Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr.einer Weigerung sollte Gewalt gebraucht werden, zu welchem Zwecke der Konsul einer Weigerung sollte Gewalt gebraucht werden, zu welchem Zwecke der Konsul <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0298" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/205029"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_774" prev="#ID_773" next="#ID_775"> einer Weigerung sollte Gewalt gebraucht werden, zu welchem Zwecke der Konsul<lb/> den Höchstkommnudircndeu der vor Apia ankernden drei deutschen Kriegsschiffe,<lb/> Korvettenkapitän Fritze, ersuchte, ihm ein Laudungskorps zur Verfügung zu<lb/> stellen. Er begab sich, nachdem dies geschehen war, an Bord des Adler, der<lb/> die weiße Pnrlamentärflagge zeigte, um 18. Dezember ans den Weg nach Laulii,<lb/> während die Schiffe Olga und Eber Landuugskorps nach Vailele und Fcigalii<lb/> brachten. Diese waren zunächst nicht zu Feindseligkeiten bestimmt, sondern<lb/> sollten nur deu Weg von laulii nach Apia besetzen, um einer Gefährdung<lb/> dieser Stadt durch die von dort etwa entweichenden Aufständischen vorzubeugen.<lb/> Sie wurden aber von den Leuten Matacifas ans Befehl des amerikanischen<lb/> Abenteurers Klein, der die Aufständischen an diesem Tage führte, mit Flinten-<lb/> schüssen empfangen. Die Deutschen erwiederten nun das Feuer, landeten bei<lb/> Fagalii und bei Vailele und vereinigten sich bei letzterm Orte. Sie erlitten<lb/> dabei, da die Gegner ihnen an Zahl weit überlegen waren und sich in gedeckter<lb/> Stellung befanden, schwerere Verluste als diese, behielten aber schließlich, als die<lb/> Vereinigung vollzogen war und die Schiffe die von denJnsnrgenten besetzten Dörfer<lb/> mit Granaten bewarfen, das Feld, und ein letzter Vorstoß trieb die Samoaner<lb/> auf allen Punkten in die Flucht. Nur Nachmittag erschien der Kommandant<lb/> des amerikanischen Kriegsschiffes Nipsic und legte gegen das Vorgehen der<lb/> Deutschen Protest el», was zurückgewiesen wurde. Am folgenden Morgen<lb/> forderten die Deutschen Mntaafa zur Niederlegung der Waffen auf, widrigen¬<lb/> falls Matafagatele bombardirt werden würde, eine Drohung, die, als er sich<lb/> weigerte, am 21. Dezember ausgeführt wurde. Dn man jetzt einen Augriff<lb/> der Samoaner auf Apia zu fürchten hatte und die deutsche» Streitkräfte nicht<lb/> ausreichten, die weit ausgedehnte Stadt zu schützen, besprachen sich die drei<lb/> Konsuln auf Vorschlag des englischen über eine gemeinsame Verteidigung de^<lb/> neutralen Gebiets, es kam aber zu keinem Ergebnis, und als am 24. ein<lb/> amerikanischer Schooner der Firma Moors ^ Komp. 35000 Stück Patronen<lb/> überbrachte, und der deutsche Konsul deu Vertreter der Vereinigte» Staaten<lb/> ersuchte, diese offenbar für die Aufständischen bestimmte Munition vorläufig<lb/> mit Beschlag zu belegen, wurde er an die gedachte Firma verwiesen, die nichts<lb/> eiligeres zu thun hatte, als die Patronen in das Lager Mntaafas abzuliefern,<lb/> das sich jetzt dicht bei Apia befand. Diese wie alle vorhergehenden Unter¬<lb/> stützungen der Empörung war übrigens nicht sowohl von Neid und Haß gegen<lb/> die Deutschen eingegeben, als ein vorteilhaftes kaufmännisches Geschäft: mau<lb/> hatte sich für die Beihilfe weite Lnudstreckeu und zukünftige Kvpraernten ver¬<lb/> pfänden lassen, und ein schließlicher Sieg Tamaseses, der das verboten hatte,<lb/> Hütte die Verpfändung ungiltig gemacht. Am 8. Januar ging, vermutlich<lb/> durch Brandstiftung, das deutsche Konsulat in Flammen auf, und die Leute<lb/> Mataafas plünderten nach wie vor die deutschen Pflanzungen und störten die<lb/> Arbeit ans ihnen, sodaß sie eingestellt werden mußte. In dieser Not ließ sich</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0298]
einer Weigerung sollte Gewalt gebraucht werden, zu welchem Zwecke der Konsul
den Höchstkommnudircndeu der vor Apia ankernden drei deutschen Kriegsschiffe,
Korvettenkapitän Fritze, ersuchte, ihm ein Laudungskorps zur Verfügung zu
stellen. Er begab sich, nachdem dies geschehen war, an Bord des Adler, der
die weiße Pnrlamentärflagge zeigte, um 18. Dezember ans den Weg nach Laulii,
während die Schiffe Olga und Eber Landuugskorps nach Vailele und Fcigalii
brachten. Diese waren zunächst nicht zu Feindseligkeiten bestimmt, sondern
sollten nur deu Weg von laulii nach Apia besetzen, um einer Gefährdung
dieser Stadt durch die von dort etwa entweichenden Aufständischen vorzubeugen.
