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Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Zweites Vierteljahr.

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unabhängig auf, und vor allen Dingen ist er wirklich witzig, so wird ihm selbst
der Angegriffene ein Lächeln nicht versagen oder zum mindesten zu diesem allzn-
menschlichen bösen Spiele eine gute Miene machen; obwohl nicht geleugnet werden
kann, daß nach mehr als hundertjährigem unausgesetzten,, übereifrigem Gebrauch
dies Instrument nachgerade eine bedenkliche Stumpfheit zeigt und ein in dieser
Hinsicht "klassisches" Witzblatt soeben einen erstaunlichen Erfolg damit erzielt, daß
es auf die gute Idee kam, den Spieß einmal umzukehren und über die "Oppo¬
sition" die gehörigen, schließlich nicht mehr zu unterdrückenden Witze zu machen.
Was diese Bemerkung veranlaßt, das ist eine ganz besondre Spezies von "Witz¬
blättern," die vor kurzen einen, wie es scheint, sehr triebkräftigen Absenker auch
nach der deutscheu NcichshauPtstadt entsendet hat. Es ist offenbar eine Wiener
Eigentümlichkeit und entspricht den dortigen alteingesessenen slawisch-italienischen
.,Lebemauus"-Elementen, noch mehr wahrscheinlich dem heutzutage in dieser Sphäre
tonangebenden jüdischen, allerlei Theaterreklame, Theater- und Gesellschaftsklatsch,
kurz "Pikcmtericn" aller Sorten, die sich übrigens gegenwärtig zu einer alle
Pariser Pornographen übertrumpfenden Drastik gesteigert haben, unter dem harm¬
losen und ansprechenden Titel von "Witzblättern" zu verzapfen. Wer kennt sie
uicht, wenn mich nur vou der Zeitnngsauslage her, wo sie in großer Gesellschaft
schon von weitem in die Angen springen, die großen, buntbemalte" Titelblätter
mit den oft mehr traurigen als lustigen "Knrrikaturen." die in Wirklichkeit oft
nichts sind als das Neklamebild einer Sängerin, Tänzerin oder sonstigen "Helden"
der Saison! Die Wiener thun es nun einmal nicht ohne diese bunten Titelbilder,
mich ihre politischen Witzblätter sind damit "geschmückt," sodaß diese Zier als eine
Art Typus erscheint und im "Reiche," wo jene bezeichnete Sorte nie Boden fassen
konnte, sofort als ihr zugehörig erkannt wird. Man wird auch bei diesem neuen
Berliner Witzblatt durch dies besondre Firmenschild nicht getäuscht. Theaterreklame
und Kunstklatsch, zu denen es (nach einigen seit neuester Zeit sich leise verflüch¬
tigenden gesinnungstreuen Witzen) gewöhnlich einladet, wird in diesen Blättern
mit fast mehr als wienerischer Hingebung gepflegt. Auch die "Gesellschaft." wenn
mich, wie erklärlich, etwas "cinkreisig." findet darin ihr Recht. Man ist sich wohl
mich nicht darüber im Unklaren, daß es nicht allzuviel "Gesellschaften" sein können,
aus denen diese wiinge Neuerung hervorgegangen ist, und denen sie entspricht. Die
Herausgeber irren sich offenbar in dem Publikum, an das sie sich wenden. Die
stärkungs- und wcihranchbedürftigen Elemente im Theaterwescn finden beim Nord¬
deutschen kaum Verständnis, geschweige denn Gegenliebe. Darsteller und Dar¬
stellerinnen, selbst die bedeutendsten, pflegt er außerhalb der Bühne ganz ohne
Nimbus zu betrachten, weder idealistisch noch naturalistisch, sondern einfach als
Mitglieder der Gesellschaft, und über allzu geg-mwartsgeizige Mimen macht er sich
sogar mit Vorliebe lustig. Ein so naives Verführer wie das auch nicht mehr
neue. unter der Drapirung "witziger" Randbemerkungen mehr oder minder be¬
kannten "Größen" der Gesellschaft zu einer billigen Verewigung zu verhelfen, wird
der Berliner aber doch zuerst durchschauen. Er wird höchstens den armen Pro¬
fessor bedauern, der leider nicht verhindern kann, daß ihn diese Gesellschaft zu den
ihren rechnet und mit einem ihr eigentümlichen Sportsman nnter der Devise "Dieser
forsch, jener Forscher" (!) zusammenstellt. Wer übrigens von diesem "Witze" noch
nicht genng hat. der koste noch folgende Jllnstrationsprobc. Zu der oft gehörten
und variirten Hyperbel von dem "so klassischen" Wuchse einer Person, die vorgiebt,
um antiken Statuen das Maß ihrer Garderobe abnehmen lassen zu können, denke
man sich ein Bild, auf dem ein Pariser Schneider im Saale des Louvre (!) der


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unabhängig auf, und vor allen Dingen ist er wirklich witzig, so wird ihm selbst
der Angegriffene ein Lächeln nicht versagen oder zum mindesten zu diesem allzn-
menschlichen bösen Spiele eine gute Miene machen; obwohl nicht geleugnet werden
kann, daß nach mehr als hundertjährigem unausgesetzten,, übereifrigem Gebrauch
dies Instrument nachgerade eine bedenkliche Stumpfheit zeigt und ein in dieser
Hinsicht „klassisches" Witzblatt soeben einen erstaunlichen Erfolg damit erzielt, daß
es auf die gute Idee kam, den Spieß einmal umzukehren und über die „Oppo¬
sition" die gehörigen, schließlich nicht mehr zu unterdrückenden Witze zu machen.
