Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr.PiN'lmnentansche Arbeitsteilung karische Saison dauert in Deutschland durchschnittlich ein halbes Jahr "ut. Der Nächstliegende Weg, ihn zu beseitigen, wäre eine kürzere Dauer der Ein andrer Weg, der meines Wissens bisher noch nicht erörtert worden Ans Arbeitsteilung geht das allgemeine Streben unsrer Zeit ans allen Alles ans parlamentarischem Gebiete sind die Anforderungen an die Viel¬ PiN'lmnentansche Arbeitsteilung karische Saison dauert in Deutschland durchschnittlich ein halbes Jahr »ut. Der Nächstliegende Weg, ihn zu beseitigen, wäre eine kürzere Dauer der Ein andrer Weg, der meines Wissens bisher noch nicht erörtert worden Ans Arbeitsteilung geht das allgemeine Streben unsrer Zeit ans allen Alles ans parlamentarischem Gebiete sind die Anforderungen an die Viel¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0526" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/205257"/> <fw type="header" place="top"> PiN'lmnentansche Arbeitsteilung</fw><lb/> <p xml:id="ID_1466" prev="#ID_1465"> karische Saison dauert in Deutschland durchschnittlich ein halbes Jahr »ut.<lb/> nimmt gerade diejenige Hälfte des Jahres in Anspruch, wo in Geschäften und bei<lb/> Behörden die meiste Arbeit ist. Wenn aus diesen Gründen gerade die berufensten<lb/> Kräfte den Volksvertretungen notwendig entzogen werden, so wird ein Notstand<lb/> ohne weiteres anerkannt werden müssen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1467"> Der Nächstliegende Weg, ihn zu beseitigen, wäre eine kürzere Dauer der<lb/> Tagungen von Reichstag und Landtagen; dies würde jedoch auf eine Ein¬<lb/> schränkn,ig der Redefreiheit — bekanntlich ein >,«>!> ins UuiMro — hinaus¬<lb/> kommen, ich will daher einen solchen Angriff gar nicht wagen, sondern die<lb/> Präsumtion, daß alle die langen Reden, die wir von unsern Volksvertretern<lb/> hören oder lesen, notwendig seien, gelten lassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1468"> Ein andrer Weg, der meines Wissens bisher noch nicht erörtert worden<lb/> ist, wäre die Teilung der parlamentarischen Arbeit.</p><lb/> <p xml:id="ID_1469"> Ans Arbeitsteilung geht das allgemeine Streben unsrer Zeit ans allen<lb/> Gebieten menschlicher Thätigkeit, und sie ist wegen der allseitigen ungeheuern<lb/> Fortschritte nicht nur notwendig, sondern auch höchst vorteilhaft. Je weniger<lb/> man der Meuge nach, namentlich hinsichtlich der Vielseitigkeit, zu leisten braucht,<lb/> umso besser kann mau, namentlich in einer einzelnen Richtung, arbeiten; daher<lb/> die überall gesuchten „Spezial"fnbriken, „Spezialgeschäfte, „Spezial"gelehrten,<lb/> „Spezial"praktiker und sogar „Spezinl"künstler.</p><lb/> <p xml:id="ID_1470" next="#ID_1471"> Alles ans parlamentarischem Gebiete sind die Anforderungen an die Viel¬<lb/> seitigkeit des Urteils ungeheuer gewachsen. Es ist doch ein sehr weitgehender<lb/> Anspruch, daß ein Abgeordneter ans alleil Gebieten des modernen Staats- und<lb/> Vvlksinteresses das gleiche Verständnis, ja auch nnr ein ausreichendes Ver¬<lb/> ständnis besitze, und doch muß zur AufreclMrhnltung des parlamentarischen<lb/> Glanzes diese Annahiue bestehe,,. Bald handelt es sich um ein Urteil über<lb/> privatrechtliche oder staatsrechtliche Fragen, bald über volkswirtschaftliche oder<lb/> landwirtschaftliche, bald über kaufmännische oder soziale Angelegenheiten.<lb/> Ehrlicherweise wird niemand eine ausreichende Kenntnis auf allen diesen Ge¬<lb/> bieten zu haben behaupten, vielmehr eingestehen, daß ihm bei der Beratung<lb/> bald auf diesem bald auf jenein der Mangel einer solchen fühlbar geworden<lb/> sei, nusgeuommen natürlich gewisse Uuiversalwelse, die alles verstehen. Viel<lb/> weiser aber dürfte mich für einen Volksvertreter das Geständnis sein: die<lb/> Gegenstände der parlamentarischen Beschlußfassung sind so vielseitig, daß ich<lb/> sie nicht sämtlich kennen lernen kann; ich weiß von vielen schlechterdings nichts.<lb/> Die Vertreter der Regierung erheben für sich auch nicht den Anspruch solcher<lb/> Allwissenheit, wie sie für den einzelnen Abgeordneten beansprucht wird. Deal<lb/> je nach den einzelnen Gebieten und nach der besondern Vertrautheit auf einem<lb/> Gebiete erscheint ein andrer Vertreter. Der Kriegsminister wird nicht über<lb/> Justiz und der Kultusminister nicht über auswärtige Politik spreche,,, besonders<lb/> umfangreiche Vorlagen Pflegen ihre besondern Vertreter zu haben, wie Herr</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0526]
PiN'lmnentansche Arbeitsteilung
karische Saison dauert in Deutschland durchschnittlich ein halbes Jahr »ut.
