Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Viertes Vierteljahr.Herr Hinrichsen und sein litterarisches Deutschland. Hausprälat Sr. Heiligkeit des Papstes A. Reichsfreiherr von Bartenstein, ein Im Innern Rußlands kam ich auf die Welt, Da entwirft Herr Wilhelm Grothe ein Lebensbild, das sich ganz wie ein Herr Hinrichsen und sein litterarisches Deutschland. Hausprälat Sr. Heiligkeit des Papstes A. Reichsfreiherr von Bartenstein, ein Im Innern Rußlands kam ich auf die Welt, Da entwirft Herr Wilhelm Grothe ein Lebensbild, das sich ganz wie ein <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0100" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/203535"/> <fw type="header" place="top"> Herr Hinrichsen und sein litterarisches Deutschland.</fw><lb/> <p xml:id="ID_220" prev="#ID_219" next="#ID_221"> Hausprälat Sr. Heiligkeit des Papstes A. Reichsfreiherr von Bartenstein, ein<lb/> Bruder der Dichterin, nunmehr Ehrendame am hochadligen Damenstift zu<lb/> Troppau." Da sagt eine Frau Emilie Busse wörtlich: „Obwohl ich von Jngend<lb/> auf das lebhafteste Interesse für unsre deutsche Litteratur hatte, so würde ich<lb/> es damals doch nicht gewagt haben, selbst mit litterarischen Versuchen an die<lb/> Öffentlichkeit zu treten. Erst als Witwe eines höhern Beamten griff ich zur<lb/> Feder. Meine Bemühungen wurden anch bald insofern belohnt, als kleine<lb/> Geistergeschichten in Zeitschriften freundliche Aufnahme fanden." Da „singt"<lb/> Herr Karl Nikolaus von Gerbel-Einband:</p><lb/> <quote> Im Innern Rußlands kam ich auf die Welt,<lb/> Doch bin von deutschen Eltern ich entsprossen.<lb/> In Tübingen einst promovirte ich<lb/> Als Doktor der Philosophie. In Dresden<lb/> Daun fand ich spiiter eine neue Heimat,<lb/> Wo ich in diesen: Augenblick noch lebe.<lb/> Von Liebe sang ich, sang auch fromme Lieder,<lb/> Schrieb andres noch in Poesie und Prosa<lb/> Und hoff' auch manches noch zu produziren.</quote><lb/> <p xml:id="ID_221" prev="#ID_220" next="#ID_222"> Da entwirft Herr Wilhelm Grothe ein Lebensbild, das sich ganz wie ein<lb/> Leihbibliotheksroman aufnimmt, da erfahren wir, daß Frau Mary Graf-<lb/> Bartholomew „vorzugsweise lyrisches Talent" besitzt und sich besonders be¬<lb/> kannt gemacht hat „durch ihre Kochrezepte in Versen, die sie nach den bekann¬<lb/> testen und beliebtesten Volksmelodien gedichtet hat," da finden wir einen Friedrich<lb/> Emanuel Heino, der sich resignirt, „ganz seinen schriftstellerischen Arbeiten zu<lb/> leben" und von dessen Arbeiten nicht eine einzige genannt wird, da berichtet ein<lb/> Herr Heinrich Helmers wörtlich, daß er in früher Jugend von einer für Poesie<lb/> und Kunst begeisterten Mutter in das Reich der Musen geleitet worden sei und<lb/> in seinen Knabenjahren schon die Freude gehabt habe, daß die Tagesblätter seiner<lb/> Vaterstadt (die uns unenthüllt bleibt) unter einem Pseudonym kleinere Gedichte,<lb/> Nätselaufgaben von ihm zum Abdruck brachten, da gesteht ein Herr Konrad Hermann<lb/> ein, daß er „leider bei Begründung eines eignen Geschäfts sein mühsam Erspartes<lb/> wieder einbüßte. Das hinderte ihn aber nicht, weiter zu dichten und zu singen."<lb/> Da berühmt sich Herr Karl Kösting, den Plan zu einem „gigantischen" (!)<lb/> Bühnenwerke, der Pentalogie: „Das gelobte Land, Das Himmelreich, Die neue<lb/> Welt, Ein Weltgericht, Edentraum," geschmiedet zu haben, da erzählt Fräulein<lb/> Auguste Pulvermacher: „Jetzt bin ich Mitarbeiter (I) von verschiedenen in- und<lb/> ausländischen Blättern und Journale (!). Doch meine alte Vorliebe fürs Theater<lb/> ließ mich nicht ruhen, und da ich nicht Theater spielen konnte, begann ich Theater<lb/> zu schreiben," da versichert Wilhelm Nessel, auch Wilhelm von Bergen und<lb/> Ludwig Schwarz genannt, daß er „fest auf dem Pegasus saß und wußte ihn<lb/> trefflich zu lenken," Herr Paul von Schönthan, der Bruder des Lustspiel-<lb/> dichters, der übrigens ehrlich eingesteht, daß er viel, vielleicht manchmal zu</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0100]
Herr Hinrichsen und sein litterarisches Deutschland.