Was diese Bemerkung veranlaßt, das ist eine ganz besondre Spezies von „Witz¬
blättern," die vor kurzen einen, wie es scheint, sehr triebkräftigen Absenker auch
nach der deutscheu NcichshauPtstadt entsendet hat. Es ist offenbar eine Wiener
Eigentümlichkeit und entspricht den dortigen alteingesessenen slawisch-italienischen
.,Lebemauus"-Elementen, noch mehr wahrscheinlich dem heutzutage in dieser Sphäre
tonangebenden jüdischen, allerlei Theaterreklame, Theater- und Gesellschaftsklatsch,
kurz „Pikcmtericn" aller Sorten, die sich übrigens gegenwärtig zu einer alle
Pariser Pornographen übertrumpfenden Drastik gesteigert haben, unter dem harm¬
losen und ansprechenden Titel von „Witzblättern" zu verzapfen. Wer kennt sie
uicht, wenn mich nur vou der Zeitnngsauslage her, wo sie in großer Gesellschaft
schon von weitem in die Angen springen, die großen, buntbemalte» Titelblätter
mit den oft mehr traurigen als lustigen „Knrrikaturen." die in Wirklichkeit oft
nichts sind als das Neklamebild einer Sängerin, Tänzerin oder sonstigen „Helden"
der Saison! Die Wiener thun es nun einmal nicht ohne diese bunten Titelbilder,
mich ihre politischen Witzblätter sind damit „geschmückt," sodaß diese Zier als eine
Art Typus erscheint und im „Reiche," wo jene bezeichnete Sorte nie Boden fassen
konnte, sofort als ihr zugehörig erkannt wird. Man wird auch bei diesem neuen
Berliner Witzblatt durch dies besondre Firmenschild nicht getäuscht. Theaterreklame
und Kunstklatsch, zu denen es (nach einigen seit neuester Zeit sich leise verflüch¬
tigenden gesinnungstreuen Witzen) gewöhnlich einladet, wird in diesen Blättern
mit fast mehr als wienerischer Hingebung gepflegt. Auch die „Gesellschaft." wenn
mich, wie erklärlich, etwas „cinkreisig." findet darin ihr Recht. Man ist sich wohl
mich nicht darüber im Unklaren, daß es nicht allzuviel „Gesellschaften" sein können,
aus denen diese wiinge Neuerung hervorgegangen ist, und denen sie entspricht. Die
Herausgeber irren sich offenbar in dem Publikum, an das sie sich wenden. Die
stärkungs- und wcihranchbedürftigen Elemente im Theaterwescn finden beim Nord¬
deutschen kaum Verständnis, geschweige denn Gegenliebe. Darsteller und Dar¬
stellerinnen, selbst die bedeutendsten, pflegt er außerhalb der Bühne ganz ohne
Nimbus zu betrachten, weder idealistisch noch naturalistisch, sondern einfach als
Mitglieder der Gesellschaft, und über allzu geg-mwartsgeizige Mimen macht er sich
sogar mit Vorliebe lustig. Ein so naives Verführer wie das auch nicht mehr
neue. unter der Drapirung „witziger" Randbemerkungen mehr oder minder be¬
kannten „Größen" der Gesellschaft zu einer billigen Verewigung zu verhelfen, wird
der Berliner aber doch zuerst durchschauen. Er wird höchstens den armen Pro¬
fessor bedauern, der leider nicht verhindern kann, daß ihn diese Gesellschaft zu den
ihren rechnet und mit einem ihr eigentümlichen Sportsman nnter der Devise „Dieser
forsch, jener Forscher" (!) zusammenstellt. Wer übrigens von diesem „Witze" noch
nicht genng hat. der koste noch folgende Jllnstrationsprobc. Zu der oft gehörten
und variirten Hyperbel von dem „so klassischen" Wuchse einer Person, die vorgiebt,
um antiken Statuen das Maß ihrer Garderobe abnehmen lassen zu können, denke
