Bei Verwirklichung unsers Vorschlages würde der
mutmaßliche Ausfall im Rvggenzvll im laufenden Etatsjahre auf 50 Pfennige ><
Millionen, also 3-^ Millionen Mark, der mutmaßliche Mehrertrag im
Weizenzoll im laufenden Etatsjahre Wohl auf 2 Mark x 3 Millionen,
also 6 Millionen Mark aufschlagen sein. Die Erhöhung des Weizenzvlles
wird aber die Einfuhr ausländischen Weizens bedeutend in der Zukunft be¬
schränken und dann der nach unserm Borschlage zu erwartende Mehrgewinn
an Weizenzvll dem Verlust an Rvggenzoll gleichkommen. Unser Borschlag
empfiehlt sich aber mich dadurch, daß durch die Erhöhung des Weizenzolles
dem Westen Deutschlands geholfen wird. Auch die Landwirtschaft des deutschen
Westens und Südens leidet unter deu gegenwärtig bestehenden niedrigen Ge¬
treidepreisen noch immer, und diese Reichsteile würden durch Erhöhung des
Weizenzvlles wesentlich gewinnen.

Auch der zweite, schon in der frühern Abhandlung gemachte Borschlag,
die Eisenbahngetreidetarife zu ermäßigen, hat mehrfachen Widerspruch hervor¬
gerufen. Man fürchtet insbesondre die Überschwemmung des Westens und
Südens mit ostdeutschem Getreide. Diese Befürchtung trifft in keiner Weise
zu. Der jetzige Getreidetarif beträgt, wie in der frühern Abhandlung nach¬
gewiesen worden ist, bei dem Transport von Königsberg nach Köln nahezu
die Summe des jetzigen Weizen- und Nvggenzolls, nämlich fünf Mark für den
Doppelzentner, wodurch jeder Transport unmöglich gemacht wird. Es ist
innen glaublich und eS wird von uns auch nicht gefordert, daß der Tarif
mehr als um die Hälfte verringert werde. Die Hälfte würde 2,50 Mark für
den Doppelzentner, sür zehn Doppelzentner oder tausend Kilogramm also 25 Mark
betragen. Nun kosten gegenwärtig in Königsberg tausend Kilogramm Weizen
175, Roggen 160 Mark, in Köln dagegen 193 und 163 Mark. Der Königs¬
berger Weizen würde daher bei der zu erwartenden äußerstell Tarifermäßigung
in Köln 175 25 200, der Roggen sogar 160 -I- 25 1L!> Mark kosten,
beide Getreidearten in Köln also viel mehr als das dortige Getreide. Daß
der teure ostdeutsche Roggen jemals auf der Bahn nach dem Westen transportirt
werde, ist gar nicht zu erwarte«. Auch bei dem gegenwärtig im Westen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341849_205998/310>, abgerufen am 22.12.2024.