Hausprälat Sr. Heiligkeit des Papstes A. Reichsfreiherr von Bartenstein, ein
Bruder der Dichterin, nunmehr Ehrendame am hochadligen Damenstift zu
Troppau." Da sagt eine Frau Emilie Busse wörtlich: „Obwohl ich von Jngend
auf das lebhafteste Interesse für unsre deutsche Litteratur hatte, so würde ich
es damals doch nicht gewagt haben, selbst mit litterarischen Versuchen an die
Öffentlichkeit zu treten. Erst als Witwe eines höhern Beamten griff ich zur
Feder. Meine Bemühungen wurden anch bald insofern belohnt, als kleine
Geistergeschichten in Zeitschriften freundliche Aufnahme fanden." Da „singt"
Herr Karl Nikolaus von Gerbel-Einband:
Im Innern Rußlands kam ich auf die Welt,
Doch bin von deutschen Eltern ich entsprossen.
In Tübingen einst promovirte ich
Als Doktor der Philosophie. In Dresden
Daun fand ich spiiter eine neue Heimat,
Wo ich in diesen: Augenblick noch lebe.
Von Liebe sang ich, sang auch fromme Lieder,
Schrieb andres noch in Poesie und Prosa
Und hoff' auch manches noch zu produziren.
Da entwirft Herr Wilhelm Grothe ein Lebensbild, das sich ganz wie ein
Leihbibliotheksroman aufnimmt, da erfahren wir, daß Frau Mary Graf-
Bartholomew „vorzugsweise lyrisches Talent" besitzt und sich besonders be¬
kannt gemacht hat „durch ihre Kochrezepte in Versen, die sie nach den bekann¬
testen und beliebtesten Volksmelodien gedichtet hat," da finden wir einen Friedrich
Emanuel Heino, der sich resignirt, „ganz seinen schriftstellerischen Arbeiten zu
leben" und von dessen Arbeiten nicht eine einzige genannt wird, da berichtet ein
Herr Heinrich Helmers wörtlich, daß er in früher Jugend von einer für Poesie
und Kunst begeisterten Mutter in das Reich der Musen geleitet worden sei und
in seinen Knabenjahren schon die Freude gehabt habe, daß die Tagesblätter seiner
Vaterstadt (die uns unenthüllt bleibt) unter einem Pseudonym kleinere Gedichte,
Nätselaufgaben von ihm zum Abdruck brachten, da gesteht ein Herr Konrad Hermann
ein, daß er „leider bei Begründung eines eignen Geschäfts sein mühsam Erspartes
wieder einbüßte. Das hinderte ihn aber nicht, weiter zu dichten und zu singen."
Da berühmt sich Herr Karl Kösting, den Plan zu einem „gigantischen" (!)
Bühnenwerke, der Pentalogie: „Das gelobte Land, Das Himmelreich, Die neue
Welt, Ein Weltgericht, Edentraum," geschmiedet zu haben, da erzählt Fräulein
Auguste Pulvermacher: „Jetzt bin ich Mitarbeiter (I) von verschiedenen in- und
ausländischen Blättern und Journale (!). Doch meine alte Vorliebe fürs Theater
ließ mich nicht ruhen, und da ich nicht Theater spielen konnte, begann ich Theater
zu schreiben," da versichert Wilhelm Nessel, auch Wilhelm von Bergen und
Ludwig Schwarz genannt, daß er „fest auf dem Pegasus saß und wußte ihn
trefflich zu lenken," Herr Paul von Schönthan, der Bruder des Lustspiel-
dichters, der übrigens ehrlich eingesteht, daß er viel, vielleicht manchmal zu
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |