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Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Drittes Vierteljahr.

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Gin deutsches Reichsanzeigeblatt.

Diesen Übelständen abzuhelfen, dem deutschen Geschäftsmanne eine Gelegen¬
heit zu verschaffen, seine Produkte in ausgiebigster Weise um möglichst billigen
Preis dem konsumirenden Publikum anzubieten und dem durch die Verleihung
des Amtsblatttitels an einzelne Verleger gegebenen Privileg ein Ende zu be¬
reiten, und zugleich dem Staate eine Einnahmequelle zu verschaffen, die ihm
jährlich Dutzende von Millionen zufließen lassen könnte, ist der Zweck des im
Nachstehenden kurz skizzirten Planes eines allgemeinen deutschen Anzeigeblattes, das
vielleicht geeignet wäre, unser gesamtes deutsches Zeitungswesen in eine wirtschaft¬
lich gesündere Bahn zu leiten. Ich denke mir die Sache etwa folgendermaßen.

Die Herausgabe des Blattes, welches den Titel "Deutsches Reichsanzeige¬
blatt" führt, erfolgt durch die kaiserliche Neichspost. Das Blatt enthält lediglich
Inserate und hat zunächst den Zweck, ein Werkzeug zur möglichst ausgiebigen
Verbreitung der Erlasse und Anzeigen sämtlicher staatlichen Amtsstcllen des
Reiches zu sein (weshalb auch alle diese Stellen das Blatt von Amtswegen
zu halten Hütten), des weitern aber auch, dem Privatpublikum Gelegenheit zu
praktischer und billiger Verbreitung von Anzeigen aller Art in möglichst um-
fassender und gründlicher Weise zu geben.

Das Blatt zerfällt zu diesem Zwecke in vier Teile.

Der Hauptteil, unter dem Titel "Deutsches Reichsanzeigeblatt," wird in
der Reichsdruckerei in Berlin hergestellt und enthält die amtlichen Bekannt¬
machungen der Neichsbehörden sowie in den für die königlich preußischen Ge¬
bietsteile des Neichspostgebietes bestellten Exemplaren alle amtlichen Bekannt¬
machungen der preußischen Monarchie. Diese Exemplare erhalten infolge dessen
auf dem Titel den Beisatz: "Zugleich Staatsanzeigeblatt für das Königreich
Preußen."

Die erste Beilage führt den Titel: "Amtsblatt für die königlich preußische
Provinz Brandenburg, Posen" u. s. w. und erscheint am Sitze der betreffenden
Provinzialregierung; der Titel kann auch lauten: "Staatsanzeigeblatt für das
Königreich Sachsen, das Großherzogtum Baden" u. s. w.

Die zweite Beilage führt den Titel: "Amtsblatt für den königlich württem¬
bergischen Donaukreis, Jagstkreis, den königlich preußischen Regierungsbezirk
Danzig" u. s. w. und erscheint am Sitze der betreffenden Stelle.

Die dritte Beilage endlich führt den Titel: "Amtsblatt für den königlich
württembergischen Oberamtsbezirk Ulm" oder "für den königlich preußischen
Kreis so und so." Der Inhalt der Beilage ergiebt sich aus dem Namen.

Das Format des Blattes wäre das eines gewöhnlichen Foliobogens Kanzlei¬
papier, die Anzahl der Seiten würde sich nach dem vorliegenden Material an
Bekanntmachungen richten. Der Abonnementspreis für das Hauptblatt mit den
dem Wohnsitze des Bestellers entsprechenden drei Beilagen wäre vierteljährlich
etwa 50 Pfennige bei freier Zustellung durch die Post ins Haus des Bestellers.
Bestellungen auf das Blatt würde jede Postagentur annehmen. Der Inseraten-


Gin deutsches Reichsanzeigeblatt.

Diesen Übelständen abzuhelfen, dem deutschen Geschäftsmanne eine Gelegen¬
heit zu verschaffen, seine Produkte in ausgiebigster Weise um möglichst billigen
Preis dem konsumirenden Publikum anzubieten und dem durch die Verleihung
des Amtsblatttitels an einzelne Verleger gegebenen Privileg ein Ende zu be¬
reiten, und zugleich dem Staate eine Einnahmequelle zu verschaffen, die ihm
jährlich Dutzende von Millionen zufließen lassen könnte, ist der Zweck des im
Nachstehenden kurz skizzirten Planes eines allgemeinen deutschen Anzeigeblattes, das
vielleicht geeignet wäre, unser gesamtes deutsches Zeitungswesen in eine wirtschaft¬
lich gesündere Bahn zu leiten. Ich denke mir die Sache etwa folgendermaßen.

Die Herausgabe des Blattes, welches den Titel „Deutsches Reichsanzeige¬
blatt" führt, erfolgt durch die kaiserliche Neichspost. Das Blatt enthält lediglich
Inserate und hat zunächst den Zweck, ein Werkzeug zur möglichst ausgiebigen
Verbreitung der Erlasse und Anzeigen sämtlicher staatlichen Amtsstcllen des
Reiches zu sein (weshalb auch alle diese Stellen das Blatt von Amtswegen
zu halten Hütten), des weitern aber auch, dem Privatpublikum Gelegenheit zu
praktischer und billiger Verbreitung von Anzeigen aller Art in möglichst um-
fassender und gründlicher Weise zu geben.

Das Blatt zerfällt zu diesem Zwecke in vier Teile.

Der Hauptteil, unter dem Titel „Deutsches Reichsanzeigeblatt," wird in
der Reichsdruckerei in Berlin hergestellt und enthält die amtlichen Bekannt¬
machungen der Neichsbehörden sowie in den für die königlich preußischen Ge¬
bietsteile des Neichspostgebietes bestellten Exemplaren alle amtlichen Bekannt¬
machungen der preußischen Monarchie. Diese Exemplare erhalten infolge dessen
auf dem Titel den Beisatz: „Zugleich Staatsanzeigeblatt für das Königreich
Preußen."

Die erste Beilage führt den Titel: „Amtsblatt für die königlich preußische
Provinz Brandenburg, Posen" u. s. w. und erscheint am Sitze der betreffenden
Provinzialregierung; der Titel kann auch lauten: „Staatsanzeigeblatt für das
Königreich Sachsen, das Großherzogtum Baden" u. s. w.

Die zweite Beilage führt den Titel: „Amtsblatt für den königlich württem¬
bergischen Donaukreis, Jagstkreis, den königlich preußischen Regierungsbezirk
Danzig" u. s. w. und erscheint am Sitze der betreffenden Stelle.

Die dritte Beilage endlich führt den Titel: „Amtsblatt für den königlich
württembergischen Oberamtsbezirk Ulm" oder „für den königlich preußischen
Kreis so und so." Der Inhalt der Beilage ergiebt sich aus dem Namen.

Das Format des Blattes wäre das eines gewöhnlichen Foliobogens Kanzlei¬
papier, die Anzahl der Seiten würde sich nach dem vorliegenden Material an
Bekanntmachungen richten. Der Abonnementspreis für das Hauptblatt mit den
dem Wohnsitze des Bestellers entsprechenden drei Beilagen wäre vierteljährlich
etwa 50 Pfennige bei freier Zustellung durch die Post ins Haus des Bestellers.
Bestellungen auf das Blatt würde jede Postagentur annehmen. Der Inseraten-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341847_289122/18>, abgerufen am 22.07.2024.