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Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Drittes Vierteljahr.

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Deutsche Arbeit in Afrika.

und Techniker erst wird den Wertpflanzen, die für den Welthandel Bedeutung
haben, den notwendigen, besondern Fleiß zuwenden und die Nntzstoffe entdecken,
aus denen Handelsartikel zu schaffen sind.

Das Ergebnis dieser Betrachtungen ist also die Notwendigkeit einer unver¬
züglichen Erforschung unsrer afrikanisch-kolonialen Gebiete in den erwähnten
Beziehungen, und zwar so und zu dem Zwecke, daß die Forschung der Gelehrten
unmittelbar in den Dienst praktischer Anwendung in den kolonialen Gebieten
gestellt werde. Hieraus kommt Soyaux zu einer Forderung und zu einem
Vorschlag, auf den wir oben schon hinwiesen und um deswillen wir uns hier aus¬
führlicher mit dem besprochenen Kapitel beschäftigten. In den britischen Kolonien
sehen wir überall "königliche Botaniker" angestellt, die durch ihre Studien das
Gedeihen der Kolonien fördern, Altes verbessern, Neues anregen. Ihre Studien¬
ergebnisse, die den unmittelbar interessirten Kreisen der Pflanzer und Kolonie¬
bewohner zur Verfügung gestellt sind, laufen in einer Zentralstelle zusammen,
von welcher jene Beamten abhängen, in Xe^v <Ag.rÄ6us in London. Von da
aus werden sie den Industriellen, Kaufleuten und Handelskammern mitgeteilt.
Dabei wird bald auf ein neu entdecktes Kolonialprodukt hingewiesen, bald auf
eine neue Methode, ein älteres Erzeugnis billiger und vollkomner herzustellen,
kurz, die Wissenschaft regt an, und die Praxis setzt diese Anregungen in baare
Münze um. Soyaux verlangt nun ein ähnliches Institut, wie das in Xev
(?g,räem8, eine Anstalt, durch welche die Ergebnisse der Forschung in unsern
Kvlonialgebieten den praktisch interessirten Kreisen des Vaterlandes, den Kauf¬
leuten und Gewerbtreibenden, zugänglich gemacht werden. Und zwar will er,
daß es die Reichsregierung schaffe; denn als eine allen Kreisen nützliche Anstalt
darf ein solches Institut nicht in Privatbauten ruhen. Schon die Gründung
einer Forschungsstation sei mit Jubel begrüßt worden. "Möge jene Station
-- sagt er -- bald nicht mehr die einzige sein -- sie ist in der That schon
nicht mehr die einzige --; als logische Weiterentwicklung und notwendige Krönung
des Gedankens, welcher diese amtliche Stationsgründung veranlaßte, möchte
ich aber die Schaffung eines wie oben erwähnten Zentralinstituts bezeichnen,
welches ... die Forschungsarbeit leitet, verwertet, den praktisch arbeitenden
Kreisen zur Verfügung stellt und in einem unausbleiblich zu erwartenden Ko¬
lonialamt einer Abteilung für Kultivation zu unterstehen hätte."

Eine besondre Empfehlung des erwähnten Buches braucht wohl nach den
hier gegebenen Mitteilungen nicht erst noch ausgesprochen zu werden.




Deutsche Arbeit in Afrika.

und Techniker erst wird den Wertpflanzen, die für den Welthandel Bedeutung
haben, den notwendigen, besondern Fleiß zuwenden und die Nntzstoffe entdecken,
aus denen Handelsartikel zu schaffen sind.

