Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Drittes Vierteljahr.Tagebuchblätter eines Sonntagsxhilosoxchen. uns noch nicht aufgekommen. Wir halten das für bedauerlich angesichts der Tagebuchblätter eines Sonntagsphilosophen. 1.^. Prophezeiungen. (Fortsetzung.) eben Grimmelshausen muß aber auch Leibnizens gedacht werden, Tagebuchblätter eines Sonntagsxhilosoxchen. uns noch nicht aufgekommen. Wir halten das für bedauerlich angesichts der Tagebuchblätter eines Sonntagsphilosophen. 1.^. Prophezeiungen. (Fortsetzung.) eben Grimmelshausen muß aber auch Leibnizens gedacht werden, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0074" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/289197"/> <fw type="header" place="top"> Tagebuchblätter eines Sonntagsxhilosoxchen.</fw><lb/> <p xml:id="ID_282" prev="#ID_281"> uns noch nicht aufgekommen. Wir halten das für bedauerlich angesichts der<lb/> Regsamkeit, welche die Engländer entwickeln. Vielleicht trägt eine gesteigerte<lb/> Aufmerksamkeit unter unsern Gebildeten dazu bei, daß die maßgebenden Kreise<lb/> die Frage immer wieder und wieder in Berücksichtigung ziehen und möglicher¬<lb/> weise doch Mittel finden, die uns erlauben, unsre kolonialpolitschen Gesichts¬<lb/> punkte am Kilimcr Ndjaro zu erweitern. Hierzu eine kleine Anregung zu geben,<lb/> ist der Zweck dieser Zeilen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Tagebuchblätter eines Sonntagsphilosophen.<lb/> 1.^. Prophezeiungen.<lb/> (Fortsetzung.)</head><lb/> <p xml:id="ID_283" next="#ID_284"> eben Grimmelshausen muß aber auch Leibnizens gedacht werden,<lb/> der neben oder über ihm steht, wie im fünfzehnten Jahrhundert<lb/> Nicolaus von Cues über Friedrich Reiser. Es ist wirklich,<lb/> als ob sich das Verhältnis zwischen diesen beiden im sieb¬<lb/> zehnten Jahrhundert in jenen beiden wiederholte: der Mann aus<lb/> dem Volke, der die schwere Not der Zeit mitten aus ihr selbst heraus mit<lb/> der Phantasie bezwingt, und der Mann des hohen Geistes, der die Not aber<lb/> auch mit großem Herzen voll empfindet und von der Höhe des Lebens ratend,<lb/> mahnend, anweisend eingreift oder dazu thut, was er kann. War Nicolaus ein<lb/> Priester durch die Weihe der Kirche, so erscheint Leibniz in seinem Thun und<lb/> Denken als ein rechter Priester durch die Weihe des Geistes, dabei im Vater¬<lb/> lande wurzelnd mit allen Sinnen, wie der Coblenzer Priester. Das ist erst<lb/> recht ans Licht gestellt worden durch das köstliche Buch von Edmund Pflei-<lb/> derer, G- W. Leibniz als Patriot, Staatsmann und Bildungsträger, ein Licht¬<lb/> punkt in Deutschlands trübster Zeit, Leipzig, 1870 (auf dem Titel könnte noch<lb/> mit stehen: als Mensch). Wie Nicolaus in jener Denkschrift an das Baseler<lb/> Concil, so arbeitet Leibniz in Denkschriften. Briefen und sonst mit allen Mitteln<lb/> an der Not des Vaterlandes und der Zeit, ja an allen europäischen Fragen<lb/> überhaupt, und zwar sein Leben lang, fast ein halbes Jahrhundert hindurch;<lb/> es ist, als schwebte er über dem Chaos wie ein schaffender Geist, alles sehend,<lb/> tief ins Einzelne eindringend mit scharfem Blick und zugleich aus der Höhe,<lb/> aus der Idee und aus der Geschichte genommen das leuchtende Bild zeigend,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0074]
Tagebuchblätter eines Sonntagsxhilosoxchen.
uns noch nicht aufgekommen. Wir halten das für bedauerlich angesichts der
Regsamkeit, welche die Engländer entwickeln. Vielleicht trägt eine gesteigerte
Aufmerksamkeit unter unsern Gebildeten dazu bei, daß die maßgebenden Kreise
die Frage immer wieder und wieder in Berücksichtigung ziehen und möglicher¬
weise doch Mittel finden, die uns erlauben, unsre kolonialpolitschen Gesichts¬
punkte am Kilimcr Ndjaro zu erweitern. Hierzu eine kleine Anregung zu geben,
ist der Zweck dieser Zeilen.
Tagebuchblätter eines Sonntagsphilosophen.
1.^. Prophezeiungen.
(Fortsetzung.)
eben Grimmelshausen muß aber auch Leibnizens gedacht werden,
der neben oder über ihm steht, wie im fünfzehnten Jahrhundert
Nicolaus von Cues über Friedrich Reiser. Es ist wirklich,
als ob sich das Verhältnis zwischen diesen beiden im sieb¬
zehnten Jahrhundert in jenen beiden wiederholte: der Mann aus
dem Volke, der die schwere Not der Zeit mitten aus ihr selbst heraus mit
der Phantasie bezwingt, und der Mann des hohen Geistes, der die Not aber
auch mit großem Herzen voll empfindet und von der Höhe des Lebens ratend,
mahnend, anweisend eingreift oder dazu thut, was er kann. War Nicolaus ein
Priester durch die Weihe der Kirche, so erscheint Leibniz in seinem Thun und
Denken als ein rechter Priester durch die Weihe des Geistes, dabei im Vater¬
lande wurzelnd mit allen Sinnen, wie der Coblenzer Priester. Das ist erst
recht ans Licht gestellt worden durch das köstliche Buch von Edmund Pflei-
derer, G- W. Leibniz als Patriot, Staatsmann und Bildungsträger, ein Licht¬
punkt in Deutschlands trübster Zeit, Leipzig, 1870 (auf dem Titel könnte noch
mit stehen: als Mensch). Wie Nicolaus in jener Denkschrift an das Baseler
Concil, so arbeitet Leibniz in Denkschriften. Briefen und sonst mit allen Mitteln
an der Not des Vaterlandes und der Zeit, ja an allen europäischen Fragen
überhaupt, und zwar sein Leben lang, fast ein halbes Jahrhundert hindurch;
es ist, als schwebte er über dem Chaos wie ein schaffender Geist, alles sehend,
tief ins Einzelne eindringend mit scharfem Blick und zugleich aus der Höhe,
aus der Idee und aus der Geschichte genommen das leuchtende Bild zeigend,
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