nimmt gerade diejenige Hälfte des Jahres in Anspruch, wo in Geschäften und bei
Behörden die meiste Arbeit ist. Wenn aus diesen Gründen gerade die berufensten
Kräfte den Volksvertretungen notwendig entzogen werden, so wird ein Notstand
ohne weiteres anerkannt werden müssen.
Der Nächstliegende Weg, ihn zu beseitigen, wäre eine kürzere Dauer der
Tagungen von Reichstag und Landtagen; dies würde jedoch auf eine Ein¬
schränkn,ig der Redefreiheit — bekanntlich ein >,«>!> ins UuiMro — hinaus¬
kommen, ich will daher einen solchen Angriff gar nicht wagen, sondern die
Präsumtion, daß alle die langen Reden, die wir von unsern Volksvertretern
hören oder lesen, notwendig seien, gelten lassen.
Ein andrer Weg, der meines Wissens bisher noch nicht erörtert worden
ist, wäre die Teilung der parlamentarischen Arbeit.
Ans Arbeitsteilung geht das allgemeine Streben unsrer Zeit ans allen
Gebieten menschlicher Thätigkeit, und sie ist wegen der allseitigen ungeheuern
Fortschritte nicht nur notwendig, sondern auch höchst vorteilhaft. Je weniger
man der Meuge nach, namentlich hinsichtlich der Vielseitigkeit, zu leisten braucht,
umso besser kann mau, namentlich in einer einzelnen Richtung, arbeiten; daher
die überall gesuchten „Spezial"fnbriken, „Spezialgeschäfte, „Spezial"gelehrten,
„Spezial"praktiker und sogar „Spezinl"künstler.
Alles ans parlamentarischem Gebiete sind die Anforderungen an die Viel¬
seitigkeit des Urteils ungeheuer gewachsen. Es ist doch ein sehr weitgehender
Anspruch, daß ein Abgeordneter ans alleil Gebieten des modernen Staats- und
Vvlksinteresses das gleiche Verständnis, ja auch nnr ein ausreichendes Ver¬
ständnis besitze, und doch muß zur AufreclMrhnltung des parlamentarischen
Glanzes diese Annahiue bestehe,,. Bald handelt es sich um ein Urteil über
privatrechtliche oder staatsrechtliche Fragen, bald über volkswirtschaftliche oder
landwirtschaftliche, bald über kaufmännische oder soziale Angelegenheiten.
Ehrlicherweise wird niemand eine ausreichende Kenntnis auf allen diesen Ge¬
bieten zu haben behaupten, vielmehr eingestehen, daß ihm bei der Beratung
bald auf diesem bald auf jenein der Mangel einer solchen fühlbar geworden
sei, nusgeuommen natürlich gewisse Uuiversalwelse, die alles verstehen. Viel
weiser aber dürfte mich für einen Volksvertreter das Geständnis sein: die
Gegenstände der parlamentarischen Beschlußfassung sind so vielseitig, daß ich
sie nicht sämtlich kennen lernen kann; ich weiß von vielen schlechterdings nichts.
Die Vertreter der Regierung erheben für sich auch nicht den Anspruch solcher
Allwissenheit, wie sie für den einzelnen Abgeordneten beansprucht wird. Deal
je nach den einzelnen Gebieten und nach der besondern Vertrautheit auf einem
Gebiete erscheint ein andrer Vertreter. Der Kriegsminister wird nicht über
Justiz und der Kultusminister nicht über auswärtige Politik spreche,,, besonders
umfangreiche Vorlagen Pflegen ihre besondern Vertreter zu haben, wie Herr
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