Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Erstes Vierteljahr.Die Weimarer Gesamtausgabe von Goethes Werken. dies Goethes Briefe vom 28. September und 26. Oktober 1827 zeigen; in dem Snphans Behauptung, man müsse dieser Ausgabe in der Anordnung folgen, "Die gleiche Berücksichtigung" wie in der Anordnung soll die Ausgabe Grenzboten I. 1888. 5
Die Weimarer Gesamtausgabe von Goethes Werken. dies Goethes Briefe vom 28. September und 26. Oktober 1827 zeigen; in dem Snphans Behauptung, man müsse dieser Ausgabe in der Anordnung folgen, „Die gleiche Berücksichtigung" wie in der Anordnung soll die Ausgabe Grenzboten I. 1888. 5
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Die Weimarer Gesamtausgabe von Goethes Werken.
dies Goethes Briefe vom 28. September und 26. Oktober 1827 zeigen; in dem
letztem bemerkt er entschuldigend, in alten Tagen lasse man manches hin¬
gehen, was man in jüngern gerügt haben würde. So wenig war der Text
überall gereinigt! Und was hilft es uns, daß Goethe sich solche Mühe gegeben
hat, wenn thatsächlich vorliegt, daß der Druck so vernachlässigt ist, wie wir oben
von unparteiischen Beurteilern hörten.
Snphans Behauptung, man müsse dieser Ausgabe in der Anordnung folgen,
widerlegt sich dadurch, daß, wie wir schon sahen, der Verleger die Folge der
Bände willkürlich geändert hat. Die Vorspiele und Theaterreden, die jetzt erst
den Singspielen folgen, sollten nach Goethes Willen sich im sechsten Bande an
die Übersetzungen des „Mcchomet" und „Tankred" anschließen. Die „Masken¬
züge," die „Karlsbader Gedichte" und „Epimenides," die früher den „symbolisch-
humoristischen Darstellungen," zu denen „Faust" und der ganze Inhalt des
dreizehnten Bandes bis zu den „Geheimnissen" gehörten, vorangegangen waren,
stehen jetzt hinter ihnen, da „Faust" für sich einen Band in Anspruch nahm.
Die „epischen Gedichte und Verwandtes," welche ursprünglich unmittelbar ans die
„symbolisch-satirischen Theaterstücke" folgten, denen auch die „Unterhaltungen,"
als im Sinne der drei politischen Dramen geschrieben, sich gesellten, treten jetzt,
wie bemerkt, seltsam ganz an den Schluß. Trotz aller dieser und andrer will¬
kürlichen, von Goethe mißbilligten Abweichungen sollen wir uns diese Anordnung
als maßgebend gefallen lassen. Freilich ist es richtig, daß in diese sich alles
erst später Gedruckte oder Neuaufzunehmende ohne Schwierigkeit einfügen läßt,
aber bei welcher wäre dies nicht der Fall! und sie wird dadurch nicht die von
Goethe gewünschte. Auch wird man jedenfalls die Bände etwas anders ein¬
richten müssen, hoffentlich nicht einen Band mit „Elpenor" und „Clavigo" be¬
ginnen. Wirklich ist der erschienene erste Teil des „Faust" als vierzehnter
Band bezeichnet, während er in der Ausgabe letzter Hand den zwölften bildete.
„Die gleiche Berücksichtigung" wie in der Anordnung soll die Ausgabe
letzter Hand auch in Fragen der Textkritik verdienen. „Ist nicht mit voller
Gewißheit eine Verderbnis anzunehmen, besteht irgend ein Zweifel an der Not¬
wendigkeit der Änderung, so darf sie nur im Einverständnis mit den Redaktoren
eingeführt werden." Als Beispiel dieser Art wird der Vers der „Zueignung"
angeführt, wo die als Norm dienende Ausgabe letzter Hand den Druckfehler der
an solchen außerordentlich reichen vorletzten ruhig herübergenommen hatte. Freilich
ist es zu billigen, daß von der Ausgabe letzter Hand nur aus zwingenden Gründen
abgegangen werden soll. Aber welche Gründe gelten den Redaktoren als
zwingend? Sollen etwa nur die in einer Ausgabe sich findenden Lesarten das
Recht haben, als Verbesserung aufzutreten? oder höchstens einfache Schreibfehler,
wie versenkt statt versengt (Geb. S. 34ö), Betrübende statt betrübende,
glimmen statt klimmen (Faust 762, 1497), verbessert werden dürfen? Ist es
nicht erlaubt, in der Zueignung zum „Faust" Lied statt Leid in den Worten:
Grenzboten I. 1888. 5
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