Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr.Bas alte Dorf in deutscher Landschaft und sein Lüde doch überall die stete Neigung, diesen Zusammenhang alsbald zu löse" und Zu der Verschiedenheit der Häuser in den einzelnen Dörfern stellen sich * Es ist selbstverständlich, daß dieser Grundsatz nur in großen Zügen durchgeführt werde" dünn, und daß die Grenze" häufig durch den Einfluß, den die Bauweise einer Stadt ge¬ winnt, übersprungen werde". Daß er aber besteht, zeigt sehr deutlich eine Vergleichung der betreffende" Verhältnisse in Dänemark, wo bei dem geringeren Alter der städtischen Entwick¬ lung die Anfänge derselben noch klarer zu Tage treten. S, Mejborg, ttaiMv v/rnslcs llsoui. Kopenhagen, 1888. Grenzboten 1l 1889 !'>4
Bas alte Dorf in deutscher Landschaft und sein Lüde doch überall die stete Neigung, diesen Zusammenhang alsbald zu löse» und Zu der Verschiedenheit der Häuser in den einzelnen Dörfern stellen sich * Es ist selbstverständlich, daß dieser Grundsatz nur in großen Zügen durchgeführt werde» dünn, und daß die Grenze» häufig durch den Einfluß, den die Bauweise einer Stadt ge¬ winnt, übersprungen werde». Daß er aber besteht, zeigt sehr deutlich eine Vergleichung der betreffende» Verhältnisse in Dänemark, wo bei dem geringeren Alter der städtischen Entwick¬ lung die Anfänge derselben noch klarer zu Tage treten. S, Mejborg, ttaiMv v/rnslcs llsoui. Kopenhagen, 1888. Grenzboten 1l 1889 !'>4
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0273" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/205004"/> <fw type="header" place="top"> Bas alte Dorf in deutscher Landschaft und sein Lüde</fw><lb/> <p xml:id="ID_696" prev="#ID_695"> doch überall die stete Neigung, diesen Zusammenhang alsbald zu löse» und<lb/> die von dort empfangene» Keime der Verschiede»heit von Land und Stadt den<lb/> Mitteln und Bedürfnissen gemäß selbständig auszubilden. Auch darf hierbei<lb/> nicht vergesse» werden, daß das städtische Haus seinerseits wieder vou dem<lb/> Bauernhause empfange» hat, daß es überhaupt ursprünglich nur eine Nach¬<lb/> ahmung des Bauernhauses der Umgebung war, und daß dieser alte Zusammen¬<lb/> hang noch bis auf den heutigen Tag durchscheint i» gewissen Grundverschieden-<lb/> heiten, die für die Entwicklung des städtischen Hauses in den verschiednen Gegenden<lb/> Deutschlands bestimmend gewesen. Wenn in den Städten Thüringens und<lb/> des südöstlichen Niedersachsens, wie in Halberstadt, Braunschweig, die Häuser<lb/> uicht, wie in Lübeck, Lüneburg, Münster, Giebelhäuser sind, sondern eine<lb/> Langfront haben, so kann dieser Gegensatz nur durch deu Umstand be¬<lb/> friedigend erklärt werden, daß das Bauernhaus derselben Gegend die gleiche<lb/> Eigentümlichkeit zeigt und nicht, wie sowohl das fränkische als das nieder¬<lb/> sächsische, den Giebel nach der Straße kehrts)</p><lb/> <p xml:id="ID_697" next="#ID_698"> Zu der Verschiedenheit der Häuser in den einzelnen Dörfern stellen sich<lb/> die Unterschiede in der Bauart der verschiedenen Gegenden des deutschen Landes.<lb/> Wir finden hier Gegensätze, wie sie schärfer kaum gedacht werden können und<lb/> wie sie vermutlich nirgends nnter annähernd gleichen Verhältnissen wieder<lb/> vorkommen. Die äußersten Pole dieser, ohne Zweifel von denselben Anfängen<lb/> ausgegangenen Entwicklung werden bezeichnet durch das alte niedersächsische<lb/> Haus und durch deu alten steirisch-kärntnischen Hof. Das niedersächsische<lb/> Haus, wie es sich in seiner ältesten Gestalt noch heute, wenn auch immer<lb/> seltner, von der Eider an der schleswigschen Grenze über die Gelüude der<lb/> untern Elbe, Weser und Ems hinüber bis an die Zuhdersee verfolget: läßt, ist<lb/> bekanntlich ein Einbau, der unterhalb seiner niedrigen, nnrmannshohen Wände und<lb/> unter dem hoch und spitz ragenden, nach allen Seiten, auch auf den Giebeln gleich¬<lb/> tief herabsteigenden Strohdach alle wesentliche» Räume für Wohnung und Wirt¬<lb/> schaft birgt. Den Hauptraume bildet die „Dake," die sich vou der der Straße<lb/> zugewendeten Giebelseite gleich einem hohen und weiten Mittelschiffe nach innen<lb/> erstreckt