Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches Unsre hervorragendsten Männer. "Unverkennbar breitet sich der lebhafte Gustav Freytag und die Fremdwörter. Schon längst haben wir unsre Maßgebliches und Unmaßgebliches Unsre hervorragendsten Männer. „Unverkennbar breitet sich der lebhafte Gustav Freytag und die Fremdwörter. Schon längst haben wir unsre <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0623" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/205354"/> </div> <div n="1"> <head> Maßgebliches und Unmaßgebliches</head><lb/> <div n="2"> <head> Unsre hervorragendsten Männer.</head> <p xml:id="ID_1739"> „Unverkennbar breitet sich der lebhafte<lb/> Wunsch, mit den Ansichten der hervorragendsten Männer des Tages über die zahl¬<lb/> reichen Lebensfragen vertraut zu werden, über viel weitere Kreise aus, als von<lb/> den jetzigen Sixshilliug- und Halferown-ReViews erreicht werden." Mit diesen<lb/> Worten leitet die bekannte Longmansche Buchhandlung in London die Ankündigung<lb/> einer neuen Monatsschrift 'IIis Ksvisv ein, die in Heften zu sechs Pence<lb/> Politik, Wissenschaft, Kunst und Litteratur kritisch behandeln, auch ernste und heitre<lb/> Dichtungen bringen, und für deren Wert das Mitarbeiterverzeichnis hinlängliche<lb/> Bürgschaft leisten soll. Dies Verzeichnis ist lang genug, und, was die englischen<lb/> Autoren betrifft, auch genügend bunt. Beim Lesen der ausländischen Namen aber<lb/> kann man sich des Verdachtes kaum erwehren, das; die Herren Longmcms, Green<lb/> <K Co. das Opfer eines schlechten Spaßmachers geworden seien. So erscheinen<lb/> unter den Franzosen neben Taine, Löon Sah, dem Herzog von Broglie, Alphonse<lb/> Daudet die Redakteure der .Instivs und der RvxnbliPuz t'lÄirhnäso Camille<lb/> Pelletan und Joseph Reinach. Ungarn ist durch Herrn Bamberger-Vamböry ver¬<lb/> treten, und Deutschland durch Dr. Barth, Redakteur der „Nation," Paul Lindau,<lb/> Dr. Alexander Meyer, den Novellisten Baron Roberts und „Herrn Schröder."<lb/> Wie Rudolf Gneist und Ernst von Wildenbruch unter diese Propheten kommen, ist<lb/> rätselhaft. Auch dürften sie sich da schwerlich nu ihrem Platze fühlen, sodaß zu<lb/> hoffen ist, daß die früher genannten „hervorragendsten deutschen Männer des Tages"<lb/> bei dem Geschäfte, weitern Kreisen in England gediegne Belehrung über deutsche<lb/> Politik, Wissenschaft, Kunst und Litteratur zuzuführen, ganz unter sich bleiben werden.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Gustav Freytag und die Fremdwörter.</head> <p xml:id="ID_1740" next="#ID_1741"> Schon längst haben wir unsre<lb/> Leser aufmerksam machen wollen auf eine Zeitschrift, die seit etwa zwei Jahren er¬<lb/> scheint, in der kurzen Zeit ihres Bestehens in aller Stille schon viel Freude, und<lb/> Segen gestiftet hat, aber wohl immer noch nicht die Verbreitung hat, die sie haben<lb/> sollte- wir meinen die Zeitschrift für den deutschen Unterricht, die Otto<lb/> Lyon unter Mitwirkung von Prof. Rudolf Hildebrand herausgiebt (Leipzig,<lb/> B. G. Teubner, 1887 fg.). Die Lehrerschafteu unsrer höhern Lehranstalten zwar<lb/> brauchen wir wohl nicht mehr auf sie hinzuweisen. Oder sollte es wirklich noch<lb/> in Deutschland irgendwo ein Gymnasium, eine Realschule oder auch nur eine bessere<lb/> Volksschule geben, wo die Zeitschrift uicht gehalten und jedes nen erscheinende Heft<lb/> mit Ungeduld erwartet würde? Daun mögen sie sich gesagt sein lassen, daß sie<lb/> sich damit viel, viel Anregung und - seien wir nur ehrlich auch Belehrung,<lb/> notwendige Belehrung entgehen lassen. Es ist in den bisherigen Heften nicht alles<lb/> gleichwertig gewesen — in welcher Zeitschrift wäre das der Fall? Es sind gelegent¬<lb/> lich Dispositionen zu deutschen Aufsätzen mitgeteilt worden, die beinahe mis Bei¬<lb/> spiele hätten dienen können für Aufgaben, wie sie nicht gestellt werde» dürfen.<lb/> Es wird auch gelegentlich einmal für Martin Greif Reklame gemacht — wo würde<lb/> nicht für den Reklame gemacht? Im ganzen aber wird die Zeitschrift mit so viel</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0623]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Unsre hervorragendsten Männer. „Unverkennbar breitet sich der lebhafte