Das Ergebnis dieser Betrachtungen ist also die Notwendigkeit einer unver¬
züglichen Erforschung unsrer afrikanisch-kolonialen Gebiete in den erwähnten
Beziehungen, und zwar so und zu dem Zwecke, daß die Forschung der Gelehrten
unmittelbar in den Dienst praktischer Anwendung in den kolonialen Gebieten
gestellt werde. Hieraus kommt Soyaux zu einer Forderung und zu einem
Vorschlag, auf den wir oben schon hinwiesen und um deswillen wir uns hier aus¬
führlicher mit dem besprochenen Kapitel beschäftigten. In den britischen Kolonien
sehen wir überall „königliche Botaniker" angestellt, die durch ihre Studien das
Gedeihen der Kolonien fördern, Altes verbessern, Neues anregen. Ihre Studien¬
ergebnisse, die den unmittelbar interessirten Kreisen der Pflanzer und Kolonie¬
bewohner zur Verfügung gestellt sind, laufen in einer Zentralstelle zusammen,
von welcher jene Beamten abhängen, in Xe^v <Ag.rÄ6us in London. Von da
aus werden sie den Industriellen, Kaufleuten und Handelskammern mitgeteilt.
Dabei wird bald auf ein neu entdecktes Kolonialprodukt hingewiesen, bald auf
eine neue Methode, ein älteres Erzeugnis billiger und vollkomner herzustellen,
kurz, die Wissenschaft regt an, und die Praxis setzt diese Anregungen in baare
Münze um. Soyaux verlangt nun ein ähnliches Institut, wie das in Xev
(?g,räem8, eine Anstalt, durch welche die Ergebnisse der Forschung in unsern
Kvlonialgebieten den praktisch interessirten Kreisen des Vaterlandes, den Kauf¬
leuten und Gewerbtreibenden, zugänglich gemacht werden. Und zwar will er,
daß es die Reichsregierung schaffe; denn als eine allen Kreisen nützliche Anstalt
darf ein solches Institut nicht in Privatbauten ruhen. Schon die Gründung
einer Forschungsstation sei mit Jubel begrüßt worden. „Möge jene Station
— sagt er — bald nicht mehr die einzige sein — sie ist in der That schon
nicht mehr die einzige —; als logische Weiterentwicklung und notwendige Krönung
des Gedankens, welcher diese amtliche Stationsgründung veranlaßte, möchte
ich aber die Schaffung eines wie oben erwähnten Zentralinstituts bezeichnen,
welches ... die Forschungsarbeit leitet, verwertet, den praktisch arbeitenden
Kreisen zur Verfügung stellt und in einem unausbleiblich zu erwartenden Ko¬
lonialamt einer Abteilung für Kultivation zu unterstehen hätte."

Eine besondre Empfehlung des erwähnten Buches braucht wohl nach den
hier gegebenen Mitteilungen nicht erst noch ausgesprochen zu werden.




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[0446] Deutsche Arbeit in Afrika. und Techniker erst wird den Wertpflanzen, die für den Welthandel Bedeutung haben, den notwendigen, besondern Fleiß zuwenden und die Nntzstoffe entdecken, aus denen Handelsartikel zu schaffen sind. Das Ergebnis dieser Betrachtungen ist also die Notwendigkeit einer unver¬ züglichen Erforschung unsrer afrikanisch-kolonialen Gebiete in den erwähnten Beziehungen, und zwar so und zu dem Zwecke, daß die Forschung der Gelehrten unmittelbar in den Dienst praktischer Anwendung in den kolonialen Gebieten gestellt werde. Hieraus kommt Soyaux zu einer Forderung und zu einem Vorschlag, auf den wir oben schon hinwiesen und um deswillen wir uns hier aus¬ führlicher mit dem besprochenen Kapitel beschäftigten. In den britischen Kolonien sehen wir überall „königliche Botaniker" angestellt, die durch ihre Studien das Gedeihen der Kolonien fördern, Altes verbessern, Neues anregen. Ihre Studien¬ ergebnisse, die den unmittelbar interessirten Kreisen der Pflanzer und Kolonie¬ bewohner zur Verfügung gestellt sind, laufen in einer Zentralstelle zusammen, von welcher jene Beamten abhängen, in Xe^v <Ag.rÄ6us in London. Von da aus werden sie den Industriellen, Kaufleuten und Handelskammern mitgeteilt. Dabei wird bald auf ein neu entdecktes Kolonialprodukt hingewiesen, bald auf eine neue Methode, ein älteres Erzeugnis billiger und vollkomner herzustellen, kurz, die Wissenschaft regt an, und die Praxis setzt diese Anregungen in baare Münze um. Soyaux verlangt nun ein ähnliches Institut, wie das in Xev (?g,räem8, eine Anstalt, durch welche die Ergebnisse der Forschung in unsern Kvlonialgebieten den praktisch interessirten Kreisen des Vaterlandes, den Kauf¬ leuten und Gewerbtreibenden, zugänglich gemacht werden. Und zwar will er, daß es die Reichsregierung schaffe; denn als eine allen Kreisen nützliche Anstalt darf ein solches Institut nicht in Privatbauten ruhen. Schon die Gründung einer Forschungsstation sei mit Jubel begrüßt worden. „Möge jene Station — sagt er — bald nicht mehr die einzige sein — sie ist in der That schon nicht mehr die einzige —; als logische Weiterentwicklung und notwendige Krönung des Gedankens, welcher diese amtliche Stationsgründung veranlaßte, möchte ich aber die Schaffung eines wie oben erwähnten Zentralinstituts bezeichnen, welches ... die Forschungsarbeit leitet, verwertet, den praktisch arbeitenden Kreisen zur Verfügung stellt und in einem unausbleiblich zu erwartenden Ko¬ lonialamt einer Abteilung für Kultivation zu unterstehen hätte." Eine besondre Empfehlung des erwähnten Buches braucht wohl nach den hier gegebenen Mitteilungen nicht erst noch ausgesprochen zu werden.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341847_289122/446>, abgerufen am 24.08.2024.