Sie wurden aber von den Leuten Matacifas ans Befehl des amerikanischen
Abenteurers Klein, der die Aufständischen an diesem Tage führte, mit Flinten-
schüssen empfangen. Die Deutschen erwiederten nun das Feuer, landeten bei
Fagalii und bei Vailele und vereinigten sich bei letzterm Orte. Sie erlitten
dabei, da die Gegner ihnen an Zahl weit überlegen waren und sich in gedeckter
Stellung befanden, schwerere Verluste als diese, behielten aber schließlich, als die
Vereinigung vollzogen war und die Schiffe die von denJnsnrgenten besetzten Dörfer
mit Granaten bewarfen, das Feld, und ein letzter Vorstoß trieb die Samoaner
auf allen Punkten in die Flucht. Nur Nachmittag erschien der Kommandant
des amerikanischen Kriegsschiffes Nipsic und legte gegen das Vorgehen der
Deutschen Protest el», was zurückgewiesen wurde. Am folgenden Morgen
forderten die Deutschen Mntaafa zur Niederlegung der Waffen auf, widrigen¬
falls Matafagatele bombardirt werden würde, eine Drohung, die, als er sich
weigerte, am 21. Dezember ausgeführt wurde. Dn man jetzt einen Augriff
der Samoaner auf Apia zu fürchten hatte und die deutsche» Streitkräfte nicht
ausreichten, die weit ausgedehnte Stadt zu schützen, besprachen sich die drei
Konsuln auf Vorschlag des englischen über eine gemeinsame Verteidigung de^
neutralen Gebiets, es kam aber zu keinem Ergebnis, und als am 24. ein
amerikanischer Schooner der Firma Moors ^ Komp. 35000 Stück Patronen
überbrachte, und der deutsche Konsul deu Vertreter der Vereinigte» Staaten
ersuchte, diese offenbar für die Aufständischen bestimmte Munition vorläufig
mit Beschlag zu belegen, wurde er an die gedachte Firma verwiesen, die nichts
eiligeres zu thun hatte, als die Patronen in das Lager Mntaafas abzuliefern,
das sich jetzt dicht bei Apia befand. Diese wie alle vorhergehenden Unter¬
stützungen der Empörung war übrigens nicht sowohl von Neid und Haß gegen
die Deutschen eingegeben, als ein vorteilhaftes kaufmännisches Geschäft: mau
hatte sich für die Beihilfe weite Lnudstreckeu und zukünftige Kvpraernten ver¬
pfänden lassen, und ein schließlicher Sieg Tamaseses, der das verboten hatte,
Hütte die Verpfändung ungiltig gemacht. Am 8. Januar ging, vermutlich
durch Brandstiftung, das deutsche Konsulat in Flammen auf, und die Leute
Mataafas plünderten nach wie vor die deutschen Pflanzungen und störten die
Arbeit ans ihnen, sodaß sie eingestellt werden mußte. In dieser Not ließ sich
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