Wunsch, mit den Ansichten der hervorragendsten Männer des Tages über die zahl¬
reichen Lebensfragen vertraut zu werden, über viel weitere Kreise aus, als von
den jetzigen Sixshilliug- und Halferown-ReViews erreicht werden." Mit diesen
Worten leitet die bekannte Longmansche Buchhandlung in London die Ankündigung
einer neuen Monatsschrift 'IIis Ksvisv ein, die in Heften zu sechs Pence
Politik, Wissenschaft, Kunst und Litteratur kritisch behandeln, auch ernste und heitre
Dichtungen bringen, und für deren Wert das Mitarbeiterverzeichnis hinlängliche
Bürgschaft leisten soll. Dies Verzeichnis ist lang genug, und, was die englischen
Autoren betrifft, auch genügend bunt. Beim Lesen der ausländischen Namen aber
kann man sich des Verdachtes kaum erwehren, das; die Herren Longmcms, Green
<K Co. das Opfer eines schlechten Spaßmachers geworden seien. So erscheinen
unter den Franzosen neben Taine, Löon Sah, dem Herzog von Broglie, Alphonse
Daudet die Redakteure der .Instivs und der RvxnbliPuz t'lÄirhnäso Camille
Pelletan und Joseph Reinach. Ungarn ist durch Herrn Bamberger-Vamböry ver¬
treten, und Deutschland durch Dr. Barth, Redakteur der „Nation," Paul Lindau,
Dr. Alexander Meyer, den Novellisten Baron Roberts und „Herrn Schröder."
Wie Rudolf Gneist und Ernst von Wildenbruch unter diese Propheten kommen, ist
rätselhaft. Auch dürften sie sich da schwerlich nu ihrem Platze fühlen, sodaß zu
hoffen ist, daß die früher genannten „hervorragendsten deutschen Männer des Tages"
bei dem Geschäfte, weitern Kreisen in England gediegne Belehrung über deutsche
Politik, Wissenschaft, Kunst und Litteratur zuzuführen, ganz unter sich bleiben werden.
Gustav Freytag und die Fremdwörter. Schon längst haben wir unsre
Leser aufmerksam machen wollen auf eine Zeitschrift, die seit etwa zwei Jahren er¬
scheint, in der kurzen Zeit ihres Bestehens in aller Stille schon viel Freude, und
Segen gestiftet hat, aber wohl immer noch nicht die Verbreitung hat, die sie haben
sollte- wir meinen die Zeitschrift für den deutschen Unterricht, die Otto
Lyon unter Mitwirkung von Prof. Rudolf Hildebrand herausgiebt (Leipzig,
B. G. Teubner, 1887 fg.). Die Lehrerschafteu unsrer höhern Lehranstalten zwar
brauchen wir wohl nicht mehr auf sie hinzuweisen. Oder sollte es wirklich noch
in Deutschland irgendwo ein Gymnasium, eine Realschule oder auch nur eine bessere
Volksschule geben, wo die Zeitschrift uicht gehalten und jedes nen erscheinende Heft
mit Ungeduld erwartet würde? Daun mögen sie sich gesagt sein lassen, daß sie
sich damit viel, viel Anregung und - seien wir nur ehrlich auch Belehrung,
notwendige Belehrung entgehen lassen. Es ist in den bisherigen Heften nicht alles
gleichwertig gewesen — in welcher Zeitschrift wäre das der Fall? Es sind gelegent¬
lich Dispositionen zu deutschen Aufsätzen mitgeteilt worden, die beinahe mis Bei¬
spiele hätten dienen können für Aufgaben, wie sie nicht gestellt werde» dürfen.
Es wird auch gelegentlich einmal für Martin Greif Reklame gemacht — wo würde
nicht für den Reklame gemacht? Im ganzen aber wird die Zeitschrift mit so viel
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