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[0053] Kleinere Mitteilungen. unabhängig auf, und vor allen Dingen ist er wirklich witzig, so wird ihm selbst der Angegriffene ein Lächeln nicht versagen oder zum mindesten zu diesem allzn- menschlichen bösen Spiele eine gute Miene machen; obwohl nicht geleugnet werden kann, daß nach mehr als hundertjährigem unausgesetzten,, übereifrigem Gebrauch dies Instrument nachgerade eine bedenkliche Stumpfheit zeigt und ein in dieser Hinsicht „klassisches" Witzblatt soeben einen erstaunlichen Erfolg damit erzielt, daß es auf die gute Idee kam, den Spieß einmal umzukehren und über die „Oppo¬ sition" die gehörigen, schließlich nicht mehr zu unterdrückenden Witze zu machen. Was diese Bemerkung veranlaßt, das ist eine ganz besondre Spezies von „Witz¬ blättern," die vor kurzen einen, wie es scheint, sehr triebkräftigen Absenker auch nach der deutscheu NcichshauPtstadt entsendet hat. Es ist offenbar eine Wiener Eigentümlichkeit und entspricht den dortigen alteingesessenen slawisch-italienischen .,Lebemauus"-Elementen, noch mehr wahrscheinlich dem heutzutage in dieser Sphäre tonangebenden jüdischen, allerlei Theaterreklame, Theater- und Gesellschaftsklatsch, kurz „Pikcmtericn" aller Sorten, die sich übrigens gegenwärtig zu einer alle Pariser Pornographen übertrumpfenden Drastik gesteigert haben, unter dem harm¬ losen und ansprechenden Titel von „Witzblättern" zu verzapfen. Wer kennt sie uicht, wenn mich nur vou der Zeitnngsauslage her, wo sie in großer Gesellschaft schon von weitem in die Angen springen, die großen, buntbemalte» Titelblätter mit den oft mehr traurigen als lustigen „Knrrikaturen." die in Wirklichkeit oft nichts sind als das Neklamebild einer Sängerin, Tänzerin oder sonstigen „Helden" der Saison! Die Wiener thun es nun einmal nicht ohne diese bunten Titelbilder, mich ihre politischen Witzblätter sind damit „geschmückt," sodaß diese Zier als eine Art Typus erscheint und im „Reiche," wo jene bezeichnete Sorte nie Boden fassen konnte, sofort als ihr zugehörig erkannt wird. Man wird auch bei diesem neuen Berliner Witzblatt durch dies besondre Firmenschild nicht getäuscht. Theaterreklame und Kunstklatsch, zu denen es (nach einigen seit neuester Zeit sich leise verflüch¬ tigenden gesinnungstreuen Witzen) gewöhnlich einladet, wird in diesen Blättern mit fast mehr als wienerischer Hingebung gepflegt. Auch die „Gesellschaft." wenn mich, wie erklärlich, etwas „cinkreisig." findet darin ihr Recht. Man ist sich wohl mich nicht darüber im Unklaren, daß es nicht allzuviel „Gesellschaften" sein können, aus denen diese wiinge Neuerung hervorgegangen ist, und denen sie entspricht. Die Herausgeber irren sich offenbar in dem Publikum, an das sie sich wenden. Die stärkungs- und wcihranchbedürftigen Elemente im Theaterwescn finden beim Nord¬ deutschen kaum Verständnis, geschweige denn Gegenliebe. Darsteller und Dar¬ stellerinnen, selbst die bedeutendsten, pflegt er außerhalb der Bühne ganz ohne Nimbus zu betrachten, weder idealistisch noch naturalistisch, sondern einfach als Mitglieder der Gesellschaft, und über allzu geg-mwartsgeizige Mimen macht er sich sogar mit Vorliebe lustig. Ein so naives Verführer wie das auch nicht mehr neue. unter der Drapirung „witziger" Randbemerkungen mehr oder minder be¬ kannten „Größen" der Gesellschaft zu einer billigen Verewigung zu verhelfen, wird der Berliner aber doch zuerst durchschauen. Er wird höchstens den armen Pro¬ fessor bedauern, der leider nicht verhindern kann, daß ihn diese Gesellschaft zu den ihren rechnet und mit einem ihr eigentümlichen Sportsman nnter der Devise „Dieser forsch, jener Forscher" (!) zusammenstellt. Wer übrigens von diesem „Witze" noch nicht genng hat. der koste noch folgende Jllnstrationsprobc. Zu der oft gehörten und variirten Hyperbel von dem „so klassischen" Wuchse einer Person, die vorgiebt, um antiken Statuen das Maß ihrer Garderobe abnehmen lassen zu können, denke man sich ein Bild, auf dem ein Pariser Schneider im Saale des Louvre (!) der

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_288451/53>, abgerufen am 17.09.2024.