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Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Zweites Vierteljahr.

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Donatello.

n Florenz rüstet man eifrig zum fünfhundertjährigem Jubiläum
der Geburt Donatellos. Um dem Feste einen besondern Glanz
zu verleihen, hat man es bis zur Enthüllung der wiederhergestellten
Domfassade hinausgeschoben. Man plant die Grundsteinlegung
zu einem Grabmal des Künstlers in San Lorenzo, eine Fest¬
sitzung und eine Ausstellung von Werken seiner Hand, die ein wissenschaftliches
Verzeichnis aller feiner Arbeiten begleiten soll. Neuerdings hat sogar ein be¬
geisterter Künstler der Mediceerstadt, Barbetti, zur Feier des Jubiläums einen
Festzug, un corso al Aala, nach Art der trionli der Renaissance in Vorschlag
gebracht. An dem in Italien nun einmal unerläßlichen Feuerwerk wird es sicher¬
lich auch nicht fehlen.

Während man so daran geht, das Andenken an den großen Mitbürger
nach alter Florentiner Sitte durch ein Volksfest zu ehren, ist auch die kunst¬
wissenschaftliche Forschung eifrig bemüht gewesen, dem Künstler ihre Fest¬
huldigung darzubringen, indem sie sein Bild in der Erinnerung der Mitwelt
wiederaufzufrischen unternahm. Professor Cavallucci. durch seinen Führer von
Florenz, die Geschichte des Florentiner Doms und sein mit Mounier gemeinsam
verfaßtes Werk über die Nobbiafamilie auch in weitern Kreisen wohlbekannt,
bietet in einem prächtig ausgestatteten Bande*) dem größern Publikum eine
geschmackvolle Auswahl der bedeutenderen Arbeiten Dvnatellos in vorzüglicher
Lichtdruckreproduktion, und in dem beigegebenen Text in knapper, aber fesselnder
Form einen Rechenschaftsbericht über die bisherige Forschung, die in nicht wenigen
Punkten ihm selbst eifrige Förderung verdankt. Ein deutscher Forscher. Schmarsow,
steuert zur Donatellofeier einen Aufsatz**) über den Entwicklungsgang des Künst¬
lers und die Reihenfolge seiner Werke bei, der dadurch von besondrer Bedeutung
wird, daß er ein bisher verloren geglaubtes, aber von dem Verfasser wieder¬
entdecktes Werk Douatellos in die kunstgeschichtliche Literatur einführt. Auch
eine ältere französische Donatellobiographie darf nicht ungenannt bleiben, da sie
zur Popularisirung des großen Florentiners nicht nur durch die lebendige
Schilderung, sondern auch durch die reiche Auswahl charakteristischer Abbildungen
und durch die leider bis jetzt nur in Frankreich erzielbare Billigkeit ihres Preises
viel beigetragen hat. Wir meinen den Donatello von Müntz, der 1886 in der




Vita, va oxsrs Ast DonÄtsUo. Ung,no, Höxli, 1836.
**) Donatello. Festgabe zum siinfhundertjährigen Jubiläum der Geburt Dvnatellos.
Publikation des Vereins für Geschichte der bildenden Künste zu Breslau. Leipzig, 1886.
Donatello.

n Florenz rüstet man eifrig zum fünfhundertjährigem Jubiläum
der Geburt Donatellos. Um dem Feste einen besondern Glanz
zu verleihen, hat man es bis zur Enthüllung der wiederhergestellten
Domfassade hinausgeschoben. Man plant die Grundsteinlegung
zu einem Grabmal des Künstlers in San Lorenzo, eine Fest¬
sitzung und eine Ausstellung von Werken seiner Hand, die ein wissenschaftliches
Verzeichnis aller feiner Arbeiten begleiten soll. Neuerdings hat sogar ein be¬
geisterter Künstler der Mediceerstadt, Barbetti, zur Feier des Jubiläums einen
Festzug, un corso al Aala, nach Art der trionli der Renaissance in Vorschlag
gebracht. An dem in Italien nun einmal unerläßlichen Feuerwerk wird es sicher¬
lich auch nicht fehlen.

Während man so daran geht, das Andenken an den großen Mitbürger
nach alter Florentiner Sitte durch ein Volksfest zu ehren, ist auch die kunst¬
wissenschaftliche Forschung eifrig bemüht gewesen, dem Künstler ihre Fest¬
huldigung darzubringen, indem sie sein Bild in der Erinnerung der Mitwelt
wiederaufzufrischen unternahm. Professor Cavallucci. durch seinen Führer von
Florenz, die Geschichte des Florentiner Doms und sein mit Mounier gemeinsam
verfaßtes Werk über die Nobbiafamilie auch in weitern Kreisen wohlbekannt,
bietet in einem prächtig ausgestatteten Bande*) dem größern Publikum eine
geschmackvolle Auswahl der bedeutenderen Arbeiten Dvnatellos in vorzüglicher
Lichtdruckreproduktion, und in dem beigegebenen Text in knapper, aber fesselnder
Form einen Rechenschaftsbericht über die bisherige Forschung, die in nicht wenigen
Punkten ihm selbst eifrige Förderung verdankt. Ein deutscher Forscher. Schmarsow,
steuert zur Donatellofeier einen Aufsatz**) über den Entwicklungsgang des Künst¬
lers und die Reihenfolge seiner Werke bei, der dadurch von besondrer Bedeutung
wird, daß er ein bisher verloren geglaubtes, aber von dem Verfasser wieder¬
entdecktes Werk Douatellos in die kunstgeschichtliche Literatur einführt. Auch
eine ältere französische Donatellobiographie darf nicht ungenannt bleiben, da sie
zur Popularisirung des großen Florentiners nicht nur durch die lebendige
Schilderung, sondern auch durch die reiche Auswahl charakteristischer Abbildungen
und durch die leider bis jetzt nur in Frankreich erzielbare Billigkeit ihres Preises
viel beigetragen hat. Wir meinen den Donatello von Müntz, der 1886 in der




Vita, va oxsrs Ast DonÄtsUo. Ung,no, Höxli, 1836.
**) Donatello. Festgabe zum siinfhundertjährigen Jubiläum der Geburt Dvnatellos.
Publikation des Vereins für Geschichte der bildenden Künste zu Breslau. Leipzig, 1886.
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[0125] Donatello. n Florenz rüstet man eifrig zum fünfhundertjährigem Jubiläum der Geburt Donatellos. Um dem Feste einen besondern Glanz zu verleihen, hat man es bis zur Enthüllung der wiederhergestellten Domfassade hinausgeschoben. Man plant die Grundsteinlegung zu einem Grabmal des Künstlers in San Lorenzo, eine Fest¬ sitzung und eine Ausstellung von Werken seiner Hand, die ein wissenschaftliches Verzeichnis aller feiner Arbeiten begleiten soll. Neuerdings hat sogar ein be¬ geisterter Künstler der Mediceerstadt, Barbetti, zur Feier des Jubiläums einen Festzug, un corso al Aala, nach Art der trionli der Renaissance in Vorschlag gebracht. An dem in Italien nun einmal unerläßlichen Feuerwerk wird es sicher¬ lich auch nicht fehlen. Während man so daran geht, das Andenken an den großen Mitbürger nach alter Florentiner Sitte durch ein Volksfest zu ehren, ist auch die kunst¬ wissenschaftliche Forschung eifrig bemüht gewesen, dem Künstler ihre Fest¬ huldigung darzubringen, indem sie sein Bild in der Erinnerung der Mitwelt wiederaufzufrischen unternahm. Professor Cavallucci. durch seinen Führer von Florenz, die Geschichte des Florentiner Doms und sein mit Mounier gemeinsam verfaßtes Werk über die Nobbiafamilie auch in weitern Kreisen wohlbekannt, bietet in einem prächtig ausgestatteten Bande*) dem größern Publikum eine geschmackvolle Auswahl der bedeutenderen Arbeiten Dvnatellos in vorzüglicher Lichtdruckreproduktion, und in dem beigegebenen Text in knapper, aber fesselnder Form einen Rechenschaftsbericht über die bisherige Forschung, die in nicht wenigen Punkten ihm selbst eifrige Förderung verdankt. Ein deutscher Forscher. Schmarsow, steuert zur Donatellofeier einen Aufsatz**) über den Entwicklungsgang des Künst¬ lers und die Reihenfolge seiner Werke bei, der dadurch von besondrer Bedeutung wird, daß er ein bisher verloren geglaubtes, aber von dem Verfasser wieder¬ entdecktes Werk Douatellos in die kunstgeschichtliche Literatur einführt. Auch eine ältere französische Donatellobiographie darf nicht ungenannt bleiben, da sie zur Popularisirung des großen Florentiners nicht nur durch die lebendige Schilderung, sondern auch durch die reiche Auswahl charakteristischer Abbildungen und durch die leider bis jetzt nur in Frankreich erzielbare Billigkeit ihres Preises viel beigetragen hat. Wir meinen den Donatello von Müntz, der 1886 in der Vita, va oxsrs Ast DonÄtsUo. Ung,no, Höxli, 1836. **) Donatello. Festgabe zum siinfhundertjährigen Jubiläum der Geburt Dvnatellos. Publikation des Vereins für Geschichte der bildenden Künste zu Breslau. Leipzig, 1886.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_288451/125>, abgerufen am 17.09.2024.