und in ihren Ausmaßen vor allen andern Räumen bevorzugt erscheint,<lb/> wie sie denn, zunächst Dreschtenne und Einfahrt für die nach oben, ans den<lb/> „Ballen" abgeladene Ernte, bei allen Geschäften und Verrichtungen aushelfen<lb/> muß, für die ein besondrer Raum nicht vorgesehen ist. Seitwärts an Lang-</p><lb/> <note xml:id="FID_35" place="foot"> * Es ist selbstverständlich, daß dieser Grundsatz nur in großen Zügen durchgeführt werde»<lb/> dünn, und daß die Grenze» häufig durch den Einfluß, den die Bauweise einer Stadt ge¬<lb/> winnt, übersprungen werde». Daß er aber besteht, zeigt sehr deutlich eine Vergleichung der<lb/> betreffende» Verhältnisse in Dänemark, wo bei dem geringeren Alter der städtischen Entwick¬<lb/> lung die Anfänge derselben noch klarer zu Tage treten. S, Mejborg, ttaiMv v/rnslcs llsoui.<lb/> Kopenhagen, 1888.</note><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten 1l 1889 !'>4</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0273]
Bas alte Dorf in deutscher Landschaft und sein Lüde
doch überall die stete Neigung, diesen Zusammenhang alsbald zu löse» und
die von dort empfangene» Keime der Verschiede»heit von Land und Stadt den
Mitteln und Bedürfnissen gemäß selbständig auszubilden. Auch darf hierbei
nicht vergesse» werden, daß das städtische Haus seinerseits wieder vou dem
Bauernhause empfange» hat, daß es überhaupt ursprünglich nur eine Nach¬
ahmung des Bauernhauses der Umgebung war, und daß dieser alte Zusammen¬
hang noch bis auf den heutigen Tag durchscheint i» gewissen Grundverschieden-
heiten, die für die Entwicklung des städtischen Hauses in den verschiednen Gegenden
Deutschlands bestimmend gewesen. Wenn in den Städten Thüringens und
des südöstlichen Niedersachsens, wie in Halberstadt, Braunschweig, die Häuser
uicht, wie in Lübeck, Lüneburg, Münster, Giebelhäuser sind, sondern eine
Langfront haben, so kann dieser Gegensatz nur durch deu Umstand be¬
friedigend erklärt werden, daß das Bauernhaus derselben Gegend die gleiche
Eigentümlichkeit zeigt und nicht, wie sowohl das fränkische als das nieder¬
sächsische, den Giebel nach der Straße kehrts)
Zu der Verschiedenheit der Häuser in den einzelnen Dörfern stellen sich
die Unterschiede in der Bauart der verschiedenen Gegenden des deutschen Landes.
Wir finden hier Gegensätze, wie sie schärfer kaum gedacht werden können und
wie sie vermutlich nirgends nnter annähernd gleichen Verhältnissen wieder
vorkommen. Die äußersten Pole dieser, ohne Zweifel von denselben Anfängen
ausgegangenen Entwicklung werden bezeichnet durch das alte niedersächsische
Haus und durch deu alten steirisch-kärntnischen Hof. Das niedersächsische
Haus, wie es sich in seiner ältesten Gestalt noch heute, wenn auch immer
seltner, von der Eider an der schleswigschen Grenze über die Gelüude der
untern Elbe, Weser und Ems hinüber bis an die Zuhdersee verfolget: läßt, ist
bekanntlich ein Einbau, der unterhalb seiner niedrigen, nnrmannshohen Wände und
unter dem hoch und spitz ragenden, nach allen Seiten, auch auf den Giebeln gleich¬
tief herabsteigenden Strohdach alle wesentliche» Räume für Wohnung und Wirt¬
schaft birgt. Den Hauptraume bildet die „Dake," die sich vou der der Straße
zugewendeten Giebelseite gleich einem hohen und weiten Mittelschiffe nach innen
erstreckt und in ihren Ausmaßen vor allen andern Räumen bevorzugt erscheint,
wie sie denn, zunächst Dreschtenne und Einfahrt für die nach oben, ans den
„Ballen" abgeladene Ernte, bei allen Geschäften und Verrichtungen aushelfen
muß, für die ein besondrer Raum nicht vorgesehen ist. Seitwärts an Lang-
* Es ist selbstverständlich, daß dieser Grundsatz nur in großen Zügen durchgeführt werde»
dünn, und daß die Grenze» häufig durch den Einfluß, den die Bauweise einer Stadt ge¬
winnt, übersprungen werde». Daß er aber besteht, zeigt sehr deutlich eine Vergleichung der
betreffende» Verhältnisse in Dänemark, wo bei dem geringeren Alter der städtischen Entwick¬
lung die Anfänge derselben noch klarer zu Tage treten. S, Mejborg, ttaiMv v/rnslcs llsoui.
Kopenhagen, 1888.
Grenzboten 1l 1889 !'>4
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |